Titel: Ueber Vorkommen und Verhüttung des Quecksilbers.
Autor: W. K.
Fundstelle: Band 229, Jahrgang 1878, S. 168
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Ueber Vorkommen und Verhüttung des Quecksilbers.Aus dem officiellen Bericht über die Centennialausstellung zu Philadelphia 1876 von Daniel de Cortazar in Madrid durch die Metallurgial Review, 1878 Bd. 2. S. 77. Cortazar, über Vorkommen und Verhüttung des Quecksilbers. Die Darstellung des Quecksilbers aus seinen Erzen ist im Principe sehr einfach. Es genügt, sie in geschlossenen Gefäſsen unter Zusatz von Kalk zur Zersetzung des Schwefels zu glühen und die sich bildenden Quecksilberdämpfe zu condensiren, oder aber die Entschwefelung nur durch Luftzutritt vorzunehmen, wodurch dann der Schwefel zu schwefliger Säure verbrannt und in die Atmosphäre abgeführt wird. Die Hauptschwierigkeit liegt in der Condensation der Quecksilberdämpfe, die bis jetzt noch nicht vollständig erreicht worden ist, so viele Verbesserungen und Neuerungen in dieser Richtung auch gemacht worden sind. Die Hauptorte für die Production von Quecksilber sind: Almaden in Spanien, Santa Clara in Californien, Idria in Oesterreich und früher Zweibrücken in Bayern. Neuesten Nachrichten zufolge sind in Borneo Quecksilbererze in Menge gefunden worden und kommen daselbst zur Verhüttung. In Bayern wurden die daselbst im Kohlensandstein vorkommenden Erze, nachdem sie zuvor aufbereitet worden, unter Kalkzusatz in Retorten (Galeerenöfen) mit thönernen Vorlagen, die etwas Wasser enthalten, destillirt. Der verstorbene Dr. Ure verbesserte diese Methode bedeutend, indem er statt der gewöhnlichen Retorten guſseiserne Gasretorten anwendete, deren hinterer Boden behufs Einbringen der Charge herausgenommen werden konnte. In dem vorderen Boden war ein Rohr eingesetzt, welches die Dämpfe in einen Röhrencondensator führte, worin das Quecksilber mittels Wasser condensirt wurde, während die anderen Gase durch dasselbe hindurchzogen und entwichen. Aehnlich ist das Verfahren in Idria für Quecksilberstaub und reiche Erze; nur enthält der Condensator kein Wasser, sondern taucht blos in einen mit Wasser gefüllten Behälter ein. Die directe Berührung der Quecksilberdämpfe mit Wasser wird nämlich von Manchen einer guten Condensation nicht dienlich erachtet. Während bei diesen Methoden der Kalk als Entschweflungsmittel dient, wird bei den meisten anderen Werken zu diesem Zwecke nur die Luft verwendet. In Altwasser (Ungarn) kommen mit dem Zinnober Fahlerze vor, welche bei der Destillation als Nebenproduct erhalten werden. Die Anlage besteht aus groſsen gemauerten Kammern, in welchen abwechselnd Erz und Brennmaterial aufgeschichtet wird, während die Luft durch Oeffnungen nahe am Boden eintritt. Sobald die Destillation beginnt, sammelt sich das Quecksilber in dem oberen Theile des Erzhaufens und wird durch Waschen daraus erhalten. Der Schwefel wird zu schwefliger Säure verbrannt und als solche entfernt; die Rückstände werden verschmolzen, um ihren Gehalt an Silber und Kupfer zu gewinnen. So unvollkommen auch diese Methode erscheint, so erhält man doch den gröſsten Theil des im Erze enthaltenen Quecksilbers mit nur 12 Proc. Verlust und einem Brennmaterial verbrauch von ungefähr 2cbm Kohle und 3cbm Holz für 10t Erz. In Idria besteht das Erz aus Zinnober, welcher sehr unregelmäſsig in Schiefern und Kalksteinen eingesprengt vorkommt, die wahrscheinlich der Triasgruppe angehören. Die reichsten Erze treten