Titel: Technologische Mittheilungen über die Weltausstellung in Paris 1878; von Friedrich Kick.
Autor: Friedrich Kick [GND]
Fundstelle: Band 229, Jahrgang 1878, S. 201
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Technologische Mittheilungen über die Weltausstellung in Paris 1878; von Friedrich Kick. Mit Abbildungen. (Fortsetzung und Schluſs von S. 114 dieses Bandes.) Kick, Technologische Mittheilungen über die Weltausstellung in Paris 1878. Die Maschinengallerie auf der Südwest-Längsseite des Ausstellungsgebäudes, zwischen Porte de Grenelle und Porte Dupleix schlieſst nebst dazu parallelen Annexen die Maschinenausstellungen der übrigen Staaten ein. Wir gelangen hier, den Rundgang fortgesetzt gedacht, zuerst zu den Maschinen Englands. Doch sind lange nicht alle Maschinen hier untergebracht, sondern noch vieles im englischen Maschinen-Annex und im englischen Annexe für die landwirtschaftlichen Maschinen. Die englische Maschinenausstellung enthält eigentlich nur Beispiele der groſsen Maschinenproduction dieses Landes, und gilt dies auch von den meisten anderen Staaten, von manchen in noch weit höherem Maſse. Ja Italien hat seinen ganz achtbaren Maschinenbau ebenso wenig wie in Wien 1873 zur Schau gestellt, weil derselbe bisher kaum den eigenen Markt zu versehen vermag. Die Werkzeugmaschinen, mit welchen die vorzüglich übersichtliche und ausgezeichnet gruppirte englische Maschinenabtheilung beginnt, erscheinen durch die Benutzung der meistentheils hohlen Ständer maſsiv und vor Vibrationen geschützt; Form und groſsentheils auch die Wahl des Anstriches sind sehr gelungen. Der Construction nach dürfte wenig zu bemerken sein. Gleich zu Anfang an der rechten WandWir denken uns in Fortsetzung des Rundganges die Bewegungsrichtung des Besuchers in der Richtung von Porte Grenelle gegen Port Dupleix, also umgekehrt der Richtung, welche in der französischen Maschinengallerie genommen wurde. ist eine Eisensäge zur Erzeugung von Querschnitten (Profilen) aus Façoneisen von Western und Comp. in London ausgestellt. Die rotirende, ziemlich dicke Kreissäge hat an ihrer Welle ein Schraubenrad, welches durch eine Schraube an der Antriebswelle gedreht wird. Die Längsbewegung des Tisches, der das zu schneidende Stück trägt, hat Aehnlichkeit mit der Supportbewegung an Egalisirbänken. Dieser Mechanismus ist so construirt, daſs – je nach der Stellung einer Zahnkupplung – ein langsamer Vorgang, schneller Rückgang oder Stillstand des Tisches erzielt werden kann. Fig. 1., Bd. 229, S. 202Hervorragend ist die Ausstellung der Holzbearbeitungsmaschinen von Ransome und Comp. in London, welche Firma namentlich sehr interessante Specialmaschinen für die Faſs- und Wagenradfabrikation ausgestellt hat. Unter diesen Maschinen dürfte die interessanteste die Maschine zur seitlichen Bearbeitung der Faſsdauben und zum Abdrehen der Faſsböden für kleine Fässer aus weichem Holze sein. Die zweite Aufgabe wird durch eine Drehbank-ähnliche Anordnung, welche constructiv nicht viel Neues bietet, gelöst; der ersten Aufgabe aber ist in einer Weise entsprochen, welche neu sein dürfte und in Fig. 1 ihre principielle Darstellung findet. Das Faſs wird aus einer bestimmten Zahl ursprünglich gleich dicker, geschnittener Bretchen von gleicher Breite und Länge hergestellt. Um nun den Bretchen die erforderliche richtige Form zu geben, wird jedes in die Zange z, welche aus den Theilen b und f besteht, eingespannt, und es erfolgt schon hierdurch die Krümmung (vorübergehend), welche die Faſsdaube in der Längenrichtung erhalten soll. Die Zange ist so schmal, daſs das eingeklemmte Bretchen beiderseits vorsteht. Zum Einspannen bedarf es nur der Bewegung des Hebels h in die punktirte Lage. Indem nun die ganze Zange um die Zapfen a gedreht werden kann, läſst sich das Bretchen mit seinen schmalen Seiten derart der Messerscheibe S nähern, daſs die Bearbeitung der Stoſsflächen erfolgt, welche glatt abgehobelt werden. Die Entfernung der Achse aa vom Bretchen entspricht dem Faſsradius und kann derselbe durch Versetzung der Drehbolzen in Schlitzen der Arme r geändert werden; ebenso läſst sich, das Futter f auswechseln. Die übrigen Maschinen für Faſsfabrikation, bekanntlich nach den Plänen des erfindungsreichen J. Richards gebaut, finden sich ausführlich in D. p. J. *1877 223 251 beschrieben und abgebildet. Thomson, Sterne und Comp. in Glasgow haben nebst anderen Schleifmaschinen eine selbstthätig wirkende Zahnrad-Schleifmaschine sehr netter Construction ausgestellt, auf welcher die Lücken zweier Zahnräder verschiedener Gröſse gleichzeitig ausgeschliffen werden können. An einer fix gelagerten horizontalen, rasch rotirenden Achse steckt an den beiden Enden je eine Schleifscheibe. In der Mittelebene jeder der Scheiben, natürlich auſserhalb des Körpers der Schleifscheiben, liegt die verticale Achse jenes Bolzens, auf welchen das zu schneidende Rad gesteckt wird. Es liegt also der gegossene Zahnkranz horizontal, und indem nun der erwähnte Bolzen in einem vertical geführten Support gelagert ist, so wird das Rad allmälig gehoben und gesenkt. Beim Heben findet der Angriff der Schleifscheibe auf die rohe Guſsfläche der Zahnflanken statt. Die Abwärtsbewegung erfolgt so weit, daſs die Schleifscheibe auf