Titel: Mittheilungen von der Weltausstellung in Paris 1878.
Fundstelle: Band 232, Jahrgang 1879, S. 385
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Mittheilungen von der Weltausstellung in Paris 1878. (Fortsetzung von S. 309 dieses Bandes.) Mittheilungen von der Weltausstellung in Paris 1878. Dampfmaschinen-Steuerungen auf der Ausstellung (Tafel 32 und 33). In den vorausgegangenen Mittheilungen über die Dampfmaschinen der Ausstellung wurden zunächst jene aufgeführt, welche sich in ihrer ganzen Anordnung als neu und charakteristisch von den bekannten Normalconstructionen abhoben; als solche erschienen uns die Maschinen von Brown, Fourlinnie, Fenby, Molard, Gebrüder Sulzer, Claparède, Farcot, endlich Brotherhood's Compoundmaschine und die übrigen Boxmaschinen. Nunmehr erübrigt uns noch die groſse Mehrzahl jener Dampfmaschinen, welche sich in ihrer allgemeinen Construction nicht von den bekannten entfernen, in der Steuerung dagegen, ihrem wichtigsten Organe, bemerkenswerthe Neuerungen zeigen und daher am zweckmaſsigsten unter diesem Gesichtspunkte zusammengefaſst werden. Die bereits früher sammt ihrer Steuerung beschriebenen Ausstellungsmaschinen sind dabei an entsprechender Stelle einzureihen. Versuchen wir auch hier wieder, den bei früheren Abhandlungen (* 1874 212 1 ff. * 1876 219 1 ff.) verfolgten Weg einzuschlagen und die Steuerungen der Pariser Weltausstellung in solche mit einem Schieber, mit zwei Schiebern, mit continuirlich rotirenden Drehschiebern und endlich Ventil- und Corliſssteuerungen zusammenzufassen, so springt zunächst das völlige Ausbleiben der Drehschieber-Steuerungen in die Augen. Keine einzige gröſsere Maschine der Ausstellung, und unseres Wissens überhaupt nur die kleinen Brotherhood'schen Dreicylindermaschinen, hatte ein continuirlich rotirendes Steuerungsorgan, es scheint also diese Dichtung von den Constructeuren der Gegenwart wieder verlassen worden zu sein, – um sicherlich zu günstiger Zeit aufs Neue aufzuleben, da die constructiven Uebelstände, welche die principiellen Vorzüge der Drehschieber-Steuerungen beeinträchtigen, zweifellos früher oder später zu bewältigen sind. Indem somit einerseits diese Klasse von Steuerungen auf der Pariser Weltausstellung völlig unvertreten blieb, traten andererseits die Ventilsteuerungen vor allen anderen Systemen vorherrschend auf und auffallenderweise ebenso wohl in Verbindung mit Auslösemechanismen des Corliſstype, als mit positiver Führung der Ventile durch unlösliche Bewegungsmechanismen. Die Corliſssteuerungen endlich mit normalen Rundschiebern waren in ausgezeichneten Exemplaren vertreten, nicht minder aber ähnliche Auslösemechanismen auf Flach Schieber angewendet. Derart mannigfaltig traten alle diese Combinationen auf, daſs es nachgerade unmöglich schien, durch irgend ein System dem freien Fluge der Phantasie unserer Steuerungs-Erfinder zu folgen; jedenfalls aber ist die Pariser Ausstellung wohl geeignet, die bis jetzt angenommenen Kategorien unserer Steuerungen entweder endlos zu vermehren, oder den jetzigen Unterscheidungsmodus gänzlich aufzugeben. Letzteres erscheint uns allein richtig; die Constructionsmaxime der Dampfmaschinen-Steuerungen hat heute den einseitigen Standpunkt, daſs einer bestimmten Form des inneren Mechanismus nur eine einzige Anordnung der äuſseren Bewegungstheile angemessen sei, völlig überwunden und erlaubt ebenso wohl den Antrieb von Corliſshähnen durch gewöhnliche Schieber oder Curvenscheiben, als die Verwendung des Corliſsmechanismus zur Bewegung einfacher Schieber, Doppelschieber oder Ventile. Und von diesem Gesichtspunkte aus, welcher eine epochemachende Revolution der Steuerungssysteme bezeichnet, behält das eigentliche Dampfvertheilungsorgan nur mehr eine secundäre Bedeutung; ausschlaggebend ist allein die Art des Antriebsmechanismus. Dem entsprechend zerfallen die Dampfmaschinen-Steuerungen in zwei groſse Klassen, die einen mit unlösbaren Bewegungsmechanismen, die anderen mit Auslösung; erstere mögen, nachdem in England gebräuchlichen Wortsinne, positive Steuerungen, letztere, nach dem Vorgang F. v. Reiche's, Präcisionssteuerungen genannt werden. Die positiven Steuerungen zerfallen, je nach der Art des Antriebes, in solche mit continuirlicher oder oscillirender Bewegung; erstere Gruppe umfaſst alle Drehschieber-Steuerungen, während zu den positiven Steuerungen mit oscillirender Bewegung alle Schiebersteuerungen und eine groſse Zahl der bekannten Ventilsteuerungen zu rechnen sind. Für die Präcisionssteuerungen entfällt selbstverständlich dieser Unterscheidungsgrund; endlich ist auch bei ihnen die Form des Dampfvertheilungsorganes ohne irgend wesentlichen Einfluſs auf den Bewegungsmechanismus, während wir, mit Rücksicht hierauf, die positiven Steuerungen mit oscillirender Bewegung noch danach trennen müssen, daſs das Dampfvertheilungsorgan entweder alle Functionen allein besorgt, oder in Verbindung mit einem zweiten, oder endlich, daſs für jede Function der Dampfvertheilung ein besonderes Organ besteht. Selbstverständlich fallen diese drei Unterklassen zum groſsen Theil mit der alten Eintheilung der Steuerungen in solche mit einem Schieber, in Doppelschieber-Steuerungen und endlich in Ventilsteuerungen zusammen, aber mit dem wesentlichen Unterschiede, der uns eben als Berechtigungsgrund der neuen Eintheilung erscheint, daſs das Dampfvertheilungsorgan nicht als der wesentliche Eintheilungsgrund, sondern nur als Unterabtheilung eines höheren Sammelbegriffes erscheint. Hierdurch wird es möglich, daſs ohne Anomalie sowohl bei den positven, als bei den Präcisions-Steuerungen gleichmäſsig Schieber, Ventile und Hähne vorkommen, während nach dem bisherigen Eintheilungssystem speciell unter Ventilsteuerungen die verschiedenartigsten Bewegungsmechanismen zusammengefaſst werden muſsten. Wir unterscheiden danach: Textabbildung Bd. 232, S. 387 A) Positive Steuerungen; Bewegung; Oscillirend; Steuerungsorgan; Rotirend; Gemeinschaftlich; Zusammenwirkend; Getrennt; B) Präcisions-Steuerungen A) Positive Steuerungen mit oscillirender Bewegung. 