Titel: | Mittheilungen aus dem Laboratorium für chemische Technologie an der k. k. technischen Hochschule in Lemberg; von Professor Dr. Rudolf Günsberg. |
Autor: | Rudolf Günsberg |
Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 451 |
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Mittheilungen aus dem Laboratorium für
chemische Technologie an der k. k. technischen Hochschule in
Lemberg; von Professor Dr. Rudolf Günsberg.
Mit Abbildungen.
Günsberg, chemische Mittheilungen.
1) Ueber die Reinigung
Magnesia-haltiger Wässer.
In den meisten Fällen, wo es sich in der Technik um die Reinigung von Wasser handelt,
hat man es in der groſsen Regel mit Kalk- und Magnesiasalzen zu thun, welche
entweder aus dem Wasser zu entfernen oder wenigstens darin unschädlich zu machen
sind. Da jedoch die meisten Brunnen- und Quellwässer neben viel Kalk
verhältniſsmäſsig nur geringe Mengen von Magnesia enthalten, wurde bei allen bis
jetzt bekannten Methoden der Wasserreinigung auf chemischem Wege das Augenmerk
hauptsächlich auf die Kalksalze gelenkt.
Vor einiger Zeit bekam ich von der Centralleitung der Lemberg-Czernowitz-Jassyer
Eisenbahn ein Speisewasser aus Jassy zur Untersuchung, welches überhaupt sehr
salzreich war und mehr Magnesia als Kalk enthielt; da mir dabei auch die Aufgabe
gestellt wurde, den Grad der Reinigung dieses Wassers gegen Kesselsteinbildung bei
Anwendung des Bohlig'schen Magnesiapräparates zu
ermitteln, hatte ich Gelegenheit einige Beobachtungen zu machen, welche nicht ohne
Interesse sein dürften.
Von den vielen chemischen Mitteln, welche für jetzt zur Reinigung des Wassers
praktische Anwendung finden, haben wir in Betracht zu ziehen die Anwendung von:
1) Kalkhydrat (Methode von Clark),
2) Chlorbarium und Kalk (Methode von de Haën),
3) Soda allein oder in Combination mit Kalkhydrat (Methode von Berenger und Stingl, von
F. Schulz),
4) Magnesiahydrat (Methode von Bohlig).
Durch den Zusatz von Kalkhydrat kann aus dem Wasser bekanntlich das Calciumbicarbonat
mit Sicherheit abgeschieden werden, und zwar wird, wenn im Wasser der Kalk nur als
Bicarbonat enthalten ist, durch dieses Mittel auch ein Weichmachen des Wassers
bewirkt, weil der Kalk als Carbonat völlig abgeschieden wird. Auf Calciumsulfat
bleibt dagegen ein Kalkhydratzusatz ohne Wirkung. Wie sich jedoch dieses Mittel bei
Wässern verhält., welche blos Magnesiabicarbonat oder neben Kalk auch beträchtliche Mengen von Magnesiasalzen enthalten,
liegen uns in der Literatur für jetzt keine klaren Angaben vor. In der Regel wird
angenommen, daſs auch aus Magnesiumbicarbonat durch den Zusatz einer entsprechenden
Menge Kalkhydrates die Magnesia sich völlig als Carbonat ausscheide. Beweise für
diese Annahme konnte ich jedoch nicht finden, und da mir wegen des eigenthümlichen
Verhaltens der Magnesiasalze in dieser Richtung eine solche Annahme nicht ganz
sicher erschien, fand ich mich zur Anstellung folgenden Versuches veranlaſst.
Reines destillirtes Wasser wurde mit Magnesia alba im Ueberschusse versetzt und in dasselbe in einem Kolben
blos unter dem Drucke der Wasserschicht bei gewöhnlicher Temperatur so lange
Kohlensäure eingeleitet, als noch absorbirt wurde. Das von dem Absatze abfiltrirte
Wasser enthielt im Liter 8g,330 CO2 und 3g,796 MgO;
die Magnesia war daher im Wasser als Bicarbonat gelöst.