das Rad nicht mehr einwirken kann, und in dieser Lage dreht sich das Rad um die Theilung weiter, welche Bewegung durch eine schiefe Ebene und ein Schaltwerk erzielt wird. Der mit einem Quersupport versehene Hauptsupport gestattet die Bearbeitung von Rädern von 38 bis zu 609mm Durchmesser, und soll die stündliche Leistung 4400 Zähne betragen. Fig. 2., Bd. 229, S. 203Bei den Holzbearbeitungsmaschinen sei ferner nur auf neue, oder doch weniger bekannte Werkzeugformen hingewiesen. In dem Fräskopf f (Fig. 2) einer Hakenstiel-Maschine von Ransome und Comp. sind vier Messer m eingespannt, deren Zuschärfung von αβ bis γ reicht und von innen gegen auſsen gelegt ist. Natürlich sind diese Fräsen weit billiger als die aus einem Stücke gearbeiteten, wie sie in der französischen Abtheilung angetroffen wurden, verlangen aber natürlich präcise Einstellung der Messer. – Das zweite Werkzeug ist eine für Holz modificirte Art des Werder-Bohrers, welche uns jedoch in so fern fehlerhaft erscheint, als der Anstellungswinkel viel zu groſs wird. Aus unserer Figur 3 ist die Form desselben zu entnehmen, wie dieses Werkzeug von Ransome angewendet ist. C. Powis hat dieselbe Schneidenform benutzt, aber der Schaft des Werkzeuges ist nicht schraubenförmig gewunden, sondern mit der Vereinigung zweier Hohleisen vergleichbar, deren eines die Höhlung, das andere den Rücken nach derselben Seite kehrt. In Fig. 3 sind ab, a'b' die Schneiden. Fig. 3., Bd. 229, S. 203 Die Spinnereimaschinen haben eine würdige Vertretung durch Platt, Combe, Lawson, Howard und Bullough, Dobson und Barlow u.a. gefunden. Mit Platt Brothers and Co. in Oldham beginnt die 2. Abtheilung der englischen Maschinenausstellung. Derselbe hat sowohl einen Satz von Baumwoll- als Kammgarn-Spinnmaschinen ausgestellt. Einige Details der Maschinen sind von besonderem Interesse. Fig. 4., Bd. 229, S. 204 Fig. 5., Bd. 229, S. 204 An der Doppelkarde für Kammwolle ist der dreifache Klettenapparat, sowie Garnett's Oelungsapparat hervorzuheben; letzterer ist bei der ersten Klettenwalze – aus nahe an einander liegenden Windungen eines Stahlbandes mit sägeartiger Verzahnung Fig. 4 bestehend – in der Weise angebracht, daſs aus einem Gefäſse G Fig. 5 das Oel durch das Rohr r in den Trog t so lange flieſst, als durch das Röhrchen r' Luft nach G treten kann, was natürlich eintritt, sobald die Oberfläche des Oeles unter die Mündung i sinkt. Hierdurch bleibt der Trog t stets gleich hoch mit Oel gefüllt. Indem nun eine Metallwalze in den Trog t eintaucht und bei der Drehung Oel annimmt, dieses einer Tuchwalze zuführt, welche es an die Klettenwalze überträgt, so kommt die Wolle, welche von der Klettenwalze ergriffen wird, mit der fetten Oberfläche derselben in Berührung und wird so gefettet. Gegen den Umfang der Klettenwalze arbeitet ein rasch rotirender Schläger, welcher die Kletten in einen Trog wirft, die Wolle aber an der Klettenwalze beläſst, welche sie weiterführt. Die zweite und dritte Klettenwalze sind mit feinerer Verzahnung versehen, so daſs grobe, mittlere und feine Kletten ausgeworfen werden. Kämmmaschinen sind zwei Systeme ausgestellt, Little und Eastwood's Maschine für kurze Kammwolle, welche schon in Wien 1873 zu sehen war (vgl. *1873 209 161. 1875 217 449); ferner die Circularkarden-Kämmmaschine, welche sehr lange Wollen (zu Teppichgarnen) kämmt und in ihrer Construction wesentlich von der erstgenannten Kämmmaschine abweicht. – Der Kammgarn-Selfactor weist in vielen Theilen wesentliche Verbesserungen in constructiver Beziehung auf. Bei den Baumwoll-Spinnmaschinen dieser Firma dürfte besonders an den Karden die Anwendung der Einnehmerwalzen zu erwähnen sein, welche ähnlich den Klettenwalzen (s. o.) hergestellt sind, deren Zähnchen aber die dreieckige Gestalt wie die gewöhnlichen Sägezähne, nur spitzer, aufweisen. Sowohl Platt, als Howard und Bullough haben Ringbänke für Baumwollgarn ausgestellt; bei beiden aber ist ein dickes Holzrohr in Anwendung. Von Dobson und Barlow ist eine Baumwoll-Kämmmaschine, Strecken etc. und ein Selfactor für hohe Nummern zu erwähnen. Fig. 6., Bd. 229, S. 205Während Lawson und Sohn in Leeds auf der Wiener Ausstellung einen Satz von Jute-Spinnmaschinen ausgestellt hatten, beschickte diese Firma die Pariser Ausstellung mit Maschinen für die Bearbeitung von Manillahanf und einer Maschine zur Herstellung von Seilerlitzen aus diesem oder ähnlichem Material. Das Streckwerk der Anlegemaschine für Manillahanf weist insofern ein neues Princip auf, als das zweite Walzenpaar durch die in Fig. 6 gezeichnete Anordnung ersetzt ist. Es ist zu entnehmen, daſs die rotirende Laterne a mit der die schwarz gezeichneten Stäbe vereinigenden Gliederkette b derart zusammenarbeitet, daſs der Hanf in Schlangenwindungen zwischen diesen Stäben sich findet und hierdurch in der vollkommensten Weise festgehalten wird, bezieh. genau die Bewegung von a und b mitmachen muſs. Zwischen der gezeichneten Streckvorrichtung und den Einzugwalzen befindet sich ein System von Hechelstäben, welches sich von der gewöhnlichen Construction durch weitere Theilung, gröſsere Dicke der Nadeln und gröſsere Dimensionen auszeichnet. – Die Maschine zum Spinnen von Schnüren (Seilerlitzen) unterscheidet sich von den früher besprochenen