Titel: | Gerb- und Farbmaterialien; von Dr. Josef Moeller. |
Autor: | Josef Moeller |
Fundstelle: | Band 232, Jahrgang 1879, S. 275 |
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Gerb- und Farbmaterialien; von Dr. Josef
Moeller.Vom Verfasser gef. eingesendeter Auszug aus dem Bericht über die Weltausstellung
in Paris 1878, Heft 8: Pflanzen-Rohstoffe. Mit 37
Abbildungen. (Wien 1879. Faesy und Frick.) Vgl.
1878 230 481. 1879 231
171. 463.
Moeller, über Gerb- und Farbmaterialien.
Japanische Gallen (Kifushi). Seit den Untersuchungen
von Schenk wird bekanntlich als Stammpflanze der
chinesischen Gallen Rhus semialata Murray var. Osbeckii
angenommen, an deren Blättern und Blattstielen sie durch den Stich der Aphis chinesis Doubl. entstehen. Für die in Rede
stehende japanische Galle wird im Ausstellungskatalog dieselbe Stammpflanze
angegeben, und doch unterscheidet sie sich nicht unwesentlich von der chinesischen,
so daſs man genöthigt ist, ihre Entstehung der Verletzung durch eine andere
Blattlaus zuzuschreiben, will man nicht die Angaben von Schenk oder die des Kataloges in Frage stellen. Wenn Schenk weiters, gestützt auf die in den Zellen
vorgefundene verkleisterte Stärke, annimmt, daſs die chinesischen Gallen gedörrt
oder wahrscheinlich abgebrüht werden, bevor sie in den Handel kommen, so gilt dies
von den japanischen gewiſs nicht, denn diese enthalten in ihren Parenchymzellen
kleine rundliche Stärkekörnchen unverändert in Menge.
Die japanischen Gallen sind einfache oder verästigte, mit zahlreichen stumpfen
Höckern besetzte, kurz gestielte Blasen. Die einen gleichen in ihren Contouren mehr
einer Knopper, die anderen ähneln einem Korallenstock, die gröſsten überschreiten
nicht 5cm an Länge und 3cm an Breite. Ihre Wand ist spröde hornartig,
etwas über 1mm dick, innen fein gewulstet, auſsen
von einem dichten, sammtartigen, hellbraunen Filze bedeckt.
Die Oberhaut besteht aus gleichmäſsig und wenig verdickten, nahezu quadratischen
Zellen, zwischen denen in groſser Zahl die an ihrer Basis etwas kolbigen, fein
zugespitzten Haare eingepflanzt sind. Die Haare sind stets einfach, derbwandig,
gefächert, am Grunde 0mm,015 breit, meist 0mm,25 lang. Nicht selten sind sie sichelförmig
oder hackig gekrümmt. Unmittelbar unter der Epidermis folgt ein tangential
gestrecktes, dünnwandiges Parenchym, welches nach der Mitte zu allmälig rundliche,
polygonale Formen annimmt und gegen das Endothel zu wieder gestreckt und
kleinmaschiger wird.
Der Innenfläche genähert, verlaufen spärliche Gefäſsbündel, die 6 bis 10 enge (0mm,015) Spiroiden enthalten. In gröſserer Menge
finden sich gleichfalls an der Innenseite meist kreisrunde, 0mm,04 weite Harzgänge, offenbar der Sitz des von
Buchner in dieser Drogue aufgefundenen harzartigen
Körpers. Die Harzgänge lassen sich wegen ihres gekrümmten, der Oberfläche der Galle
angepaſsten Verlaufes nicht in ihrer ganzen Länge verfolgen; doch ist ihre Richtung
sicher mit der langen Achse der Galle gleichsinnig.
Das wässerige Extract ist nur schwach gelb gefärbt, schmeckt stark adstringirend,
wird durch Eisenchlorid tief violett gefärbt und enthält über 60 Proc. Tannin.
Die Gallen finden in Japan zum Schwarzfärben und in der Medicin Anwendung.
Terminalia Catappa L. Einfache oder Doppel-Röhren mit
grauem, längs runzeligem, papierdünnem Kork bedeckt, der sich leicht ablösen läſst,
und dann erscheint die Rinde chocoladebraun. Die Innenfläche ist hell zimmtfarbig,
sehr feinfaserig, der Querbruch beinahe eben. Der Querschnitt ist kaum 2mm breit unter der Loupe äuſsert zart gebändert.
Die Ablösung des Korkes erfolgt an einer Sclerenchymreihe, innerhalb welcher sich
noch einige Reihen lebenden Korkes befinden. Die Mittelrinde besteht aus tangential
gestrecktem Parenchym und vereinzelten groſsen (0mm,03), gerundeten Zellen, die je ein Krystallaggregat enthalten. Gegen
die Innenrinde zu treten zerstreute Bastfaserngruppen hinzu, welche weiterhin,
zwischen den bis zu 4 Reihen breiten Markstrahlen, zu tangentialen, unterbrochenen
Bändern sich ordnen. Mit ihnen wechseln Bastparenchym, Siebröhren und verticale
Reihen quadratischer Zellen, die morgensternförmige, groſse Krystalldrusen führen.
Der Querschnitt der Bastfasern zeigt bei rundlich verzogener Gestalt eine scharf
abgegrenzte Primärmembran. Sie sind bis zum Schwinden des Lumens verdickt, 0mm,025 im Mittel breit und 2 bis 3mm lang.
Die Siebröhren tragen an den Seitenwänden feinporige Siebplatten und stoſsen mittels
stark verbreiteter, grobporiger, schief gestellter Endplatten an einander.
Die Parenchymzellen enthalten reichlich feinkörnige Stärke, daneben eine
eingetrocknete braune Substanz, die sich in Wasser vollständig löst und durch
Eisenchlorid blaugrün gefärbt wird. In kochender Natronlauge werden die
Zellmembranen braunroth.
Die Rinde von Terminalia mauritiana L. unterscheidet
sich dem Ansehen nach von der vorigen durch die in allen Schichten helleren
Farbennüancen. Der Querschnitt ist saffiangelb. Im feineren Bau stimmt sie ganz mit
T. Catappa überein.
Die ölreichen Samen beider Arten werden auf Reunion gegessen, ihre Schalen dienen zum
Schwarzfärben und die Rinden sind ein vorzügliches Gerbmaterial. Die erstere
enthielt 12,27 Proc. Tannin, während die letztere die bei Rinden unerreichte Menge
von 34,35 Proc. auswies.