Titel: Die mehrfachen Telegraphen von Granfeld, Gräbner und Koch; von Dr. Eduard Zetzsche.
Autor: Eduard Zetzsche
Fundstelle: Band 228, Jahrgang 1878, S. 515
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Die mehrfachen Telegraphen von Granfeld, Gräbner und Koch; von Dr. Eduard Zetzsche. Mit Abbildungen. (Schluſs von S. 416 dieses Bandes.) Zetzsche, über mehrfache Telegraphen. 3) Der vierfache Typendrucker von Koch (Fig. 11 und 12 Taf. 37). Während bei Gräbner's vierfachem Telegraph jeder Typendrucker bei 1/240 der Contactwalzen-Umdrehung mit der Linie verbunden ist, ging M. Koch, Chef des Telegraphenbureau in Chur, bei seinem vierfachen Typendrucker, von weichem er mir im Februar 1876 die Beschreibung und eine Skizze freundlichst übersandte, darauf aus, jeden Typendrucker immer so lange, aber auch nur so lange an der Linie zu lassen, bis auf ihm ein Buchstabe gedruckt worden ist. Es ist dies eine ganz neue Lösung der vorliegenden Aufgabe. Dazu werden, wie Fig. 11 erkennen läſst, vier Contactwalzen W auf eine allen vier Typendruckern, die in ihrer Einrichtung dem Hughes ganz nahe stehen, gemeinschaftliche, 120 Umläufe in der MinuteEinen raschern Lauf hält Koch nicht für zulässig, weil bei ihm zu befürchten wäre, daſs der Correctionsdaumen nicht mehr sicher den richtigen Zahn des Correctionsrades träfe. machende Welle a gesteckt, von dieser aber erst mitgenommen, wenn der zu jeder gehörige (Hughes'sche) Elektromagnet A von einem Strome durchlaufen wird und durch den abfallenden Ankerhebel mittels der Auslösung die Walze W mit der Achse a kuppelt; W und durch diese Walze auch die Typenradachse g derselben Abtheilung macht dann (ganz ähnlich wie beim Hughes) eine volle Umdrehung mit a. Diese Einrückung dieser Contactwalze W in die gemeinschaftliche Triebachse a veranlaſst aber der nämliche Strom, welcher den Druck des zu telegraphirenden Buchstabens auf dem unmittelbar vorhergehenden Hughes D bewirkt. Da durch diesen Strom die zusammenarbeitenden Walzen und Typenradachsen beider Stationen in demselben Augenblicke eingerückt werden, so wird dadurch zugleich bei dem Drucke eines jeden Buchstabens der Synchronismus von neuem hergestellt. Durch die Einrückung der nächsten Abtheilung unterbricht sich ferner der Strom immer selbst; er hat deshalb sicher stets nur die nothwendige und nie eine zu lange Dauer. In demselben Augenblicke nun, wo der Druckelektromagnet Dn einer Abtheilung (und der Ausrückelektromagnet An + 1 der nächsten Abtheilung) eingeschaltet wird, muſs der Ausrückelektromagnet An eben dieser Abtheilung ausgeschaltet werden. Dazu hat jede Walze W, wie aus deren abgewickeltem Umfange Fig. 12 ersichtlich wird, zwei gegen W isolirte und von einander getrennte Metallstreifen N und M: auf dem ersten können die an i gegen einander isolirt befestigten Federn b und c, auf dem letztern die ebenso an i angebrachten Federn f und k schleifen, und so lange dies der Fall ist, setzt N die an b und c geführten Drähte w und v, M die von f und k auslaufenden Drähte u und t in metallische Verbindung; hinter N und vor M schleifen die Federn auf dem ganzen übrigen Umfange der Walze W auf isolirendem Material. Die Einschaltungsskizze Fig. 11 zeigt nun, daſs beim Geben von Wn aus eine Stromsendung von e aus durch D, t, k, M, f, u, x, v nur möglich ist, wenn Wn + 1 seinen früheren Umlauf vollendet hat, wenn also in Wn + 1 die Federn b und c auf N liegen. Es kann deshalb auch auf der vierten Abtheilung nicht früher gedruckt werden, als bis die erste ihren Umlauf vollendet hat, oder es können bei einem Umlaufe der Welle a (½ Secunde) höchstens 4 Zeichen – auf jeder Abtheilung eines – gedruckt werden. Dieser günstigste Fall tritt ein, wenn die Summe der Schritte, welche zur Einstellung aller vier Abtheilungen für den Druck nöthig sind, der Gesammtzahl aller in einer Abtheilung vorhandenen Zeichen gleicht. Zugleich erfordert der Druck irgend eines Zeichens eine um so längere Zeit, eine je gröſsere Drehung die Contactwalze W machen muſs, bevor sie den Telegraphirstrom entsenden darf. Daraus geht hervor, daſs man die Zeichen nach der Häufigkeit ihres Vorkommens gruppiren muſs, damit die am häufigsten vorkommenden nach der geringsten Drehung der Walze schon gedruckt werden. Dann wird zum Druck eines Zeichens im Durchschnitt merklich weniger als ½ Umlauf erforderlich sein, und es können bei demselben Umlaufe der Welle a im Durchschnitt mehr als 2 Zeichen, bei 120 Umläufen also in der MinuteBei 120 Umläufen in der Minute würde ein gewöhnlicher Hughes, wenn im Durchschnitt 1,5 Buchstaben bei 1 Umlaufe gedruckt werden, 180 Zeichen oder 36 Wörter in der Minute liefern. Der Koch'sche Telegraph könnte also etwa doppelt so viel leisten wie der Hughes, braucht dabei aber auch doppelt so viel