Titel: | Eigenthümlichkeiten des Vorkommens und Ausbeuteverhältnisse der Nickelfundstätten Europas; von Director R. Flechner. |
Autor: | R. Flechner |
Fundstelle: | Band 232, Jahrgang 1879, S. 256 |
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Eigenthümlichkeiten des Vorkommens und
Ausbeuteverhältnisse der Nickelfundstätten Europas; von Director R. Flechner.
Flechner, über Vorkommen und Ausbeute der
Nickelfundstätten.
Bei der stets in Zunahme begriffenen Verwendung des Nickelmetalles in der Industrie,
und zwar sowohl als Legirung mit anderen Metallen, wie auch in ganz reinem Zustande
als schützender und zierender Ueberzug über metallische Gegenstände, dürften einige
Mittheilungen über die hervorragendsten Fundstätten des Nickels, sowie über die
Productionsziffern und besondere locale Eigentümlichkeiten auch in weiteren Kreisen
von Interesse sein. Es soll hier nur von den auf die Gesammtziffer der
Nickelproduction maſsgebenden Fundstätten Europas die Rede sein und aus der Reihe
der auſsereuropäischen Fundstätten nur der auf die ganze heutige Nickelindustrie
mächtig einwirkenden Nickelaufschlüsse Neu-Caledoniens (Australien) Erwähnung gethan
werden, ohne in weitgehende Einzelheiten der bezüglichen Grubenbetriebsverhältnisse
und Hüttenmanipulationen einzugehen.
Bei Darstellung von Nickelmetall, wie solches derzeit theils ganz rein, theils mit
Kupfer legirt, theils als Salzverbindung in Verkehr und zu weiterer Verwendung
gebracht wird, kommen vier Gruppen sich wesentlich von einander unterscheidender
Rohmaterialien in Betracht und zwar:
A) Nickelerze, in denen der Nickelgehalt an Schwefel gebunden
(sogen. Pyrite);
B) Nickelerze, wo der Nickelgehalt mit Arsen legirt ist
(eigentliche Nickelkiese);
C) Nickelerze, in denen der Nickelgehalt in oxydirtem Zustande in
einer Silicatverbindung enthalten ist (Pymelite);
D) nickelhaltige Abfall- und Nebenproducte aus Kupfer- und
Silberhüttenprocessen herrührend.
Auch finden sich Combinationen aus A und B, sowie durch Verbitterung aus diesen
beiden entstandene Oxydationsproducte, sowie endlich Nickel-Antimon-Verbindungen;
doch ist die absolute Ziffer derselben eine verhältniſsmäſsig sehr geringe und mögen
daher diese Mineralien hier auſser Betracht bleiben.
Die in Gruppe A einzubeziehenden Nickelerze nehmen unter den Nickelaufschlüssen
Europas durch ihre überwiegende Masse den ersten Rang ein; doch stehen die
betreffenden Mineralien in ihrem relativen Nickelgehalt, der nur selten 4 Proc.
übersteigt, meistens aber im Mittel der zur Verhüttung gelangenden Grubenausbeuten
zwischen 1 und 2 Proc. mitunter sogar unter 1 Proc. sich bewegt, weit unter jener
Gattung von Nickelerzen, die oben in Gruppe B eingereiht worden, und welche in ihren
reichsten Aufschlüssen bis 40 Proc. und im Mittel der zur Verhüttung gelangenden
Grubenausbeuten meistens zwischen 10 und 15 Proc. Nickel enthalten. Die Erzgattung C
ist bisher in Europa (Schottland, Spanien) nur in ganz untergeordneten, in
technischer Hinsicht gar nicht in Betracht kommenden Mengen gefunden worden. In
Amerika kennt man dieses Erz schon längere Zeit in Californien (Quecksilber-haltig);
doch sind auch dort die bezüglichen Aufschlüsse sehr unbedeutend, kaum der
Verarbeitung verlohnend. In neuester Zeit jedoch wurde dieses Nickelmineral
(Pymelit) in gröſseren Mengen in Neu-Caledonien (Australien) aufgeschlossen, und
soll dieses Vorkommen am Schlüsse dieses Artikels näher in Betracht gezogen
werden.
