Titel: Ueber den Gloverthurm.
Fundstelle: Band 228, Jahrgang 1878, S. 545
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Ueber den Gloverthurm. Ueber den Gloverthurm. Die denitrirende Function des Gloverthurmes; von Ferd. Hurter. Der Kritik Prof. Dr. G. Lunge's (S. 70 und 152 d. Bd.) verdanke ich die Aufdeckung vieler Schwächen meiner Arbeit über die Functionen des Gloverthurmes (1878 227 465) 563), welche ich hiermit berichtige. Vorerst muſs ich versichern, daſs ich nirgends absichtlich falsch citiren wollte. Es schien mir immerhin möglich, daſs Lunge sich irren konnte; doch hat er die beiden Punkte, welche ich an seiner Arbeit als Versehen rügte, jetzt vollständig-aufgeklärt. Bei dem einen Punkt, nämlich jene 3 Proc. Verluste, welche ich zu groſs fand, übersah ich ein „etc.“, hinter welchem alle übrigen Verluste sich versteckten. Der andere Punkt, jenes 1/50 davon“, ist in einem Satze enthalten, der stets eine verschiedene Deutung gestattet, welchen aber Lunge jetzt aufgeklärt hat. Lunge beschuldigt mich, ich sehe mich als „Mandatar jedes anderen Chemikers an“. Es passirt ihm aber ebenso wie mir, von einem ähnlichen vielsagenden Ausdruck Gebrauch zu machen, wenn er sagt, daſs „kein Leser“ von Vorster's Bericht darauf kommen könne, ob der Thurm C einem anderen Systeme angehörte als der Thurm A oder nicht. Nun verdanke ich aber diese Kenntniſs keiner Privatmittheilung, sondern der Arbeit Vorster's selbst. Ich konnte doch nicht annehmen, daſs Lunge die Arbeit Vorster's, welche er so über den „Haufen werfend“, „Schutt wegräumend“ kritisirte, nicht einmal aufmerksam durchgelesen; sonst hätte ich freilich darauf ausdrücklich hingewiesen, daſs Vorster die seinen 8900k Pyrite entsprechende Menge schweflige Säure in den A-Thurm gehen läſst und sie also nicht wohl auch noch durch den C-Thurm streichen konnten. Weiter beschuldigt mich Lunge, daſs ich die mir obliegende Pflicht versäumte, meine Leser darauf aufmerksam zu machen, daſs durch den C-Thurm blos 18/100 der Nitrose floſs. Mir war es aber gar nicht darum zu thun, Lunge's Rechnung zu verbessern, sondern nur darum, meine Rechnungsweise zu begründen. Uebrigens denke ich, es wäre seine Pflicht gewesen, mit dem C-Thurm eine ähnliche Rechnung anzustellen wie mit dem A-Thurm. Ich wende mich nun nochmals zu dieser wichtigen Rechnung. So, wie sie jetzt steht, ist sie ziemlich richtig; aber ich muſs noch immer behaupten, daſs man einen Proceſs A nicht mit den Verlusten eines anderen Processes B behaften darf, ohne den Nachweis geliefert zu haben, daſs jedem einzelnen Verlustposten des Processes B ein solcher des Processes A genau entspricht. Von dieser Rechnung behauptete Lunge (1875 216 180), daſs sie den ganzen Vorster'schen Schluſs über den Haufen werfe, nicht blos ihn modificire. Eben hierin stimme ich mit Vorster überein, daſs diese Rechnung seinen Schluſs höchstens modificirt, d.h. zeigt, daſs Vorster zu weit ging, wenn er seine Laboratoriumsversuche direct als Maſsstab für den Groſsbetrieb benutzen wollte. Mehr als dies kann diese Rechnung gar nicht beweisen, und es besteht eben auch, wie meine unangefochtene Rechnung zeigt, zwischen der Ansicht, daſs im Gloverthurm Salpeter zersetzt wird, und einem Verbrauch von 5 Proc. Salpeter kein Widerspruch; einen solchen kann auch Lunge nicht nachweisen. Da Lunge meinen Rechnungen eigentlich so gut wie nichts entgegen setzte und nur die Richtigkeit der Bestimmungen als „problematisch“ bezeichnete, so brauchte ich auf dieselbe hier nicht weiter einzugehen, namentlich auch deshalb nicht, da er jetzt (S. 73) nicht mehr behauptet, daſs im Gloverthurm absolut gar kein Verlust stattfindet. Wir sind also nur noch über den Betrag dieses Verlustes verschiedener Meinung. Ich möchte nun blos noch zeigen, wie ich zu dem Schlüsse kam, daſs der dem Gloverthurme zuzuschreibende Theil des chemischen Verlustes, wie ich ihn kurz nannte, den groſsen Theil oder die gröſsere Hälfte des ganzen chemischen Verlustes ausmache. Es ist eben die eigenthümliche Thatsache, daſs die auf rein mechanische Weise dem Systeme entzogene Menge Salpeter so klein ist, welche den Verdacht erregt, daſs man mit dem Gloverthurm eine neue Verlustquelle von Salpeter mit eingeführt habe, welche den erwarteten