Titel: Radialbohrmaschine von Carl Donnay in Paris.
Autor: J. P.
Fundstelle: Band 230, Jahrgang 1878, S. 219
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Radialbohrmaschine von Carl Donnay in Paris. Mit Abbildungen auf Tafel 22. Donnay's Radialbohrmaschine. Ein schwere, in Bezug auf die auszuführenden verschiedenen Bewegungen sehr vollkommene Maschine ist die in Fig. 1 bis 3 Taf. 22 in 1/20 n. Gr. nach dem Oppermann's Portefeuille économique, 1878 S. 66 dargestellte freistehende Radialbohrmaschine von C. Donnay in Paris. Dieselbe ist zum Bohren der Löcher in den Rohrwänden der Schiffskessel bestimmt, welche normal 86mm Durchmesser aufweisen, und diesem Zwecke entsprechend äuſserst kräftig gebaut. Der Antrieb erfolgt durch die Stufenscheibe A, welche die conischen Räder B und C in Umdrehung versetzt; letzteres ist mit dem Stirnrade D durch eine gemeinschaftliche Nabe verbunden und dieses steht mit dem Rad E in Eingriff, welches auf der verticalen Welle F durch Feder und Nuth befestigt ist. Von dieser Welle wird in erster Linie durch die Kegelräder G, H und J, K die Bohrspindel angetrieben, in zweiter Linie durch das Stirnrad X die selbstthätige verticale Verstellung des radialen Armes hergeleitet. Ist letzteres durch den von der Gabel U bewegten Muff mit F verkuppelt, so wird durch ein damit im Eingriffe stehendes Stirnrad die verticale Welle Y und durch diese das conische Rad C in Umdrehung versetzt, welches mit den beiden lose laufenden Kegelrädern D', E' in Eingriff steht. Je nachdem nun D' oder E' mit der Achse der Schnecke G' verkuppelt wird, dreht sich diese nach rechts oder nach links. Von der Schnecke G' wird die Bewegung mittels Schneckenrad H' auf das Getriebe L' übertragen, welches in die Zahnstange K' eingreift und an dieser die Aufwärts- und Abwärtsbewegung der Lagerhülse des radialen Armes bewirkt. Die Zahnstange K' ist an der um die Säule r drehbaren Hülse t befestigt und dient in ihrem oberen Theile zugleich als Führungskeil, um die gegenseitige Verdrehung beider Hülsen zu verhindern. Sämmtliche erforderlichen Bewegungen, von welchen noch die verticale Zuschiebung der Bohrspindel in bekannter, aus der Zeichnung ersichtlichen Weise selbstthätig ausgeführt werden kann, können auch durch den die Maschine bedienenden Arbeiter von Hand vorgenommen werden, und zwar durchwegs vom Bohrzeugträger aus. Hierin liegt natürlich ein ganz bedeutender Vortheil; der Arbeiter hat nicht nöthig, erst vom Bohrer zur Säule oder zum Ende des radialen Armes zu gehen, um diesen vertical zu verstellen, zu drehen oder um den Bohrzeugträger auf dem radialen Arme zu verschieben. Er hat die Handräder für alle drei Bewegungen bequem zur Hand am Bohrzeugträger selbst, sowie das Handrad zur verticalen Verstellung der Bohrspindel: für die Verdrehung des radialen Armes um die Säulenachse das Handrad Z, für die verticale Verstellung des radialen Armes auf der Hülse t das Handrad M und endlich für die horizontale Verschiebung des Bohrzeugträgers auf dem radialen Arme das Handrad L. Das Handrad Z ist hier nicht gezeichnet, es kommt auf die Achse Z' zu sitzen. Die Handräder L, M, Z liegen nämlich mit ihren Kränzen in gemeinschaftlicher Ebene und können der Achsenentfernung wegen nicht sämmtlich gleichzeitig am Platze sein, was