In einer sehr bedeutenden Anzahl, ja fast in den meisten der gröſseren
Kupfererzaufschlüsse, sowie auch in vielen Silbererzlagerstätten Europas und auſser
Europa, welche dermalen bergmännisch ausgebeutet werden, findet sich in kleinen, oft
kaum nachweisbaren Mengen nickelhaltiger Pyrit eingemengt; doch erscheint er da sehr
selten in solchen Mengen und von solcher Beschaffenheit, daſs er sich direct als
Zweck des Abbaues oder auch nur einer bergmännischen Ausscheidung und gesonderter
Verarbeitung lohnen würde. Diese kleinen, oft kaum nachweisbaren Mengen
nickelhaltigen Minerales, welche da und dort als unbeachtete Beimengung anderer
Werthmineralien mitgebrochen werden, spielen jedoch in ihrer Gesammtheit immerhin
eine nicht zu unterschätzende Rolle in der Nickelfabrikation, indem deren Nickelgehalt, soweit
dies ohne Beeinträchtigung und Störung des bezüglichen Haupthüttenprocesses möglich,
in Abfall und Nebenproducten angesammelt an eigentliche Nickelhütten abgegeben wird,
wo er dann nach Anhäufung von lohnenden Mengen durch geeignete Hüttenprocesse zu
Gute gebracht wird. Die absolute Ziffer dieses aus solchen Abfall- und
Nebenproducten – Gruppe D – alljährlich producirten Nickelmetalles dürfte äuſserst
schwer festzustellen sein und zwar um so schwieriger, als bei den groſsen und
raschen Schwankungen des Nickelpreises sich der Standpunkt fortwährend verschiebt,
von welchem aus bei derartigen Producten bestimmt werden kann, welche derselben noch
als lohnendes Nickelrohmaterial jeweilig zu betrachten seien. Im Lauf der letzten 6
Jahre schwankte diese Ziffer wohl zwischen 5 und 30t Nickelreingehalt. In dieser Richtung mag hier erwähnt sein, daſs in den
J. 1871 bis 1873, wo der Nickelpreis einer nie dagewesenen Höhe entgegen ging (die
in der Ziffer von 38 M. für 1k ihren Gipfelpunkt
erreichte), auf einer Nickelhütte Deutschlands Eisenausscheidungen (Eisensauen aus
Kupferhüttenprocessen herrührend), die neben 70 und 80 Proc. Eisen und 5 bis 8 Proc.
Kupfer 2 bis 3 Proc. Nickel und Kobalt enthielten, und die in sehr schwer zu
zerkleinernden Klumpen von 150 bis 300k Gewicht
der Verarbeitung sowohl in mechanischer, als auch in metallurgischer Hinsicht sehr
groſse, mit bedeutenden Kosten verbundene Schwierigkeit entgegensetzten, in groſsen
Mengen in Verhüttung gezogen wurden, und daſs von diesem Abfallproduct sich
kolossale, nach Hunderten von Tonnen zählende Mengen an verschiedenen Kupferhütten
angesammelt vorfanden, die nun seit dem Fallen des Nickelpreises, der heute auf den
vierten Theil der oben erwähnten Ziffer, nämlich 9 M. für 1k, gesunken ist, wieder ebenso wie vor 1872 als
vollständig werthloser Abfall den Schlackenhaufen vermehren helfen. Den wichtigsten
Posten in der Gruppe D bildet die in Freiberg und an anderen deutschen Silberhütten
bei Verarbeitung amerikanischer Silbererze als Nebenproduct fallende
Nickelspeise.