französischen Maschinen wesentlich dadurch, daſs bei dieser Maschine das zu verarbeitende Band auch verstreckt wird. Lawson hält dies für nothwendig und die Trennung des Verzuges von der Drehung und Aufwicklung auf die Spule nicht für zweckentsprechend. Durch Vereinigung dieser Operationen wird jedoch der Mechanismus wesentlich verwickelter. Fig. 7., Bd. 229, S. 205In der englischen Maschinengallerie 1. Abtheilung findet sich (an der rechten Wand) von A. F. Craig und Comp. in Paisley (Schottland) eine doppelte Schermaschine, bei welcher der eine Schercylinder aus schraubenförmigen Messern m Fig. 7 gebildet ist, welche auf einer Seite einen einfachen Hieb besitzen, durch welchen die schneidende Kante ab die Beschaffenheit einer feinen Säge annimmt. Die Figur deutet ein Bruchstück eines solchen Messers an. Das hiermit zusammen arbeitende gerade Messer dürfte auch Zähnchen besitzen und hierdurch das Fassen der Härchen erleichtert sein. Auſserdem seien erwähnt die Werg-Spinnmaschinen von Fairbairn, Kennedy und Naylor in Leeds, unter welchen besonders Interesse die Werg-Kämmmaschine verdient, deren Product vorzüglich ist; ferner der Damast-Kraftstuhl von H. Livesey in Blackburn, welcher 175 Schuſs in der Minute macht. Fig. 8., Bd. 229, S. 206 Fig. 9., Bd. 229, S. 206 Fig. 10., Bd. 229, S. 206 An der linken Wand befindet sich in der englischen Abtheilung das schöne Modell eines Krahnes mit mechanischer Füllung und Entleerung des zangenartig wirkenden Fördertroges von Gebrüder Priestman in Hüll und London. Dieser Krahn eignet sich in ausgezeichneter Weise zum Entleeren von Schiffen, deren Ladung in Getreide, Sand u. dgl. besteht. Dem gewöhnlichen Mechanismus eines Drehkrahnes ist eine Vorrichtung beigegeben, durch welche die aus zwei mittels Gelenken verbundenen Theilen f bestehende Förderschale geöffnet und geschlossen werden kann. Ist die Förderschale oder der Fördertrog auf das Getreide niedergelassen (Fig. 8) und befinden sich die Schalenhälften in der gezeichneten Lage, so wird durch Anziehen an der Kette k1, welche auf t1 (Fig. 9) aufgewickelt ist, die Welle w gedreht, indem sich die Kette abwickelt; hierdurch werden die beiden Ketten c1, c2, welche von ihren Trommeln in entgegengesetzter Richtung ausgehen, aufgewickelt und ziehen hierdurch die Stange s nieder, welche, indem sie mit den Armen a verbunden ist, bei ihrem Niedergange das Schlieſsen der Förderschale bewirkt (Fig. 10). Ist die Förderschale geschlossen, so werden beide Ketten k1, k2 gleichzeitig und gleichviel angezogen und so die Schale gehoben. Hierauf wird der Krahn gedreht, bis die Förderschale über jenes höhere Behältniſs (Wagen o. dgl.) gebracht ist, in welches die Entleerung stattfinden soll, und diese dann dadurch erzielt, daſs nur die Kette k2 angezogen wird. In Fig. 9 sind die Schalen f und Arme a weggelassen. In der 3. Abtheilung der englischen Maschinenausstellung befinden sich Maschinen für Typographie (Walter-Presse etc.), Wollwasch- und Trockenmaschinen, Schuhmacher-Maschinen, eine Couvertmaschine u.a.; ferner in der Nebengallerie eine Appreturmaschine (Baumwollzeugstampfe) von M. Mather und Platt, Schraubenschneidmaschinen u.a.m. Die Couvertmaschine von Ch. Goodall und Comp. in London dürfte die vollkommenste Maschine dieser Art sein. Einem in vier Absätzen rotirenden Tische werden durch einen mit Saugwind arbeitenden Zuführer die vorgeschnittenen Papierblätter übergeben, und es findet vollkommen selbstthätig das Gummiren und Zusammenlegen statt. Nahe bei dieser Maschine (aber an der rechten Wand) stehen zwei, leider nicht arbeitende, Maschinchen zum Anstreichen der Jalousiebretchen von F. W. Reynolds und Comp. in London, welche aus einem Einziehwalzenpaare und einem System von Bürsten bestehen. Beim Durchgange wird dem Bretchen die Farbe gegeben. Es sollen in der Stunde 2000m gestrichen werden können. Im englischen Maschinen-Annexe befinden sich die Maschinen für die landwirtschaftlichen Gewerbe, als Müllerei, Brauerei, Zuckerfabrikation u. dgl. Die Vereinigten Staaten Nordamerikas sind mit der Construction von Specialmaschinen für kleine Verbrauchsartikel seit längerer Zeit vorangegangen und der alte Ruf, diesbezüglich Ausgezeichnetes zu leisten, bewährt sich auch diesmal. So treffen wir im Mittelgange der Maschinengallerie rechts Curtis' automatische Schraubenschneidmaschine für Verbindungsschrauben (Aussteller: Devens). In die Maschine läuft der gerade gerichtete Stahl- oder Eisendraht ein, und es erfolgt zuerst das Abdrehen des Bolzens, auf welchen das Gewinde geschnitten werden soll. Ist dies geschehen, so findet das Schneiden des Gewindes mittels Backen statt, welche nur so lange thätig sind, als dies die Gewindelänge erheischt. Unmittelbar hierauf findet das Abstechen statt. Die Schraube ist nun noch in der Kluppe gehalten und diese bewegt sich mit der Schraube zu einer Fräse, welche den Kopf rundet, und hierauf zu einer zweiten Fräse, welche den Schlitz einschneidet. Eine weitere horizontale Verschiebung bringt die Kluppe zu dem „Schraubenzieher“, welcher die Schraube aus der Kluppe nimmt, die nun wieder auf ihren ersten Platz, zum Schneiden der nächsten Schraube, zurückkehrt. Von dem Schraubenzieher übernimmt eine kleine Zange die Schraube, und diese wird nun mit ihrem Kopfe einer letzten Fräse dargeboten, welche den vom Einschneiden des Schlitzes herrührenden Grath abnimmt. Ist der Draht zu Ende, so stellt sich die Maschine selbstthätig ab. Sie läſst sich für verschiedene Schraubengröſsen einstellen und arbeitet sehr rasch und exact. Unmittelbar daneben steht die gleichfalls sehr sinnreiche Maschine für kleine Korkzieher aus Draht von Clough und Williamson in Newark, N.