Titel: Universalstativ für die Benutzung des Taschenspectroskopes; von H. W. Vogel.
Autor: H. W. Vogel
Fundstelle: Band 228, Jahrgang 1878, S. 363
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Universalstativ für die Benutzung des Taschenspectroskopes; von H. W. Vogel. Mit Abbildungen. Vogel's Universalstativ für Taschenspectroskope. Der im Laboratorium allgemein gebräuchliche, für Flammenbeobachtungen und für genaue Linienbestimmungen ganz vortreffliche Bunsen'sche Spectralapparat hat den Uebelstand, wenig transportabel zu sein, leicht in Unordnung zu kommen und für Absorptionsbeobachtungen ein zu lichtschwaches Spectrum zu liefern. Ich habe mich deshalb bei chemischen Analysen, sowohl bei Flammen- als auch bei Absorptionsbeobachtungen, wenn es nur auf Erkennung der Körper, weniger auf genaue Linienbestimmungen ankam, stets mit Vorliebe des Taschenspectroskopes mit der Spiegelvorrichtung bedient, welche in Fig. 1 in der verbesserten Form, wie sie jetzt von Schmidt und Haensch in Berlin angefertigt wird, in Naturgrösse abgebildet ist. Die Figur stellt das Spaltende des Taschenspectroskopes dar. Fig. 1., Bd. 228, S. 363 B ist eine abnehmbare Metallkappe mit einer rechteckigen Oeffnung, durch welche direct Licht auf den Spalt T fällt. Auſserdem enthält die Kappe noch eine seitliche Oeffnung O, durch welche das von dem im Bügel g sitzenden, kleinen drehbaren Spiegel m reflectirte Licht auf das Spiegelprisma P fällt, um von diesem in den oberen Theil des Spaltes geworfen zu werden. Man erhält so zwei Spectra über einander, das eine direct zur Beobachtung, das andere zur Vergleichung. Der Spiegel m mit seinem Bügel g sitzt an einem um die Achse des Instrumentes drehbaren Metallring x, so daſs er ganz bei Seite gedreht werden kann, wie in Fig. 2. Der drehbare Ring D dient zur Veränderung der Spaltweite. Das Prisma P sitzt an einem kleinen Hebel h, so daſs es auf Erforderniſs seitwärts gebracht und der ganze Spalt frei gemacht werden kann. Um die Anwendung des Spectroskopes möglichst handlich zu machen, construirte ich neuerdings ein Stativ, welches eine so vielseitige Benutzung des Instrumentes erlaubt, daſs ich es wohl Universalstativ nennen darf. Dieses Stativ ist in Fig. 2 bis 4 abgebildet. Fig. 2 zeigt das Instrument in Anwendung zur Beobachtung von Flammen. Das Taschenspectroskop S ist in eine Klemme L gespannt, die um eine horizontale Achse drehbar ist und an dem Ringe T sitzt, der sich an der Säule C hoch und niedrig stellen läſst. Ein zweiter stellbarer Ring h trägt einen verschiebbaren, langen, rechtwinklig gebogenen Draht d, auf dem man das Glasröhrchen mit eingeschmolzenem Platindraht r steckt, welcher die Probe trägt, die man in der Beobachtungsflamme A erhitzen will. Fig. 2., Bd. 228, S. 364 Zur Bestimmung der in der Flamme A erscheinenden Linien benutzt man eine Vergleichungsflamme B. Man stellt diese Vergleichungsflamme so auf, daſs sie gegenüber der kleinen Oeffnung O (Fig. 1) stehtDen gewöhnlich vor der Oeffnung O stehenden Spiegel m dreht man zu diesem Zwecke seitwärts., hinter welcher sich das Spiegelprisma P (Fig. 1) befindet Statt einer Vergleichungsflamme kann man auch das Sonnenspectrum zur Vergleichung benutzen. Man stellt das Instrument so auf, daſs durch die Oeffnung O Tageslicht fällt, dessen Linien eine Lagenbestimmung der Flammenlinien und daraus mit Hilfe der Bunsen'schen Tafeln eine Erkennung des sie erzeugenden Stoffes gestatten. Fig. 3 zeigt das Instrument in Anwendung für Absorptionsanalysen. Auf dem Draht d steckt ein an einen Kork i geleimter Spiegel Q, der Himmelslicht in das horizontal stehende Spectroskop S wirft. Die zu beobachtenden Flüssigkeiten befinden sich in den Reagensröhren R' und R'', die durch federnde stellbare Klemmen H' und H'' gehalten werden. Die zu untersuchende Flüssigkeit bringt man unmittelbar vor den Spalt des Spectroskopes, die damit zu vergleichende Flüssigkeit vor den Spiegel m. Behufs Beobachtung mit Lampenlicht vertausche ich den Spiegel Q mit einem Schwanzbrenner, der mittels Oese auf den Draht d aufgesteckt werden kann. Fig. 3., Bd. 228, S. 365 Fig. 4., Bd. 228, S. 365 Will man Gläser auf ihre Absorption untersuchen, so klemmt man diese mit besonderer Klemme K ein, die um G drehbar ist und der sich jede beliebige Lage geben läſs. Wer freie Aussicht hat, kann das Spectroskop direct auf den Himmel richten und bedarf des Spiegels Q nicht. Will man lange Flüssigkeitsschichten untersuchen, wie es öfter bei sehr verdünnten Lösungen nöthig ist, so füllt man diese in ein Reagensglas K (Fig. 4), umwickelt es mit Papier (um Nebenlicht abzuhalten), klemmt es senkrecht ein und stellt das Spectroskop S durch Drehung um die Achse L (Fig. 2) ebenfalls senkrecht. Der an dem Draht d steckende Spiegel Q (Fig. 4) wirft dann Licht durch die Röhre mit der Flüssigkeit in das Spectroskop; der seitwärts stehende kleine Spiegel m am Spectroskop gibt von dem directen, von Q gespiegelten Licht ein Vergleichungsspectrum. Es ist selbstverständlich, daſs sich das beschriebene Stativ leicht tragbar einrichten läſst. Der Fuſs F kann durch einen flachen Kasten ersetzt werden, welcher das Spectroskop, die Klemmen, die Säule C und einige Reagensgläser u.a. enthält, und auf den man die Säule C im Benutzungsfalle aufschraubt. Ich habe mich des Instrumentes auch zur Beobachtung von Funkenspectren mit groſsem Vortheil bedient. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1877 S. 1428.)