Kehren wir nun zur Gruppe A zurück. Da steht oben an die Skandinavische Halbinsel, wo
das Auftreten von nickelhaltigem Magnetkies äuſserst ausgebreitet ist. Mit der
Aufgabe betraut, für eine gröſsere Nickelhütte Nordeutschlands, welche unter meiner
Leitung kurz vorher, sowohl in ihrer ganzen technischen Einrichtung, als auch in
ihrer Arbeitsmethode vollständig umgestaltet worden war, einen geeigneten
Nickelbergbau in Schweden oder Norwegen aufzuschlieſsen oder ausfindig zu machen,
leitete ich zuerst (im Frühjahr 1873) in Smaland, also mehr im Süden Schwedens,
Schürfungen auf nickelhaltigen Magnetkies. Ich fand damals im Umfange vieler Meilen
in dioritischen Schiefer Magnetkies eingesprengt, welcher Nickel enthielt. Die
gleiche Erscheinung traf ich bei Schürfungen an der Küste des botnischen Meeres, nordwärts von
Gefle, und ebenso analoges an der Südküste von Norwegen (im Fiord von Langesund
u.a.), sowie dann später an vielen Orten der Umgebung von Falun in Schweden. Die
Südspitze Norwegens scheint ganz besonders reich an diesem Mineral zu sein, und ist
dasselbe dort auch an mehreren Stellen mit einem stockförmigen derben Vorkommen
aufgeschlossen und seit einer Reihe von Jahren Gegenstand bergbaulicher
Ausbeute.
Oben an steht daselbst der etwa 10 Meilen südwestlich von Christiania bei Nakkerud
gelegene Aufschluſs, welcher unter dem Namen Ringeriges
Nickelwerk das Object des reichsten Nickelbergbaues Europas ausmacht. Der
Magnetkies erscheint dort zwischen Gabbro in maſsiven Stöcken eingelagert, hält in
seinen reichsten Stufen bis zu 4 Proc. und im Mittel der an die Hütte gelangenden
Production 1¾ Proc. Nickelreingehalt mit etwa 1 Proc. Kupfer. Zur Zeit meines
Besuches am dortigen Werke war der zum Abbau vorbereitete Aufschluſs so gestaltet,
daſs eine Jahresziffer von etwa 5600t Erze mit
einem ungefähren Nickelreingehalt von 112t für
eine lange Dauer vollkommen gesichert erschien. Die dortige Grubenausbeute wird in
der vom Bergbau ungefähr 2km,5 entfernten
Hüttenanlage zu einem Halbproducte von etwa 55 bis 60 Proc. Nickel (und 25 bis 30
Proc. Kupfer) concentrirt und in dieser Form an englische und deutsche Nickelhütten
verwerthet. Ein nicht uninteressantes technisches Object bietet daselbst die
zwischen Grube und Hütte angebrachte fliegende Seilförderung.
Weiter herab an der südlichen Küste Norwegens bei Kragerö, das ich i. J. 1873
flüchtig besuchte, wurden ebenfalls gröſsere Ablagerungen dieses Minerales
aufgefunden. Der nickelhaltige Magnetkies, aufweichen der Krageröer Nickelbergbau angelegt ist, erscheint meistentheils nur
feinkörnig eingesprengt und hält in den reichsten Stufen nicht über 3, im Mittel der
Jahresproduction 1¼ Proc. Nickel. Der dort aufgeschlossene Angriff ermöglicht eine
Jahresausbeute von 10 bis 12t reines Nickel. Das
Erz wird an Ort und Stelle durch Concentrationsschmelzen, Raffinations-, Röstungs-
und Reductionsprocesse zu einer von Eisen und Schwefel vollständig freien
Nickelkupferlegirung verarbeitet. Auch an dem südlichsten Punkt der norwegischen
Küste bei Christiansand ist ein gröſseres Vorkommen
nickelhaltigen Magnetkieses aufgeschlossen und bergmännisch in Angriff genommen
worden. Das Erz ist fast identisch mit dem von Kragerö, und sollen, soweit mir
darüber Kunde geworden, die Lagerungsverhältnisse dort ähnliche Ausbeuteziffern als
die bei Kragerö in Aussicht stellen.
In Schweden ist unter den abbauwürdigen
Nickelaufschlüssen in erster Linie der Nickelbergbau
Klefva hervorzuheben. In einer kegelförmigen Gebirgserhebung tritt in einer
von Nord nach Süd streichenden, fast vertical einfallenden, sich in zwei Arme
theilenden Gangkluft Magnetkies in Stöcken von bedeutendem Umfang, theils feinkörnig
eingesprengt, theils
ganz derb auf. Im J. 1873, wo ich die Grube mehrmals besuchte, fand ich den Abbau in
Verhauzechen von überraschenden Dimensionen sich bewegend. In der sogen.