1) Gemeinschaftliches Steuerungsorgan. Dieses Organ ist nur der Schieber, als Flachschieber, Rundschieber, Drehschieber, Kolbenschieber oder Hahn gedacht; sein Bewegungsmechanismus ist das Excenter oder die Kammscheibe, oder statt dieser irgend eine Combination von Hebeln, welche denselben Effect hervorbringt. Ueber die von einem fixen Excenter bewegten Flachschieber läſst sich nur sagen, daſs sie auch diesmal, wie bei allen Ausstellungen, fast gänzlich fehlten; ebenso sah man nur wenig Entlastungsvorrichtungen (Macabies * 1879 232 5) und merkwürdiger Weise neben den früher bekannten Vorrichtungen zur Verschiebung des Excenters durch den Regulator keine einzige neue Construction. Ein oscillirender Rundschieber ist an der einfach wirkenden Brotherhood'schen „Compoundmaschine“ (* 1879 231 11) angewendet, an einigen normalen Woolf sehen Maschinen der Woolf'sche Kanalschieber. Von den Steuerungen, welche die Variation des Excenterhubes und der Voreilung durch Anwendung zweier Excenter mit Coulisse und verschiebarem Gleitstück erzielen, waren die bekannten Systeme von Stephenson, Gooch, Allen, Heusinger v. Waldegg und Fink vertreten, speciell letzteres bei mehreren kleinen Dampfmaschinen mit Verstellung des Coulissensteines durch den Regulator (Gebrüder Storck und Comp. in Hengelo), die anderen vier Systeme vorherrschend bei Locomotiven, und zwar Gooch fast ausschlieſslich bei den französischen Locomotiven, Heusinger oder Walschaert alleinherrschend bei den Belgiern; endlich war noch die Stephenson'sche Coulissensteuerung beim kleinen Cylinder einer interessanten Compoundmasehine der Société de construction des Batignolles (Director E. Gouin) in Paris vertreten, aber die Coulisse auffallender Weise nicht gekrümmt, sondern gerade und dennoch, wie die Diagramme zeigten, mit sehr günstiger Dampfvertheilung. Dabei war die Coulisse in normaler Weise unten und oben von je einem Excenter bewegt, in der Mitte an dem Hängeeisen aufgehängt und mittels desselben zu heben und zu senken; der mit der gerade geführten Schieberstange verbundene Coulissenstein bewegt sich jedoch, da die Maschine nicht reversirbar ist, nur in der oberen Hälfte der Coulisse; die ausgestellten Diagramme zeigten Füllungen von 15 bis 50 Proc. Als Neuerung ist noch bei der Locomotive der Ungarischen Staatseisenhahn die Anwendung von Kolbenschiebern zur Steuerung der Locomotivcylinder zu erwähnen; sie waren unterhalb der auſsen liegenden Dampfcylinder angebracht und wurden von einer normalen Stephenson-Steuerung bewegt. Neben diesen bekannten Systemen der Coulissensteuerungen ist endlich noch, von der Treibstange abgeleitet, die Brown'sche Steuerung zu erwähnen, welche wir bereits (* 1878 229 497) ausführlich behandelt und in ihrer Wirkungsweise annähernd mit einem variablen Excenter zusammenfallend gefunden haben. Diese Steuerung war zur Bewegung des Schiebers einer kleinen schmalspurigen Locomotive und einer Locomobile angewendet. 2) Zusammenwirkende Steuerungsorgane. Als solche können im strengen Wortsinne nur zwei über einander gleitende Schieber betrachtet werden, so daſs diese Gruppe nur die Doppelschieber-Steuerungen enthalten sollte; als Uebergang zu der dritten Gruppe, den Steuerungen mit getrennten Dampfvertheilungsorganen, mögen jedoch auch die sogen. Zweischieber-Steuerungen, bei welchen der zweite Schieber auf einem besonderen Gesicht über dem Vertheilungsschieber arbeitet, hier ihren Platz finden. Von den letzteren ist auf der Ausstellung nicht viel zu bemerken gewesen und wir erwähnen nur eine Horizontal-Condensationsmaschine von Orly und Granddemange in Paris, welche zur Dampfvertheilung einen in normaler Weise vom Excenter bewegten Vertheilungsschieber, hatte und zum Zwecke der Expansionsregulirung den möglichst klein gehaltenen Schieberkasten periodisch durch einen Rundschieber schloſs, welcher von dem façonnirten Regulatormuff aus bewegt wurde. Die Doppelschieber-Steuerungen mit positver oscillirender Bewegung lassen sich bekanntlich alle in eine der drei folgenden Gruppen einreihen: a) mit Expansionsregulirung durch Veränderung der Distanz der zusammen arbeitenden Schieberkanten, b) mit Expansionsregulirung durch Veränderung von Excentricität und Voreilen des Expansionsexcenters oder des dasselbe vertretenden Mechanismus und c) Schleppschieber-Steuerungen. a) Regulirung der Expansion durch Veränderung der zusammen arbeitenden Schieberkanten. Die erste Gruppe hat als Typus die altbekannte und bewährte Meyer-Steuerung mit ihren verschiedenen Modificationen. Dieselbe war in ihrer ursprünglichen Gestalt ziemlich schwach vertreten, unter andern auch bei der Boxmaschine von Demenge (* 1879 232 1); speciell bemerkenswerth war hier nur die Fördermaschine von C. Beer in Jemeppe (Belgien); ihre wesentlichen Details sind in den Skizzen Fig. 1 bis 4 Taf. 32 dargestellt. Sie ist zweicylindrig (530mm Durchmesser, 1200mm Hub) und hat ihre Seilkörbe für Bandseile derart eingerichtet, daſs das Moment des Seilgewichtes durch die wechselnden Aufwindedurchmesser stets nahezu constant bleibt, so daſs die Expansionsregulirung keine auſsergewöhnliche Empfindlichkeit besitzen muſs. Den Grundschieber bewegen und reversiren je zwei Excenter mit Gooch'scher Coulisse, den Rückenschieber je ein Excenter, welche selbstverständlich, um für beide Richtungen arbeiten zu können, mit 90° Voreilung diametral ihren Kurbeln gegenüber aufzukeilen sind. Die von letztern bewegte drehbare Schieberstange erfaſst die beiden Expansionsplatten mit rechtem und linkem Gewinde und trägt in ihrer Verlängerung, welche durch eine zweite Stopfbüchse aus dem Schieberkasten nach hinten heraustritt, ein kleines Stirnrad, das in einem Halslager gehalten wird, während die hier vierkantige Schieberstange in der entsprechend ausgenommenen Nabe ihre Längsverschiebung machen kann. Ueber diesem Stirnrad liegt eine Zahnstange, die vom Regulator nach rechts oder links verschoben wird und dadurch die Expansionsplatten zusammen oder aus einander bringt. In Fig. 1, welche mit Hinweglassung des rechten Cylinders eine Hinteransicht der Maschine bildet, sind die entsprechenden Mechanismen dargestellt. Der mächtige Regulator steht genau in der Längsachse der Maschine, welche in ihrer ganzen Durchführung einen schönen harmonischen Eindruck macht. Während sonach die Expansionsschieber, unabhängig vom Drehungssinn der Maschine und ohne irgend eine Mitwirkung des Maschinisten zu verlangen oder auch nur zu erlauben, vom Regulator gestellt werden, erfolgt für die Vertheilungsschieber die Umstellung des Coulissensteines in der Gooch'schen Coulisse und dem entsprechend die Reversirung selbstverständlich durch den Maschinisten, und zwar nicht direct, sondern, wie bei Maschinen dieser Gröſse üblich, durch Vermittlung eines Hilfscylinders. Derselbe ist seitlich an das linke Maschinenbett angeschraubt (Fig. 4) und sein Kolben bewegt mittels kurzer Schubstange den auf das Ende der quer unter der Maschine durchlaufenden Reversirwelle aufgekeilten Reversirhebel (in Fig. 2 und 3 horizontal schraffirt). Dieser Hebel ist nach oben verlängert, wird hier zwischen zwei Bogen-Segmenten geführt (in welche auch der Zahn der Arretirungsvorrichtung eingreift) und trägt endlich am oberen Ende einen Zapfen, auf welchem der zur Bethätigung des Hilfscylinders dienende Handhebel gelagert ist. In seiner Mittelstellung (Fig. 3) fällt der Handhebel mit dem Reversirhebel zusammen und ein am unteren Ende des Handhebels angebrachter Bolzen liegt in der Achse der Reversirwelle; gleichzeitig befindet sich der Rundschieber des Hilfscylinders, welcher durch die in Fig. 3 und 4 