Nutzen, wenn nicht gerade aufhebt, doch ganz bedeutend schmälert. Angenommen, während der 14 Tage, für welche ich die Betriebsresultate mitgetheilt, hätte man mit demselben Kammerraum dieselbe Menge Schwefelsäure darzustellen gehabt, aber ohne Anwendung des Gloverthurmes, so müſste zu allererst die Menge des umlaufenden Salpeters genau auf derselben Höhe gehalten werden, wodurch dann auch die Gay-Lussac-Thürme in genau gleicher Thätigkeit sich befänden und die Kammersäure bei denselben Umständen natürlich auch mit derselben Menge salpetriger Säure sich niederschlüge. Da aber kein Gloverthurm vorhanden sein soll, so würde in diesem Falle die Kammersäure mit jenen 15264 Pfund Salpeter einfach in die Sulfatfabrik abflieſsen. Gleichfalls würden hinten am Gay-Lussac-Thurme wiederum 1996 Pfund Salpeter in Gestalt von salpetriger Säure oder NO2 in den Kamin entweichen. Die gesammten Verluste würden in diesem Falle 17260 Pfund Salpeter äquivalent sein. Diese Summe ist noch etwas zu klein, weil man etwa die Hälfte mehr Kammersäure abziehen müſste, um den Gay-Lussac-Thurm zu speisen, und diese wohl bei der Concentration etwas N2O3 verlieren könnte, welcher Verlust also noch zuaddirt werden müſste. Hiervon sehe ich aber ab. Stellt man nun noch den Erfahrungssatz auf, daſs bei gleicher Leitung der beiden Verfahren ungefähr dieselbe Salpetermenge verbraucht werden würde, so ergibt sich der in dem Kammersysteme ohne Gloverthurm durch chemische Veränderung erlittene Verlust einfach als die Differenz zwischen 23654 und 17260 = 6394 Pfund Salpeter und hieraus wiederum die dem Gloverthurm zuzuschiebende Menge des chemischen Verlustes auf 20921 – 6394 = 14527 Pfund Salpeter, was ich als den „groſsen Theil“ des zersetzten Salpeters bezeichnete. Gibt man aber zu, daſs unter denselben Umständen „eher mehr Salpeter“ beim Verdünnungsverfahren verwendet werden muſs als beim Gloverthurm, und zieht hierbei noch in Betracht, daſs bei Anwendung von Gloverthürmen die Dampſstrahlen in der ersten Kammer für gewöhnlich wegfallen, indem diese vom Gloverthurm hinreichend mit Wasserdampf versehen wird, so kommt man zum Schlüsse, daſs, wenn beispielsweise 6 Proc. Salpeter nöthig würden und das System 4 Kammern enthält, die dem Gloverthurme zuzuschreibende Menge des „absolut zerstörten“ Salpeters die gröſsere Hälfte, nämlich 12577 Pfund, betragen würde. Die Rechnung ist so leicht, daſs deren Ausführung mir unnöthig erscheint. Daſs der Salpeterverbrauch mit der Kleinheit des verfügbaren Kammerraumes und der Vollkommenheit der zu erzielenden Production wächst, versteht sich von selbst, und ist es ganz einerlei, ob andere Fabriken blos 3 Proc. verbrauchen- oder nicht; denn sobald wir unsere Kammern weniger anstrengen, können wir mit einer kleineren Menge umlaufenden Salpeters und damit einer kleinern Quantität frisch zugesetzten Salpeters auch fertig werden. Ich wollte eben das von Lunge verworfene Argument des Vergleiches beider Methoden nur auf gleiche Arbeit angewendet wissen. Wenn ich behaupte, daſs im Gloverthurme die Bedingungen für eine Zersetzung besser seien als in den Kammern, so habe ich dabei gerade den Umstand ins Auge gefaſst, daſs hier Stickoxyd im Entstehungsmoment mit Wasserdampf und schwefliger Säure bei höherer Temperatur in Berührung kommt. Hier ist also von einem Widerspruch mit Weber's Resultaten gar keine Rede. Mein Ausspruch, daſs die mit den Vorster'schen Zahlen ausgeführte Berechnung das gerade Gegentheil von dem beweise, was Lunge's Versuche zeigen sollten, war nicht ganz glücklich, indem er nicht gehörig erklärt ist. Jene Rechnung zeigt, daſs die Summe aller chemischen Verluste vom Gloverthurm bis ans Ende des Gay-Lussac-Thurmes von 0 verschieden ist, nämlich 20 Proc. beträgt, während Lunge's Versuche mit einem Apparat, der alle Theile der Fabrikation vom Gloverthurm bis zum Gay-Lussac Thurm darstellt, die Summe der chemischen Verluste als 0 erscheinen läſst. Also doch das Gegentheil! Und dies gilt auch von seinen neuen Versuchen. Was nun noch das Vorkommen von NO2 in der Fabriknitrose betrifft, welches Lunge bezweifelt und auf Versuchsfehler zurückzuführen sich berechtigt glaubt, so muſs ich darauf aufmerksam machen, daſs, wenn aller Stickstoff der am 13. Februar 