-J. Diese Korkzieher sind aus einem Stück Draht hergestellt und bestimmt, im Stöpsel zu bleiben, und zeigt Fig. 11 die Form derselben. Die Maschine biegt aus dem eingelegten, einseitig zugespitzten Drahte den Ring a, wickelt dann einerseits die Spirale b, während das zweite Drahtende in die Schraubenform c gebracht wird. Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daſs vor der Zange einerseits eine mit vertieftem Schraubengang befindliche Spindel und über diese ein rotirendes Futter (Kopf) sich findet. Eine Leiste am rotirenden Kopfe faſst das eine Drahtende und wickelt es zur Spirale b; ein zweiter Theil ergreift das zugespitzte Ende und wickelt dasselbe in den vertieften Schraubengang. Ist dies geschehen, so beginnt die umgekehrte Drehung (und Verschiebung) der Spindel, wodurch sich dieselbe gleichsam aus den Schraubenwindungen des Korkziehers herausschraubt, welcher nun frei wird. Fig. 11., Bd. 229, S. 208 An Blechbearbeitungsmaschinen finden sich von Bliſs und Williams in Brooklyn zwei Pressen und Durchschnitte schräger Anordnung und einige kleinere Maschinchen. Die Pressen sind vorzüglicher Construction und wirken durch zwei nach einander zur Wirkung kommende Stempel u.a. auch so, daſs sie aus einem Blechstreifen die façonnirte Form, z.B. Büchsendeckel, ausdrücken und hierauf die Scheibe ausschneiden, oder wahrscheinlich auch umgekehrt je nach Erforderniſs. Die Maschinen sah Referent nicht in Thätigkeit. J. A. Fay und Comp. hat mehrere Holzbearbeitungsmaschinen guter Construction ausgestellt. – In dieser Abtheilung stehen auch mehrere Tiegelschnellpressen, sämmtlich ohne Verreibungsteller, u.a.m. Fig. 12., Bd. 229, S. 208Neben der Maschinengallerie befindet sich in der amerikanischen Abtheilung eine Suite von Hartguſs-Walzen und -Rädern von A. Whitney und Sohn in Philadelphia. Die Hartguſswalzen sind von einer Extactheit des Schliffes, wie dieselbe (nach Mittheilungen von befreundeter Seite) wohl am Continente nur das bekannte Werk in Königsbrunn in Württemberg ebenso vorzüglich liefern dürfte. Weit weniger ausgezeichnet sind die Hartguſsräder, deren Spurkränze Unreinigkeiten aufweisen, welche manche dieser Räder, nach dem Maſsstabe, welchen man in Oesterreich z.B. an solche Fabrikate legt, als Ausschuſs erscheinen läſst. Wie Brüche darthun, ist die harte Schichte von richtiger Dicke. Wenn von amerikanischer Seite die auſserordentliche Dauer (20 Jahre und darüber) nachgerühmt wird, so ist zu bemerken, daſs die zur Ausstellung gebrachten alten Räder eine Abnutzung zeigen, welche nach unsern continentalen Begriffen geradezu unzulässig genannt werden muſs. Vorstehende Skizzen Fig. 12 zeigen zwei Profile, welche das Gesagte versinnlichen und darthun, daſs man in Amerika noch mit Rädern fährt, welche bei uns längst ausgeschieden würden. Diesbezüglich ist es von hohem Interesse die von Ganz und Comp. in Budapest (ungarische Abtheilung, Maschinengallerie rechte Wand) ausgestellten Hartguſsräder zu vergleichen, welche nach 20jährigem Gebrauche bei 549108km und 254150km durchlaufenem Weg einen ungleich reineren Spurkranz zeigen von weit geringerer Abnutzung. Obige amerikanische Räder haben 245000 englische Meilen (etwa 350000km) durchlaufen. Der Hartguſs gewinnt im Maschinenbau immer mehr Bedeutung; abgesehen von der Verwendung desselben zu Mahlwalzen, hat Platt auch bereits die unteren Streckcylinder einiger seiner Spinnmaschinen aus Hartguſs hergestellt. In dem amerikanischen Annexe befindet sich (in der linken Ecke) eine Formmaschine von Aikin und Drummond in Louisville, welche nicht nur, wie die bisherigen, das Formen blos erleichtert, sondern thatsächlich mit geringer Beihilfe formt. Der Formsand ist in einen Trichter eingefüllt, in dessen unterem Theile sich ein Schieber (verschiebbarer Kasten) befindet, von gleicher Grundfläche mit dem Formkasten, aber von etwas gröſserer Höhe. Dieser Kasten füllt sich mit Sand und, indem er vorgezogen wird, schlieſst sich durch eine nachfolgende Deckplatte zuerst der Sandeinlauf; bei weiterem Vorschub bleibt der Boden des Kastens zurück, und zwar gerade von jener Stellung an, bei welcher der verschiebbare Kasten bereits über den Formkasten gelangt ist. Hierdurch gelangt durch das einfache Vorziehen der Sand in den Formkasten und zwar in ausreichender Menge, weil hiernach entsprechend die Gröſse des verschiebbaren Kastens gewählt ist. Durch das Zurückziehen desselben, allenfalls noch durch eine kleine Nachhilfe von Hand, vertheilt sich der Sand im Formkasten. Den Boden desselben bilden die einzuformenden Modellhälften und eine Platte, deren Ausschnitte den Modelltheilen ganz genau angepaſst sind. Auf den Formkasten wird eine Deckplatte gedrückt; sie ist von einem drehbaren Arme getragen und durch eine Schraube niederzudrücken, so daſs sie sich oben