angedeuteten Hebel und Zugstangen mit dem Bolzen des Handhebels in Verbindung steht, in seiner Mittelstellung und sperrt den Hilfscylinder beiderseits ab. Bewegt man den Handhebel nach vorwärts oder rückwärts, so verdreht sich auch der Rundschieber und der Hilfscylinder bewegt die Reversirwelle nach der Richtung des Handhebels; sobald jedoch letzterer wieder in seine Mittelstellung gebracht wird, bei welcher, wie immer auch die Stellung des Reversirhebels sei, sein unterer Zapfen mit der Reversirwellenachse zusammenfällt, so gelangt auch sofort der Rundschieber des Hilfscylinders wieder in seine Mittelstellung und der Steuerkolben bleibt stehen. Zur Begrenzung der Handhebel-Bewegung trägt der Reversirhebel am unteren Ende zwei Anschläge, welche nach eingeleiteter Drehung der Reversirwelle den Handhebel und mit ihm den Rundschieber der Richtung des Reversirhebels zu folgen nöthigen; die Ein- und Ausströmquerschnitte des Hilfscylinders werden jedoch hierdurch nur wenig verengt und erst dann völlig abgeschlossen, wenn der Handhebel vom Maschinisten wieder in seine Mittelstellung, zusammenfallend mit der Längsachse des Reversirhebels, gebracht wird. Nach der Maschine von Beer, welche den inneren Mechanismus der Meyer-Steuerung vollständig beibehalten hat, sind nunmehr diejenigen Maschinen anzuführen, bei welchen das Princip der Meyer'schen Expansionsregulirung beibehalten, die constructive Ausführung jedoch derart verändert worden ist, daſs die im Innern des Cylinders arbeitende Schraube, welche bisweilen Anstände veranlaſst, vermieden wird. Bei der Dampfmaschine der Société des usines de Gilly, System A. Robert, geschieht dies dadurch (Fig. 5 und 6 Taf. 32), daſs die beiden Expansionsplatten convergirende Ansätze haben, welche in den Schlitzen einer (in Fig. 5 vertical schraffirten) Führungsplatte gleiten, die einerseits von dem Rahmen der Expansionsschieberstange (vgl. Fig. 6) erfaſst und in horizontal oscillirende Bewegung versetzt wird, dabei aber gleichzeitig in einem weiter hinten liegenden zweiten Rahmen gleitet, der mittels des Regulators auf und ab geschoben, die Führungsplatte mit sich nimmt und dadurch die Expansionsplatten aus einander oder zusammen schiebt. Specielles Interesse verdient hier der Regulator, welcher sich bei der im Betriebe befindlichen Ausstellungsmaschine durch groſse Empfindlichkeit auszeichnet. Als solcher fungirt hier ein Kataraktkolben, dessen Cylinder oberhalb des Schieberkastens aufgestellt ist (Fig. 5) und durch eine unten mündende Röhrenleitung Druckwasser empfängt, welches, den Kolben passirend, durch ein oben angebrachtes Rohr in einen Sammelbehälter abflieſst. Aus diesem Sammelbehälter schöpfen zwei kleine Plungerpumpen, welche einander gegenüber stehen und deren gemeinsamer Plunger von der verlängerten Expansionsschieberstange angetrieben wird, abwechselnd Wasser, um es beim nächsten Hube durch das Druckrohr in den Kataraktcylinder zu leiten; bei rascherem Gange der Maschine flieſst mehr Wasser zu und muſs somit bei constant bleibendem Ablaufquerschnitt einen höheren Druck annehmen, wodurch der Kataraktkolben und mit ihm der hintere Rahmen und die Führungsplatte gehoben und die Expansionsplatten von einander entfernt werden, das umgekehrte findet bei abnehmender Geschwindigkeit statt. Durch Verstellung eines Wechsels im Ablaufrohr kann der Widerstand im Kataraktcylinder erhöht oder vermindert und dadurch die Maschine auf verschiedene Geschwindigkeiten eingestellt werden. Gleichem Zwecke dient auch das auf die verlängerte Stange des Kataraktkolbens aufgeschobene Gewicht; ein an dieser Stange angebrachter Index zeigt den jeweilig herrschenden Füllungsgrad. Die Expansionsregulirung nach System Robert bringt den unleugbaren Nachtheil schwieriger Herstellung und Erhaltung mit sich und nöthigt auſserdem zur unverhältniſsmäſsigen Vergröſserung des Schieberkastens; zudem sind auch hier, wie bei der Meyer'schen Schraube, die bewegten Theile im Dampf und somit der dauernden Beaufsichtigung unzugänglich. (Vgl. * D. R. P. Nr. 2476 vom 8. Januar 1878.) Dagegen war an einer kleinen Maschine von Van Goethem, Reallier und Comp. eine Modification der Meyer-Steuerung angebracht worden, welche von allen oben gerügten Fehlern frei ist. Dieselbe bestand darin, daſs von beiden Expansionsplatten jede mit einer besonderen Schieberstange fest verbunden war, welche getrennt aus dem Schieberkasten heraustraten und hier an den entgegengesetzten Enden eines doppelarmigen Hebels angriffen, dessen Mittelpunkt von dem Expansionsexcenter oscillirend bewegt wird, während die Stellung der Expansionsplatten zu einander durch Verdrehung des doppelarmigen Hebels vom Regulator bewerkstelligt wurde. Genau dieselbe Construction wurde von Ommaney und Tatham (* 1874 213 8. 1876 219 381) angegeben; weiters erinnern wir auch an die Maschine der Berliner Union, welche 1873 auf der Wiener Weltausstellung erschienen war (vgl. * 1874 212 181), ein näheres Eingehen in diese Construction ist somit hier nicht erforderlich. Endlich war diese Modification der Meyer-Steuerung in Paris noch unter einem andern Namen vertreten: als „System Theis an einem Locomotivmodell in der italienischen Abtheilung. Die oscillirende Bewegung des doppelarmigen Hebels war hier entsprechend reducirt und umgekehrt vom Kreuzkopf abgeleitet; die Verdrehung desselben behufs Expansionsregulirung geschah vom Führerstand aus. Als vollendetste Modification der Meyer-Steuerung muſs endlich die Rider-Steuerung (vgl. * 1870 195 486. 1874 212 183) angeführt werden, welche in vortrefflicher Ausführung bei den von Hayward, Tyler und Comp. in London ausgestellten Maschinen vertreten war (Fig. 7 bis 10 Taf. 32). Der Expansionsschieber (Fig. 9) ist hier bekanntlich keilförmig nach einer Cylinderfläche gekrümmt und in dem entsprechend ausgehöhlten und mit convergirenden Schlitzen versehenen Grundschieber (Fig. 10) gebettet. Durch Verdrehung des Expansionsschiebers gegen die Spitze der convergirenden Schlitze zu wird der Effect einer Verbreiterung desselben, bezieh. Verminderung der Distanz der zusammen arbeitenden Kanten erzielt und derart der Füllungsgrad vermindert. Um dies mittels des Regulators zu bewerkstelligen, passirt die Schieberstange des Expansionsschiebers mit ihrem vierkantigen Theil (Fig. 7) einen drehbar gelagerten Zahnquadranten, in welchem die vom Regulator bewegte Zahnstange eingreift. Die Regulatorspindel ist hohl, so daſs die mit der Zahnstange verbundene Stange bis zur Regulatorhülse verlängert und mit derselben durch einen Keil verbunden werden kann; in Folge dieser Verbindung dreht sich die Zugstange mit dem Regulator, während die Zahnstange nur die Längsverschiebung derselben mitmacht. Die am unteren Ende der Zugstange aufgehängten Gewichte dienen zum Einstellen des Regulators auf verschiedene Geschwindigkeiten. b) Regulirung