jedoch nicht von Belang ist. Es wird beim Gebrauche das Handrad M abgezogen, wenn jenes auf Z' erforderlich ist, wenn also der radiale Arm im Kreise gedreht werden soll. Die Mechanismen, welche die von den Handrädern eingeleiteten Bewegungen vollführen, sind aus der Zeichnung klar ersichtlich. L treibt ein Paar Kegelräder, wovon das auf der Schraubenspindel o sitzende im Bohrzeugträger unverschiebbar gelagert ist und das Muttergewinde zu dieser Spindel enthält. M treibt durch ein Paar dahinter liegender Kegelräder die Achse N und diese durch conische Räder B',A' wieder die verticale Welle Y. Z endlich treibt mittels der conischen Räder a und b die genuthete Welle c und diese durch Schnecke und Schneckenrad e die verticale Welle f und weiter durch Stirnräder g, h das Getriebe i, welches sich auf dem feststehenden Zahnkranze k abwälzt. Zur Erleichterung der Drehbewegung ist die Hülse t auf 10 conische Rollen x gestellt, deren Achsen durch zwei concentrische, mittels Schrauben fest mit einander verbundene Ringe am Platze gehalten werden. Die von Marine-Ingenieuren vorgeschriebenen Hauptdimensionen der Maschine sind folgende: Horizontale Verschiebung des Bohrzeugträgers = 1600mm; verticale Verschiebung der Bohrspindel = 300mm, verticale Verschiebung des radialen Armes = 800mm; gröſste Ausladung der Bohrspindel = 2500mm; gröſste Höhe bis unter den Bohrer = 1800mm; normaler Durchmesser des Bohrloches = 86mm; gröſster Durchmesser desselben = 110mm. Der radiale Arm ist im vollen Kreise drehbar. Das totale Gewicht der Maschine beträgt 14t, der Preis derselben 14000 Franken. In der Fabrik vorgenommene Versuche ergaben folgende Resultate beim Bohren eines Loches von 86mm Durchmesser: Anzahl der minutlichen Umdrehungen der Bohrspindel = 23; Umfangsgeschwindigkeit des Bohrers in der Secunde 110mm; Arbeitswiderstand beim Bohren = 1000k; erforderlicher Arbeitsaufwand in der Secunde = 1e3; Dauer der Arbeit = 10 Minuten. Das zum Bohren verwendete Werkzeug ist in Fig. 4 und 5 Taf. 22 in 1/10  n. G. dargestellt. Daſselbe ist mittels einer schwach conischen Angel in das Ende der Bohrspindel eingesteckt und durch einen Flügelzapfen gegen Verdrehung gesichert. In der Mitte desselben befindet sich ein Bohrer, welcher zuerst einsin Loch von 25mm Durchmesser herstellt und darin mit seinem cylindrischen oberen Theile als Führung dient, wenn das Doppelmesser y zum Angriff kommt. Durch letzteres wird aus der Blechtafel ein Ring von 55mm äuſserem Durchmesser herausgeschnitten, welcher schon vorher auf 25mm ausgebohrt wurde. Zum Aufspannen des Arbeitsstückes dient die groſse gehobelte, mit Aufspannschlitzen versehene Grundplatte und ein transportabler kastenförmiger Tisch. Letzterer ist auf zwei Seiten mit Aufspannschlitzen versehen und gestattet das Aufspannen von Gegenständen in zwei verschiedenen Höhen, je nach der Wahl seiner Auflagfläche, und an der Seite. Mit einem an Stelle des Bohrzeugträgers einzustellenden Fräszeugträger und dazu gehöriger selbstthätigerselbsthätiger Schaltbewegung in horizontaler Richtung auf dem radialen Arme soll diese Maschine auch als Fräsmaschine verwendbar gemacht werden. Die selbstthätige Schaltbewegung hierfür soll gleichfalls von dem Stirnrade X abgeleitet werden. J. P.

Tafeln

Tafel Tafel 22
Tafel 22