fest auf den Formkasten aufsetzen läſst.Sie hat zwei Löcher von etwa 6cm Durchmesser, durch welche der überflüssige Sand sich ausdrückt. Ist dies geschehen, so wird durch Drehung eines Handrades an einer Welle mit Excentern die Bodenplatte des Formkastens sammt den Modellhälften gehoben und hierdurch die Form hergestellt; durch Weiterdrehen am Handrade folgt nun zuerst das Sinken der unter der Platte vereinigten Modellhälften um ein Geringes, wobei die Bodenplatte dem Sande als Stütze dient, und hierauf auch der Niedergang dieser Platte. Der Formkasten wird frei, zur Seite geschoben und durch einen neuen ersetzt. Nach Angabe des Erfinders ist ein Arbeiter im Stande (wenn ihm der Sand zugebracht wird), 100 Kästen in der Stunde einzuformen. Daſs die ganze Anordnung sich nur für Massenproduction eignet, ist natürlich. Auch die neben dieser Maschine aufgestellten Ziegelpressen weisen interessante Constructionen auf. Fig. 13., Bd. 229, S. 210 Aus der schwedischen Abtheilung sei nur Wilh. Gibson und Comp. in Gothenburg erwähnt, welcher eine originelle Schleif- und Hobelmaschine zur Nacharbeitung von bereits zusammengefügten Thürflügeln u. dgl. ausgestellt hat. Der zu bearbeitende Gegenstand wird horizontal auf einem Tische befestigt und der durch die beistehende Skizze Fig. 13 versinnlichte Träger der Schleifscheibe SMit Sand bekleidete Kautschukplatte, auf einer Eisenscheibe aufgezogen. (oder des Messerkopfes) so über das Arbeitsstück hinbewegt, daſs das Abschleifen des Rahmens und der Füllungen des Thürflügels erfolgt. Die Einrichtung war unseres Wissens ähnlich bei einer Sandpapier-Schleifmaschine in Philadelphia 1876 zu sehen. Der Rahmen A hat seine Drehachse in 1 und 2, der Rahmen B in 3 und 4. Auf diesen Achsen sitzen die mit einander verbundenen Riemenscheiben a, b und c, d lose. Der Antrieb erfolgt auf a, von b auf c und d auf e. Die Verticalbewegung welche der Schleifscheibe gegeben werden muſs, kann entweder dadurch erzielt werden, daſs man die Achse 12 in einem Schlitten lagert, oder man gibt diese Bewegung der Welle w, wobei nur die Riemenscheibe e an ihrem Platze zu halten und die Welle in bekannter Weise einzurichten ist. Bei der ausgestellten Maschine sind dem Rahmenwerk solche Dimensionen gegeben, daſs die Schleifscheibe alle Theile des festliegenden Thürflügels an der Oberseite bestreichen kann. Aus Norwegen sind in der Maschinenhalle mit der Maschine hergestellte Hufeisen von Oluf Orisum in Christiania ausgestellt; doch fehlt leider die Maschine, welche dieses wichtige Fabrikat liefert. Von der Maschinenausstellung Italiens zu sprechen, kann hier um so mehr unterlassen werden, weil das sehr vereinzelnt Interessante nicht in unser Gebiet schlägt. Der Mangel eines Mittelganges, eine Folge ungeschickter Aufstellung, zieht sich leider auch durch die Maschinenexposition Oesterreich-Ungarns, welche eben dadurch nicht übersichtlich gruppirt erscheint. Hier verdienen vor allem die Müllereimaschinen hervorgehoben zu werden. Ganz und Comp. sowie Wörner in Pest, Hörde sowie Pini in Wien, Nemelka in Simmering bei Wien u.a. haben Walzenstuhlungen, Griesputzmaschinen u. dgl. ausgestellt, welche in Construction und Ausführung beachtenswerth sind. Ganz hat ein neues Princip der Lagerentlastung angewendet, welches darauf beruht, daſs ein Stahlring um die oberste und unterste der drei im Stuhle gelagerten Walzen gelegt ist, welcher in geeigneter Weise seine Spannung erhält. Hierdurch wird der gröſste Theil des Reibungsdruckes unschädlich gemacht. Diese Stühle erfordern eine eingehendere Behandlung. Hörde hat nebst Escher-Wyſs'schen Walzenstühlen eine Centrifugal-Sichtemaschine, Patent Martin, eine Griesputzmaschine seiner Construction und eine automatische Getreide-Wägemaschine, Patent A. Kaiser (D. R. P. Nr. 1284 vom 29. November 1877), ausgestellt. Alle von österreichisch-ungarischen Constructeuren ausgestellten Walzenstuhlungen weisen Hartguſswalzen auf, meist glatt, theil weise auch geriffelt. So ist von Ganz und Comp. ein kleiner Walzenstuhl exponirt, zum raschen Vermählen ganz geeignet, dessen Walzen je 900 Riffel aufweisen. Wenn der Besucher die glatten Walzen glänzend geschliffen findet, so hat dies einerseits seinen Grund darin, daſs viele Müller dies als Bedingung „neuer“ Hartguſswalzen verlangen: andererseits könnte es lediglich auch als Verschönerung des Ausstellungsobjectes angesehen werden. Was das Walzenmaterial betrifft, so sei noch bemerkt, daſs französische, schweizerische und englische Walzenstuhlungen sowohl Porzellan, als Hartguſs aufweisen, ja daſs bei französischen Stuhlungen auch Granit angewendet ist. Als eine originelle Construction sei die Weizenschneidmaschine von L. Bollmann in Wien erwähnt, bei welcher gelochte Eisenscheiben zwischen conischen Wänden rotiren. Indem der Weizen zwischen die Wände und in die Löcher der Scheiben fällt, findet beim Durchgang der Scheibe durch den Spalt ein Brechen des Weizens statt. Die Arbeit ist aber nicht gleichmäſsig, da auch ganze Körner durchgehen. Sowie in der österreichischen Maschinenausstellung die Müllerei ziemlich gut vertreten ist, weil gerade hierin Oesterreich-Ungarn die erste Stelle einnimmt, so ist auch die Biererzeugung und Zuckerfabrikation, welche