„Kirche“ (Körka) war bereits ein maſsiver Klumpen derben Magnetkieses von
etwa 600cbm (also bei 3500t) ausgefördert worden und stand in der Sohle
dieser Abbauzeche noch prachtvoller derber Magnetkies an. Das in Klefva
aufgeschlossene Nickelmineral hält in den reichsten Stufen 2½ bis 3 Proc. Nickel und
im Mittel der Jahresproduction 1¼ Proc. Nickel und unter ½ Proc. Kupfer. Bei
ungestörtem, schwunghaftem Betrieb dürfte dieser Aufschluſs mit einer Jahresausbeute
von 40 bis 45t Nickelreingehalt in Anschlag zu
stellen sein.
Zwei andere bei Falun gelegene, 25km von einander
entfernte Aufschlüsse sind unter den Namen Grube Slättberg und Grube Kusa seit einer Reihe von
Jahren Gegenstand bergmännischer Ausbeute. Diese beiden Gruben bilden mit dem
Hüttenwerke Sagmyra (30km nordwestlich von Falun
gelegen) ein zusammengehöriges Ganze unter dem Namen Nickelwerk Sagmyra. Von Frühjahr 1873 bis Herbst 1876 war ich mit der
technischen Leitung dieses Werkes betraut und will daher das dortige Erzvorkommen
etwas näher beleuchten.
Grube Slättberg steht seit 1850 im Betrieb und befinden sich daselbst längs einer von
Ost nach West streichenden Klüftung mehrere Magnetkiesstöcke. Das
Hauptformationsgestein ist Granit und Grünstein mit Einlagerungen von Quarz. Die
Klüftung fällt unter 80 bis 85° nach Süden und ist auf eine Länge von mehr als
1500m deutlich erkennbar. Von dieser
Erstreckung zieht sich der gröſste Theil über einen ebenen Sumpfboden, welcher
innerhalb der bezeichneten Länge jener Gangkluft im Westen etwa 70m, im Osten kaum 10m über seinen tiefsten Punkt sich erhebt. In dem westlichen Theile der
Gangkluft auf der erwähnten Bodenerhebung sind in Abständen von 12 bis 60m vier Magnetkiesstöcke aufgeschlossen und mit den
Schächten Bomarsund, Silistria, Berzelius und Jahns in Tiefen von 25, 35, 110 und
100m verfolgt worden. Diese Erzstöcke, welche
(in Horizontalschnitten und quer auf die Streichungsrichtung der Gangkluft gemessen)
stellenweise eine Mächtigkeit bis zu 2m,5 haben
und daselbst theils feinkörnig eingesprengt, theils in derben Massen ohne
Zwischenmittel auftreten, keilen sich in der Streichungsrichtung der Gangkluft
zweigförmig aus und bilden die erwähnten vier Stöcke mittels ihrer weit verzweigten
Seitentrümmer ein mehr oder weniger zusammenhängendes Ganze. Eine analoge
stockförmige Ablagerung wurde ungefähr 700m
östlich von der ersten in der Mitte des Sumpfbodens aufgeschlossen und mit den
Schächten Mittelgrube, Versuchbau und Sumpfschacht in Tiefen von 25, 18 und 12m, sowie horizontal in verschiedenen Höhen in der
Streichungsrichtung verfolgt. Eine dritte derartige Magnetkiesablagerung wurde etwa
500m noch weiter östlich aufgefunden und mit
dem Löfsjöschacht und
dem (von mir angelegten) Rudolfsschacht in Tiefen von 10 und 15m verfolgt. Es ist ferner durch magnetische
Abweichung das Vorhandensein von zwei weiteren zwischen den genannten Aufschlüssen
liegenden gröſseren Magnetkiesstöcken nachgewiesen, die aber zur Zeit meines
Abganges von dort durch die bezüglichen Zubaue noch nicht blosgelegt waren. Der auf
Slättberg aufgeschlossene Magnetkies hält in seinen reichsten Stufen 1½ Proc.