im Schiefer auf. Die ärmeren Erze werden durch eine complicirte Aufbereitung auf einen Durchschnittsgehalt von 6 Proc. gebracht. Nach vielen Versuchen wurden endlich ähnliche Oefen, wie die zum Kupfererzrösten gebräuchlichen angelegt, um eine continuirliche Arbeit zu erzielen, wozu nur das Anbringen eines Chargirtrichters im Deckgewölbe und das Ausziehen der Rückstände durch eine Oeffnung im Boden erforderlich war. Der Ofen mündet in eine kleine Kammer und diese steht wiederum mit 3 Eisenröhren von 900mm Durchmesser in Verbindung, die ein sehr flaches V bilden, in welchen das Quecksilber nicht nur durch die Luft, sondern auch noch durch einen künstlichen Regenschauer condensirt wird; letzterer wird von einem über den Röhren liegenden Apparate geliefert. Aus den Röhren ziehen die Dämpfe in eine Kammer, die in 4 Abtheilungen getheilt ist, und schlieſslich in die Esse, welche in der Mitte eine dünne Scheidewand hat, damit der Zug ein langsamerer und mithin die Condensation vollständiger werde. Der Verlust bei dieser Arbeit beträgt 29 Proc. Für die Verhüttung der groben und armen Erze benutzt man ähnliche Oefen wie die Kärntner Eisenstein-Röstöfen. Sie sind aus genietetem Eisenblech mit Futter aus feuerfesten Steinen construirt. Die Condensationsvorrichtung ist dieselbe wie bei den eben erwähnten Oefen. Der Verlust an Quecksilber beträgt 39 Proc. Die Erze von St. Clara in Californien bestehen aus Zinnober, der mit geringen Mengen Arsenikkies und Fahlerz vermengt ist. Sie treten in eisenhaltigen Schiefern auf, die von Kalk und Sandsteinen begleitet sind. Alle diese Gesteine erscheinen durch eine Eruption von Serpentinfels metamorphosirt. Die sortirten und aufbereiteten Erze wurden früher nach der bayerischen Methode zu gute gemacht; jetzt hat man in Neu-Almaden ähnliche Oefen angelegt, wie die früher in Idria gebräuchlichen, dieselben aber in vortheilhafter Weise umgeändert. Die Feuerung liegt seitlich und steht durch zahlreiche Oeffnungen mit dem Ofen in Verbindung. Die ihr gegenüber liegende Ofenwand ist gleichfalls mit Oeffnungen versehen, durch welche die Verbrennungsgase und Dämpfe abziehen. Das Beschicken geschieht durch zwei im Gewölbe des Ofens liegende Thüren, welche während des Betriebes hermetisch verschlossen bleiben. Die Condensationsvorrichtungen bestehen aus einer gröſseren Kammer, in welcher sich der gröſste Theil des Flugstaubes absetzt, und 3 kleineren darauf folgenden, die abwechselnd oben und unten mit einander communiciren. In letzteren sammelt sich fast alles Quecksilber an und rinnt auf der geneigten Sohle in einen auſserhalb liegenden Sammelkanal. Um die Condensation noch vollständiger zu machen, stehen diese Kammern durch einen langen Kanal mit einem System von 12 ganz gleich gebauten Kammern in Verbindung, die ihrerseits in die 27m hohe Zugesse einmünden. Die ganze Anlage ruht auf Gewölbebogen, die mit geneigten Guſseisenplatten derart belegt sind, daſs in der so gebildeten Rinne alles durchsickernde Quecksilber aufgefangen wird, während dasselbe früher verloren ging. Der Brennmaterialaufwand (Holz) beträgt 34cbm auf 100cbm Erz; das Verhältniſs ist also 1 : 3. Die bedeutendste Quecksilbergrube in der ganzen Welt ist die von Almaden in Spanien, welche schon seit den ältesten Zeiten bekannt ist. Das Erzvorkommen besteht in Quarzitschichten, die mehr oder weniger von Zinnober durchdrungen sind und sich zwischen Schichten der Kohlenformation (mit Graptolithen) eingelagert