Zu 200g dieses Wassers wurde nun
Kalkhydrat, erhalten durch das Brennen von 2g
reinen Marmors, nach dem Löschen desselben als Kalkmilch zugesetzt (nach der
Rechnung wären dem Magnesiagehalte entsprechend 1g,894 Marmor zu brennen), gut um geschüttelt, einige Zeit stehen gelassen,
filtrirt und das Filtrat auf einen Magnesiagehalt untersucht. Bei der Bestimmung der
Magnesia als Pyrophosphat wurden im Filtrate 0g,4552 MgO gefunden. Das Wasser enthielt demnach nach der Fällung mit
Kalkhydrat in 1l noch 2g,276 MgO, so daſs durch den Kalkzusatz in der
Kälte blos 40 Proc. des ursprünglichen Magnesiagehaltes ausgeschieden wurden. In
einem zweiten Versuche mit einem Wasser, welches 3g,777 MgO im Liter als Bicarbonat enthielt, wurden bei einem Kalkzusatz,
erhalten durch Brennen von 1g,885 Marmor, zu
200cc Wasser blos 38,2 Proc. der
ursprünglichen Magnesia ausgeschieden. Nur durch Aufkochen des Magnesia-haltigen
Wassers nach dem Kalkzusatze wird die Magnesia gänzlich ausgeschieden; allein dies
geschieht auch durch bloses Kochen ohne Kalkzusatz; das Filtrat von 200cc Wasser enthielt, nachdem es früher durch
längere Zeit mit aufsteigendem Kühler gekocht wurde, blos 0g,025 MgO.
Wie ich bereits oben angedeutet habe, erhielt ich vom Bahnhofe in Jassy ein
Magnesia-haltiges Wasser zur Untersuchung; dabei wurde mir auch die Aufgabe
gestellt, zu ermitteln, in wie fern das Bohlig'sche
Magnesiapräparat als Zusatz zu diesem Wasser gegen Kesselsteinbildung wirksam wäre.
Die Analyse dieses Wassers ergab folgende Bestandtheile im Liter:
g
Calciumoxyd
0,3358
Magnesiumoxyd
0,5349
Natriumoxyd
1,0132
Chlor
0,9164
Schwefelsäure
0,5326
Salpetersäure
–
Kieselsäure
0,0140
Eisenoxyd und Thonerde
0,0070.
Beim Kochen dieses Wassers durch etwa 1 Stunde im Kolben mit aufsteigendem Kühler
wurde jedoch der ganze Kalkgehalt als Carbonat ausgeschieden. Aus 1l Wasser erhielt ich nach dem Kochen:
Im Filtrate
Im Absatze
g
g
Calciumoxyd
–
0,3352
Magnesiumoxyd
0,4285
0,0998
Natriumoxyd
1,0129
–
Chlor
0,9165
–
Schwefelsäure
0,5319
–
Kieselsäure
0,0028
0,0115
Eisenoxyd und Thonerde
–
0,0068.
Dies war wohl vorauszusehen, indem es eine längst bekannte
Thatsache ist, daſs Magnesium carbonat mit Gyps sich umsetzt in Calciumcarbonat und
Magnesiasulfat. Das Merkwürdige dabei ist jedoch der Umstand, daſs beim Kochen des
Wassers in einem offenen Kolben, wo also das Lösungsmittel immer vermindert wird,
die Umsetzung durchaus nicht so vollständig ist. Beim Einkochen des Jassyer Wassers
in einem offenen Kolben bis zu 1/4 des ursprünglichen Volums enthielt der gebildete,
gut abgewaschene Absatz bestimmbare Mengen von Schwefelsäure, während auch im
Filtrate eine bestimmbare Menge von Kalk nachweisbar war. Aus der Natur des
Absatzes, welcher sich beim Einkochen eines Wassers bildet, läſst sich, ebenso wenig
wie aus der Krystallisation beim Einengen salzhaltiger Lösungen, ein richtiger
Schluſs auf die ursprüngliche Vertheilung von Säuren und Basen im Wasser ziehen.
Beim Kochen mit aufsteigendem Kühler, wo das Lösungsmittel dem Gypse nicht entzogen
wird, scheidet sich der ganze Kalkgehalt als unlösliches Carbonat ab; im offenen
Kolben dagegen scheint in dem Maſse, als dem Gypse das Lösungsmittel entzogen wird,
der Kalk sich theilweise auch in Form von Gyps auszuscheiden.
Die Analyse des Antikesselsteinmittels, dessen Wirkung auf das Jassyer Wasser ich zu
prüfen hatte, ergab als dessen Zusammensetzung:
Magnesiumoxyd
75,14
Magnesiumcarbonat
15,23
Kieselsäure in HCl löslich
1,34
Unlösliches
4,85
Wasser
3,44
––––––
100,00.