der Expansion durch Veränderung von Hub und Voreilung des Expansionsexcenters oder des dasselbe vertretenden Mechanismus. Die einfachste Ausführung dieses Principes erfolgt in der Weise, daſs das gesonderte Excenter, welches den Rückenschieber bewegt, entweder von Hand oder vom Regulator in einem Schlitze auf seiner Welle verschoben wird. Diese Verschiebung des Excenters, bewirkt durch einen auf der Schwungradwelle angebrachten Regulator, ist bei der Maschine von Friedrich 1873 zu Wien durchgeführt gewesen (* 1874 212 185), ohne jedoch in Folge des etwas unsicheren Charakters der ganzen Anordnung besonderen Beifall zu finden. Constructiver und innerhalb mäſsiger Füllungsgrenzen vollkommen ausreichend ist es jedenfalls, das Expansionsexcenter fest auf seiner Welle zu belassen und nur durch Veränderung des Excenterhubes zu reguliren. Dies geschieht sehr einfach durch Einschaltung einer geraden Coulisse zwischen Excenterstange und Schieberstange, mit Verstellung des Coulissensteines von Hand oder vom Regulator. Letztere Anordnung hatten zu Wien die Maschinen von New und von Lessner (* 1874 212 187)Vgl. auch die Steuerung von Rigg (* 1876 220 386): Expansionsregulirung durch Veranderung des Hubes, sowie von Biffar und Beer (* 1876 220 387): Expansionsregulirung durch Veranderung des Voreilens.; in Paris war keine der bis jetzt besprochenen Constructionen vertreten. In vollständigster Weise wird das Princip der Expansionsregulirung, welches der hier zu behandelnden Gruppe zu Grunde liegt, durch jene Doppelschieber-Steuerungen vertreten, welche sich dreier Excenter bedienen, von denen eines in fixer Verbindung den Grundschieber bewegt, die beiden anderen aber – durch Vermittlung einer Coulisse variabel – den Rückenschieber. Durch Verstellung des Coulissensteines wird derselbe Effect auf den Rückenschieber hervorgebracht, als ob er von einem innerhalb weiter Grenzen des Hubes und der Voreilung variablen Excenter bewegt würde; die constructive Durchführung bleibt dabei einfach und solid. Die Einwirkung des Regulators erfordert allerdings einen bedeutenden Kraftaufwand und bedingt entweder die Anwendung eines Schaltwerkes, welches vom Regulator nur einzulösen ist, oder, was wir weitaus empfehlenswerther erachten, die Entlastung des Expansionschiebers, welche hier um so einfacher und verläſslicher durchzuführen ist, als ein Versagen der Entlastungsvorrichtung als einzigen Nachtheil und sofort auch als sicherstes Kennzeichen eine Verminderung der Regulatorthätigkeit hervorruft. Die Bewegung des Expansionsschiebers mittels einer Coulissensteuerung war zu Wien 1873 durch L. Guinotte vertreten (* 1874 212 261. 532) und in glänzender Weise an einer Fördermaschine und an einer Locomotive durchgeführt; in Paris fehlte, merkwürdig genug, diese Steuerung vollständig, obwohl in der Zwischenzeit wiederholt günstige Berichte über ihre Anwendung erschienen waren. Dafür haben wir hier die von J. und J. Colman im englischen Annexe und von J. A. Damey in der französischen Maschinenhalle ausgestellten Maschinen zu erwähnen, von denen die erstere eine Gooch'sche, die letztere eine Fink'sche Coulissensteuerung zur Bewegung des Expansionsschiebers verwendete. Bei der englischen Maschine war der verhaltniſsmäſsig groſse Regulator, welcher den Coulissenstein direct verschieben sollte, völlig wirkungslos, die französische Maschine verwendete in effektiver Weise ein Regulatorschaltwerk mit Frictionsconussen. Die Excenter, welche zur Bewegung des Expansionsschiebers dienen, können, ebenso wie bei den früher behandelten Gruppen, auch durch andere Mechanismen ersetzt werden, welche dem Expansionsschieber, wenn auch in etwas modificirter Form, gleichfalls eine oscillirende Bewegung ertheilen; die Variation der Füllungsdauer findet auch hier entweder durch Veränderung der Voreilung, oder des Hubes, oder durch Veränderung dieser beiden Factoren statt. Mit Hubveränderung allein regulirte die Maschine von A. Duvergier in Lyon, während die beiden anderen hierher gehörigen Maschinen von Fourlinnie und von Windsor sowohl Hub, als Voreilung variiren konnten. Von Duvergier's Maschine sind die Details der äuſseren Steuerung auf Taf. 33 in Fig. 12 und 13 dargestellt, die innere Steuerung in den Cylinderschnitten Fig. 14 bis 16. Der Grundschieber erhält seine Bewegung mittels der Schieberstange g durch ein Excenter v, welches auf einer besonders gelagerten Steuerwelle s aufgekeilt ist (Fig. 12 und 13). Die Steuerwelle steht durch die Schleppkurbel p (links in Fig. 13) mit dem Kurbelzapfen der Maschine in Verbindung, liegt in der Verlängerung der Schwungradachse und hat ihre Lager auf einer seitlichen Auskröpfung des Maschinenbettes aufgeschraubt. Am anderen Ende hat sie eine Scheibe aufgekeilt, deren Zapfen die im Fundament gelagerte Luftpumpe antreibt, während über ihrem Umfange der Antriebsriemen des Regulators läuft. Neben dem mit der Welle s rotirenden Excenter des Grundschiebers trägt die Welle s einen Winkelhebel w lose aufgeschoben, welcher, durch eine besondere Hebelverbindung in oscillirende Bewegung versetzt, die Schieberstange e des Expansionsschiebers bewegt. Letztere greift nämlich mittels eines Coulissensteines in die Coulisse c und kann von der Regulatorzugstange z dem festen Schwingungspunkte der Coulisse mehr oder weniger genähert werden; oberhalb ihres Drehungspunktes steht die Coulisse durch eine Zugstange mit dem oscillirenden Winkelhebel w in Verbindung. Die Bewegung des Winkelhebels erfolgt von dem Excenterbügel des Vertheilungsexcenters v, indem derselbe nach abwärts verlängert ist und hier einen Zapfen trägt, an welchem eine kurze, zum unteren Ende des Winkelhebels w führende Lenkstange t angreift. Vermöge dieser Verbindung würde bei unendlich langer Excenterstange g der Winkelhebel w die gleiche Schwingungsperiode wie der Grundschieber haben; aber durch die wechselnden Neigungen der kurzen Excenterstange g wird die Bewegung des Winkelhebels derart modificirt, daſs die todten Punkte verlegt und rascher durchschritten werden, als es bei Anwendung eines Excenters möglich wäre. Abgesehen von diesem ziemlich unbedeutenden Gewinn würde genau derselbe Effect erzielt, wenn die Coulisse c statt durch den Winkelhebel w durch ein zweites auf der Welle s aufgekeiltes Excenter bewegt wäre; die Füllungen sind durch Veränderung des Schieberhubes von 3 bis zu 58 Procent variabel. Aus den Skizzen Fig. 14 bis 16 ist die Anordnung der inneren Steuerung und des Cylinders zu ersehen. Letzterer besteht aus einem Mantel m, der gleichzeitig das Schieberkastengehäuse bildet und mit seiner vorderen Flansche an das Maschinenbett geschraubt wird, so daſs der Cylinderkörper frei hinausragt. In diesen Mantel m ist der eigentliche Cylinder f eingesetzt, aber nicht gegen den Mantel abgedichtet, sondern einfach durch einen Ansatz am