Titel: Thonanalysen.
Fundstelle: Band 229, Jahrgang 1878, S. 451
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Thonanalysen. Thonanalysen. Glasurthone. Als eine sehr haltbare, durchaus unschädliche Glasur auf feuerfestem Thone, z.B. bei den sogen. Bunzlauer Geschirren, Wasserleitungsröhren u. dgl., verwendet man oft sehr leicht schmelzbare Thone. Nach der Thonindustriezeitung, 1877 S. 149 und 335 hat H. Seger drei der bekanntesten dieser braunen Erdglasuren untersucht und zwar A) Glasurerde von Naumburg a. Q., welche in der Lausitz und namentlich in Bunzlau vielfach zur Herstellung der bekannten braunen Küchengeschirre und Wasserleitungsröhren verwendet wird; B) Glasurerde von Camenz i. S., ebenfalls für braune Küchengeschirre benutzt; C) Glasur der Thonrohrfabrik in Dommitzsch a. Elbe. Dieselben hatten folgende Zusammensetzung: A B C Kieselsäure 58,99 64,49 62,40 Thonerde 11,73 14,35 15,51 Eisenoxyd 4,16 4,38   5,68 Kalk 7,47 4,13   4,36 Magnesia 1,83 1,53   1,13 Alkalien 4,83 3,69   3,62 Kohlensäure 6,19 3,12   2,88 Wasser und organische Substanz 4,80 3,31    4,41. Die rationelle Analyse ergab folgende Zusammensetzung: A B C Feiner Quarzsand 38,89 34,34 29,27 Feldspathartige Mineraltrümmer 17,79 13,72 15,98 Thonsubstanz 29,25 44,85 48,21 Kohlensaurer Kalk 14,07 7,09   6,54 F.Q (Seger) 0,47 0,81    0,86. Bei der pyrometrischen Untersuchung zeigte sich, den Seger'schen Feuerfestigkeitsquotienten (1878 228 244) entsprechend, die Naumburger Glasur als die leichtflüssigste, die von Dommitzsch als die schwerflüssige. Steinzeugthon. Der Steinzeugthon von Höhr, der Rohstoff der dort hergestellten schönen, dichten perlgrauen Geschirre hatte folgende Zusammensetzung: Kieselsäure 70,12 Thonerde 21,43 Eisenoxyd    0,77 Kalk    0,00 Magnesia    0,39 Kali und Natron    2,62 Wasser    4,92 –––––– 100,25. Die rationelle Analyse ergab folgendes Resultat: Quarzpulver 41,77 Feldspathtrümmer   3,50 Thonsubstanz 54,73 Thonsubstanz KieselsäureThonerdeEisenoxydMagnesiaKali und NatronWasser 47,4537,88  1,41  0,71  4,08   9,00. Schon von Wilkens ist auf die Bedeutung hingewiesen, welchen ein groſser Kieselsäuregehalt des Thones auf den Glanz und die Schönheit der Salzglasur ausübt. Danach erklärt sich aus der Zusammensetzung des Steinzeugthones nicht nur die leichte Annahme der Salzglasur, sondern auch die eigenthümliche Verdichtung der Masse durch eine theilweise Erweichung nicht nur des wenn auch in geringer Menge vorhandenen Feldspathes, wie der Thonmasse selbst, welche bei ihrem groſsen Thonerdegehalt die auch Feldspath schon zukommende Eigenschaft besitzen muſs, weit unter dem eigentlichen Schmelzpunkte bereits einen gewissen Grad der Erweichung zu zeigen. Porzellanerde von Limoges. Bekanntlich sind die Porzellane von Limoges nicht nur ausgezeichnet durch die Schönheit ihrer Formen, auch die Masse selbst unterscheidet sich von der überwiegenden Mehrzahl unserer deutschen Erzeugnisse durch eine reinere, angenehmere Färbung, groſse Dünne und stärkere Transparenz. Nach den in der Thonindustriezeitung, 1878 S. 101 mitgetheilten Untersuchungen von H. Seger und J. Aron hat der Kaolin von Limoges folgende Zusammensetzung: Bestandtheile Durch Schwefelsäure Durch SchwefelsäurezersetzbareThonsubstanz nichtzersetzbar zersetzbar Kieselsäure 58,39 32,22 26,17 47,09 Thonerde 27,52   7,49 20,03 36,04 Eisenoxyd 0,36   0,36   0,64 Kalk 1,52 MagnesiaKaliNatron 0,411,712,58   4,40   1,82   3,27 Glühverlust 7,19   7,19 12,94 ––––– 99,19 entsprechend Thonsubstanz 55,88 Quarz   5,95 Feldspath 38,17. Verglichen mit der Zusammensetzung der deutschen und österreichischen Kaoline (1878 228 67) ist also der vorliegende durch einen ungemein hohen Gehalt an Feldspath ausgezeichnet. Hieraus erklärt es sich auch leicht, daſs für den Massenversatz in Sèvres kein Feldspath, sondern nur Sand angewendet wird. Die Porzellanmasse von Limoges hatte folgende Zusammensetzung: Bestandtheile Durch Schwefelsäure ZusammensetzungderThonsubstanz nichtzersetzbar zersetzbar Kieselsäure 66,71 47,27 19,44 45,35 Thonerde 21,58   5,93 15,65 36,50 Eisenoxyd 0,47   0,47   