Titel: | Ueber die Eigenschaften der Verbindungen des Eisens mit anderen Metallen. |
Autor: | r. |
Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 428 |
Download: | XML |
Ueber die Eigenschaften der Verbindungen des
Eisens mit anderen Metallen.
Billings, über Verbindungen des Eisens mit anderen
Metallen.
Es ist vielfach die Ansicht verbreitet, daſs die Verbindung des Eisens mit gewissen
Metallen und einzelnen Metalloiden einen günstigen Einfluſs auf die Qualität
ausübt. Die vorzüglichen Eigenschaften gewisser Stahlsorten schrieb man namentlich
solchen Verbindungen zu. Die betreffenden Untersuchungen wurden indessen unter der
Einwirkung so mannigfacher Umstände vorgenommen, und deren Resultate sind theilweise
so widersprechender Natur, daſs ein näheres Studium dieses Kapitels wohl am Platze
ist.
G. H. Billings zu Norway Iron Works in Boston, Mass.,
unternahm eine Reihe von Experimenten, um zu prüfen, in welcher Weise die Aufnahme
verschiedener anderer Metalle auf die Eigenschaften des Eisens einwirkt, und verfuhr
dabei in der Weise, daſs er die einzelnen Elemente zunächst auf möglichst reines und
Kohlenstoff-armes Eisen wirken lieſs und dann dieselben Versuche bei allmälig
wachsendem Kohlenstoffgehalt wiederholte. Die Ermittlung der specifischen Gewichte
wurde mit Bruchstücken der erkalteten Guſsblöcke vor der Weiterbearbeitung
vorgenommen. Die Mengen, mit welchen er arbeitete, betrugen bei allen Versuchen
ungefähr 7k, welche stets der Flamme eines Siemens-Martin'schen Regenerativofens ausgesetzt, in
offenem Tiegel geschmolzen wurden. Hierbei wurden folgende in dem American Institute of Mining Engineers vorgetragene und
im Engineer and Mining Journal, 1877 Bd. 23
veröffentlichte Beobachtungen gemacht.
Eisen und Nickel. Bei der Behandlung des Eisens mit
Nickel, bis zum Betrag von 8 Proc. des letzteren, entstand stets eine vollkommene
Legirung, ohne daſs dabei eine Damascirung der Oberfläche aufgetreten wäre, wie sie
Liebig beobachtet hat. Es wurde dazu ein Eisen mit
0,08 Proc. Kohlenstoff und 7,766 sp. G. genommen. Als das Eisen vollständig
geschmolzen war, wurden 0,08 Proc. Nickel zugesetzt, wodurch ein leichtes Aufkochen
entstand, welches der Masse den Anschein einer eintretenden gröſseren
Dünnflüssigkeit gab. Nach etwa 30 Minuten wurde die Mischung unter Funkensprühen in
eine eiserne Form gegossen. Der Guſsblock wurde nach dem Erkalten den Schlägen eines
Dampfhammers ausgesetzt, bis er brach. Die Bruchfläche unterschied sich in nichts
von derjenigen des reinen Eisens. Eben so wenig war dies der Fall mit dem äuſseren
Ansehen der Bruchstücke nach dem Abdrehen, Poliren und Aetzen. Eine Probe wurde bis
zu Weiſsgluthitze gebracht und gehämmert, worauf es schon nach einigen Schlägen in
kleine Bruchstücke zerfiel. Ein anderes Stück, auf Schweiſshitze gebracht, lieſs
sich gut schmieden, bis es rothglühend geworden unter jedem Schlag des Hammers
zerfiel. Hieraus folgt, daſs die Verbindungen des Nickels mit Eisen bei Weiſsglut
sich kaum abweichend vom reinen Eisen verhalten, während dieselben bei Rothglut
höchst brüchig sind. Nach der Analyse hatte die Legirung 0,732 Proc. Nickel, 0,07
Proc. Kohlenstoff und 7,787 sp. G. Bei Wiederholung der Versuche ergab sich dasselbe
Resultat.
Als man das Eisen behufs höherer Kohlung mit reinem Kohlenstoffreichem Stahl versetzte, bevor das
Nickel zugebracht wurde, so daſs der Kohlenstoff- und Nickelgehalt ungefähr gleiche
Höhe erreichten, wurde der Guſsblock bis auf 29mm
Dicke ausgeschmiedet, gehärtet und zu Meiseln verarbeitet; letztere wurden indessen
beim Abdrehen einer Hartwalze unter Anwendung ziemlich bedeutender Pressung und
dickem Span schon nach der vierten Umdrehung der Walze stumpf. Die Einwirkung des
Nickels wird demnach bei höherem Kohlenstoffgehalt insofern abgeschwächt, als die
Legirung sich bei niedrigerer Temperatur schmieden läſst und gehärtet werden
kann.