Nickel, im Mittel der Jahresproduction etwa ¾ Proc.
Der Slättberger Bergbau war seit seinem Bestehen niemals sehr schwunghaft und auch
nie systematisch in Angriff genommen worden; doch fand ich in den Betriebsausweisen
einzelne Jahresproductionen (1860 bis 1865) von 2500 bis 3000t Erze, also Material zu etwa 19t Nickelreingehalt. Zur Zeit (1873), als ich die
Werksleitung übernahm, befand sich die Grube in ziemlicher Vernachlässigung und
fehlte es vollständig an systematisch vorbereitetem Angriff, so daſs im ersten Jahre
meines Dortseins nur eine Ausbeute von 1100t Erz,
also Material zu etwa 7t Nickelreingehalt zur
Ausförderung kommen konnte. Ende 1875, wo durch mehrere neue Aufschlüsse der Angriff
nahmhaft erweitert und durch entsprechende Apparate, sowohl Entwässerung der tiefen
Schächte, als auch Aufförderung der Erze, bedeutend erleichtert worden, lag ein
Angriff vorbereitet, der bei regem und ungestörtem Betriebe eine Jahresausbeute von
3500 bis 3800t Erze, also Rohmaterial zu 25t Nickel Reingehalt sicherte.
Die durch Localverhältnisse bedingte Eigenthümlichkeit der mechanischen Vorrichtungen
dieses Bergbaues dürften der Erwähnung nicht unwerth sein. Es befand sich im Südost
des Grubenfeldes, etwa 1200m vom westlichsten der
Schächte entfernt, ein Wassergefälle, welches zum Betriebe eines oberschlächtigen
Wasserrades ausgenutzt wurde; dasselbe war durch ein doppeltes Kunstgestänge mit
sämmtlichen Schächten zur Bewegung der Pumpensätze in Verbindung gesetzt. Die
Gesammtlänge jenes Gestänges betrug über 1300m.
Die zu geringe Menge des Betriebswassers genügte auch zur günstigsten Jahreszeit
nicht, die Wasserhebung aller Schächte zu bewältigen, und war zu gewissen
Jahreszeiten (Juli und August) sowie während der gröſsten Winterkälte nicht einmal
im Stande, auch nur die blose, übrigens nicht unbedeutende Masse des Gestänges in
Bewegung zu setzen. Ich stellte nun in der halben Länge des Gestänges eine
Locomobile auf, und als hierauf die vorhandene Bewegungskraft weitaus genügte, alle
Schächte wasserfrei zu halten, so stellte ich Wasserbehälter in den Schachthäusern
auf und richtete einfache Wassertonnenaufzüge mit Bremsen ein zur Ausförderung des
Hauwerkes, was bis dahin mittels Pferdegöppeln geschah, so daſs also derselbe Motor
unmittelbar die Wasserhebung und mittelbar auch die Erzförderung auf sämmtlichen so
weit von einander abstehenden Sehächten versah.
Die Grube Kusa hatte bis zum J. 1873, obgleich drei Schächte 15 bis 18m tief abgeteuft waren, wegen allzu armen Erzen
noch keine, irgend in Betracht zu ziehende Ausbeute geliefert. Im J. 1874 erschloſs
sich im Neuschacht daselbst neben dem bisher nur ärmlich eingesprengten Magnetkies
ein derberes Erzmittel und hält dasselbe in den reinsten Stufen über 2½ Proc.
Nickel. Bis dahin war Wasserhebung und Erzförderung auf Kusa nur mittels
Pferdegöppeln und Handwinden bewerkstelligt worden. Nach Eintritt des erwähnten
Aufschlusses stellte ich auch hier eine Locomobile auf, welche auſser der Besorgung
des Grubenbetriebes (Wasserhebung und Förderung des Hauwerkes) auch noch einen
Ventilator zum Betriebe zweier Schachtöfen versah. Die Ausbeute im Neuschacht
gestaltete sich von Monat zu Monat in überraschender Weise günstiger und ergab in
der zweiten Hälfte des J. 1875 eine Ziffer, welche für dieses Grubenfeld eine
Jahresausbeute von 10 bis 11t Nickelreingehalt in
gesicherte Aussicht stellte. Das Erz, wie es an die Schachtöfen zum
Concentrationsschmelzen gelangte, ergab ein durchschnittliches Ausbringen von 0,75
Proc. Nickel.