Ich hatte demnach offenbar das Magnesiapräparat von Bohlig (1877 226 97) vor mir. Bei den Versuchen, welche mit diesem
Präparate und dem Jassyer Wasser angestellt wurden, zeigte sich, daſs auch dabei ein
Aufkochen des Wassers nach dem Zusätze des
Präparates absolut nöthig ist, da das Wasser sich sonst weder klärte, noch die
Einwirkung eine vollständige wäre. Beim Aufkochen des Wassers, welchem 1g Magnesiapräparat auf 1l Wasser zugesetzt wurde, klärte sich das Wasser
ziemlich rasch, so daſs es leicht vom Bodensatze klar abgezogen werden konnte. 500cc des vom Bodensatze abgezogenen klaren Wassers
wurden in einem Kolben bis ungefähr auf 1/10 des ursprünglichen Volums eingekocht, der
gebildete Absatz von der Flüssigkeit durch Filtration getrennt und sowohl im
Absatze, als im Filtrate, welche beide frei von Kalk sich erwiesen, der
Magnesiagehalt bestimmt. Auf 1l gerechnet,
enthielt der Absatz 0g,1587 MgO, während im
Filtrate 0g,2459 MgO gefunden wurden.
Da das Jassyer Wasser im Liter 0g,5349 MgO
enthielt, so wurde durch den Zusatz des Magnesiapräparates im Ueberschusse und
nachherigem Aufkochen aus dem Wasser abgeschieden: 0g,3358 CaO und 0g,1303 MgO, während 0g,4046 MgO im Wasser gelöst blieben; von diesen
wurde beim Einkochen auf 1/10 des ursprünglichen Volums noch 0g,1587 für 1l
ausgeschieden, welche also Kesselsteinbildung bewirken könnten, während die übrige
Magnesia als im Wasser leicht löslich ganz unschädlich blieb. Da zur Bindung des
Restes der Schwefelsäure, welche im Wasser als an Kalk gebunden angenommen wurde,
0g,1304 MgO ausreichen, so sind auch bei
Anwendung des Magnesiapräparates noch für 1l
0,1155 MgO im Wasser entweder als Bicarbonat oder durch Umsetzung mit den
Natronverbindungen in Verbindung mit Schwefelsäure oder Chlor enthalten. Die beim
Einkochen des Wassers auf 1/10 des ursprünglichen Volums sich entwickelnden
Dämpfe zeigten zwar nach der Condensation keine Spur einer sauren Reaction (vgl. 1876 222 244), was aber auch bei Anwesenheit von Chlormagnesium im Wasser durch die Gegenwart von
Natroncarbonat wohl seine Erklärung finden könnte.
Faſst man das Verhalten der Magnesiasalze zusammen, so ergibt sich folgendes:
1) Magnesiacarbonat wird durch Zusatz von Kalkhydrat nach der Methode von Clark bei gewöhnlicher Temperatur nicht völlig aus dem
Wasser ausgeschieden. Beim Erhitzen zum Kochen bewirkt jedoch Kalkhydrat die
vollständige Fällung aller Magnesiasalze. Aus einer reinen Lösung von
Magnesiabicarbonat wird durch längeres Kochen allein fast alle Magnesia als Carbonat
ausgeschieden; sind jedoch auch Alkalisalze zugegen, so wird die Abscheidung keine
vollständige sein, indem theilweise eine Umsetzung der Magnesia mit den Alkalisalzen
unter Bildung von Alkalicarbonat vor sich zu gehen scheint.
2) Mit den löslichen Kalksalzen, also auch mit dem schwerlöslichen Gyps geht
Magnesiacarbonat beim Kochen nur dann eine vollständige
Umsetzung ein, wenn das Lösungsmittel für das entsprechende Kalksalz nicht bis zur
möglichen Ausscheidung dieses Salzes vermindert wird; in diesem Falle wird, wenn
entsprechend genug Magnesiacarbonat vorhanden ist, bei hinreichend langem Kochen
aller Kalk als Carbonat ausgeschieden.