namentlich in Böhmen in höchster Blüthe steht, wenigstens je durch eine horvorragende Maschinenfabrik vertreten. Die diesbezüglichen Objecte fallen auſser unser Referat und seien daher nur zwei Details constructiver Natur, welche auch anderweitig Verwendung finden können, hervorgehoben. Bei der rotirenden Diffusionsbatterie der Prager Maschinenbau-Actiengesellschaft ist eine neue Dichtung von Director Dautzenberg angewendet, welche eine etwa 1m weite Oeffnung, auf die ein Deckel geklappt und durch Klinken befestigt wird, abzudichten gestattet, wenn in dem Gefäſse Ueberdruck herrscht oder nicht. In den Rand des Gefäſses ist nahe der Oeffnung eine Nuth ausgearbeitet und in dieselbe ein Kautschukschlauch eingelegt, welcher über die Nuth hervorragt. Ist nun der Deckel aufgelegt und eingeklinkt, so läſst man Dampf in den Kautschukschlauch eintreten, welcher sich nun völlig dicht an die Deckel- und Gefäſsflächen anlegt; es bleibt die Dichtung auch dann erhalten, wenn später derselbe Dampfdruck im Innern des Gefäſses gegeben wird. Bei den von Noback und Fritze in Prag ausgestellten Brauereiapparaten befindet sich eine Centrifugalpumpe mit Frictionsvorgelege, dessen Construction folgende ist. Von der Transmission gelangt die rotirende Bewegung auf eine kleine Riemenscheibe der Vorgelegwelle, auf welcher auch eine eiserne Frictionsscheibe bedeutend gröſseren Durchmessers aufgekeilt ist. Von dieser Frictionsscheibe wird die Bewegung bei eingerücktem Vorgelege auf eine aus gepreſster Pappe bestehende Scheibe kleinen Durchmessers an der Welle der Centrifugalpumpe übertragen und hierdurch eine Uebersetzung ins Schnelle erzielt, welche ruhigeren Gang aufweist als der frühere directe Antrieb. Das Erwähnenswerthe dieser Construction ist aber die auſserordentlich leichte und bequeme Ein- und Ausrückung des Vorgeleges, welche durch blose Drehung eines Handgriffes um 180° erfolgt. Die Achse dieses Griffes liegt nämlich unter dem Lager nächst der groſsen Frictionsscheibe der Vorgelegwelle und besitzt einen Ansatz, welcher bei der Drehung das Lager und die Welle um etwa 5mm hebt, wodurch die Frictionsscheiben auſser Berührung kommen. Zum Zwecke besseren Andruckes bei eingerücktem Vorgelege ist das erwähnte Lager durch ein Kautschukband niedergezogen. In der Nähe der vorerwähnten Objecte befindet sich die Schleifmaschine und die Knäuelmaschine von Ludw. Bollmann. In der gegen auſsen liegenden Gallerie befinden sich die schon früher erwähnten Federmotoren von Schreiber, Salomon und Comp. (*1878 228 9) und die Zinkenschneidmaschine von Georg Roy in Wien (Margarethenstraſse 61), welche letztere zwar auf dem Grundprincipe der seit 1867 bekannten Davenport und Armstrong'schen Maschine (vgl. *1868 187 181. 261) beruht, jedoch einige wesentliche praktische Verbesserungen aufweist. Erwähnung verdient noch die sehr gut construirte Zuckerpfeifchen-Maschine von Wojtechovsky in Prag, die Keilnuthen-Fräsmaschine von Joh. Müller in Wien und die Rauhmaschine von Fürth (vgl. * 1876 219 121). Nächst der Maschinengallerie findet sich in der ungarischen Abtheilung auch die Ausstellung der Oesterreichischen Staatseisenhahn-Gesellschaft, deren zahlreiche und sehr mannigfache Industrialwerke durch Pläne, graphische Darstellungen der Productionsmengen, theilweise auch der Productionsmethode und der Rohmateriale wie der Producte dargestellt sind. Diese Exposition gehört zu den beachtenswertesten der ganzen Ausstellung. Die Ausstellungen anderer österreichischen Eisenbahngesellschaften, welche namentlich für den Ingenieur viel Interessantes bieten, befinden sich im österreichischen Maschinen-Annexe. Die Schweiz und im Anschlusse hieran Belgien weisen wieder eine gelungene Gruppirung der ausgestellten Maschinen auf, sowie auch die Ausstellungsobjecte selbst weit vollkommener den hohen Stand der Maschinenindustrie dieser Länder darthun, als dies z.B. von Oesterreich gesagt werden kann, wo die groſse Entfernung der Aufstellung groſser Gegenstände Eintrag that. Daſs der Referent die Ausstellung Ruſslands, trotz der schönen Ausstellung der Moskauer technischen Schule, unbesprochen läſst, hat seinen Grund darin, daſs er technologisch Neues hierin nicht auffand. Die Schweiz hat an Müllereimaschinen in den Expositionen Millot's, Wegmann's, Daverio's u.a. einiges Neue und Vorzügliche aufzuweisen. So hat, um nur das Wichtigste hervorzuheben, Millot in Zürich eine Maschine ausgestellt, welche den Knoblauch vom Weizen scheidet. Diese Aufgabe ist in folgender Weise gelöst. Der mit Knoblauch (den schleimigen Zwiebelknospen des Allium) vermengte Weizen passirt ein Walzwerk, welches aus zwei eisernen Druckwalzen und einer gröſseren, mit Kautschuk überzogenen Walze besteht, gegen deren Umfang die beiden erstgenannten Walzen wirken. Der widerstandsfähige Weizen drückt sich, ohne verletzt zu werden, in den Kautschuk ein, während der Knoblauch plattgedrückt wird. Beide gelangen nun auf eine schiefe Ebene, über welche sie abgleiten, am Ende derselben beim Niederfallen von einem Windstrome getroffen werden, der die plattgedrückten Knoblauchkörner zur Seite treibt und so vollständig scheidet. Tägliche Leistung 500k. – Interessant ist ferner der Aspirator und die Griesputzmaschine desselben