hinteren Ende des Mantels (Fig. 16 rechts unten bei x) und eine Schraube r (Fig. 14 und 15) gehalten. Dagegen haben die Cylinderdeckel, um den Cylinder von seinem Mantel zu trennen, doppelte Dichtungsflächen, eine innere, welche am Cylinderfutter anliegt, während eine äuſsere den Mantel abschlieſst; die Dichtung erfolgt mit eingelegten Kautschukringen, der hintere Deckel wird mit besonderen Schrauben angezogen, der vordere Deckel (in Fig. 14 oben) in die Flansche des Maschinenbettes eingelegt und durch dieselben Schrauben gedichtet, welche Cylinder und Bett verbinden. Schieberkasten, Cylindermantel und Deckel bilden demnach einen gemeinsamen Dampfraum, welchem der Kesseldampf von unten zuströmt (Fig. 14); um jedoch den Dampf, welcher den Cylinder umgibt, in einer gewissen Ruhe zu erhalten, ist die cylindrische Wand des Mantels m theilweise auch hinter dem Schieberkasten fortgesetzt (Fig. 14 und 16). Der Cylinder f hat an beiden Enden direct die Schieberflächen aufgegossen (Fig. 16 oben Schnitt durch Cylindermittel, unten durch Schiebermittel), deren einziges Fenster direct in den Cylinder führt, so daſs der schädliche Raum auf das erreichbar kleinste Maſs reducirt ist. Auf dieser Fläche arbeitet der als Langschieber construirte Grundschieber, indem er abwechselnd durch den Kanal a (Fig. 16 unten) frischen Dampf dem Cylinder zuführt, oder den expandirten Dampf durch die Kammer b abführt. Da aber das Schiebergesicht des Cylinders f nur ein Fenster hat, welches direct zum Cylinderinnern führt, so mündet die Kammer b auf dem Fenster eines zweiten Schiebergesichtes, das convergirend mit dem ersteren in dem Mantel m angebracht ist (Fig. 15). Von hier aus gelangt der Abströmdampf direct zum Condensator, so daſs die Führung der Einström- und Ausströmkanäle geradezu unübertrefflich gut gelöst ist. Die Bewegung des Grund Schiebers, welcher im mittleren Theile in eine T-förmige Rippe übergeht (Fig. 14), geschieht durch eine oberhalb liegende Schieberstange; der Expansionsschieber, dessen Schieberstange nach der Anordnung in Fig. 12 tiefer zu liegen kommt, wird in normaler Weise im Mittel angegriffen. Auſser der Maschine von Duvergier ist hier noch die Maschine nach Fourlinnie's Patent zu erwähnen; dieselbe wurde schon ausführlich beschrieben (* 1878 230 1), so daſs wir nur daran erinnern, daſs statt des Excenters zur Bewegung des Expansionsschiebers hier ein eigentümlich geformter rotirender Muff angewendet wurde, welcher derartig aus verschiedenen in einander übergehenden Curvenscheiben zusammengesetzt war, daſs verschiedenen normal zur Achse geführten Schnittebenen wechselnde Ausschläge entsprachen. Indem nun der Expansionsschieber von einem Arm, der wider den Muff gedrückt wurde, seine Bewegung empfing, war es nur erforderlich, diesen Arm mittels des Regulators nach auf- oder abwärts zu verschieben, um verschiedene Füllungsgrade zu erzielen. Ein ähnlicher façonnirter Muff war bei der Maschine von E. Windsor und Sohn in Rouen angewendet. Diese – eine Woolf'sche Balanciermaschine von recht veraltetem Type – hat von dem am oberen Cylinderende gelegenen Schieberkasten des kleinen Cylinders die Expansionsschieberstange e (Fig. 17 Taf. 33) nach abwärts geführt und hier an den horizontalen Arm eines Winkelhebels angelenkt, an welchem auſserdem noch die Zugstange eines Gewichtes angreift, so daſs der verticale Arm des Winkelhebels stets gegen den Muff w gepreſst wird. Dieser Muff wird von der Welle s, auf welcher er mittels eines Schleifkeiles gleitet, ununterbrochen gedreht und hierdurch genau wie bei der Fourlinnie'schen Maschine der Expansionsschieber in oscillirender Bewegung erhalten; da aber hier der Contacthebel fest gelagert ist, so erfolgt die Regulirung des Füllungsgrades durch Heben und Senken des façonnirten Muffes w. Dies geschieht hier nicht direct vom Regulator aus, sondern mittels eines Schaltwerkes (Patent Hall und Windsor), welches den bemerkenswerthesten Theil der vorliegenden Maschine ausmacht. Die Brille, welche den Muff w umfaſst, steht durch Zugstangen und ein Querhaupt k in Verbindung mit einem Kolben p, der sich im Cylinder A auf und nieder bewegen und somit den Muff w heben oder senken kann. Der Cylinder ist von einem Mantel umgeben, welcher durch das Rohr a mit dem Condensator und durch eine kleine Oeffhung b mit dem oberen Ende des Cylinders A in steter Verbindung ist; das untere Ende von A communicirt durch ein Rohr d mit dem Auswurfraum der Luftpumpe, steht also beiläufig unter atmosphärischer Pressung. In Folge dessen erleidet der Kolben p einen Druck nach aufwärts, der jedoch einerseits durch das Eigengewicht der zu bewegenden Theile und andererseits dadurch ausbalancirt wird, daſs durch den Kolben hindurch eine Verbindung zwischen dem unteren und oberen Cylinderende stattfindet, so daſs der ununterbrochen durchtretende Strom von Luft und Wasserdämpfen das oberhalb des Kolbens herrschende Vacuum derart modificirt, daſs Auftrieb und Eigengewicht im Gleichgewicht sind. Der Verbindungskanal im Kolben p ist durch einen Drehschieber gesperrt, dessen Spindel durch die Kolbenstange nach aufwärts geht und oben einen schraubenförmigen Schlitz trägt, in den der Stift eines Muffes eingreift, welcher von der Regulatorzugstange z auf- oder abwärts bewegt werden kann. Diese Bewegung setzt sich nun für den Drehschieber in eine rotirende um, so daſs auf diese Weise die Oeffnung im Kolben pk mehr oder weniger geöffnet wird. Steigt der Regulator, so wird die Oeffnung verkleinert, das Vacuum oberhalb des Kolbens erhöht sich, der Kolben steigt und die Expansion wird verändertunverändert; wenn nun der Regulator ein astatischer ist und nach erreichter Normalgeschwindigkeit in seiner neuen Stellung verbleibt, so ist durch das Nachrücken des Kolbens der Drehschieber wieder in seine ursprüngliche, dem Gleichgewicht entsprechende Lage gekommen, so daſs nun der Kolben in seiner neuen Lage so lange unverändert bleibt, bis sich auch der Regulator wieder verschiebt. Um die ganze Vorrichtung genau reguliren zu können, ist in das zum Condensator führende Rohr a ein Wechsel eingesetzt. c) Schleppschieber-Steuerungen. Diese letzte Unterklasse der Doppelschieber-Steuerungen (positive Steuerungen mit oscillirender Bewegung und zusammen arbeitenden Steuerungsorganen) umfaſst die originale Farcot'sche Steuerung und ihre verschiedenen Modifikationen. Daſs erstere in ihrem Vaterlande in ausgedehntester Verbreitung steht, wurde in den französischen Abtheilungen der Ausstellung überall sichtbar; eine groſse Anzahl von stabilen Maschinen verschiedener Fabrikanten und die Mehrzahl der halb und ganz locomobilen war mit derselben versehen. Dies ist auch wohl erklärlich, indem die Farcot-Steuerung sowohl an und für sich äuſserst einfach, als auch der directe Einfluſs des Regulators auf die Expansionsregulirung hier so sicher durchführbar ist, wie bei keiner anderen Steuerung. Daſs die Farcot-Steuerung nur geringe Tourenzahlen zuläſst, dieses weit verbreitete und fast allgemein geglaubte Vorurtheil ist allein schon durch die Thatsache ihrer vielfachen Anwendung an Locomobilen widerlegt; daſs auſserdem verschiedene Maschinen mit Farcot-Steuerungen anstandslos ihre 100 Umdrehungen in der Minute machten, wird jedem Besucher der Ausstellung erinnerlich sein. Die Modificationen der Farcot-Steuerung bezwecken gewöhnlich eine Erhöhung der Füllungen, deren obere Grenze bei der originalen Farcot-Steuerung zwischen 30 und 40° liegt. Wie dies in verschiedener Weise erreicht werden kann, wurde gelegentlich unseres Berichtes über die Wiener Weltausstellung an den Steuerungen der Sächsischen Dampfschiffs- und Maschinenbauanstalt, von Gebrüder Decker und Comp. und an Guhrauer's Steuerung (vgl. * 1874 212 359. 