1871 von uns untersuchten Nitrose als N2O3 vorhanden gewesen, man statt 45cc,5 Chamäleon etwas mehr als 70cc hätte verbrauchen müssen. Daſs wir zu jener Zeit die Chamäleonmethode gut zu behandeln verstanden, hat Lunge anerkannt und bewiesen, indem er mit besseren Methoden die Richtigkeit eines ebenfalls 1871 ausgeführten Versuches festgestellt hat. Diese Nitrosen sind übrigens kein Vortheil, wie dies alle Welt weiſs, und ich wollte damit ja nur zeigen, daſs die Nitrosen nicht „immer nur“ N2O3 enthalten. Hier muſs ich auch noch zufügen, daſs eben das in jener Nitrose enthaltene NO2 dort bei Gegenwart von Schwefelsäure sich bildete. Ich habe ferner nirgends behauptet, daſs Cl. Winkler auſser mit Halsbrücker Nitrose keine Versuche angestellt habe. Was nun endlich meine Denitrationsversuche und die dabei verwendete Methode betrifft, so muſs ich mich zuerst des Vorwurfes entledigen, ich hätte mich hinter Eder verstecken wollen. Eder hat bewiesen, daſs der Chemismus, welcher der Zink-Eisenmethode unterliegt, richtig ist. Er hat die Schwierigkeit erkannt, alles Ammoniak abzutreiben und wendet einen Luftstrom an, um diesem Uebelstande abzuhelfen. Ich habe einen Luftstrom nicht angewendet; dagegen habe ich immer die Destillation so lange fortgesetzt, bis eben kein Ammoniak in den Dämpfen nachzuweisen war, und wenn ich auch in meiner Abhandlung von Versuchen mit abgewogenen Quantitäten Salpeter nichts erwähnte, so war es gerade bei diesen, wo ich jene Vorsichtsmaſsregel erlernte. Die andere Vorsicht, die Reduction kalt vor sich gehen zu lassen, ist schon von Will in seiner Anleitung zur chemischen Analyse (Wiesbaden 1866) enthalten und ist nicht meine Erfindung. Was den von Lunge an meiner Methode gerügten, sonst noch haftenden Fehler betrifft, so würde letzterer in der Weise wirken, daſs die gefundenen Zersetzungen noch zu klein ausfallen. Der letzte Versuch ist als Controlversuch der ganzen Reihe anzusehen und wirft kein gar schlechtes Licht auf die „rohen“ Methoden. Daſs dieser Versuch aber Winkler's Resultaten widerspreche, ist aus meinen Worten ganz gewiſs nicht abzuleiten. Ich habe nirgends gesagt, es wäre mir die Denitration nicht gelungen, sondern nur, daſs kein Salpeter zersetzt worden sei. Wenn der Gloverthurm sich einer allgemeinen Aufnahme erfreut, so verdankt er dies mehr den anderen Eigenschaften als seiner denitrirenden Function, nämlich seiner Ausnutzung der von den Pyriten erzeugten Wärme für Concentration der Säure und für Erzeugung eines Theiles des in den Kammern nöthigen Dampfes. Ich muſs jedenfalls folgende Punkte absolut festhalten: 1) Lunge's Rechnung liefert keinen Beweis, daſs zwischen einem Verbrauch von 5 Proc. Salpeter und einer Zersetzung im Gloverthurm ein Widerspruch besteht. 2) Meine eigenen Rechnungen weisen nach, daſs eine Zersetzung von 20 Proc. in zwei gröſseren Fabriken Englands mit einem Verbrauch von 5 Proc. Salpeter verträglich ist. 3) Bis Thatsachen bekannt werden, welche, wie meine Zahlen, dem Betriebe gröſserer Fabriken entnommen sind und das Gegentheil nachweisen, muſs ich auf meiner wohl motivirten Ansicht, es sei die dem Gloverthurm zuzuschreibende Menge des chemischen Verlustes ungefähr die gröſsere Hälfte des gesammten chemischen Verlustes, fest beharren, trotz der neuen Versuche Lunge's. – Hr. Bode hat mich aufmerksam gemacht, daſs seine Rechnung (1876 223 507) nicht nur den täglich zugesetzten Salpeter, sondern auch den sonst im Systeme vorhandenen mit berücksichtigte, wenn er auch (was er nicht für nöthig erachtete) nicht eigens darauf aufmerksam machte. – Nach nochmaliger Durchsicht seiner Arbeit gestehe ich ihm gerne zu, daſs seine ganze Rechnung dem Principe nach richtig ist und mir nur deshalb unverständlich war, weil ich jene 4 Proc. Salpeter irrthümlich als täglich verbrauchten auf 100 Schwefel anstatt auf 100 Schwefelsäure bezog. Ich nehme deshalb meinen Vorwurf, er hätte sich hierin versehen, zurück und bedaure meine falsche Auffassung der sonst klaren Rechnung. Widnes, Anfang Mai 1878. Bemerkungen zu Obigem; von G. Lunge. Die Leser dieses Journals werden der Polemik in Sachen des Gloverthurmes zwischen Hrn. Dr. Hurter und mir längst müde sein, und ich werde denn auch auf seinen vorstehenden Aufsatz