Titel: Zur Kenntniss der Thone.
Fundstelle: Band 232, Jahrgang 1879, S. 159
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Zur Kenntniſs der Thone. Zur Kenntniſs der Thone. LindhorstThonindustriezeitung, 1878 S. 435. schlieſst den bei der Untersuchung der Thone durch Schwefelsäure unangreifbaren Rückstand (vgl. 1878 228 66) mit Fluſssäure auf, trennt die zurückgebliebenen Bestandtheile und nimmt die Kieselsäure als Rest an. Wenn es auch bei der Herstellung von Thonwaaren mit nicht geflossenem Scherben ziemlich gleichgiltig ist, ob der Feldspathrest Kali oder Natron enthält, da dieser hier als Magerungsmittel wirkt, so ist dies doch wichtiger bei der Herstellung der Klinker, bei den Fliesen, Porzellanen und Glasuren (vgl. 1878 229 451). Nach F. SenftF. Senft: Die Thonsubstanzen, (Berlin 1879) S. 9 und 55. entstehen zwar noch überall da, wo Feldspathreiche krystallinische Gesteine durch den Verwitterungsproceſs zersetzt werden, thonartige Substanzen (Verwitterungsthone), aber die bei weitem meisten maſsigen Ablagerungen von Thon, Lehm, Löſs, Letten und Mergel sind vorwiegend aus der Zerstörung von Conglomeraten, Sandsteinen, Schieferthon, Mergel und Kalkgesteinen entstanden und durch Wasser an ihre gegenwärtigen Lagerstätten geschwämmt (Schlämmthone). Die eigentlichen fetten Thone finden sich an den tiefsten Stellen ehemaliger Binnenseen, die Letten in den Ufern vermoorter Seen, die Lehmlager vorherrschend in den dem ehemaligen Strom- oder Seethale näher gelegenen und nach diesem letzteren hin weit offenen, die Löſslager aber in den entfernteren Buchten, die Mergel in den tief einschneidenden Buchten früherer Seen der Kalkgebirgsländer. Senft unterscheidet 3 Abarten: 1) Kaolin oder Porzellanerde: ganz eisenfrei, wenig an den feuchten Lippen klebend, feucht sehr formbar, ohne stark anzuhaften, im Feuer sehr fest zusammenfrittend und hart werdend, aber nicht schmelzend und verglasend. 2) Walkerde oder Pfeifenthon: bis 9 Proc. Eisenoxydhydrat, 10 bis 12 Proc. überschüssige Kieselsäure und 1,25 Proc. Magnesia enthaltend, stark an den feuchten Lippen klebend, fettig anzufühlen, im Wasser leicht schlämmbar und einen formbaren Teig bildend, im Feuer wenig oder gar nicht schmelzend. 3) Der gemeine oder Töpfer-Thon: innig mit wenigstens 10 Proc. Eisenoxyd gemengt, stark an den feuchten Lippen klebend, feucht um so formbarer, je weniger er ungleichmäſsig beigemengten Sand oder Kalk enthält; dabei klebend, im Feuer schmelzend, verglasend oder verschlackend, bei starkem Sand- oder Kalkgehalt aber beim Brennen zerplatzend. Die Masse des gemeinen Thones kann hauptsächlich folgende Stoffe beigemengt enthalten: Textabbildung Bd. 232, S. 160 I) Mineralische Substanzen; a) in oberflächlicher, ungleichmäſsiger; durch einfache Schlammung trennbarer Untermengung; b) in inniger, gleichmäſsiger, nicht durch einfache Schlämmung mit kaltem Wasser trennbarer Untermischung; Blocke; Schotter; Grand; Kies; Sand; theils von zersetzbaren, theils von unzersetzbaren Steinen; Steinmehl von Quarz, Kalk, Gyps und kohlensaurem Eisenoxydul oder auch von Eisenoxyd, Kochsalz, Eisenvitriol, Alaun; II) Verwesungs- und Verkohlungsproducte namentlich von Pflanzenresten; a) in oberflächlicher, ungleichmäſsiger; durch einfache Schlammung trennbarer Mengung; 1) Gröſsere und kleinere Pflanzenreste; 2) kleine, hochstens 4mm groſse, dünne Verkohlungshäutchen (Schüppchen, Lamellen); 3) Körnchen von Humuskohle; b) in inniger, gleichmäſsiger, nicht mehr durch Schlammung trennbarer Untermischung; 1) Humuspulver und Humusmehl; 2) humussaure Salze (huminsaurer Kalk u. torfsaures Eisenoxyd); 3) Bitumen (erdharzige oder erdolartige Substanzen). Je nach der Beschaffenheit dieser