3) Durch Zusatz von Magnesiahydrat wird Magnesiabicarbonat, wenn im Wasser keine Alkali- und
lösliche Kalksalze enthalten sind, beim Aufkochen als Carbonat völlig ausgeschieden;
bei Gegenwart von Alkalisalzen wird die Ausscheidung der Magnesia aus dem oben
angeführten Grunde keine vollständige sein. Die Umsetzung des Magnesiabicarbonates
mit den löslichen Kalksalzen geht durch Zusatz von Magnesiahydrat, leichter schon
bei blosem Aufkochen, in kurzer Zeit vollständig von statten, so daſs aller Kalk als
Carbonat ausgeschieden wird, während ohne den Zusatz ein längeres Kochen
erforderlich ist.
4) Durch Zusatz von Soda werden die Magnesiasalze nicht vollständig
ausgeschieden.
In Bezug auf die Reinigung Magnesia-haltiger Wässer gegen Kesselsteinbildung folgt
aus dem Vorhergehenden, daſs aus den gewöhnlichen Wässern, welche neben Magnesia
auch noch Kalk- und Alkalisalze in sich enthalten, durch keines der bis jetzt
bekannten Mittel die Magnesia vollständig für die
Kesselsteinbildung mit Sicherheit unschädlich gemacht werden kann; immer wird ein
Theil der im Wasser nach der Reinigung zurückgebliebenen Magnesia beim Verdampfen
des Wassers im Dampfkessel sich ausscheiden und so Kesselsteinbildung verursachen
können, obwohl dasselbe möglicherweise blos als
Schlamm sich ausscheidet. Ferner folgt, daſs von allen bis jetzt bekannten Methoden
der Reinigung das Bohlig'sche Magnesiapräparat für
Magnesiahaltige Wässer noch die besten Resultate geben wird, weil ohne Zusatz
desselben ein viel längeres Kochen des Wassers erforderlich wird und dabei auch im
Wasser mehr Magnesia gelöst bleibt, welche sich beim Einengen des Wassers im
Dampfkessel ausscheidet. Chlorbarium muſs wegen der Bildung von Chlormagnesium ganz
ausgeschlossen bleiben, und auch die Berenger und Stingl'sche Methode wird bei der gewöhnlichen
Verfahrensweise, nämlich auf kaltem Wege, ohne Erfolg bleiben.
Das beste Resultat, nämlich die vollständige Entfernung
des ganzen Magnesia- und Kalkgehaltes des Wassers, also auch ein Weichmachen desselben, wäre nach der Methode von Clark nur dann zu erreichen, wenn nach dem Zusätze der
entsprechenden Menge von Kalkhydrat das Wasser aufgekocht würde, wobei alle Magnesia
als Hydrat sich ausscheidet; nach dem Absetzen des Wassers wäre zur Entfernung des
Kalkes die entsprechende Menge von Soda zuzusetzen und dann auf die bekannte Art zu
verfahren.
2) Ueber die Verbrennung der
flüchtigen Kohlenwasserstoffe des Petroleums im Säuerstoffgase.
Bei der Untersuchung der Producte, welche sich bei der unvollständigen Verbrennung
der Kohlenwasserstoffe von der Formel Cn H2n + 2 bilden und die beim Erhitzen derselben in
einem Rohre bei ungenügendem Sauerstoffzutritte erhalten werden, habe ich so viele
Verbrennungen sowohl der
durch fractionirte Destillation des Petroleumbenzins zwischen engen
Temperaturgrenzen dargestellten Destillate, als auch der bei der unvollständigen
Verbrennung erhaltenen Producte auszuführen, daſs mir an einer raschen Durchführung
der Verbrennungen, namentlich an der Möglichkeit, viele Verbrennungen in einem und
demselben Rohre vornehmen zu können, sehr gelegen war.
Ich versuchte deshalb die Methode von KopferZeitschrift für analytische Chemie, 1878 S.
1. anzuwenden und die Verbrennungen im Sauerstoffgase
mit Hilfe von Asbestplatin auszuführen. Obwohl ich bei der Verbrennung anderer
flüchtiger Körper, wie z.B. von absolutem Alkohol, nach dieser Methode recht
befriedigende Resultate erhielt, wollte mir die Verbrennung der flüchtigen
Kohlenwasserstoffe des Petroleums trotz aller Mühe und aller Vorsichtsmaſsregeln
nicht gelingen; immer entwichen aus dem letzten Kalihydratrohre unverbrannte
Producte, welche dem Gerüche nach wahrnehmbar waren, so daſs die erhaltenen Mengen
Kohlenstoff und Wasserstoff niemals mit dem Gewichte der zur Verbrennung verwendeten
Substanz stimmen wollten.