nur ganz kurz erwiedern um so mehr, als Hurter theils ausdrücklich, theils stillschweigend durch Nicht-Erwiederung auf meine Argumente sämmtliche gegen die Genauigkeit meiner Beobachtungen und die Richtigkeit meiner Rechnungen gemachte Angriffe zurücknimmt. Von allen irgend wesentlichen Punkten, in welchen wir differiren, hält er nur noch einige an sich ganz bedeutungslose negative Sätze fest und eine – wie wir unter Nr. 3 sehen werden – auf durchaus unzulängliche Basis gestützte Schätzung der „chemischen“ Verluste an Salpeter und, daraus berechnet, der Zersetzung im Gloverthurme. Daſs Harter sich darauf berufen würde, er stimme nur mit den „modificirten“ Schlüssen Vorster's überein, hatte ich vorausgesehen und schon (auf S. 158 Anmerkung) nachgewiesen, daſs damit Hurter's Verteidigung Vorster's gegenstandslos und mein Standpunkt thatsächlich anerkannt wird. Der einzige neue Vorwurf Hurter's ist, ich hätte die Abhandlung Vorster's nicht mit Aufmerksamkeit durchgelesen; sonst hätte ich daraus selbst sehen müssen, daſs der Thurm C in der Muspratt'schen Fabrik einem anderen Systeme als der Thurm A angehört habe; er seinerseits habe diese Kenntniſs keiner Privatmittheilung, sondern der Arbeit Vorster's selbst entnommen. Hierauf antworte ich: Die Ausdrucksweise Vorster's läſst die Annahme, das Gas des einzigen von ihm erwähnten Kiesbrennersystemes sei auf die beiden Thürme A und C vertheilt gewesen, vollkommen zu; Vorster selbst hat meiner darauf gegründeten Berechnung nicht widersprochen. Hurter behauptet zwar, er verdanke seine Kenntnisse keiner Privatmittheilung, ist aber bei Gaskell, Deacon und Comp. nächster Nachbar und jedenfalls sehr häufiger Besucher der Muspratt'schen Fabrik, und berechtigte dies mich um so mehr zu der Annahme, daſs er Privatkenntniſs von jenem Umstand hatte, als er ähnliche Kenntniſs auf S. 466 (Bd. 227) verräth, wo er mittheilt, daſs ein Thurm B in der Fabrik zwar entworfen, aber noch nicht gebaut war, wovon bei Vorster kein Wort steht. Sehr komischer Weise folgt unmittelbar auf diese Beschuldigung des unaufmerksamen Durchlesens von Vorster's Arbeit eine Aeuſserung Hurter's, welche eine solche Unaufmerksamkeit seinerseits beweist. Er sagt nämlich, es sei meine „Pflicht“ gewesen, eine ähnliche Rechnung mit dem C-Thurme wie mit dem A-Thurme anzustellen, übersieht aber, daſs Vorster's Arbeit eben keine Andeutung darüber enthält, für welches Kammersystem dieser Punkt gedient habe, wie viel Pyritgas durch ihn ging u. dgl., also gar kein Material für die mir zur Pflicht gemachte Berechnung vorliegt; ferner, daſs der C-Thurm fast ausschlieſslich zur Concentration diente und eine derartige Vergleichung des berechneten mit dem wirklichen Salpeterverluste, wie ich sie für den A-Thurm angestellt hatte, hier absolut keinen Sinn hat. Auch hatte ich ja in meinem letzten Aufsatze an der betreffenden Stelle (S. 71 d. Bd.) nachgewiesen, daſs das Resultat bei Weglassung des C-Thurmes aus der Calculation in keinem wesentlichen Stücke verändert wird. Im Uebrigen will ich, um diese Polemik endlich abzuschlieſsen, nur noch die Punkte erwähnen, in welchen mich Hurter wiederum so citirt, daſs dabei etwas total Verschiedenes von dem herauskommt, was ich mit deutlichen Worten gesagt habe. Seiner Versicherung, daſs er nichts habe falsch citiren wollen, bedarf es weder für meine früheren, noch für meine jetzigen Einwände in dieser Beziehung; wenn auch Hrn. Hurter nicht schon seine anerkannte wissenschaftliche Stellung vor einem solchen Verdachte schützte, so würde doch Niemand auf den Gedanken kommen, daſs er sich absichtlich der leichten Kritik seines Gegners in so schlagender Weise aussetzen würde. Wohl aber steht es mir zu, darüber Beschwerde zu führen, daſs er sich nicht mehr Mühe gegeben hat, meine Aufsätze genau zu lesen, ehe er mir u.a. Vorwürfe der Unkenntniſs elementarer Thatsachen machte. 