1,09 Kalk 0,61 MagnesiaKaliNatron 0,372,931,62 3,76   1,77   4,13 Glühverlust 5,54   5,54 12,92 ––––– 99,83 entsprechend Thonsubstanz 43,04 Quarz 26,46 Feldspath 30,50. Die Masse enthält demnach mehr Natron, Kalk und Magnesia als z.B. die Berliner Porzellanmasse, wodurch ihre leichtere Schmelzbarkeit und gröſsere Transparenz erklärlich wird. Die Glasur von Limoges besteht aus: Bestandtheile Durch Schwefelsäure nichtzersetzbar zersetzbar Kieselsäure 74,99 70,92 4,07 Thonerde 14,80 12,38 2,42 Eisenoxyd 0,37 0,37 Kalk 1,09   0,20 0,89 Magnesia 0,36   0,36 KaliNatronGlühverlust 4,313,490,65   7,17 0,680,60 ––––– 100,06 Diese Zusammensetzung entspricht der eines bereits etwas verwitterten Pegmatites, der nach Salvetat in Limoges und Sèvres als Glasur angewendet wird. Fürstenwalder Glasur. Der den Braunkohlenschichten angehörige Fürstenwalder Glasursand wird als sehr leichtflüssig geschätzt und daher vielfach zur Herstellung von Glasuren, namentlich der Blei- und Zinnemaille für die Ofenfabrikation verwendet. Bei 120° getrocknet, hat derselbe nach H. Seger (Thonindustriezeitung, 1878 S. 231) folgende Zusammensetzung: Bestandtheile Insgesammt Durch Schwefel-säure nichtzersetzbar ZersetzbarethonigeSubstanz Kieselsäure 85,96 80,03   5,93 Thonerde   7,30   2,69   4,61 Eisenoxyd   2,22   2,22 MagnesiaKali   0,25  1,97   1,08   1,14 Wasser und kohlige Substanz   2,12   2,12 ––––––––– ––––––––––– ––––––––– 99,82 83,80 16,02 Da reichlich Glimmerblättchen erkennbar waren, so wird dieses folgender Zusammensetzung entsprechen: Quarzpulver 76,98 Glimmer   7,00 Thonige Substanz 16,02. Die mechanische Analyse ergab, verglichen mit dem Sande von Camenz, folgende Korngröſsen: Korngröſsen GlassandvonCamenz Fürsten-walder Sand Glassandvon Camenzgemahlen mm mm über 0,2 56,8   0,2   0,2 von 0,2 bis 0,04 43,2 57,5 29,9   0,04 0,02   0,0 27,4 24,2   0,02 0,01   0,0   6,4   3,2 unter 0,01   0,0   8,5 42,5 Da auſserdem die einzelnen Körner nicht kugelig, sondern glatt sind, so erklärt sich die leichte Schmelzbarkeit von selbst. Das Eisenoxyd wird beim Fritteschmelzen mit Kochsalz als Chlorid verflüchtigt. Eſsbarer Thon. Nach einer Mittheilung von R. Biedermann im Notizblatt des Vereines für Fabrikation von Ziegeln, 1878 S. 229 hat Pattison Muir einen Thon von Mackenzie Cornity auf South Island bei Neuseeland, der von Menschen und Schafen in groſsen Mengen verzehrt wird, untersucht. Der Thon ist frei von Diatomeen und besteht aus: Kieselsäure 61,25 Thonerde 17,97 Eisenoxyd    5,72 Kalk    1,91 Magnesia    0,87 Chlornatrium    3,69 Wasser    7,31 Organisch    1,77 –––––– 100,49. Groſsalmeroder Thon. C. Bischof hat nach dem Sprechsaal, 1878 S. 270 einen von Gundlach in Groſsalmerode bezogenen Thon untersucht, welcher sich durch groſse Bindekraft und hohe Feuerfestigkeit auszeichnet. Derselbe ist hellbläulich-grau bis weiſs, fettig glänzend., knirscht wenig in der Reibschale, zerfällt im Wasser zu einem feinen Schlamm und gibt mit Wasser angefeuchtet eine aufquellende und stark anklebende Masse. Das Bindevermögen ist 14 (vgl. 1877 226 195). Bei der pyrometrischen Untersuchung bis zur controlirten Platinschmelzhitze gebracht, war die Form noch völlig erhalten, die Oberfläche kaum makronenartig, nicht glänzend; der Bruch war dicht, unter der Loupe porig. Bei lebhafter Rothglut brennt der Thon auſsen zu einer grauen, steinharten Masse, welche innen hellblau, dicht krugartig, lebhaft glänzend ist. Dabei zeigt sich eine Schwindung von 11,5 Proc. In dem bei 120° getrockneten Thon wurde gefunden: Thonerde   34,52 Kieselsäure, chemisch gebunden         „         mechanisch beigemengt   43,38    6,53Der durch Schmelzen mit kohlensaurem Alkali aufgeschlossene Sand ergab 6,10 Proc. Kieselsäure; im Filtrat schieden sich auf Ammoniakzusatz nur einige Flocken Thonerde ab, welche quantitativ nicht bestimmbar waren. 49,91 Magnesia     0,73 Kalk     0,76 Eisenoxyd     1,66 Kali     1,51 Schwefel     0,26 Glühverlust   11,04 ––––––– 100,39. Dies gibt als chemische Zusammensetzung: 4,89 (Al2O3 1,65 SiO3) + RO und den Feuerfestigkeitsquotient (nach Bischof) = 2,96.