Der Grund des Miſslingens liegt darin, daſs die Sättigungscapacität des Sauerstoffes
für die Dämpfe dieser Kohlenwasserstoffe bei der Temperatur, auf welche die
Flüssigkeit im Rohre erhitzt wird, eine so groſse ist, daſs der Sauerstoff zur
vollständigen Verbrennung der von ihm mitgeführten Dämpfe nicht ausreicht; da nach
der Kopfer'schen Methode kein anderer Sauerstoff als
grade nur dieser die Verbrennung der Kohlenwasserstoffe unterstützen kann, so ist es
ganz natürlich, daſs trotz des Platinmohrs die Verbrennung aus Mangel an Sauerstoff
keine vollständige sein kann.
Um mich von der Richtigkeit dieser Voraussetzung zu überzeugen, lieſs ich durch einen
mit dem Kohlenwasserstoffe von bekannter Zusammensetzung gefüllten und gewogenen Liebig'schen Kugelapparat bei der Temperatur von 50°
eine bestimmte Menge Sauerstoff durchstreichen und bestimmte dann den Verlust an
Kohlenwasserstoff.
Beim Durchleiten von 1550cc
Sauerstoffgas (reducirt auf 0° und 760mm) durch
einen Kohlenwasserstoff, dessen Siedepunkt zwischen 105 bis 110° lag, bei der
Temperatur von 50° in einzelnen Blasen, verlor der Kugelapparat 0g,9250 an Gewicht. Laut Analyse enthalten die 0g,9250 Kohlenwasserstoff 0g,1413 Wasserstoff und 0g,7837 Kohlenstoff; diese bedürfen bei der
vollständigen Verbrennung zu Wasser und Kohlensäure 3g,2202 Sauerstoff, während die 1550cc
Sauerstoff blos 2g,2162 wiegen.
Bei den Verbrennungen der Kohlenwasserstoffe des Petroleums im Sauerstoffgase, wie
ich sie gegenwärtig ausführe, fülle ich das Rohr nicht mit Asbestplatin, sondern mit
Kupferoxyd, wiege aber dabei die Substanz nicht nach Kopfer in einem zugeschmolzenen Röhrchen, dessen Spitze vor dem
Hineinschieben in das Verbrennungsrohr abzubrechen ist, sondern in einem kleinen
U-förmigen Röhrchen, welches während der Verbrennung auſserhalb der Verbrennungsröhre
sich befindet.
Indem ich die Mittheilung der Resultate meiner Untersuchungen über die bei der
unvollständigen Verbrennung der Kohlenwasserstoffe des Petroleums entstehenden
Producte mir für später vorbehalte, will ich die Art, wie ich die Verbrennungen der
Kohlenwasserstoffe im Sauerstoffstrome ausführe, hier mittheilen, da dieselbe nicht
ganz ohne Interesse sein dürfte, um so mehr, als sich in einer und derselben
Verbrennungsröhre nach einander bis zu 20 Verbrennungen ausführen lassen und dabei
immer höchst befriedigende Resultate erhalten werden.
Die an beiden Seiten offene Verbrennungsröhre von ungefähr 70cm Länge wird mit feinkörnigem Kupferoxyd gefüllt;
an der Seite, wo die Absorptionsapparate kommen, ist ein mit Platinblech umwickelter
Asbestpfropfen angebracht; an der entgegengesetzten Seite, wo die Substanz
hineingebracht wird, befindet sich nach dem Kupferoxyd ebenfalls ein Asbestpfropfen,
dann aber noch bis zum Ende der Verbrennungsröhre eine etwa 6cm lange Schichte von Asbest. Die hintere Hälfte
der Verbrennungsröhre, den Absorptionsapparaten zu, liegt im Ofen in einer Rinne von
Eisenblech, die vordere Hälfte dagegen frei, damit dieser Theil der Röhre durch die
Wärme der eisernen Rinne nicht zu stark erhitzt werde.