1) Es ist mir nicht eingefallen, die ganze Arbeit von Vorster „über den Haufen werfen“ zu wollen, sondern nur seine Versuche über Denitrirung, namentlich aber seine in klaren Worten ausgesprochenen Schlüsse aus seinen Laboratoriumsversuchen auf die Denitrirungsvorgänge im Gloverthurm. Hierbei muſs ich allerdings im vollsten Maſse stehen bleiben, und Hurter hat ja Vorster's Versuche schlieſslich auch nicht vor jenem Urtheil retten können; denn er stimmt dem zu, daſs diese Versuche nicht „direct“ als Maſsstab für den Groſsbetrieb zu benutzen sind. Dasselbe hatte ich eben von vornherein, allerdings in etwas „directerer“ Fassung, behauptet, und meine erneuerte Polemik gegen Vorster's erste Arbeit, welche mir Hurter's Angriffe zugezogen hat, war, wie ich daselbst klar ausgesprochen habe, dadurch veranlaſst worden, daſs mehrfach Vorster's Versuche als maſsgebend in jener Beziehung aufgeführt wurden, auch nachdem ich ihre Unanwendbarkeit bewiesen und er dieselbe thatsächlich zugestanden hatte. 2) Es ist mir gar nicht eingefallen, nachweisen zu wollen, daſs zwischen der Ansicht, es werde im Gloverthurm Salpeter zersetzt und einem Verbrauche von 5 Proc. Salpeter ein Widerspruch bestehe; ich sage ja (S. 74 d. Bd.) grade das Gegentheil davon, eben um auch wieder einer ganz schiefen Darstellung Hurter's zu begegnen. Aber wenige Zeilen darauf steht es deutlich, daſs man kein Recht hat, jene 5 Proc. Salpeterverlust als Anhalt für eine Zersetzung im Gloverthurme zu benutzen, da ja so viele Fabriken nur 3 Proc., neuerdings noch weniger verlieren (vgl. unter Nr. 3). 3) Ganz ungemein falsch ist Hurter's Auffassung, daſs ich seinen Rechnungen eigentlich „so gut wie nichts“ entgegensetze. Ich sage ausdrücklich (S. 73), daſs ich, um diese Polemik nicht ungebührlich lang auszudehnen, nicht erst auf die mir höchst problematisch scheinende „Genauigkeit“ der Angaben über den Verlust an Salpeter in der Kammer und dem Kamin eingehe, sondern Hurter's Berechnung der „mechanischen“ Salpeterverluste dafür annehme. Ich that dies, weil ich auch mit Hurter's eigenen Zahlen noch einen wahrhaft enormen Widerspruch zwischen Vorster's Versuchsresultaten und dem von Hurter errechneten denkbaren Maximal-Verluste von 312k nachweisen konnte; auch machte ich ausdrücklich darauf aufmerksam, daſs von einem Beweise, es komme auch nur 1k jener 312k auf den Gloverthurm, gar nicht die Rede sei. Und dies nimmt Hurter für ein Zugeständniſs seines Standpunktes! Da er es nicht anders haben will, so muſs ich ihm eben mit deutlichen Worten heraussagen, daſs ich an die von ihm so stark mir gegenüber betonte „Genauigkeit“ jener Rechnungen absolut gar nicht glaube und zwar: a) weil die quantitative Bestimmung von minimalen Mengen salpetriger Verbindungen bei der steten Anwesenheit anderer Verunreinigungen in der Kammersäure noch heut ganz unsicher ist, zur Zeit von Vorster's Versuchen es aber noch viel mehr war; b) weil auch für die Bestimmung der in einem ungemein groſsen Gasvolum vertheilten minimalen Mengen von Stickstoffoxyden in den Kammer-Austrittsgasen sichere Methoden nicht bekannt sind; c) weil nach dem Urtheile der Fachmänner (ich habe hierüber meine Collegen der Physik und der Mechanik speciell zu Rath gezogen) die allen anemometrischen Messungen anhaftenden Fehler so groſs sind, daſs den auf sie gestützten Berechnungen von vornherein jede Beweiskraft abgesprochen werden muſs. Dies wird auch dadurch bewiesen, daſs man selbst da, wo die Analyse nur verschwindend kleine Minima jener Oxyde zeigte, doch durch Erbauung von additionellen Absorptionsthürmen ganz erhebliche Mengen von Salpeter erspart hat, und zwar bei schon vorher sehr gutem Betriebe. In einer Fabrik am Tyne ist man dadurch von 1,45 Salpeter auf 1,05 für 100 Pyrit herabgekommen. Jene erste Zahl, also etwa 3 Salpeter auf 100 chargirten Schwefel, wird in allen besseren Fabriken, welche mit Gloverthürmen arbeiten, nicht oder doch nur unbedeutend überschritten. Hiervon habe ich mich ganz neuerdings durch eine Rundreise nach Westdeutschland, England und Nordfrankreich zu überzeugen Gelegenheit gehabt; an einigen Orten habe ich sogar die Fabrikbücher einsehen dürfen. Grade der Umstand also, daſs man in dem von Hurter so „genau“ berechneten Falle nur 45k,3 Salpeter täglich, also 317k,1 wöchentlich auf 50t Schwefel, d. i. nur 0,6 Proc. Salpeter, im Kamin und der Kammersäure auffinden konnte, und daſs man dabei doch 5 Proc. Salpeter im Ganzen verbrauchte, während in so vielen anderen mit Gloverthurm arbeitenden Fabriken nicht mehr als 3 Proc. verbraucht wird, – grade dieser Umstand beweist fast direct, daſs