finden. Die Längenerstreckung dieser Quarzite, welche in 2 Parallelzonen auftreten, beträgt mehr als 450m, ihre Mächtigkeit wechselt von 3,6 bis zu 27m. Das Auftreten des Quecksilbers scheint mit den Melaphyren, (ihrer dunklen Farbe wegen piedra frailesca, Mönchsfels, genannt), welche die betreffenden Schichten durchbrochen haben, in Verbindung zu stehen. Der Gehalt der Erze kann durchschnittlich zu 8 Proc. angenommen werden. Die Zugutemachung wird in cylindrischen Oefen, die mit einer kugelförmigen Haube bedeckt sind, vorgenommen. Das Erz ruht darin auf Gewölbebogen, unter welchen die Feuerung liegt, so daſs also die Flamme und die zur Entschweflung nöthige Luft durch dieselben hindurchzieht. Der gröſsere Theil der Verbrennungsproducte wird allerdings zuvor in eine besondere Esse abgeleitet. Dicht unter der Haube befinden sich zwei Oeffnungen, durch welche die Dämpfe in die Condensationsvorrichtungen gelangen. Diese bestehen entweder aus Aludeln oder Kammern nach dem Idrianer System, 12 an der Zahl; erstere sind für die Bustamente'schen Oefen in Gebrauch, letztere für die gröſseren Idrianer Oefen. Die Destillation in den erstgenannten Oefen, welche ungefähr 10t fassen, ist bei einem Brennmaterial aufwand von 2t Strauchholz in 3 Tagen beendigt; die gröſseren Idrianer Oefen fassen 20t, verbrauchen 4t Brennholz und nimmt die Destillation in ihnen 6 Tage in Anspruch. Der geringe Verbrauch von Brennmaterial wird durch den hohen Gehalt der Erze bedingt, deren Schwefel beim Verbrennen genug Hitze für die Destillation erzeugt. Beide Verfahren liefern eine Menge Staub von sehr complicirter Zusammensetzung, der zuerst gewaschen wird, um das metallische Quecksilber daraus zu entfernen, und sodann in Batzen geformt wieder in den Ofen zurück gelangt. Beide Methoden sind sehr unvollkommen und ergeben einen Quecksilberverlust von nicht weniger als 33 Proc. obwohl man erst kürzlich behauptet hat, daſs Bustamante's Methode eine ganz vortreffliche wäre. Von den mancherlei Versuchen, die gemacht wurden, um eine rationellere Gewinnungsweise einzuführen, ist besonders die Erfindung Pellet's zu erwähnen, die bereits 1864 mit einem Preise bedacht wurde. Die spanische Regierung lieſs auch 1868 einen Pellet'schen Ofen in Almaden errichten; aber aus Gründen, deren Mittheilung hier zu weit führen würde, gelang es nicht, die vergleichenden Versuche dem alten System gegenüber zu Ende zu führen. Um 1870 errichtete Pellet einen Ofen nach seinem System, nur bedeutend vereinfacht, in Granada und sollen sehr günstige Resultate damit erzielt worden sein. Die Construction des Ofens ist ähnlich der eines Eisenstein-Röstofens, der Betrieb ein ununterbrochener und die Condensation eine ganz vorzügliche. Die Dämpfe werden durch eine lange Reihe Kammern mit künstlichem Regenfall gesaugt und enthalten bei ihrem Austritte kein Quecksilber mehr. Es unterliegt keinem Zweifel, daſs dieses System allgemeine Anwendung finden wird. Zum Schluſse wollen wir einige Mittheilungen über die Haupt-Quecksilbergruben machen. Abgesehen von einigen unbedeutenden Gruben, die in der Türkei, Italien und Spanien (Almeria und Granada) kürzlich entdeckt wurden, sind alle gröſseren Vorkommen in den letzten 30 Jahren in Amerika aufgefunden worden. In den Vereinigten Staaten verdienen besondere Beachtung die Gruben von Nevada, Utah und Californien. Stets kommen die Erze in Verbindung mit Eruptivgesteinen vor und sind in metamorphische Schiefer eingelagert. Die