Titel: Versuche über die Entfernung von Kohlenstoff, Silicium und Phosphor aus dem Roheisen durch kohlensaure Alkalien.
Fundstelle: Band 231, Jahrgang 1879, S. 544
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Versuche über die Entfernung von Kohlenstoff, Silicium und Phosphor aus dem Roheisen durch kohlensaure Alkalien. Drown, über Einwirkung von kohlensauren Alkalien auf Eisen. Schon im J. 1860 erhielt A. K. Eaton ein Verfahren patentirt, um durch die Einwirkung von kohlensauren Alkalien auf Guſseisen schmiedbares Eisen herzustellen. Soviel bekannt, hat dieses Patent bis jetzt einen Erfolg für die Praxis nicht gehabt. Dr. Th. Drown in Easton, Penn., hat nun kürzlich, ohne von Vorstehendem Kenntniſs gehabt zu haben, bei Ausführung von Roheisenanalysen, Bohrspäne von Gieſsereiroheisen in einem Tiegel 1 bis 2 Stunden lang mit geschmolzenem kohlensaurem Natron behandelt, wobei er entdeckte, daſs während der Operation in dem Tiegel sich Kohlenoxydgase entwickelten, welche im Momente des Entweichens verbrannten. Die Eisenspäne hatten nach dem Proceſs, ohne ihre Form verändert zu haben, fast sämmtlichen Kohlenstoff verloren und waren vollständig schmiedbar geworden. Ein wiederholter Versuch ergab ferner, daſs auch ein groſser Theil des in dem Roheisen enthalten gewesenen Siliciums und Phosphors als Silicat und Phosphat an das Natron gebunden worden war. Er lieſs nun eine Anzahl Stäbe aus Gieſsereiroheisen auf Längen von je 305mm gieſsen und diese in Breite und Dicke auf je 25mm abhobeln. Diese Stäbe wurden in einem groſsen schmiedeisernen Tiegel in geschmolzenes kohlensaures Natron eingelegt und so während längerer Zeit der hohen Temperatur eines Winderhitzungsapparates ausgesetzt. Nach je 24 bezieh. 48 Stunden wurde Stab für Stab aus der Flüssigkeit gezogen und nach dem Erkalten gebrochen. Bei Untersuchung der verschiedenen Brüche stellte sich heraus, daſs das Eisen entsprechend der Zeit, während welcher es dem alkalischen Bad ausgesetzt gewesen, von der Oberfläche nach der Mitte fortschreitend weniger oder mehr in Schmiedeisen übergegangen war. Einzelne Stäbe hatten ihre glatte Oberfläche vollständig bewahrt, während bei anderen eine oberflächliche Oxydation Platz gegriffen hatte. Die Verbrennung des Kohlenstoffes hatte durchweg bis zu einer Tiefe von 5mm stattgefunden. In welcher Weise obige Behandlung die Zusammensetzung des Eisens beeinfluſst hatte, geht aus nachstehenden Analysen hervor. Ein Stab, Welcher während 10 Tagen in dem Natronbad gelegen und eine oberflächliche Oxydation erlitten hatte, wurde zur Entfernung der letzteren ringsum um 1mm,6 abgehobelt; hierauf entnahm man dem Stabe zum Zweck der chemischen Analyse durch dasselbe Verfahren abermals 1mm,6 seiner Hülle und zu einer zweiten Probe ebenso viel der darunter gelegenen Schicht. Die Analysen sowohl des ursprünglichen Stabes, as der beiden letzterwähnten Lagen und der inneren Partie nach der Behandlung wurden doppelt ausgeführt und ergaben in Procent: Roher Stab 1. Lage 2. Lage Innere Partie Kohlenstoff 3,5763,554 0,1150,101 0,2690,378 3,587 Silicium 1,3841,375 0,8240,819 1,0591,126 1,3831,370 Phosphor 0,8660,877 0,3920,494 0,7040,640 0,9120,910 Ein anderer Stab, dessen Zusammensetzung mit der vorstehenden identisch war, wurde während 7 Tagen mit geschmolzenem kohlensaurem Natron behandelt, ohne eine Spur von oberflächlicher Oxydation zu zeigen, und dann wie oben in drei Schichten von je 1mm,6 Dicke agehobelt und analysirt: 1. Lage 2. Lage 3. Lage Innere Partie Kohlenstoff 0,057 0,166 0,942 3,293 Silicium 0,574 0,507 1,281 1,362 Phosphor 0,015 0,201 0,776 0,911 Ein Stab aus weiſsem Eisen, 32mm breit und 16mm dick, war Tage lang dem Natronbad ausgesetzt und während dieser Zeit in solchem Grade schmiedbar geworden, daſs er zu einer Spitze ausgehämmert werden konnte. Seine Zusammensetzung war folgende: UrsprünglicherStab AeuſsereLage InnerePartie Kohlenstoff 2,199 0,128 0,381 Silicium 0,947 0,781 0,919 Phosphor 0,607 0,415 0,522 Die Einwirkung des Alkalis war, wie vorauszusehen, auf den Kohlenstoff des weiſsen Eisens weit energischer als auf denjenigen des grauen Eisens. Untersuchungen auf den Schwefel geh alt sind zwar nicht gemacht worden; allein es ist anzunehmen, daſs auch dieser sich während der Operation vermindert hat. Die Anzahl und Dauer der beschriebenen Versuche ist bis jetzt nicht groſs genug gewesen, um in Bezug auf die Wirkung alkalischer Bäder auf das Roheisen endgiltige Schlüsse ziehen zu können; allein sie sind jedenfalls dazu angethan, wiederholt die Aufmerksamkeit auf diesen Proceſs zu lenken, um so mehr, als schon jetzt, trotz der Unvollkommenheit der ausgeführten Experimente auf dem angedeuteten Wege, die Umwandlung dünner guſseiserner Platten in schmiedbares Eisen durch Entfernung von Kohlenstoff, Silicium und Phosphor erwiesenermaſsen in sehr kurzer Zeit vollzogen werden kann. (Nach dem Iron, 1878 Bd. 12 S. 709.)