Fig. 1., Bd. 228, S. 456Der zu untersuchende Kohlenwasserstoff wird in dem mit zwei gut
schlieſsenden Geisler'schen Hähnen versehenen, aus
einem Thermometerrohre angefertigten, U-förmigen Röhrchen von beistehender Form
(Fig. 1 in ½ n. Gr.) genau abgewogen und mittels
eines Kautschukstöpsels in die auf die bekannte Weise hergerichtete
Verbrennungsröhre, nachdem die Absorptionsapparate gehörig angepaſst sind, dicht
eingesetzt, worauf das zweite Ende des Röhrchens mit den Gasometern für Luft und
Sauerstoff' verbunden wird.
Nachdem der hintere, in der Rinne sich befindliche Theil der Verbrennungsröhre zum
schwachen Rothglühen erhitzt wurde, wird der eine zunächst der Verbrennungsröhre
sich befindliche Hahn des U-förmigen Röhrchens geöffnet und mittels einer Gasflamme
die Flüssigkeit aus dem Röhrchen in die Verbrennungsröhre überdestillirt. Dabei wird
nun auch der vordere Theil der Verbrennungsröhre so heiſs gehalten, daſs die Dämpfe
des Kohlenwasserstoffes sich erst im Kupferoxyd condensiren; der Ort, wo die
condensirte Flüssigkeit sich befindet, ist dann durch eine dunkle Färbung des
Kupferoxydes deutlich erkennbar. Es ist dies höchst wichtig, weil sich dadurch die
Verbrennung mit der gröſsten Sicherheit leiten läſst, indem das Fortschreiten der
Verbrennung sowohl durch das allmälige Kleinerwerden dieses dunkeln Fleckes, als auch
durch das Vordringen desselben nach dem hinteren Theil der Verbrennungsröhre sehr
leicht wahrnehmbar ist. Nachdem die Flüssigkeit in das Verbrennungsrohr
überdestillirt wurde, wird auch der zweite nach den Gasometern gewendete Hahn des
U-förmigen Röhrchens geöffnet und höchst behutsam ein langsamer Strom von
Sauerstoffgas (höchstens 1 Blase in der Secunde) eingeleitet. Die Verbrennung der
Substanz beginnt alsbald, und es darf dabei in der Kugel der Chlorcalciumröhre sich
keine Spur von Dämpfen zeigen; ebenso dürfen die aus dem Kalihydratrohr
entweichenden Gase nicht den geringsten Geruch nach Kohlenwasserstoffen besitzen,
was leicht durch Reguliren des Sauerstoffstromes zu erzielen ist. In dem Maſse, als
die Verbrennung fortschreitet, wird der vordere Theil der Verbrennungsröhre vor dem
dunkeln Fleck gelinde erhitzt und mit dem Erhitzen immer nach dem hinteren Theile
der Röhre fortgeschritten, bis die Verbrennung zu Ende ist; in dem ganzen vorderen
Theile der Verbrennungsröhre sind die Gasflammen so zu reguliren, daſs ihre Spitzen
blos bis zur unteren Wölbung der Röhre reichen. Das weitere Verfahren ist das
bekannte: durch einen stärkeren Sauerstoffstrom wird nun das reducirte Kupfer
oxydirt, dann der Sauerstoff durch Luft verdrängt und die Röhre im Luftstrome
erkalten gelassen.
Durch Auswechseln der Absorptionsapparate und Anbringung eines anderen gewogenen
U-förmigen Röhrchens mit Substanz läſst sich eine neue Verbrennung wieder gleich
beginnen. Durch Abwiegen des leeren U-förmigen Röhrchens erfährt man das Gewicht des
zur Verbrennung verwendeten Kohlenwasserstoffes. Als Belege mögen noch folgende
Resultate der auf diese Weise ausgeführten Verbrennungen dienen.
A) 0g,3682 eines zwischen 105
bis 110° siedenden Kohlenwasserstoffes ergaben bei der Verbrennung 0g,4985 Wasser und 1g,1437 Kohlensäure; daraus berechnet sich:
g
H =
0,0554
C =
0,3119
–––––––
0,3673 statt 0g,3682.
B) 0g,3921 desselben
Kohlenwasserstoffes ergaben 0g,5388 Wasser und
1g,2178 Kohlensäure; daraus berechnet
sich:
H =
0,05986
C =
0,33212
–––––––
0,39198 statt 0,3921.
C) 0g,3693 absoluter Alkohol
ergaben bei der Verbrennung 0g,4303 Wasser und
0g,7062 Kohlensäure; daher gefunden:
H = 0,0478
berechnet
H = 0,0481
C = 0,1926
C = 0,1927.