360. 361) erörtert, gleichzeitig auch darauf hingewiesen, daſs es unter allen Umständen irrationell bleibt, bei feineren Maschinen mit automatischer Expansion auf hohe Füllungsgrade Rücksicht zu nehmen. In Paris war keine derartige Modification erschienen; die schon früher behandelte oscillirende Maschine von Molard (* 1878 230 99) hatte Farcot-Steuerung mit unveränderlicher Expansion bei fixem Anschlage, die Maschine von Hermann Lachapelle, welche hier noch zu beschreiben ist, war nur durch eine veränderte Gestalt des stellbaren Anschlages bemerkenswerth. Die allgemeine Anordnung dieser Maschine ist schon in der Einleitung (1878 229 489) besprochen, die Construction der Steuerung geht aus Fig. 18 und 19 Taf. 33 (Quer- und Längsschnitt durch die Dampfcylinder) hervor. Groſser und kleiner Cylinder, deren Kolben auf einem gemeinschaftlichen Kreuzkopf wirken, werden von einem Schiebergesichte aus gesteuert, auf welchem sich ein Woolf scher Kanalschieber bewegt. Derselbe wird von einem Excenter bethätigt und trägt zwei Schleppschieber, welche den Dampfeintritt zum kleinen Cylinder reguliren. Der drehbare Anschlag, welcher gewöhnlich aus einer flachen Spiralscheibe besteht, die im Schieberkastendeckel gelagert ist, wird hier von zwei schraubenförmigen Curven gebildet, die auf gemeinsamer Stange aufsitzen und mittels derselben vom Regulator verdreht werden. Dies geschieht durch ein auf der Stange aufgekeiltes Zahnradsegment, in welches eine vom Regulator bewegte Zahnstange eingreift. Selbstverständlich läſst sich auch hier, ebenso wenig wie bei der älteren Anordnung, die Maximalfüllung über 40 Proc. steigern, auſser wenn man den Anschlag derart verdreht, daſs er die Expansionsplatten überhaupt nicht mehr berührt und somit der Dampfkanal so lang offen bleibt, bis ihn der Grundschieber absperrt. Auf diese Weise allerdings können hier, wie wir in einer Beschreibung lesen, Füllungen von 0 bis 80 Proc. erreicht werden; dies findet bei jeder Farcot-Steuerung und ebenso bei den meisten Präcisionssteuerungen statt, selbstverständlich aber ohne daſs die zwischen 40 bis 80 Proc. liegenden Füllungsgrade erzielbar wären. 3) Getrennte Steuerungsorgane. Zu dieser Gruppe der positiven Steuerungen mit oscillirender Bewegung gehören in erster Linie alle älteren Ventilsteuerungen, bei denen keine Auslösemechanismen angewendet werden, und so arbeiteten auch fast alle hier anzuführenden Steuerungen der Ausstellung mit Ventilen. Daſs aber auſser den Ventilen, welche naturgemäſs zur Theilung der einzelnen Steuerungsfunctionen nöthigen, auch andere Dampfvertheilungsorgane in dieser Klasse mit Vortheil verwendet werden können, zeigt die kleine, von uns bereits beschriebene Maschine von Fenby (* 1878 230 97), welche ihren Cylinder mit 4 Schieberhähnen steuert, die durch Excenter und Kammscheiben bewegt und automatisch regulirt werden. Auſser der Maschine von Fenby sind von den Ventilsteuerungen mit positiver Bewegung zunächst, da bereits beschrieben, nur kurz zu erwähnen: Ch Brown's Dampfmaschine (* 1878 229 497. D. R. P. Nr. 295 vom 28. Juli 1877) deren Eintrittsventile von einer eigenthümlichen Hebelcombination, welche ein variables Excenter vertritt, bewegt werden; ferner Collmann's Dampfmaschine (* 1877 225 316. 530. D. R. P. Nr. 2714 vom 19. August 1877 und Nr. 4451 vom 2. Februar 1878) mit eigenartigen Kniehebelsystemen zum Bewegen der Eintrittventile. Beide Maschinen treten als energische Opposition gegenüber der allgemein herrschenden Liebhaberei für Präcisionssteuerungen auf, indem sie hinter denselben in Bezug auf Dampfverbrauch kaum zurückbleiben, und in Folge der einfacheren und verläſslichen Construction, geringeren Abnutzung und der Möglichkeit beliebig hoher Geschwindigkeiten speciell für kleinere Maschinen entschieden vorzuziehen sind. Schlieſslich sind noch drei Ventilmaschinen älteren Systemes zu nennen, welche sich zur Bewegung der Ventile rotirender Wülste bedienen, durch deren Verschiebung genau in der oben (S. 395) erörterten Weise verschiedene Füllungsgrade erzielt werden. Es sind dies die bereits beschriebenen Maschinen von Claparède (* 1879 232 193), auſserdem eine mächtige Walzwerks-Reversirmaschine der Société J. Cockerill in Seraing und endlich die kolossale Fördermaschine (900mm Cylinderdurchmesser, 2000mm Hub) der Compagnie de Fives-Lille zu Lille. Die Ventilanordnung der letzteren, welche übrigens mit der Cockerill'schen Maschine ziemlich übereinstimmt, ist aus Fig. 11 Taf. 32 ersichtlich; die vier Ventile liegen, mit entsprechend groſsen schädlichen Räumen, neben einander längs des Cylinders. Vor denselben rotirt, durch stählerne gefräste Kegelräder angetrieben, die Steuerwelle mit je einem façonnirten Muff für jedes Ventil; alle sind auf der Steuerwelle mittels des Reversirhebels zu verschieben; während jedoch die Muffe der auſsen liegenden Ausströmventile nur zwei verschiedene, nach der Mitte zu verlaufende Querschnittsformen haben, um die Ausströmventile für Vorwärts- oder Rückwärtsgang zu steuern, haben die Muffe der innen liegenden Einströmventile verschiedene Querschnittsformen, um in den äuſsersten Stellungen volle Füllungen, dazwischen aber die verschiedenen Expansionsgrade zu geben. Die Steuerung der Maschine von Fives-Lille heiſst Patent Audemar und hat sich, in ihrer Anwendung auf Reversirmaschinen, aus der von uns beschriebenen älteren Audemar'schen Steuerung (* 1876 219 378) entwickelt. A') Positive Steuerungen mit rotirender Bewegung. Wir erinnern hier an die in Wien vertretenen Steuerungen von Brotherhood, Ehrhardt und von Radinger (* 1874 213 272 ff.) und die später bekannt gewordenen von Musil (* 1876 221 2) und Luschka (* 1876 221 4), während in Paris, wie bereits Eingangs bemerkt, keine einzige neue Drehschiebersteuerung ausgestellt war und auch die älteren nur durch die kleinen Brotherhood'schen Maschinen vertreten wurden. (Schluſs folgt im nächsten Bande.) Müller-Melchiors. Vincent's