Titel: Ueber die Hilfsquellen der Eisenfabrikation in Frankreich.
Fundstelle: Band 231, Jahrgang 1879, S. 87
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Ueber die Hilfsquellen der Eisenfabrikation in Frankreich. Jordan, über die Hilfsquellen der Eisenfabrikation in Frankreich. Vor der Herbstversammlung des Iron and Steel Institute, welche vom 16. bis 18. September in Paris stattfand, hielt Prof. S. Jordan einen Vortrag, welcher sich in eingehendster Weise über das Vorkommen der zur Roheisenfabrikation dienenden Mineralien, sowie über die wichtigsten Betriebsverhältnisse der Hohofenanlagen Frankreichs verbreitet. Nach ihm unterscheidet man in diesem Lande der Hauptsache nach 6 groſse Kohlendistricte und zwar: 1) Den nördlichen District. Derselbe umfaſst den gröſseren Theil der Departements Nord und Pas-de-Calais, von der belgischen Grenze bis südlich von Bethune. Die bedeutendsten Kohlengruben dieses Bezirkes sind diejenigen von Anzin, Vicoigne, Aniche, Escarpelle, Lens und Noeux. Die Mächtigkeit der Lager schwankt zwischen 0,5 und 1m,0. Häufig vorkommende Verwerfungen vertheuern den Betrieb, und es gibt dort Schächte bis zu 650m Teufe. Man gewinnt namentlich Anthracit und Schmiedekohle. Die gewaschenen Kokes enthalten 7 bis 8 und ungewaschene 12 bis 14 Proc. Asche. Durch das Vorhandensein zahlreicher Eisenbahnen werden die Producte auf groſse Entfernungen transportirt. 2) Den burgundischen District. Derselbe umfaſst einen Theil des Departement Saône-et-Loire mit den Schächten von Blanzy, Epinac und Creuzot. Es kommen nur wenige Flötze vor von verschiedener Mächtigkeit und Schächte von durchweg 250 bis 300m Teufe. In Blanzy sind Mittel von 5 bis 15, in Creuzot von 8 bis 10m Dicke, und in Epinac hat man einen Schacht von 700m niedergebracht. Die Creuzot-Kohle ist nahezu Anthracit und liefert gewaschen eine Koke mit 12 Proc. Asche. Zur Herstellung derselben bedient man sich nur des Gruses, vermischt mit Kohle von St. Etienne. Die Eisenbahn von Paris über Lyon nach Marseille und der Loire-Rhône-Kanal dienen als Transportmittel. 3) Den Centraldistrict. Im Departement Allier gelegen, befinden sich die Hauptschächte in der Nähe von Commentry und Bezenet. Das Lager an ersterem Orte ist ziemlich steil und hat eine durchschnittliche Mächtigkeit von 14m; an letzterem ist das Vorkommen ziemlich unregelmäſsig. Die Kohle liefert eine leichte Koke, welche im gewaschenen Zustand 10 bis 12 Proc. Asche enthält. Die Orleans-Eisenbahn und der Berry-Kanal vermitteln den Transport. 4) Den Loire-District. Dieser ist nächst dem erstgenannten der bedeutendste und hat seinen Schwerpunkt in der Umgebung von St. Etienne und Rive de Gier. Die einzelnen Flötze sind an sich wenig mächtig, erstrecken sich aber mit ihren Zwischenmitteln auf eine Teufe von 50 bis 70m. Verwerfungen, Aushöhlungen und sonstige zufällige Umstände machen den Betrieb schwierig und kostspielig. Die bedeutendsten Schächte sind diejenigen von Tirminy, Montrambert, Ric amare, St. Etienne und Rive de Gier, welche Kohlen von allen Qualitäten liefern. Die gewaschene Koke enthält 12 bis 13 Proc. Asche. Die Eisenbahnen von St. Etienne, Lyon und Paris-Lyon können zum Vertrieb benutzt werden. 5) Den Aveyron-District. Im Departement gleichen Namens gelegen, sind die Hauptschächte diejenigen von Decazeville und Aubin. Die Lager sind fast horizontal und von geringer Teufe. Wegen hohen Aschengehaltes muſs die Kohle sorgfältig gewaschen werden und liefert eine wenig dichte Koke mit 10 bis 12 Proc. Aschengehalt, welche fast ausschlieſslich in der nächsten Umgebung Absatz findet. 6) Den Alais-District. Derselbe liegt im Departement Gard und ist der drittbedeutendste Frankreichs. Von Grubenanlagen sind nennenswerth diejenigen von Grande-Combe, Portes, Alais und Bessèges, welche theils Schacht-, theils Stollenbetrieb haben. Die Flötze besitzen eine Mächtigkeit zwischen 0,3 und 2m,0 und liefern Anthracit, Kokeskohle und Flammkohle verschiedener Qualitäten. In Bezug auf Aschengehalt sind sie denjenigen des Aveyron-Districtes vorzuziehen. Aus der gesiebten und gewaschenen Kohle wird Koke mit 14 Proc. Asche für Hohöfen dargestellt. Die Lyoner, Marseiller und Cetter Eisenbahnlinien berühren die Lagerstätten. Im Centrum von Frankreich sind zu nennen der Brassac-District in der Haute-Loire, welcher seine Kohle bis Creuzot verschickt, und der Ahun-District im Departement Creuze, welcher ebenfalls Kokeskohle für einige Werke der Nachbarschaft liefert. Im Osten ist das Kohlenvorkommen von Ronchamp zu nennen, welches im Departement Haute-Saône, an den Südabhängen der Vogesen gelegen, sein Brennmaterial zu einigen Eisenwerken der Franche-Comté liefert. Im Süd-Westen liegen die Gruben von Carmaux, Departement Tarne, und liefern Kokes nach den Hütten der nördlichen Pyrenäen, ebenso wie diejenigen von Graissesac im Heinault. Es wird heute nur noch in belgischen und Appolt-Oefen Kokes erzeugt. Die Preise der Kesselkohlen schwanken, je nach der Qualität, zwischen 10,40 bis 15,20 M. und diejenigen der Kokes zwischen 16 und 21,60 M. die Tonne an der Productionsstelle. Die Gesammt-Kohlenproduction Frankreichs beziffert sich rund in den verschiedenen Districten, wie folgt: Nördlicher Kohlendistrict ungefähr   6550000t Burgundischer    „   1250000 Central-             „   1175000 Loire                 „   3300000 Aveyron            „     700000 Alais                 „   1800000 Verschiedene Kohlendistricte   2225000 ––––––––– Zusammen 17000000t. Der Gesammt-Kohlenverbrauch Frankreichs beläuft sich auf 24 Mill. Tonnen; es werden demnach jährlich 7 Mill. Tonnen und zwar von England, Belgien und Westfalen eingeführt. Im J. 1876 betrug die Gesammt-Kohlenproduction Englands 136 Mill. Tonnen, war also 8mal groſser als diejenige Frankreichs. (Schluſs folgt.)