Ausstellers, welche beide eine gesonderte Besprechung ebenso verdienen, wie die Walzenstühle von Ganz und Comp. in Budapest. Fig. 14., Bd. 229, S. 213 Fig. 15., Bd. 229, S. 213 Die Porzellanwalzenstühle von Fr. Wegmann in Zürich, dem verdienstvollen Verbreiter der Walzenmüllerei, müssen hier, auch ihre Erwähnung finden. Was zunächst die Walzen betrifft, so zeigen Fig. 14 und 15 die Befestigung des hohlen Porzellankörpers auf den Achsen. s, s sind die Endscheiben, welche durch die drei Schraubenbolzen b an den Walzenbund angepreſst werden. Die Lager der beweglichen, stellbaren Walze sind gegen unten verlängert und in Fig. 14. Fig. 15. einen Bolzen eingehängt, um welchen sie sich bewegen können. Oberhalb dieses Drehpunktes findet der Angriff für jene Theile statt, welche mit der Druckfeder verbunden sind und diese Walze je nach Spannung der langen Blattfeder mehr oder weniger gegen die zweite Walze drücken. Dieser Andruck sollte das leichte Ausweichen der Preſsionswalze bedingen. Es findet nun ein solches Ausweichen allerdings statt, wenn man z.B. Drahtstifte, Nägel o. dgl. zwischen die Walzen gelangen läſst, natürlich aber erst dann, wenn diese Gegenstände einen kräftigen Gegendruck ausüben. Zwischengebrachte kleine Steinchen von der Gröſse des aufzulösenden Grieses vermögen dies nicht; sie werden vielmehr zersplittert, aber ohne die Walzen zu beschädigen. Der Schieber für die Mahlgutzuführung wird durch Bewegung eines Hebels bequem eingestellt. – Nicht uninteressant ist es, daſs Wegmann bei einem gleichfalls zur Ausstellung gebrachten Kleieausmahlstuhl eine geriffelte Porzellanwalze gegen einen geriffelten Porzellansattel wirken läſst, hier also jene Construction angenommen, bezieh. in Porzellan übersetzt hat, welche in anderem Material längst bei den St. Gallener Walzenstühlen (vgl. *1874 211 100) und einem Schrotstuhl von Escher-Wyſs (seit ein paar Jahren) in Anwendung gebracht ist. Um nicht nochmal auf Walzenstuhlungen zurückkommen zu müssen, sei bemerkt, daſs im französichen Maschinen-Annexe ein Walzenstuhl von Beier ausgestellt ist, bei welchem einer der Walzen nebst der rotirenden Bewegung auch eine Längsbewegung dadurch ertheilt wird, daſs mit der Achse ein schräg gestellter Ring verbunden ist, welcher in der entsprechenden Spalte eines festen Stückes rotirt. Fig. 16., Bd. 229, S. 214In der schweizerischen Abtheilung befinden sich ferner die hervorragenden Ausstellungsobjecte von Kaspar Honegger in Rüti. Besondere Hervorhebung verdient dessen Seiden-Spülmaschine, welche den Faden während des Aufspulens genau dieselbe Drehungszahl gibt, aber in entgegengesetzter Richtung, welche er durch das Abziehen von der Schleifspule beim Weben sonst annehmen würde, so daſs er völlig ungedreht in das Gewebe gelangt.Im J, 1873 hatte Honegger einen Apparat für gleichen Zweck, aber von anderer Einrichtung in Wien ausgestellt. (Vgl. J. Zeman: Webereimaschinen, 87. Heft des offiziellen österreichischen Ausstellungsberichtes, S. 8.) Fig. 16 deutet das Princip einigermaſsen an. Auf dem feststehenden Stifte s wird das Holzröhrchen für die Schleifspule gesteckt. Der Stift s ist umgeben von r, dem rotirenden Rohre, in welches das mit conischer Metallfütterung versehene Rohr r' gesteckt ist, das sich an der allmälig wachsenden Spule nach aufwärts hebt, aber die Drehungen von r mitmacht. Durch eine verticale Spalte in r, r' tritt der Faden zur Spule und erhält daher je eine Drehung für jede Umdrehung des Rohres, und zwar in entgegengesetzter Richtung als beim Abziehen von der Spule. Ist die Spule gefüllt, so hat r' gegen r eine gewisse Höhe erreicht, worauf die Abstellung selbstthätig stattfindet. Eine zweite ganz neue Idee ist bei Honegger's Kraftstuhl für schwere Seidenstoffe (Gros) eingeführt. Um nämlich die unvermeidlichen kleinen Schwankungen in der Spannung des Schuſsfadens zu beseitigen, welche durch das Werfen der Schütze entstehen, ist bei diesem Kraftstuhl ein Mechanismus angebracht, welcher aus zwei Schienen besteht, die von beiden Seiten in das offene Fach eintreten und an welchen das Schiffchen eine genau bestimmte gleitende Bewegung von einer Seite zur andern ausführt; hierbei streift das Schiffchen die Kette nicht, es ist also auch diese Ursache zu Fadenbrüchen behoben. – Dieselbe Firma hat auch noch Kraftstühle für Baumwollstoffe u.a. ausgestellt. Fig. 17., Bd. 229, S. 215Belgien. Im Mittelgange links fällt dem Besucher eine Gruppe von Maschinen ins Auge, welche aus Draht cylindrische, oder auch kegelförmige Schraubenfedern (gewöhnlich Spiralfedern genannt) herstellen; diese Maschinen, P. Cucherat's Patent, gehören der Société générale industrielle J. Montagne et Cie. in Mons. Das Princip der Herstellung dieser Federn ist uns neu und folgendes. Der Draht tritt durch eine aus 5 Rollen bestehende, gewöhnliche „Drahtdressur“ zu einem Scheibenpaar a, b (Fig. 17), von dem die untere eine Nuth besitzt, in welche sich der Draht einlegt, während die obere Scheibe einen schmalen, mit Hieb (feilenartig) versehenen Rand hat, welcher den Draht derart klemmt, daſs derselbe genau der Umfangsgeschwindigkeit der Scheiben entsprechend eingezogen wird. Der Draht tritt dann unter der Leitrolle r zur Scheibe b' und hinter die Leitspalte des Bleches c und