Beimengungen und nach der Art ihrer Verbindung mit der Thonsubstanz unterscheidet Senft folgende Abarten des gemeinen Thones: Textabbildung Bd. 232, S. 161 A) Kalklos, nicht mit Säuren aufschäumend, auch nicht, wenn sie an der Luft gelegen haben; I. Von vegetabilischen Zersetzungsproducten frei: weiſs, ockergelb, lederbraun oder braunroth, bisweilen auch dunkelrauchbraun, dann aber beim Brennen sich nicht entfärbend, sondern ihre Farbe behaltend oder braunroth werdend; mit Aetzkalilösung gekocht keine braune Lösung gebend. Beimengungen sind; 1. Kochsalz, Alaun oder Eisenvitriol. Schon im gewöhnlichen Zustande Salzgeschmack zeigend und bei starkem Salzgehalt, in der Sonne erhitzt, einen pulverigen od. haarähnlichen Ueberzug von ihrem Salzgehalt bekommend; 1) Kochsalzthon, rein salzig schmeckend; 2) Alaunthon, süſslich zusammenziehend schmeckend; 3) Vitriolthon, tintenartig schmeckend; 2. Gyps, Gypsthon od. Gypsmergel; Thon in inniger und gleichmäſsiger Mischung; a) mit Quarzmehl allein; 1) Kieselthon, im feuchten Zustand seifig schneidbar; 2) Löſs- oder Grundlehm, im feuchten Zustande schneid-, walz- und streckbar; b) mit Quarzmehl und abschlämmbarem Sand: Gemeiner Lehm; im feuchten Zustande nur grobformbar, aber nicht in dünne Blättchen und Drähte ausdehnbar; 3. Quarzmehl oder Quarzsand oder beides zugleich; Thon in ungleichmäſsiger Mischung mit feinem abschlämmbaren Sand und zarten Glimmerschüppchen. Im trockenen Zustande sich blätternd oder schiefernd; 1) Sandthon ohne Glimmer; 2) Glimmerletten, d.h. Sandthon mit Glimmerlamellen; II) Von vegetabilischen Zersetzungsproducten durchzogen: rauchgrau bis bräunlichschwarz; beim Brennen, oft unter Entwicklung eines erdpechartigen Geruches die dunkle Farbe verlierend und lederbraun bis braunroth werdend. Hierher gehören alle unter I angegebenen Abarten des Thones, sobald sie von diesen Zersetzungsproducten durchzogen sind. Je nach der Art der Zersetzungsproducte erscheinen nun diese Thonabarten; a) Humushaltig oder humos: Fein zertheiltes Humin in inniger und gleichmäſsiger, nicht durch Schlämmung trennbarer Untermengung mit Thon, Lehm oder Löſs. Im trockenen Zustande mulmig oder bindig krümelig; beim Erhitzen einen dumpfen, aber nicht erdpechartigen Geruch von sich gebend. Hierher: die thonige, löſsige und lehmige Dammerde (Schlick z. Th.); b) Torffasern- und Kohlenlamellenhaltig, dabei auch meist fein zertheiltes Humin besitzend; beim Schlämmen Kohlenlamellen absondernd; überhaupt eine lagenweise Mengung der kohligen Theile mit der Thonsubstanz, daher beim Austrocknen oder Brennen sich schiefernd oder blätternd; beim Erhitzen auch bituminös riechend: Gemeiner Letten. (Kohlenletten oder Schieferletten z. Th.) Textabbildung Bd. 232, S. 162 B) Kalkhaltig, im lufttrocknen Zustande mit Säuren stets aufbrausend; dagegen frisch aus dem Untergrunde mancher Ablagerungen nicht aufschaumend, wenn der Kalk mit Quell- oder Torfsaure, welche sich indessen an der Luft rasch in Kohlensaure umwandelt, verbunden ist. Uebrigens kann nun der Kalk sich in Mengung mit allen den unter A angegebenen Thonabarten befinden. Je nach der Art der Mengung ist zu unterscheiden; I) Innige und gleichmaſsige Mischung von Thon, Loſs, Lehm oder Letten mit fein zertheiltem, theils krystallischem, theils mehligem Kalk. Nicht durch Schlammung trennbare und in ihrer ganzen Masse mit Sauren gleichmaſsig aufbrausende Mischung; Mergel; a) mit vorherrschender Thonsubstanz: Mergeliger Thon, Mergeliger Loſs, Mergeliger Lehm, Mergeliger Letten, Mergelige Dammerde; b) mit vorherrschendem Kalkgehalte: Thon-Mergel, Loſs-Mergel, Lehm-Mergel, Letten-Mergel; II) Ungleichmaſsige u. meist oberflachliche Mengung von Thonsubstanz mit groſseren und