Ein anderes Stück der Mischung wurde bei Hellrothglühhitze zu einem Stab von 13 ×
16mm ausgewalzt, in Stücke gehauen und an zwei
Enden abgeschrägt. Nachdem die beiden Enden, um eine reine Oberfläche zu erhalten,
in feinen Sand eingetaucht und einer guten Schweiſshitze ausgesetzt worden waren,
wurden sie unter dem Hammer vereinigt und bis zum Eintritt von Dunkelrothglut
bearbeitet. Der Stab brach hierauf nächst der Schweiſsstelle an beiden Seiten ab.
Das zusammengeschweiſste Bruchstück bekam beim Zusammenschlagen über dem Hörn eines
Ambosses allerwärts Risse, zeigte also deutlich Rothbruch. Die Analyse ergab 0,72
Proc. Kohlenstoff, 0,66 Proc. Nickel und 7,758 sp. G. Ein Guſsblock mit 6 Proc.
Nickel und wenig Kohlenstoff unterschied sich im Bruche nur wenig von demjenigen des
reinen Eisens, war auch ziemlich fest und weich bei der Bearbeitung im kalten
Zustand. Rothglühend gemacht, zerfiel er unter dem Hammer in Stücke. Sein
specifisches Gewicht war 7,851.
Eisen und Kupfer. Bei der Behandlung von Eisen mit 2
Proc. Kupfer, genau in derselben Weise, wie vorhin beschrieben, entstand eine
dunkelgraue, dichte, körnige Bruchfläche. Die Guſsstücke waren so rothbrüchig, daſs
sie unter dem Hammer in Körner zerfielen. Abgedreht, polirt und geätzt zeigten sie
Homogenität ohne deutliche krystallinische Structur. Erhitzt und in Wasser
abgekühlt, entstand auf der Oberfläche eine Kupfer-ähnliche Haut. Kalt bearbeitet,
waren sie sehr schwach und brachen leicht in der Hitze. Eine Mischung von Kupfer,
Nickel und Eisen brach noch leichter und zeigte grobe Krystalle, welche von der
Mitte des Blockes strahlenförmig ausliefen, ähnlich der Structur des Spiegeleisens.
Sie war kaltbrüchig, aber weniger rothbrüchig als die Verbindung eines der beiden
Metalle mit Eisen allein. Durch Aetzen wurde die krystallinische Structur viel
deutlicher erkennbar.
Eisen und Zinn. Eine Mischung von Eisen mit etwa 1 Proc.
Zinn, wie vorstehend behandelt, war leicht brüchig, hatte auf der Bruchfläche eine
feine, helle krystallinische Structur, war gegen die Mitte etwas luckig und zeigte
in den Vertiefungen einen Zinn-ähnlichen Glanz. Unter der Loupe erschienen
unausgebildete Krystalle, und die Masse hatte ein schwamm ähnliches Ansehen. Nach
dem Abdrehen, Poliren
und Aetzen erschien sie homogen. Unter der Schere war sie trocken, hart und lieſs
sich eher abbrechen, als schneiden; sie war entschieden kaltbrüchig. In
rothglühendem Zustand ausgewalzt, zerfiel sie in Stücke und zerstiebte, weiſsglühend
unter den Hammer gebracht, in eine Unmasse kleiner Theilchen, welche theilweise,
staubähnlich unherfliegend, in der Luft verbrannten. Die Mischung war also kalt- und
rothbrüchig. Beim Zusammenschmelzen von Stahl mit Zinn traten dieselben
Erscheinungen auf. Vorgenommene Analysen ergaben 0,73 Proc. Zinn, 0,06 Proc.
Kohlenstoff und 7,805 sp. G. Von allen Metallen, welche versuchsweise mit dem Eisen
zusammengeschmolzen wurden, hatte Zinn den schädlichsten Einfluſs.
Eisen und Platin. Eisen vereinigt sich mit Platin bei
verhältniſsmäſsig niedriger Temperatur und in jedem Verhältnisse. Die Mischung ist
härter und läſst sich bei hohen Temperaturgraden weniger leicht bearbeiten als die
Verbindung von Eisen mit gleicher Menge Kohlenstoff. Die Bruchfläche einer Legirung
von Eisen mit 1 Proc. Platin zeigt kaum einen Unterschied gegen diejenige des reinen
Eisens; das Korn dagegen ist etwas feiner, ähnlich hochgekohltem Stahle. Beim
Auswalzen einer Mischung von Eisen mit 0,82 Proc. Platin und 0,08 Proc. Kohlenstoff
in Rothglühhitze zerfiel der ganze Stab in 5 bis 8cm groſse Stücke. Weiſsglühend zerbröckelte die Masse schon unter dem
Hammer. Das specifische Gewicht war 7,861. Dasselbe Eisen mit 4 Proc. Platin und 2
Proc. Kohlenstoff zeigte, rothglühend gehämmert und ausgewalzt, nur leichte Spuren
von Rothbruch, stand jedoch an Qualität derjenigen des reinen Eisens mit gleicher
Menge Kohlenstoff bedeutend nach. Zahlreiche namentlich mit dünnen Eisensorten
vorgenommene Versuche führten stets zu dem Ergebniſs, daſs das Eisen bei Anwesenheit
fremder Elemente nie denjenigen Grad von Festigkeit erreicht, wie beim Vorhandensein
von Kohlenstoff allein.