Schmiedemaschine für Nieten- und Schraubenbolzen (Tafel 34). Neben der Schmiedemaschine für Schraubenmuttern (* 1879 232 7) war von J. Le Blanc und Comp. in Paris auch die in Fig. 1 Taf. 34 im perspectivischen Bilde dargestellte Schmiedemaschine für Nieten, Schraubenbolzen u. dgl. ausgestellt; sie stimmt im Antrieb mit der vorgenannten Maschine überein. Vincent erstrebte bei ihrer Construction einen Ersatz für die bisher am häufigsten angewendete sogen. Balancierpresse, bei welcher die Schraubenspindel mit dem am oberen Ende derselben befestigten schweren Schwungrade zugleich die aufwärts- und abwärtsgehende Bewegung zu vollführen hatte, wobei die zur Spindeldrehung dienenden Frictionsscheiben, am Umfange des Schwungrades angreifend, auf dieses bald nach rechts, bald nach links in horizontaler Richtung einen Druck ausübten und überdies gleichzeitig mit Punkten von verschiedener Umfangsgeschwindigkeit zur Anlage kommend unnütz Arbeit verzehrende gleitende Reibung verursachten. Vincent war selbst seit einigen Jahren Fabrikant von Nieten und Schraubenbolzen und hatte Hebel- und Balancierpressen in Verwendung; die unablässigen Reparaturen an diesen Maschinen und die im Verhältnisse zum Kraftverbrauche geringe Leistungsfähigkeit der letzteren (5 bis 6 Bolzen in der Minute) veranlaſsten ihn endlich dazu, das vorliegende neue System zu schaffen. Er lieſs das Schwungrad weg und ersetzte es durch eine conische, mit Leder überzogene Frictionsscheibe, stellte die Spindel in zwei Lagern unverschiebbar ein, verlegte das Muttergewinde in das bewegliche Querstück und lieſs letzteres beim Aufwärtsgange durch das mit ihm mittels zweier kräftiger Zugstangen verbundene Gegenstück mit der Matrize gegen den im mittleren Ständerquerstück unterhalb des Fuſslagers der Spindel befestigten Stempel wirken. Dazu fügte er die vollständige Ausgleichung des Gewichtes der aufwärts und abwärts bewegten Theile durch Gegengewichte. Hierdurch tritt an die Stelle der Wirkung des Schwungradgewichtes der Balancierpresse, welche nie mit Sicherheit zu reguliren war, jene der lebendigen Kraft der mit bestimmter Geschwindigkeit in der Richtung des auszuübenden Druckes bewegten Masse. Die Massenbewegung ist dabei übereinstimmend mit jener an der Atwood'schen Fallmaschine nach Abhebung der Ueberwucht bei dem bekannten Versuche zur Bestimmung der Endgeschwindigkeit frei fallender Körper. Es läſst sich daraus auch ohne weiters auf den leichten Gang dieser Maschine schlieſsen, indem sich die Spindel in beiden Richtungen mit gleicher Leichtigkeit dreht, sobald die bewegten Massen die durch die Steigung des Spindelgewindes bedingte Geschwindigkeit erlangt haben. Durch die früher oder später eintretende Verzögerung der Bewegung, welche dadurch erfolgt, daſs das bewegte Querstück mittels einer Nase an stellbare Anschläge stöſst und damit die Umsteuerung des Frictionsscheibenantriebes bewirkt, kann nun die Stärke des auszuübenden Schlages in jedem Falle von vornherein mit groſser Genauigkeit bestimmt werden derart, daſs beim Schmieden kleiner Köpfe leichte und beim Schmieden groſser Köpfe kräftige Schläge der Matrize gegen den Stempel ausgeübt werden. Durch die genannten Anschläge ist zugleich ein einfaches, leicht handliches Mittel zur Veränderung des Hubes der Matrize geboten; dieselben befinden sich in Form von Schraubenmuttern auf der seitlich am linken Ständertheile herabhängenden Steuerstange, welche bei ihrer Aufwärts- und Abwärtsbewegung durch Hebelübersetzung die horizontale Verschiebung der Antriebswelle bewirkt und somit die eine oder die andere der beiden Antriebsfrictionsscheiben mit der Frictionsscheibe auf der Spindel zur Berührung bringt. An der Steuerstange ist ferner noch ein Handgriff zur Ingangsetzung der Maschine angebracht, der übrigens auch durch einen Fuſstritt wie bei der Muttern-Schmiedemaschine ersetzt werden kann, um dem die Maschine bedienenden Arbeiter beide Hände frei zu lassen. Zum Ausstoſsen des fertigen Bolzens und zum Stützen desselben während des Schmiedens ist in der Höhlung der Matrize ein Dorn vorhanden, welcher beim Niedergange des Querstückes mit der Matrize gegen einen zweiten im unteren Ständerquerstück festen Dorn stöſst und dadurch angehalten das Ansteigen und Ausfallen des fertigen Bolzens verursacht. Gegen Ende der Abwärtsbewegung stöſst die Nase des Querstückes an den unteren Anschlag der Steuerstange, drückt diese einen Augenblick nach abwärts, wodurch die Spindel in entgegengesetzter Richtung angetrieben wird und das Querstück sich wieder zu heben beginnt; diese Bewegung hört jedoch sofort wieder auf, sobald die Nase den unteren Anschlag verlassen hat, indem das Gegengewicht der Steuerstange alsbald zur Wirkung gelangt und dadurch die Anlage der Frictionsscheibe aufhört; die Maschine kommt also zum Stillstande. Wird darauf die Steuerstange mittels des Handgriffes nach abwärts gezogen, so kommt die linksseitige Frictionsscheibe zur Anlage und bewirkt eine Drehung der Spindel in dem Sinne, daſs das Querstück mit der Matrize aufwärts steigt. Ist zu Anfang dieser Bewegung in die durch das Zurückbleiben des Dornes frei gewordene Höhlung der Matrize ein Bolzen eingesteckt worden, so drückt ihn nun die Matrize gegen den festen Stempel im Ständerquerstücke und bewirkt dabei je nach der Gestalt des letzteren die Bildung eines Nieten-, Bolzen- oder Schraubenkopfes oder anderweitiger Formen. Im geeigneten Zeitpunkte stöſst dann die Nase des bewegten Querstückes an den oberen Anschlag und hebt dadurch die Steuerstange. Hierdurch kommt das seitlich am rechten Ständertheile herabhängende Gewicht zur Wirkung und verschiebt durch die damit verbundenen Hebel die Antriebswelle nach links, wodurch die Spindel die dem Abwärtsgange des Querstückes entsprechende Drehbewegung erhält; letzteres geht daher nach abwärts und es erfolgt das Ausstoſsen des fertigen Bolzens und dann wieder der Stillstand, wie vorher beschrieben wurde. Darauf kann ein neues Stück Eisen eingebracht werden u.s.w. Der Zug, welcher an der Steuerstange auszuüben ist, um die Maschine in Gang zu setzen, ist sehr gering. Durch die Einwirkung auf die Steuerstange ist der Arbeiter auch in der Lage, die Maschine in einem beliebigen Augenblicke abzustellen. Das Schmieden eines Bolzenkopfes beliebiger Gröſse erfolgt durch einen einzigen Schlag; die Production kann 20 bis 30 Stück in der Minute betragen. Bei Anwendung anderer entsprechender Stempel und Matrizen kann diese Maschine auch zum Pressen oder Prägen von Metallkapseln, Medaillen, Münzen u. dgl. benutzt werden; bei der Verwendung als Schmiedemaschine wird wieder der erforderliche Glühofen zweckmäſsig unmittelbar neben der Maschine aufgestellt. Diese Maschine wird von J. Le Blanc und Comp. in folgenden fünf Gröſsen geliefert: Nr. 1 für Nieten u. Bolzen von 6 bis 14mm Durchm. u. 100mm Länge kostet 5000 