3) Ueber ein Colorimeter zur
Bestimmung der Farbenintensität von Flüssigkeiten.
Nicht nur in der Technik bei der Controle des Fabriksbetriebes, sondern auch bei
manchen analytischen Bestimmungen kommt es in vielen Fällen darauf an, die Intensität der Farbe einer
Flüssigkeit im Vergleiche mit einer bestimmten Farbeneinheit zu ermitteln. Die
Apparate, welche jetzt zu diesem Zwecke, namentlich bei der Zuckerfabrikation,
Anwendung finden, wie das Colorimeter von Duboscque und
das Farbenmaſs von Stammer, sind nicht nur durch ihre
complicirte mechanische Einrichtung mit gezahnten Rädern und Zahnstangen theuer,
sondern auch zur Bestimmung der Farbe in sauren Flüssigkeiten nicht anwendbar, weil
die Metallfassung, durch welche die Glasplatte an die untere Oeffnung der
Farbenglasröhre angedrückt wird, in die zu untersuchende gefärbte Flüssigkeit
eingesenkt wird. Das Colorimeter, welches ich seit einer Zeit schon in meinem
Laboratorium anwende, ist nicht nur billig in der Einrichtung, sondern gestattet
auch die Bestimmung der Farbe in jeder Flüssigkeit.
Fig. 2., Bd. 228, S. 458
Mein Colorimeter besteht, wie aus beistehender Figur 2
ersichtlich ist, aus zwei Röhren A und B von 15 bis 20mm
lichter Weite und 25cm Höhe, welche oben offen,
unten aber mit einer Fassung zum Verschlüsse mit Glasscheiben, wie die
Beobachtungsröhren der Polarisationsinstrumente, versehen sind. Beide Röhren, welche
nach der ganzen
Höhe in Millimeter getheilt sind und deren Nullpunkt an der unteren abgeschliffenen
Kante sich befindet, besitzen seitwärts, gleich oberhalb der Metallfassung,
senkrecht auf der Rohrwand angelöthete Röhrchen a,
welche mit Glashähnen versehen sind. Die Röhren sind auf einem Holzgestelle C in senkrechter Richtung neben einander durch Klammern
leicht befestigt; unter denselben ist der Spiegel D
angebracht, oberhalb derselben die Augenkapsel E. Das
Röhrchen a der Röhre A
steht nun mittels einer kurzen Kautschukröhre mit dem Gefäſse F in Verbindung, und zwar durch die Röhre b, welche bis auf den Boden von F reicht. Die zweite kurze Röhre c des
Gefäſses F ist mit der Kautschukkugel G verbunden, welche in einer Schraubenklemme liegt und
darin durch die Schraube d zusammengedrückt werden
kann.
Zur Bestimmung der Farbe wird nun in die Röhre B
entweder das Stammer'sche Normalfarbenglas eingesetzt,
oder jede beliebige gefärbte Normalflüssigkeit gegeben. Bei der Anwendung der
letzteren wird dieselbe in der Röhre B auf eine
beliebige, der Intensität der Färbung entsprechende Höhe gebracht, indem der
Ueberschuſs mittels des Glashahnes a abgelassen wird.
Hierauf wird das Gefäſs F mit der auf die Farbe zu
untersuchenden Flüssigkeit gefüllt, der Kork aufgesetzt und dann durch Zusammendrücken der
Kautschukkugel G die Flüssigkeit in A so hoch gedrückt, bis die Sehfelder der beiden Röhren
A und B gleich gefärbt
erscheinen; der Unterschied der Flüssigkeitshöhen in den Röhren, welche nach
Schlieſsung des Hahnes a direct an der Theilung in den
Röhren abgelesen wird, gibt bei Anwendung von Normalfarbflüssigkeit das Maſs der
Färbung an. Bei Anwendung von Farbengläsern läſst sich aus der Höhe der Flüssigkeit
in A allein die Intensität der Farbe bestimmen.
Die Röhren A und B sind
während des Versuches zur Abhaltung des Seitenlichtes durch eine leicht abnehmbare,
schwarz lakirte Blechkapsel von der Seite geschlossen. Daſs vor dem Versuche mittels
des Spiegels D die gehörige Beleuchtung herzustellen
ist, versteht sich von selbst.
Lemberg, Anfang Mai 1878.