eben die Bestimmungsmethoden in Hurter's Fall ungenau sein muſsten; wo aber die Beobachtungsmethoden unzureichend sind, werden noch so genaue Berechnungen nichts nutzen können. Es muss eben viel mehr Salpeter auf mechanischem Wege, wie Hurter sich ausdrückt, verloren gegangen sein, als er annimmt; denn man kann doch unmöglich annehmen, daſs die Bedingungen der Schwefelsäurefabrikation bei ihm ganz anders lägen als sonst in der Welt; auch sein Kammerraum, welchen er in der Tabelle S. 469 (Bd. 227) angibt, ist ein ganz normaler und erklärt nicht den groſsen Salpeterverlust gegenüber anderen Fabriken mit nicht mehr Kammerraum. Kurz und gut, es fällt mir nicht ein, Hurter's Rechnungen als giltig anerkennen zu wollen, und habe ich sie a. a. O. ausdrücklich nur, um Worte zu sparen und weil es für meine damalige Argumentation nichts ausmachte, aber mit allem Zweifel an der Richtigkeit ihrer Basis, vorläufig angenommen. Folglich muſs ich auch der neuen Rechnung von Hurter in seinem letzten Aufsatze die Giltigkeit absprechen. Aus den Resultaten einer so ungünstig arbeitenden Fabrik wie die seinige soll man überhaupt nicht derartige Schlüsse ziehen wollen. Seine neue Rechnung beruht ebenfalls ganz und gar darauf, daſs bei jenem 14tägigen Betriebe nicht sämmtliche in der Kammersäure enthaltene salpetrige Verbindungen wiedergewonnen worden seien, in anderen Worten, daſs der Gloverthurm als denitrirender Apparat allerdings einen gewissen, aber nicht ganz so groſsen Vorzug vor dem Verdünnungsverfahren gezeigt habe, als man theoretisch berechnen kann – gesetzt eben diese Berechnung könnte sich auf wirklich absolut zuverlässige Beobachtungsmethoden stützen. Da dies aber nicht der Fall ist, so fällt sie einfach dahin. 4) Hurter sagt, daſs ich „nicht mehr“ behaupte, es komme absolut gar kein Verlust an Salpeter im Gloverthurm vor. Wer kann denn so etwas Absolutes von irgend welchem technischen Processe behaupten! Aber sage ich nicht gleich darauf und belege es mit Gründen, daſs unter normalen Umständen dieser Verlust ein höchst minimaler sein muſs, im Gegensatz zu Vorster und Hurter, welche von 70, bezieh. der gröſseren Hälfte von 22 Proc. sprechen, wofür sie aber den Beweis ganz und gar schuldig bleiben? 5) Hurter stellt es so hin, als ob meine Versuche das monströse Resultat ergeben hätten, in der Fabrikation vom Gloverthurm bis zum Gay-Lussac-Thurm sei die Summe der chemischen Verluste an Salpeter = 0, und widerspreche dies seinen Rechnungen, welche den Verlust = 20 ergeben. Dies ist durchaus irrig. Einmal war schon bei meinen Versuchen der Verlust nie = 0, sondern ich fand manchmal um etwa 1 Proc. mehr, ein anderes Mal etwa 1 Proc. weniger Salpeter nach Schluſs des Versuches als am Anfange und sagte daher, daſs „kein merkbarer Verlust bei der Denitrirung constatirt werden konnte“ (vgl. S. 158 d. Bd.); dies ist einfach eine Thatsache und nicht der mir von Hurter zugemuthete doctrinäre Schluſs, daſs der Verlust = 0 sei. Aber noch unrichtiger ist Hurter's Auffassung, als hätte ich in meinem Apparate eine wirklich in allen Stücken maſsgebende Nachbildung des Kammersystemes zu erreichen geglaubt; habe ich doch auf S. 156 das grade Gegentheil hiervon mit dürren Worten gesagt! Mein Apparat war selbstverständlich so construirt, um andere Salpeterverluste als die eventuell im Denitrirungsrohr selbst vorkommenden möglichst zu vermeiden, was man natürlich im Kleinen besser thun kann als im Groſsen. Muſs ich wirklich Hurter daran erinnern, daſs ich in meiner Nachbildung der Schwefelsäurekammer keinen Wasserdampf hatte, daſs also hier nicht die Weber'sche Stickoxydulbildung eintreten konnte? Mit dieser Berichtigung der wichtigeren Miſsverständnisse meiner Ansichten in Hurter's letzter Erwiederung will ich mich begnügen und hoffe durch diese Zurückhaltung es zu erreichen, daſs meinerseits diese Polemik, aus welcher wohl in diesem Stadium nicht mehr viel Nutzen für die technische Welt herauskommen möchte, als geschlossen angesehen werden kann. Ich bekämpfe daher auch nicht die Punkte, in welchen wir noch differiren, namentlich die drei Endschlüsse, an welchen Hurter absolut festhalten zu müssen erklärt, mit besonderen Gründen; alles Material dafür glaube ich schon früher und zum