Fr. 2 6 14 150 5500 3 8 26 150 6000 4 8 26 250 7000 5 8 35 250 7500 Die Hauptdimensionen derselben sind nebst Umdrehungszahl und erforderlicher Betriebskraft in folgender Tabelle zusammengestellt. Nr. Durchmesserder Antriebs-riemenscheibe Breite derAntriebsriemen-scheibe UmdrehnungszahlderAntriebswellein der Minute Höhe derAntriebswelleüber der Sohle Betriebskraft Aeuſsere Dimensionen Gewicht Länge Breite Höhe mm mm m e m m m k 1 250 100 350 1,900 0,5 1,450 1,310 2,300 1500 2 250 100 350 1,950 0,5 1,450 1,310 2,400 1600 3 400 150 300 2,450 1,5 1,950 1,310 3,200 3200 4 400 150 300 2,550   1,75 1,950 1,660 3,400 3300 5 400 150 300 2,550 2,0 1,950 1,660 3,400 3500 Durch H. Simon in Manchester ist dieses Maschinensystem auch im deutschen Reiche patentirt (* D. R. P. Nr. 1084 vom 31. August 1877). Fig. 2 bis 6 Taf. 34 zeigen die Details der Maschine nach diesem Patente. Abweichend von der vorbeschriebenen Ausstellungsmaschine ist nur die Anordnung der Kettenrollen w1 und w2 für die Gegengewichte Q1 und Q2, welche hier über dem Fuſsboden hängen, ferner die Art der Bewegungsübertragung von der mit den Anschlägen u1 und u2 versehenen verticalen Steuerstange auf die wie dort oben im Ständer verschiebbar gelagerte Antriebswelle und endlich die Einrichtung der Stützvorrichtung für den im unteren Ständerquerstücke festen Dorn m2, welcher das Ausstoſsen des fertigen Bolzens bewirkt. Die gleichen Bestandtheile sind durchwegs mit gleichen Buchstaben bezeichnet. Fig. 2 zeigt die Vorderansicht mit theilweisem Längsschnitt, Fig. 3 eine Seitenansicht, Fig. 4 einen Querschnitt mit Draufsicht auf die darunter liegenden Theile. Fig. 5 gibt die Draufsicht auf das Rahmenstück dd1 d2, welches im oberen Querstück d1 das Muttergewinde für die Spindel h und im Gegenstücke d2 die Matrize n und den Dorn m1 enthält (Fig. 2), welcher während des Schmiedens als Vorhalter dient, beim Heruntergehen des Rahmenstückes aber, auf den unteren festen Dorn m2 ausstoſsend, innerhalb des Gegenstückes d2 emporsteigt und den fertigen Bolzen herauswirft. Der Dorn m2 sitzt unten in einer Büchse, welche sich auf Federscheiben o1 (hier Gummischeiben) stützt, um nöthigen Falles nachgeben zu können. Um schädlichen Stoſswirkungen des niedergehenden Rahmenstückes zu begegnen, sind ferner bei o2 ebenfalls Federscheiben vorhanden, auf welche sich die auf dem unteren Theile von d2 aufgeschraubte Büchse p aufsetzt. Bei q (Fig. 3 und 5) ist eine Rinne angebracht, welche die ausgestoſsenen fertigen Bolzen, sowie die etwaigen Metallabfälle und das abflieſsende, zur Kühlung der Stempel nothwendige Wasser in untergesetzte Behälter leitet. In Fig. 6 ist der aus zwei Theilen gebildete Winkelhebel s2 in der Seitenansicht dargestellt, welcher, indem er die Antriebswelle nach rechts schiebt und dadurch die Frictionsscheibe i1 (Fig. 2) an jene i3 auf der Spindel h andrückt, eine Drehung der letzteren in dem Sinne bewirkt, daſs das Rahmenstück dd1 d2 aufwärts steigt. Zur Veranlassung dieser Bewegung steht hier s2 durch die Zugstange t2 mit dem Hebel t4 und durch letzteren mit der verticalen Steuerstange t3 in Verbindung, welche die schon genannten Anschläge u1 und u2 trägt. Die Verbindung von t2 mit t4 ist so hergestellt, daſs t2 eine geringe Nachgiebigkeit in der Längsrichtung verbleibt; zu dem Ende geht t2 durch einen ovalen Schlitz v1 (Fig. 4) in t4 und wird durch eine Spiralfeder v2 mit letzterem in Berührung erhalten. Bei der Ausstellungsmaschine befindet sich diese die Nachgiebigkeit der Verbindung sichernde Spiralfeder oben, unmittelbar an den horizontalen Arm des Winkelhebels (hier mit s2 bezeichnet) anschlieſsend, wie in Fig. 1 ersichtlich ist. J. P. Schneider's rotirender Puddelofen (Fig. 7 bis 11 Taf. 34). Schneider und Comp. hatten, wie früher (1878 229 413) schon erwähnt, einen rotirenden Puddelofen ausgestellt (vgl. * D. R. P. Nr. 3868 vom 6. Juli 1878), welcher in Fig. 7 bis 11 Taf. 34 näher veranschaulicht ist. Das Neue und Eigenthümliche an demselben besteht in einer besonderen Vorrichtung zur Theilung der Luppen, welche deshalb bemerkenswerth ist, weil der relative Kohlen verbrauch mit der Schwere der Beschickung abnimmt, während die Schwierigkeit der Behandlung mit dem Gewicht der Luppe wächst. Der Ofen besteht, wie viele andere, aus einem stabilen Herd, der rotirenden Kammer, der Rauchkammer und der Betriebsmaschine. Die Feuerung wird mit Unterwind betrieben und ermöglicht noch die Zulassung von Gebläseluft durch die Kanäle j und k (Fig. 7) im Gewölbe. Eine Vorrichtung eigener Art zur Verhinderung des Qualmens befindet sich an der Füllöffnung a1 (Fig 11) und den Schüröffnungen g1 (Fig. 7 und 8). Da nämlich häufig im Herd eine Gasspannung herrscht, welche den Atmosphärendruck übersteigt, so treten in solchen Fällen rauchende Verbrennungsproducte durch alle undichten Stellen des Herdes ins Freie und belästigen die in der Nähe befindlichen Arbeiter. Um dies zu verhindern, hat Schneider vor den Füll- und Schüröffnungen eiserne Thüren angebracht und läſst hinter dieselben gepreſste Gebläseluft treten, welche unter allen Umständen einen gröſseren Druck ausübt als die Gase der Feuerung und letztere somit überwältigt. Wenn die Thüren nun nicht dicht schlieſsen, so tritt durch die Ritzen nur atmosphärische Luft, nicht aber Rauch aus. Die Feuerbrücke und der Theil des Herdes, wo dieser mit der rotirenden Kammer zusammenstöſst, enthalten Wasserkühlungen. Die Stoſsflächen der rotirenden Kammer mit Herd und Rauchkammer werden durch leicht ersetzbare, abgedrehte Stahlringe hergestellt. Erstere ist mit einem doppelten, mit circulirendem Wasser gefüllten Mantel versehen und innerlich mit Eisenoxyd ausgefüttert. Die Theilung der Luppen wird dadurch bewirkt, daſs im Innern eine gekühlte Brücke angebracht ist; dieselbe besteht aus Rothkupfer oder Weichstahlblech, ist hohl und steht mit dem Wassermantel in Verbindung. Sie bildet eine Art Messer, welches die Masse bei jeder Umdrehung des Ofens in zwei Hälften theilt. Die Anzahl dieser Messer, welche übrigens auch jede andere Form haben können, ist selbstredend unbeschränkt und richtet sich nach der Gröſse des Ofens. Die rotirende Kammer erhält ihre Bewegung von einer daneben gelegenen Dampfmaschine mit Vorgelege und ruht auf 4 Laufrollen. Die ebenfalls mit Wasserkühlung versorgte Rauchkammer vermittelt die Verbindung mit dem Schornstein und ist um eine auſserhalb befindliche Achse durch Getriebe und Zahnstange drehbar. Die Bewegung erfolgt durch hydraulischen Druck, den ein unten angebrachter Wassercylinder auf die Zahnstange ausübt. Eine am Kopfende des Ofens sitzende Schraube t2 (Fig. 8) gestattet die Verschiebung der Rauchkammer in der Ofenachse innerhalb gewisser Grenzen. Ferner befindet sich in dieser die mit doppelter Thür verschlieſsbare Arbeitsöffnung a3 nebst Guckloch b3. –r. (Fortsetzung folgt.)