vermöge der Rotation nach vorwärts. Es ist nun leicht einzusehen, daſs von der Höhenstellung der Rolle r der Grad der Krümmung, also der Durchmesser der Feder abhängt, sowie von der Schieſstellung von b' und c der Abstand der Windungen oder die Steigung der Schraubenfeder bedingt ist. Fertigt man cylindrische Schraubenfedern an, so bleibt r fix; stellt man kegelförmige Federn her, so wird die Stellung der Rolle durch den Mechanismus selbstthätig geändert. Im letzteren Falle ist mit den beschriebenen Theilen eine Schere in der Weise vereinigt, daſs nach Windung der doppelt kegelförmigen Feder dieselbe abgeschnitten wird. Die Leistungsfähigkeit ist enorm. In der belgischen Abtheilung finden sich ferner, abgesehen von der groſsartigen Ausstellung Cockerill's, Cöl. Martin's u.a. eine interessante Collection von Werkzeugmaschinen von A. Fetu und Deliége in Lüttich, aus welcher besonders eine Hobelmaschine zur Bearbeitung von Kegelrädern hervorzuheben ist. Es werden zwei Messer, welche hinter einander die beiden Zahnflanken einer Lücke bearbeiten, gegen die Kegelspitze des Rades bewegt und erhalten die beiden Prismen, welche den Trägern der Messer zur Führung dienen, ihre Stellung durch Vermittlung einer Lehre, die für alle Räder gleicher Zähnezahl dieselbe bleibt, indem diesbezüglich nur eine Veränderung der Stellung des zu schneidenden Rades und der Anfangsstellung der Messer entsprechend der Radgröſse erforderlich ist. Die Maschine arbeitet, wenn richtig eingestellt, selbstthätig, aber die Einstellung setzt einen sehr verständigen Arbeiter voraus. Fig. 18., Bd. 229, S. 216Bei einer von Jul. Deneffe und Comp. in Lüttich ausgestellten Hobelmaschine ist ein Messerhalter angebracht, welcher für manche Fälle sehr vortheilhaft gebraucht werden kann. Das Messer m (Fig. 18) ist in einem mittels Kurbel k und Schnecke s drehbaren Cylinder c befestigt, so daſs dem Messer ein verschiedener Neigungswinkel zur Seite gegeben werden kann. Durch eine Klemmschraube findet dann die Feststellung statt. In den beiden groſsen französischen Maschinen-Annexen befinden sich noch so zahlreiche und bemerkenswerthe Maschinen, daſs deren ausführliche Besprechung allein zu einem, ausgedehnten Berichte würde. Die Zeit gestattet uns nur, folgende Andeutungen des Inhaltes zu geben. Der erste Annex, welchen wir von der Porte Tourville aus betreten, enthält Maschinen für graphische Künste und Textilindustrie, ferner Maschinen für Ziegelfabrikation und verwandte Producte. Als groſsentheils neu sind die Maschinen für die Seidenfärberei von César Corron in Saint-Etienne und Gebrüder Buffaud in Lyon hervorzuheben. Erwähnenswerth sind ferner die Maschinen für Tapetenfabrikation von Tulpin, Obermeyer und Leheu, die Appreturmaschinen von Hertzog bezieh. Pasquieur. In demselben Annexe befindet sich die hochinteressante Ausstellung von Bruchstücken explodirter oder doch schadhaft gewordener Dampfkessel von der Association des propriétaires d'appareils à vapeur. Den abgesonderten letzten Abschnitt dieses Annexes bilden Apparate der Telegraphie. Der zweite französische Maschinen-Annex zwischen Porte Rapp bis gegen Porte de la Seine enthält Maschinen zum Pressen des Glases, zur Porzellanfabrikation, darunter die sehr interessanten Maschinen für das selbstthätige Abdrehen von Porzellantellern und -Schüsseln von P. Faure (vgl. *1876 222 310), ferner Müllereimaschinen, Cigarettenmaschinen und endlich landwirtschaftliche Maschinen und Geräthe. Unter diesen befindet sich eine Leiter zum Verladen der Fässer auf Wagen, welche das Zurückrollen der Fässer und hierdurch bedingte Unglücksfälle verhindert. Zwischen die beiden Leiterbäume l (Fig. 19) sind die Hebel k gelagert, welche in der gewöhnlichen Stellung mit ihren Kopfenden oben hervorragen. Das hinaufrollende Faſs drückt nun jenen Keil, welcher unter dem Fasse sich befindet, nieder und dieser hebt mit seinem Schwanzende den nächst unteren Keil auf; falls er nicht schon durch das Uebergewicht seines Schwanzes in der gehobenen, durch die Schiene n begrenzten Lage sich finden sollte. Mit Ausnahme der Drehbolzen und der Schienen n sind alle Theile höchst einfach aus Holz hergestellt. Fig. 19., Bd. 229, S. 217 Auſser den Maschinen-Annexen hat der Landwirth die groſsartige, längs der Seine sich hinziehende landwirthschaftliche Ausstellung, welche auch diesbezügliche Maschinen und Apparate enthält, zu durchwandern. Für Heizung und Beleuchtung dient ein eigener groſser Annex; ebenso haben die groſsen Eisenwerke Frankreichs besondere Bauten, unter welchen der Pavillon von Schneider in Creusot unübertroffen dasteht und geradezu den Glanzpunkt der Ausstellung bildet. In keinem technologischen Zweige fand Referent eine Leistung, welche dieser Exposition auch nur annähernd an Bedeutung gleichkäme. Man durchschreitet diese Räume mit Bewunderung, und wenn hier diese wenigen Worte über Schneidens Ausstellung den Schluſs unseres Berichtes bilden, so möge der geehrte Leser dies damit entschuldigen, daſs es für den Einzelnen, selbst wenn er durch Freunde und Fachgenossen manch freundlichen Wink erhält, zur Unmöglichkeit wird, Alles zu sehen, Alles richtig zu fassen und darüber so rasch zu berichten, als es erwünschlich wäre. Paris, 10. Juli 1878.