Eisen und Antimon. Durch Hinzufügung von 1 Proc. Antimon
zu geschmolzenem Eisen entstand, nachdem die Mischung 20 Minuten im Ofen gestanden,
eine innigere Verbindung, als dies mit Blei, Zink oder Kupfer der Fall ist. Die
Bruchfläche der Masse zeigte nichts Auſsergewöhnliches. Bei der Bearbeitung des
kalten Guſsblockes unter einem leichten Hammer brach derselbe an der
Berührungsstelle. Die Bruchfläche war blasig und grob krystallinisch, wie diejenige
von Blasenstahl mit 1,5 Proc. Kohlenstoff. Beim Auswalzen zerfiel er in Stücke und
zeigte überhaupt sowohl Kalt- als Rothbruch.
Eisen und Wismuth. Eine Mischung von geschmolzenem Eisen
mit 5 bis 10 Proc. Wismuth, welche hergestellt wurde, ohne daſs die Masse kochte
oder sich aufblähte, lieſs sich nach dem Erkalten nur mit groſser Mühe durchbrechen
und zeigte eine schöne, dem Bessemerstahl ähnliche Bruchfläche. Die Masse war härter
als reines Eisen, ohne daſs die Stärke bedeutend abnahm. Bei der Bearbeitung und dem Auswalzen von
Verbindungen von Eisen mit Wismuth zeigte sich stets Rothbruch, selbst dann, wenn
nur Spuren des letzteren vorhanden sind. Karsten
berichtet zwar, daſs die Verbindungen von Wismuth mit Eisen, abgesehen von der
Verzögerung des Frischens, keine auſsergewöhnlichen Eigenschaften aufweisen; doch
scheint es, daſs die von ihm verwendeten Eisensorten hoch gekohlt waren, wodurch der
Einfluſs des fremden Elementes theilweise neutralisirt wurde.
Eisen und Molybdän verbinden sich leicht, die Mischung
ist dünnflüssig, füllt die Formen gut aus und zeigt Rothbruch im höchsten Grade.
Schon der Zusatz von 1 Proc. Molybdän macht das Eisen zu jedem Zweck untauglich.
Eisen und Zink. Beim Zusammengieſsen von Zink mit
geschmolzenem Eisen entstand ein starkes Aufkochen der Masse und reichliche
Entwicklung von Zinkdämpfen. Die rothglühend zu dünnen Platten ausgewalzten
Guſsblöcke zeigten Spuren von Rothbruch. Obgleich das Auswalzen gut von statten
ging, so beeinträchtigte doch das Zink, wenn auch nur in Spuren vorhanden, ganz
bedeutend die Qualität.
Eisen und Blei. Die Resultate waren dieselben, wie bei
der Verbindung von Eisen mit Zink.
Eisen und Silber vereinigen sich schwer. 0,5 Proc.
Silber, in geschmolzenes Eisen gebracht und nach 20 Minuten in eine Form gegossen,
lieferte zwar ein Gemisch, welches die Formen gut ausfüllt; allein in der ganzen
Masse des Guſsblockes sowohl als in der anhängenden Schlacke fanden sich kleine
Silberkügelchen vertheilt. Die Mischung lieſs sich schwer brechen und zeigte eine
dichte krystallinische Bruchfläche. Sie war härter als reines Eisen, aber
rothbrüchig. Die Analyse ergab nur Spuren von Silber.
Eisen und Kobalt. 0,5 Proc. Kobalt wurde in Form von
Oxydul, innig vermischt mit pulverisirter Holzkohle, auf den Boden eines
Schmelztiegels gelegt und zunächst mit Eisendrehspänen, dann mit ungefähr 7k kleiner Eisenstückchen überdeckt. Nach
vollständiger Schmelzung wurde die Masse vergossen und zeigte einen hell
krystallinischen Bruch. In Stäbe von 50 × 16mm
ausgewalzt, zeigte die Verbindung Spuren von Rothbruch. Ein Versuch, aus der Masse
Hufnägel herzustellen, scheiterte vollständig, da dieselben beim Ausschmieden
Kantenrisse bekamen und ungefähr 1/5 schwächer waren als das dazu verwendete Eisen. Die
Analyse zeigte 0,33 Proc. Kobalt.
–r.