Theil bei Gelegenheit obiger Berichtigungen geliefert zu haben. Punkt 1 und 2 sind ohnehin völlig irrelevant, da es keinem Schwefelsäurefabrikanten auf theoretische Möglichkeiten negativer Art, sondern nur auf positive Thatsachen ankommen wird. Sollte freilich wider meine Erwartung unsere Polemik hiermit noch nicht zu Ende sein, so behalte ich mir vor, auf mehrere Sachen zurückzukommen, welche ich durchaus nicht zugeben kann, und will mein jetziges Schweigen darüber nicht als Zustimmung gedeutet wissen. Nur in einem Punkte glaube ich mir noch eine Berichtigung einer Thatfrage erlauben zu dürfen. Hurter schreibt die allgemeine Aufnahme des Gloverthurmes nicht seiner denitrirenden Function, sondern nur seiner Ausnutzung der Wärme der Röstgase zu. Diese hat man in vielen continentalen Fabriken schon vorher zur Concentration der Säure benutzt und wirklich damit sämmtliche Kammersäure von 52° auf 60° gebracht; dennoch ist man in der Mehrzahl derselben zum Gloverthurm übergegangen, was man wahrhaftig nicht gethan haben würde, wenn nach Vorster (und, man muſs es schlieſsen, auch nach Hurter) die Denitrirung mit heiſsem Wasser bezieh. Dampf vorzuziehen wäre. In einer der besten nordfranzösischen Fabriken, wo obiger Uebergang geschehen ist, gab mir aber der Director an, daſs man früher (mit der Kochtrommel) 2,0, neuerdings (mit dem Gloverthurm) nur 1,3 Th. Salpeter auf 100 Th. Pyrit verbraucht habe. Dort, wie fast überall, schickt man auch in den lezten Jahren das frische Salpetergas oder die frische Salpetersäure durch den Gloverthurm, ohne irgend welchen Verlust gegen früher zu finden, wo man den frischen Salpeter besonders einführen zu müssen glaubte. Ferner mache ich darauf aufmerksam, daſs in der eben erschienenen Arbeit von Davis (Chemical News, 1878 Bd. 37 S. 155) in einer ganzen Anzahl von Fällen der gesammte Salpeterverlust bis auf wenige Procente als „mechanischer“ gezeigt worden ist. Zwar möchte ich, eben wegen der vorhin gerügten Unzuverlässigkeit der analytischen und anemometrischen Methoden für die Bestimmung der hier in Betracht kommenden Minimalquantitäten, auch die Resultate von Davis nicht als sicher annehmen; vermuthlich ist der „chemische“ Verlust innerhalb der Kammer selbst, durch Lecke u. dgl., doch gröſser als der sehr geringe, von Davis dafür übrig gelassene Betrag; aber Niemand wird mir das Recht abstreiten können, der Hurter'schen Berechnung eines „chemischen“ Verlustes von 89 Proc. der frisch hinzugesetzten Salpetermenge die ebenso berechtigte von Davis im Betrage von 5,7 Proc., einschlieſslich des Verlustes im Kammerprocesse selbst, also hinter dem Gloverthurme entgegenzustellen; ein anderes Mal fand Davis gar 2 Proc. mehr Salpeter in dem Austrittsgase allein, als zugesetzt worden war, natürlich eben wegen der unzureichenden Genauigkeit der Methoden. Nur in einem Falle, bei sehr alten Kammern und schlechter Arbeit fand er 20 Procent des verbrauchten Salpeters nicht im Austrittsgase wieder, was aber den Verlust im Kammerproceſs und durch die Lecke der augenscheinlich schadhaften Kammern, sowie in der immer noch „Spuren“ von N2O3 haltenden Gloverthurm-Säure einschlieſst. Bei Fabriken ohne Gloverthurm fand er die durch chemische Zersetzung und Lecke zusammen entstehende Proportion des Salpeterverlustes 4,9 bis 9,1 Proc., also sicher nicht geringer, sondern eher gröſser als in den obigen beiden Fällen mit Gloverthurm, abgesehen von dem abnormen dritten Falle. Da die Fehlerquellen der Methoden von Davis in allen Fällen dieselben waren, so ist man jedenfalls berechtigt, aus denselben zu schlieſsen, daſs die „chemischen“ Verluste an Salpeter mit Gloverthurm sicher nicht gröſser als ohne Gloverthurm sind, also eine directe Widerlegung der auf Vermuthungen gestützten Behauptung Hurter's, es finde ein erheblicher Verlust im Gloverthurme statt. Allerdings macht Mactear (Chemical News, 1878 Bd. 38 S. 195) darauf aufmerksam, daſs die Basis der Berechnungen von Davis, nämlich die Analyse von wenigen Cubikfuſs Gas, wo die Gesammtmenge desselben nach Millionen Cubikfuſs zählt, ganz ungenügend sei, zumal da die Geschwindigkeit des Luftstromes und sein Sauerstoffgehalt sich in sehr groſsen Schwankungen bewegen. Dieser Kritik stimme ich vollkommen zu; aber