Noch wäre zweier kleinerer Nickelaufschlüsse in Skandinavien zu erwähnen, über die
mir aus Briefen von Seiten dabei nahe Betheiligter nur ganz Unbestimmtes bekannt
geworden. Das gröſsere und entwickeltere dieser beiden ist Nickelwerk Rom in Norwegen, wenige Meilen südöstlich von Christiania, an
der Küste des Fiords von Christiania. Das daselbst aufgeschlossene Erz ist dem von
Kragerö ähnlich. Im J. 1875 war dort bereits ein Concentrationsschmelzen eingeleitet
und dürfte damals der bezügliche Aufschluſs eine Jahresausbeute von 6 bis 7t Nickelreingehalt in Aussicht gestellt haben. Der
andere Aufschluſs ist Lünne-Nickelwerk an der Küste des
botnischen Meeres bei Hudigswall. Dieser Aufschluſs ist noch nicht über die ersten
Schürfarbeiten hinausgekommen. Ich habe mehrmals mir von dort eingesendete Erzproben
untersucht, dieselben aber von so geringem Nickelgehalt gefunden, daſs sich dort
wohl so bald – auch bei günstigsten Nickelpreisen – keine lohnende Ausbeute
entwickeln dürfte.
Die Nickelaufschlüsse Norwegens und Schwedens, in ihrer
Gesammtheit in Betracht gezogen, stellen unter Voraussetzung eines schwunghaften,
ungestörten Betriebes eine jährliche Ausbeute von ungefähr 220t Nickelreingehalt in Aussicht.
Nur der bei weitem kleinere Theil des dort ausgeförderten Nickelgehaltes wird an Ort
und Stelle zu reiner, von allen schädlichen Beimengungen befreiter Waare
ausgearbeitet – nämlich die Ausbeute auf Kragerö und ein Theil der Ausbeute auf
Klefva – der übrige Theil geht in Halbproducten von 30 bis 60 Proc. Nickelgehalt an
englische und deutsche Nickelhütten. Das Concentriren des Nickels wird auf allen
skandinavischen Nickelhütten durch wiederholtes verschlackendes Einschmelzen der
jedesmal wieder gerösteten Zwischenproducte bewerkstelligt; nur auf Sagmyra findet dabei eine
erwähnenswerthe Modifikation statt. Es wird daselbst das unmittelbar aus den Erzen
erhaltene erste Schmelzproduct – welches 3 bis 5 Proc. Nickel hält – im granulirten,
ungerösteten Zustand in kalter verdünnter Schwefelsäure längere Zeit durch eigene
Rotationsapparate bewegt, wobei ein Theil des Eisengehaltes in Lösung geht und das
Nickelproduct auf einen Nickelgehalt von 12 bis 14 Proc. angereichert den Apparat
verläſst. Die Schwefelsäure wird an Ort und Stelle beim Rösten roher Erze erzeugt.
Der Nickelverlust dabei ist äuſserst klein und – wie ich mich durch Analysen und
bezügliche Zusammenstellungen überzeugte – bei weitem geringer, als wie bei der das
gleiche Concentrationsresultat erzielenden Schmelzarbeit. Auſserdem fällt hierbei
Eisenvitriol als gut verwerthbares Nebenproduct. Der geringe Gehalt der Erze macht
selbstverständlich die Gewinnung und Concentrirung derselben sehr kostspielig, und
finden all die eben besprochenen Aufschlüsse bei einem Nickelpreise von 10 M. für
1k – ein Theil selbst bei 12 M. für 1k – die Grenze, unter welcher der Werksbetrieb nur
mit Schaden und Einbuſse möglich. Es haben daher auch bei dem augenblicklichen ganz
ungewöhnlich und unerwartet niedern Nickelpreis von 8 bis 9 M. die Nickelbergbaue
Schwedens und Norwegens ihre Thätigkeit theils ganz eingestellt, theils auf das
äuſserste Minimum eingeschränkt.