kleineren Kalkstuckchen oder auch Conchylienresten. Durch Schlammung trennbare und nur an einzelnen Stellen mit Sauren aufbrausende Mengung: Kalkiger Thon, Kalkiger Loſs, Kalkiger Lehm, Kalkiger Letten; Alle kalkhaltigen Thonsubstanzen konnen nun auſserdem noch durch Mengung mit Humus oder Kohlentheilchen humos und kohlig sein J. SmockEngineering and Mining Journal, 1878 Bd. 25 S. 185. hat eine Anzahl Thone aus New-Jersey untersucht; besonders bemerkenswerth ist der hohe Titangehalt derselben, wie folgende Beispiele zeigen: I II III IV Kieselsäure 31,32 43,22 28,21 16,79 Thonerde 27,13 38,94 19,88 17,52 Wasser (gebunden) 9,63 13,71 6,02 5,17 Kali Spur 0,30 1,66 0,14 Natron Spur 0,17 0,33 0,21 Kalk Spur 0,15 0,11 Magnesia 0,08 0,11 0,37 0,25 Eisenoxyd 1,26 0,81 1,51 0,65 Titansaure 1,93 1,35 1,02 0,90 Quarz 29,00 1,31 41,30 58,15 –––––––––––––––––––––––––––––––––––– 100,35 100,07 100,41 99,78. C. BischofGlashütte, 1878 S. 337. zeigt, daſs der Farbenwechsel einiger Thone durch ihren Gehalt an Eisenoxydul bedingt wird. Die aus gelben und rothen Verblendern hergestellten öffentlichen Bauwerke Wiens zeigen nach H. HauenschildTopfer- und Zieglerzeitung, 1878 S. 354. sämmtlich gelbe, grüne und blaue Efflorescenzen von Vanadinvitriol (vgl. 1878 228 436). R. Biedermann bemerkt hierzu, daſs es ihm gelungen sei, auch im ungebrannten Siegersdorfer Thone Vanadinsäure mittels Ferrocyankalium nachzuweisen. Nach BöhmeVerhandlungen des Vereines zur Beförderung des Gewerbfleiſses, 1878 S. 265. Vgl. Seite 88 d. Bd. betrug die Druckfestigkeit eines Ziegelsteines aus einem 200 Jahre alten Gebäude in Elbing 97, die von 13 anderen Hintermauerungssteinen verschiedener Herkunft 121 bis 193, im Mittel 150k auf 1qc. 16 Proben besserer Ziegelsteine (Mittelbrand) hatten eine Druckfestigkeit von 204 bis 298, im Mittel von 247, 15 Klinker 304 bis 451, im Mittel von 354. Dagegen betrug die Druckfestigkeit von 30 verschiedenen Graniten 478 bis 1368, im Mittel 900, von Porphyr 602 bis 1035, im Mittel 790, von Sandstein 202 bis 318, im Mittel 247. Nach W. OlschewskyDeutsche Töpfer- und Zieglerzeitung, 1878 S. 330. betrug die Wasseraufnahmefähigkeit von Dachziegeln aus 5 verschiedenen Fabriken 2,65 bis 15,69 Proc. Er führt aus, daſs die Wetterbeständigkeit derselben von der Porosität abhänge. Die Porostität ist abhängig von der Beschaffenheit des Thones und der Brenntemperatur. Um den Zusammenhang zwischen Porosität und Temperatur kennen zu lernen, wurde ein Falzziegel im gebrannten Zustande in einzelnen Stücken, die vorher alle auf ihre Wasseraufnahmefähigkeit geprüft waren, verschiedenen durch das Siemens'sche Pyrometer zu controlirenden Temperaturgraden ausgesetzt. Es ergab sich folgendes Resultat: Bezeichnung Brenntemperatur Wasseraufnahmenach dem Brand Wasseraufnahmevor dem Brand Scherben Nr. 1     650°         12,36 Proc.         12,49 Proc.        „        „   2   800 11,84 12,74        „        „   3   900   6,94 12,43        „        „   4   950   6,02 12,56        „        „   5 1000   4,38 12,71        „        „   6 1100   2,23 12,39 Die Probescherben wurden im Gewicht von etwa 100g angewendet, bei gleicher Temperatur von 110° getrocknet und nach dem Erkalten unter dem Exsiccator gewogen. Dann wurden sie in Wasser gelegt und nach 24 Stunden unter oberflächlichem Abtrocknen in einer verschlossenen tarirten Flasche gewogen. Von anderer SeiteThonindustriezeitung, 1878 S. 395. wird dagegen ausgeführt, daſs die Porosität kein zuverlässiger Maſsstab für die Wetterbeständigkeit ist, da zuweilen selbst Klinker innerhalb eines Jahres verwittern. J. CloüetBulletin de la Société industrielle de Rouen, 1878 S. 53. bespricht die Herstellung der Thonpfeifen in Rouen.