Titel: | Zur Kesselsteinfrage, insbesondere über Bohlig's Magnesiapräparat. |
Autor: | F. |
Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 470 |
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Zur Kesselsteinfrage, insbesondere über Bohlig's
Magnesiapräparat.
Zur Kesselsteinfrage.
Dem soeben ausgegebenen 7. Rechenschaftsbericht des Magdeburger
Vereines für Dampfkesselbetrieb, S. 47 entnehmen wir
folgende Mittheilung des Vereinsingenieurs Schnackenberg:
Augenblicklich wird in dem betreffenden Bezirke nur noch in 3 Fabriken mit 16
Kesseln die de Haën'sche Methode zur Reinigung des
Speisewassers angewendet. Alle anderen Mittel, ebenso die Popper'schen Einlagen (vgl. * S. 205 d. Bd.), nachdem dieselben
durchgerostet waren, sind ziemlich verschwunden. Ab und zu werden wohl noch etwas
Syrup, Cichorien oder Kartoffeln (vgl. 1876 220 174)
angewendet; jedoch ist dies kaum der Rede werth. Der Grund hiervon ist, weil
einestheils die Erfolge nicht mit dem Aufwand an Zeit und Geld im Einklang standen,
anderntheils weil die Anwendung einzelner Methoden mit einer stetigen Controle durch
Sachverständige bedingt ist, welche sich aber nur in wenigen Etablissements
ausführen läſst. – Auch fängt man allmälig an, die Heizflächen durch Anlegen von
Reservekesseln und Vermehrung der Kessel zu vergröſsern, und ist dadurch Zeit und
Gelegenheit geboten, die Kessel durch Klopfen und Schlämmen reinigen zu können.
Vereinsingenieur Kraft berichtet, daſs sich die
Reinigung des Speisewassers nach de Haën sowohl, wie
mit Soda im Allgemeinen sehr gut bewährte. Nur die unausgesetzte Aufmerksamkeit,
welche namentlich das erstere Verfahren erfordert, bleibt als ein Mangel fortwährend
fühlbar. In einigen Fällen, in denen das de Haën'sche
Verfahren wieder fallen gelassen ist, wurde beobachtet, daſs die Kesselwandungen
namentlich in der Höhe des Wasserspiegels angegriffen waren. Es blieb jedoch
zweifelhaft, wie groſs der Einfluſs des Chlorbariums auf die Corrosionen gewesen
ist, da auſser der im Wasser enthaltenen Magnesia noch andere Umstände zugleich
vorlagen, welchen die Schuld zugeschoben werden konnte (z.B. das Halten eines zu
niedrigen Wasserstandes, unregelmäſsige Reinigung des Wassers), und wurde nach
langer Betriebszeit bei unausgesetzter Reinigung stets im Kessel ein zu groſser
Kalküberschuſs gefunden, so daſs ein theilweises Abblasen des Kessels nach
Stillstandspausen nöthig wurde. Letzteres wurde auch, wenn das Wasser nicht
gereinigt wird, wiederholt empfohlen und bewährte sich in allen Fällen. Versuche mit
Bohlig's Magnesiapräparat bestätigten F. Fischer's Ansichten, welche er im D. p. J. (vgl. 1877 226 94)
530. 642. 1878 227 307) veröffentlichte, vollständig. Es
wurde von Bohlig vorgeschrieben, für 10cbm des zu reinigenden Wassers 1k,5 des Präparates zu verwenden; es sollte jedoch
sogleich die ausreichende Menge für 1 Woche oder für 1 Monat genommen und dann
jedesmal das frische Wasser mit demselben umgerührt werden. Es wurde 6 mal mehr
genommen und trotzdem schon beim dritten Male nicht mehr genügend gereinigt. Es
stellte sich heraus, daſs 1k,5 nicht 10cbm, sondern höchstens 7cbm reinigen konnten, so daſs der Preis der
Reinigung des Wassers von 75 Pf., wie versprochen wurde, auf 100 Pf. stieg. Das
Wasser wurde auf 40 bis 50° vorgewärmt. – Dasselbe Wasser, mit 4k Aetzkalk und 3k calcinirte Soda (von 98 Proc. Gehalt) gereinigt, kostete für 10cbm 80 Pf. und fällte 8 bis 10k trockene Substanz aus. –
Wirth behauptet wiederholt (im Arbeitgeber vom 30. März und 6. April 1878. Deutsche Industriezeitung, 1878 S. 189), daſs die vom Referenten gemachten
Angaben ganz irrig seien. Dem gegenüber muſs hervorgehoben werden, daſs in der
Flugschrift Wirth's vom August 1877 überhaupt nicht von
einem Einleiten der Kohenlsäure die Rede war, daſs sie in der dem betreffenden
Präparat beigegebenen Vorschrift (vgl. 1877 226 97) nur
als wünschenswerth bezeichnet wurde, daſs ich daher sehr wohl
berechtigt war, auch einen Versuch ohne Kohlensäure zu
machen. Wirth behauptet ferner, daſs nicht 80g Magnesiapräparat zur Zersetzung von 136g CaSO4
erforderlich seien, sondern nur 66g, daſs daher
bei einem Preise von 40 M. für 100k sich das
Preisverhältniſs statt 4 : 2,7 : 5,2 (vgl. 1877 226 99)
zu Soda und Chlorbarium auf 2,1 : 2,7 : 5,2 stelle. (Zur Zeit kosten 100k 96 bis 98 proc. Soda nur 20 M.; die betreffende
Auslage fällt somit von 2,7 auf 2,2 Pf., während 66g Magnesiapräparat 2,64 Pf. kosten.) Wirth's
Rechnung ist offenbar nicht richtig; sie stimmt auch nicht mit einer anderen Angabe
Wirth's (Chemikerzeitung, 1878 S. 133), daſs nicht 50 Proc., wie Referent
angenommen hatte, sondern 66 Proc. des Präparates zur Wirkung kämen. Da die
Auslassungen Wirth's sachlich nichts weiter vorbringen
(die persönlichen übergehe ich mit Stillschweigen), so
überlasse ich es dem Urtheil der Leser, auf wessen Seite von Irrthum die Rede sein
kann (vgl. 1877 226 531).
F.