In Mitteleuropa, speciell Deutschland, sind mir nur zwei
Aufschlüsse von Nickelerzen aus der Gruppe A bekannt, deren Ausbeutung
erwähnenswerthe Productionsziffern liefert. Von diesen ist einer bei Dillenburg in
Nassau gelegen, wo ein Pyrit mit 6 Proc. Nickel und 5 Proc. Kupfer vorkommt. Die
durchschnittliche dort erzielte Jahresausbeute überstieg, so weit mir bekannt, nicht
die Ziffer von 3t Nickelgehalt. Der zweite
Aufschluſs liegt im oberen Rheinthale bei St. Blasien und ward dort ein Pyrit von 2
bis 2½ Proc. Nickel mit etwa ¾ Proc. Kupfer durch eine Reihe von Jahren abgebaut und
zu einem eisenfreien Concentrationsstein verarbeitet an andere Nickelhütten
verwerthet worden. In den J. 1869 und 1870, wo ich mit diesem Rohmateriale
arbeitete, belief sich die dortige Ausbeute, soweit ich mich erinnere, auf 1500 bis
1800k Nickelreingehalt, und dürfte dies auch
die Ziffer der bei dem dortigen Bergbau überhaupt erzielbaren Jahresausbeute
sein.
Ein weit ausgedehnteres und ergiebigeres Vorkommen von nickelhaltigem Pyrit war
ferner in Piemont in Val Sesia nächst Varollo vor
mehreren Jahren aufgeschlossen worden. Es wird daselbst in einer bis zu 2500m ansteigenden Bodenerhebung der Glimmerschiefer
und Gneis durch eine mächtige Diorit-Einlagerung von nahezu 20km Länge und 4km
Breite durchsetzt, welche Einlagerung ein nordwestliches Streichen hat. In diesem
Diorit, zunächst seiner Berührungsfläche mit dem Gneis, treten Gangklüfte auf,
welche Nickel- (und Kobalt-) haltigen Magnetkies in Hornblende dicht eingesprengt führen. Es
sind daselbst fünf von einander unabhängige Aufschlüsse bergmännisch in Angriff
genommen worden, von denen aber nur zwei zu einiger Bedeutung gelangten. Auf dem
einen dieser Aufschlüsse bewegt sich die Nickelgrube von
Cevia, auf dem anderen die Grube von Bella
Bassa. Die Erze von Cevia werden in der Hütte von Sesia, die von Sella
Bassa in der Hütte von Scapello zu Halbproducten concentrirt. Erstere Grube liegt
mit ihrem obersten Angriffspunkt 2000m, die andere
1700m über dem Meeresspiegel. Das an die
Hütten gelangende geschiedene Erz hält im ganzen Durchschnitt 1¼ bis 1½ Proc.
Nickel, ½ bis ¾ Proc. Kobalt und eben so viel Kupfer. Die hohe Lage der Gruben und
sonstige locale Eigenthümlichkeiten machen dieses Erz, bezieh. den Nickelgehalt in
denselben, schon sehr kostspielig, ehe es zur Verhüttung gelangt, und ist ferner bei
den dortigen Brennstoffverhältnissen und dem geringen Gehalt an Nickel die
Concentrationsarbeit mit groſsen Kosten verbunden. So viel mir über die dortigen
Gestehungskosten bekannt geworden, setzen dieselben der Betriebsfähigkeit der Werke
eine durch den Nickelpreis bedingte noch ungünstigere Grenze als die, welche ich
oben für die skandinavischen Werke aussprach. Die Nickelgruben bei Varollo können
mit den heute vorhandenen Angriffen bei schwunghaftem ungestörtem Betrieb
günstigsten Falles eine Jahresausbeute von 12,5 bis 13t Nickelreingehalt erzielen.
(Schluſs folgt.)