Telegraphisten, welche jedoch, da jeder ganz für sich thätig ist, ein leichteres Arbeiten haben mögen. auch mehr als 240 Zeichen oder 48 Wörter gedruckt werden. In den empfangenden Abteilungen ist bei d (Fig. 11) eine leitende Verbindung der Drähte s und r hergestellt, und es nimmt dann ein aus der Linie ankommender Strom z.B. seinen Weg von L in y nach z, durch A2, w, über b, N, c in W2, v, x, u, über f, M, k in W1, t, durch D1 und in s, d, r, q zur Erde E; dieser Strom löst demnach (durch D2) die 2. Abtheilung aus und druckt (durch D1) in der 1. Abtheilung. In jeder gebenden Abtheilung wird beim Niederdrücken einer Taste die Verbindung zwischen s und r bei d unterbrochen und dafür, sobald sich an den Contact der niedergedrückten Taste die zugehörige Warze F (Fig. 12) der Contactwalze W anlegt, eine leitende Verbindung von der Walze nach e hergestellt. Der Telegraphirstrom der Batterie B kann dann einerseits (vom Kupferpole) nach der Erde E, andererseits (vom Zinkpole) in dem Drahte p nach der Achse a und z.B. von der Walze W2 nach e, D2, t, über k, M, f in W2, nach u, x, v, über c, N, b in W3, über w, durch A3 und über z und y in die Linie L eintreten; dieser Strom druckt also in der 2. Abtheilung (durch D2) und löst gleichzeitig die 3. Abtheilung (durch A3) aus. Die gegen W nicht isolirten Warzen F sind natürlich in der entsprechenden Weise über die Oberfläche der Contactwalze vertheilt. Zum vollen Verständniſs der Fig. 11 wäre nur noch zu bemerken, daſs in derselben die 4 Claviaturen mit C bezeichnet wurden; daſs auf der Typenradachse g auſser dem Typenrade n noch ein Correctionsrad m sitzt; daſs ferner ein Frictionsrad (wie es beim Hughes vorhanden ist) hier nicht nöthig ist. An Stelle des Frictionsrades des gewöhnlichen Hughes ist hier nur ein Arm an der Typenradachse befestigt, von welchem nach entgegengesetzten Richtungen hin zwei gleichgespannte Spiralfedern auslaufen, deren andere Enden an dem Correctionsrade befestigt sind; wirkt nun der Correctionsdaumen auf das Correctionsrad und dreht er dabei dieses sammt dem Typenrad etwas vor oder rückwärts, so spannt er zugleich die eine oder die andere der beiden Federn stärker, und diese rückt nach dem Austritt des Correctionsdaumens aus dem Correctionsrade das letztere wieder zurück oder vor in die normale Stellung, so daſs das Typenrad beim schlief suchen Stillstande wieder genau auf „Blank“ eingestellt ist. Das Typenrad n, die Papierleitung und die Farbwalze sind übrigens ganz so wie beim Hughes eingerichtet; ebenso auch die Druckachse h und die Vorrichtung zum Auslösen an den Elektromagneten A und D. Das Triebwerk U endlich liegt zwischen den Wangen V und stimmt ebenfalls mit dem des Hughes überein; nur ist ein schwereres Gewicht und ein schwereres Schwungrad erforderlich. Hervorzuheben ist, daſs der Isochronismus dieses Telegraphen dadurch sehr gefährdet ist, daſs das Triebwerk zu verschiedenen Zeiten 1, 2, 3 oder auch gar alle 4 Contactwalzen und Typenradachsen zu treiben hatEs würde dies umgangen, wenn W nach jedem Einrücken durch A nicht innen vollen Umlauf machen müſste, sondern wenn D beim Einrücken der Druckachse zugleich die Kupplung der Walze W mit der Achse a ausrückte. Sollte dabei trotzdem nach jedem Drucke eines Buchstabens die Uebereinstimmung der beiden zusammenarbeitenden Abtheilungen neu hergestellt werden, so müſsten die Walze W und das Typenrad nach jedem Drucke mechanisch auf das Kreuz zurückgeführt werden; dabei würde sich zugleich die Leistung vergröſsern, aber auch die Frage aufzuwerfen sein, ob nicht ein einfacher Telegraph ähnlicher Einrichtung dasselbe zu leisten vermöchte, wie der vierfache.; hierunter kann, trotz der nach jedem Druck erfolgenden Wiederherstellung der Uebereinstimmung der zusammengehörigen Abtheilungen, bei einiger Verschiedenheit in der Bauausführung der beiden zusammenarbeitenden Telegraphen selbst auch der Synchronismus leiden. Auſserdem wird im Abtelegraphiren deswegen etwas mehr Aufmerksamkeit erfordert, weil die Berührung zwischen einer Warze F und der niedergedrückten Taste nicht nothwendig die Stromsendung und das Drucken im Gefolge hat, dazu vielmehr noch eine bestimmte Stellung der nachfolgenden Contactwalze (mit N unter b und c) erforderlich ist; doch macht sich die erfolgte Stromsendung auch in der telegraphirenden Station durch das Geräusch beim Drucken des eigenen Apparates vernehmbar. Soll dieser vierfache Typendrucker zugleich zum Gegensprechen verwendet werden, so müſste jede Abtheilung während einer ganzen Umdrehung der Achse a an der Linie liegen bleiben, und es könnten dann dafür während jedes Umlaufes in derselben Abtheilung mehrere Zeichen gedruckt werden; doch glaubt Koch, daſs die Durchführung dieses Gedankens sich nicht als zweckmäſsig erweisen werde.