Titel: Zur Kenntniss der Rauchgase in Retortenöfen; von Ferd. Fischer.
Autor: Ferd. Fischer
Fundstelle: Band 232, Jahrgang 1879, S. 528
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Zur Kenntniſs der Rauchgase in Retortenöfen; von Ferd. Fischer. F. Fischer, zur Kenntniſs der Rauchgase in Retortenöfen. Nachfolgende Versuche hatten den Zweck, festzustellen, ob die Untersuchung der Rauchgase aus Retortenöfen Anhaltspunkte zur Beurtheilung des Betriebes geben kann. Es wurden daher die Gase bei gewöhnlichem Betriebe sowie aus einem besonders gut und einem schlecht arbeitenden Ofen entnommen und mittels des früher beschriebenen Apparates (* 1878 227 258. 229 262) untersucht. Die Analysen ergaben folgende Durchschnittswerthe: Betrieb Kohlensäure Kohlenoxyd Sauerstoff Stickstoff Gut 18,3 0   1,6 80,1 Mittel 13,9 0   6,1 80,0 Schlecht   9,5 0 10,7 79,8. Der Kohlensäuregehalt der Gase des guten Ofens schwankte an 2 Tagen innerhalb einer Stunde von 17,5 bis 19,0 Proc., der von 2 Oefen bei gewöhnlichem Betriebe von 11,9 bis 15,2 Proc. und der des schlechten Ofens von 8,0 bis 10,9 Proc. Während die abziehenden Gase des in besonders gutem Gange befindlichen Ofens hellroth glühend waren, so daſs die eingeführten Glasröhren jedesmal nach kaum einer Minute zusammenschmolzen, war die Temperatur der übrigen ihren Leistungen entsprechend niedriger. Einer der Retortenöfen war mit einem Generator von Klönne versehen. Wenn derselbe gut im Gange war, so betrug die mit dem kleinen Calorimeter (* 1877 225 468) und dem Siemens'schen Pyrometer bestimmte Temperatur der Gase beim Austritt aus dem Ofen an 2 Tagen zwischen 869 und 905°, so daſs auch hier die Glasröhren im Schornstein nach kaum einer Minute zusammenschmolzen. Die Gase hatten am letzten Tage folgende Zusammensetzung als Durchschnitt von je 3 Analysen: Kohlensäure Kohlenoxyd Sauerstoff Stickstoff Linke Seite 19,1 0 0,9 80,0 Rechte Seite 18,9 0 1,2 79,9 Im Schornstein 17,4 0 2,8 79,8. Im letztern Falle war also bereits atmosphärische Luft angesaugt. Bei einem früheren Versuche wurden innerhalb 2 Stunden 18,6 bis 19,5 Proc. Kohlensäure gefunden. Dagegen enthielten die Gase bei schlechtem Gange des Ofens und entsprechend niederer Temperatur nur 10 bis 12 Proc. Kohlensäure. Diese Versuche zeigen wohl hinlänglich (vgl. S. 343 d. Bd.), wie wichtig die Analyse der Gase auch für die Beaufsichtigung der Retortenöfen ist. Kohlenoxyd ist bei den bisherigen Versuchen in den abziehenden Gasen zwar nicht aufgefunden, doch ist die Möglichkeit der Bildung derselben bei verschlacktem Rost keineswegs ausgeschlossen. Eigenthümliche Schwierigkeit machte anfangs die Untersuchung der Generatorgase des letzten Ofens. Schon beim Bau desselben waren zu beiden Seiten eiserne Rohre bis zu den Gaskanälen hin eingemauert, um die Gase jederzeit entnehmen zu können. Bei der Untersuchung der Gase zeigte sich nun die auffallende Erscheinung, daſs der Kohlensäuregehalt anfangs 26 Proc. betrug, dann aber allmälig bis 12 Proc. herunterging. Nun wurden Gasproben mittels böhmischer Glasrohre, die allerdings dabei ungemein rasch zusammenschmolzen, direct dem Generator entnommen. Dieselben enthielten 1,3 bis 1,5 Proc. Kohlensäure und 28,6 bis 29,4 Proc. Kohlenoxyd, waren demnach sehr reich. Trotz des vorsichtigen Einmauerns war somit das Eisenrohr doch so heiſs geworden, daſs das im Innern durch Ansaugen von Luft gebildete Eisenoxyd Kohlenoxyd beim Durchsaugen zu Kohlensäure oxydirte. Derartige Gase müssen demnach mittels Glas- oder Thonrohre entnommen werden.