Hauptgruben Californiens sind (neben New-Almaden) Enriqueta, Guadalupe, Aurora, St. Carlos und New-Idria, sämmtlich in metamorphischen Kreideschichten und von bedeutenden Serpentindurchbrüchen begleitet. Das bedeutendste Vorkommen scheint indeſsen die kürzlich in der Nähe von Clear-Lake entdeckte, sogen. Sulphur Bank zu sein. Es nimmt einen Flächenraum von etwa 27ha ein und ist bis zu einer Tiefe von 25m aufgeschlossen worden, ohne das Ende zu erreichen. Die obere Lage besteht aus einer Schicht von 1m Mächtigkeit, ein Gemenge von Schwefel und Zinnober mit 1,5 Proc. Quecksilber, welches in Lavageröll eingebettet ist. Darauf folgt eine 2 bis 2m,5 mächtige Schicht unreinen Schwefels mit einem Gehalte, der von 30 bis 80 Proc. wechselt. Das beibrechende Gestein ist dasselbe wie das der oberen Schicht. Zu unterst liegt wieder eine Lavabreccie mit Zinnober und etwas Schwefel (Quecksilbergehalt 1,5 bis 2,5 Proc), die bis in eine Tiefe von 22m,5 verfolgt wurde. Nimmt man einen Durchschnittsgehalt von 2 bis 2,5 Proc. Quecksilber an, so würde sich nach Vincent der Werth der bis jetzt bekannten Lagermächtigkeit auf 40 Millionen Dollars berechnen. Die ersten Versuche, den Schwefel zu raffiniren, waren erfolglos, bis 1874 die Sulphur Bank Mining Company die Gewinnung des Schwefels und Quecksilbers unternahm. Ersteres geschieht nach einem ganz neuen Verfahren, die des Quecksilbers nach 3 verschiedenen Methoden. Die reicheren Erze und Rückstände werden mit Kalk destillirt, wie es in Neu-Almaden üblich ist; das unreinere Erz, welches in Stücken vorkommt, wird in continuirlichen Oefen, die feineren Erze in einem modificirten Gerstenhöfer' schen Ofen zu gute gemacht. Bei diesen continuirlichen Oefen wird die Condensation in 8 bis 10 Kammern aus Eisenblech bewerkstelligt, durch welche die Dämpfe mittels eines Roots-Gebläses hindurchgesaugt werden und dann in einen hohen, allen Oefen gemeinschaftlichen Kamin abziehen. Es hat sich dabei herausgestellt, daſs je gröſser diese Kammern sind, um so weniger Quecksilberstaub erhalten wird. Diese einfache Darstellungsmethode, verbunden mit der leichten, bergmännischen Gewinnung (Tagebau) ermöglichen es, das Quecksilber für 36 Cents oder 1,44 M. zu liefern. Während der Anwesenheit von Keyes, dem wir diese Angaben entlehnt haben, lagen 20000 bis 30000t Zinnober aus dem unteren Lager zur Verarbeitung bereit. Mehr als 30 Quecksilbergruben sind auch in Mexico, von denen einige bis jetzt gute Resultate geliefert haben: Capula und St. Romualdo im Staate Jalisco; Pedemal, Carro und Guadalcazar im Staate St. Luis de Potosi und andere bei Zacatecas, obwohl die jährliche Production 1000 Flaschen nicht überstiegen hat. Eigenthümlich ist es, daſs in Mexico das Quecksilber in allen Formationen vorkommt, wenn auch bemerkt werden muſs, daſs es immer an das Auftreten von Eruptivgesteinen geknüpft ist. Der Quecksilberbergbau hat eigentlich nur in Nordamerika einen gröſseren Aufschwung genommen, und producirt dieses Land allein fast die Hälfte des in den Handel kommenden Metalles. Die Production nimmt noch jährlich zu, während die Spaniens und Oesterreichs stationär bleibt. Die geringe Production der übrigen Länder ist von keinem Belang. Die Menge des 1876 in der ganzen Welt producirten Quecksilbers betrug: Vereinigte StaatenSpanienIdriaBayernItalienBorneoMexicoAndere Länder Im Ganzen   69200  41700    8000    2000    1700    2000      500    1500––––––126600 Flaschenzu34k, 7 W. K.