sie ist genau ebenso auf die Bestimmungen von Jurisch und Hurter anwendbar, macht also die Berechnungen des Letzteren ebenso wenig maſsgebend. Desgleichen stimme ich mit Mactear überein, wenn er den Beweis für die von Davis aufgestellte Behauptung, der Salpeterverlust stamme so gut wie ausschlieſslich von dem Arsengehalt her, für durchaus ungenügend hält; auch Davis selbst spricht sich darüber neuerdings (auf derselben Seite) sehr vorsichtig aus; dagegen kann ich Mactear durchaus nicht beipflichten, wenn er zum Beweise der Reduction von salpetrigen Gasen durch „heiſses“ schwefligsaures Gas bis zu N2O oder N darauf zurückgreift, daſs man in den wenigen alten Fabriken, wo man noch die Salpeterzersetzungstöpfe in die Brenner selbst stellt, mehr Salpeter brauche; denn erstens kann eine solche Reaction in der Rothglühhitze der Pyritbrenner ganz wohl im merklichen Maſse eintreten, während sie in der viel mäſsigeren Temperatur des Gloverthurmes und der Kammern selbst nur in unmerklich kleinem Maſsstabe stattfände (abgesehen von der Weber'schen Beobachtung der N2O-Bildung an den Stellen des Vorherrschens von Wasserdampf, wo ganz verdünnte Schwefelsäure vorhanden sein muſs, also ganz sicher nicht, wie Hurter meint, im Gloverthurm): zweitens ist ein Fabrikbetrieb, bei welchem man noch in so barbarisch roher Weise verfährt, wahrlich kein solcher, dessen Verluste für die Beurtheilung von chemischen Reactionen einen giltigen Ruckschluſs erlauben. Zürich, im Mai 1878. Salpetersäureverlust in der Schwefelsäurefabrikation: von Ferd. Hurter. Da Prof. Lunge leider noch die Arbeit von Davis (Chemical News, 1878 Bd. 37 S. 155) der meinigen gegenüber stellt, so bin ich gezwungen, noch über die Davis'sche Arbeit Einiges zu sagen, um dann den Gegenstand fallen zu lassen. Davis hat analytische und anemometrische Resultate veröffentlicht. Die analytischen stimmen mit den meinigen ziemlich gut überein, und wären seine anemometrischen Bestimmungen ebenso gut wie seine analytischen, so wäre seine Arbeit eine ausgezeichnete Stütze der meinigen geworden. Leider hat er aber die Geschwindigkeit der Gase dadurch zu bestimmen versucht, daſs er sie aus dem Druckunterschied zwischen dem Innern des Abzugkanales und der äuſseren Luft berechnete. Dadurch hat er Zahlen erhalten, welche die für 1t Sulfat abflieſsenden Gasmengen um 4 bis 5 Mal so groſs erscheinen lassen, als sie in Wirklichkeit gewöhnlich sind, und damit sind auch seine mechanischen Verluste, welche fast den ganzen Salpeterverbrauch decken, um 4 bis 5 Mal zu groſs geworden. Ganz derselbe Fehler hat Davis auf die irrige Ansicht geführt, es bestehe zwischen der am Gay-Lussac-Thurme entweichenden salpetrigen Säure (er glaubt, es sei Stickoxyd) und der in der Gay-Lussac-Säure enthaltenen Menge Arsen die durch folgende Gleichung ausgedrückte Beziehung: As2O3 + 2N2O3 = As2O5 + 2N2O2. Das Experiment zeigt aber, daſs arsenige Säure salpetrige Säure nicht zu reduciren vermag, wie dies auch zu erwarten war. Ich habe diese Umstände Hrn. Davis selbst mitgetheilt, und er hat deshalb auch seine Schlüsse, so weit sie sich auf solche Fabriken beziehen, welche mit Gay-Lussac- und Glover-Thürmen arbeiten, zurückgezogen. Widnes, Anfang Juni 1878. Schluſsbemerkung zu Obigem: von G. Lunge. Es fällt mir nicht ein, die Genauigkeit von Davis' Arbeiten in Schutz nehmen zu wollen; aber ohne auf dieselben näher einzugehen, kann man sie ganz wie die hierher bezüglichen von Hurter eben darum nicht gelten lassen, weil, worauf ich schon das letztemal hingewiesen habe, anemometrische Messungen überhaupt keine verläſslichen Resultate ergeben. Im besten Falle zeigen sie die Geschwindigkeit der Luft doch nur für den Punkt an, an welchem die Saugröhren u. dgl. des Anemometers sich befinden, während doch die Geschwindigkeiten an verschiedenen Stellen des Kanalquerschnittes völlig verschieden sind. Aus diesem Grunde hat z.B. auch Mactear den Gebrauch des Anemometers für die Bestimmung der Verluste bei der Schwefelsäurefabrikation ganz verwerfen zu müssen geglaubt. Daſs Davis übrigens sich der Hurter'schen Ansicht auch nur entfernt angenähert hätte, davon steht in seiner bezüglichen Erklärung (Chemical News, 1878 Bd. 37 S. 195) kein Wort. Zürich, Mitte Juni 1878.