Titel: Verfahren zur Darstellung neuer rother, brauner und gelber Farbstoffe.
Autor: Kl.
Fundstelle: Band 232, Jahrgang 1879, S. 544
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Verfahren zur Darstellung neuer rother, brauner und gelber Farbstoffe. Meister, Lucius und Bruning's Darstellung neuer Farbstoffe. Durch Einwirkung von Diazoverbindungen, welche aus Naphtyliamin, Anilin, Toluidin und Xylidin, sowie aus den durch Einführung von Aethyl oder Methyl in diese Amide dargestellten höheren Homologen erhalten werden, einerseits auf die beiden Disulfosäuren des Betanaphtols andererseits haben Meister, Lucius und Brüning in Höchst a. M. (* D. R. P. Nr. 3229 vom 24. April 1878) eine Reihe neuer Farbstoffe erzeugt, welche vermöge ihrer groſsen Lichtechtheit und Beständigkeit geeignet sind, Cochenille, Orleans und Orseille in der Färberei und Druckerei mit Vortheil zu ersetzen. 10k Bestandtheile werden mit 30k englischer Schwefelsäure 12 Stunden lang auf 100 bis 110° erhitzt. Beim Neutralisiren des so gewonnenen Productes erhält man ein Gemenge von zwei isomeren betanaphtoldisulfosauren Natriumsalzen, von welchen das eine, Salz R, in Spiritus von 0,8631 bis 0,8332 sp. G. unlöslich ist, während das andere, Salz G, durch denselben aus dem Gemenge beider ausgezogen und durch Verdampfen der alkoholischen Lösung isolirt erhalten werden kann. Salz R ist der Ausgangspunkt für rothe, Salz G für gelbe neue Farbstoffe. „Ponceau R wird z.B. dargestellt durch Auflösen von 6k,5 Xylidin in einer Mischung von 12k Salzsäure von 1,1598 sp. G. und 100k Wasser. Dieser Lösung werden unter Abkühlen 4k,5 salpetrigsaures Kali von 100 Proc. zugesetzt, um Diazoxylolchlorid in Lösung zu erhalten, welche Lösung sodann in eine Lösung von 20k Salz R in 200k Wasser und 10k Ammoniakflüssigkeit von 10 Proc. gegossen wird, wobei sich der Farbstoff als hellrothe Paste abscheidet. Der Farbstoff wird sodann durch Umlösen und Fällen mit Salz gereinigt, hierauf getrocknet als Natrium- oder Kaliumsalz in Form eines rothen Pulvers in den Handel gebracht. Er färbt Seide und Wolle ebenso schön roth, wie Cochenille. – Ein noch schöneres Roth wird auf Seide und Wolle mit „Ponceau RR gefärbt, welches entsprechend dem „Ponceau R dargestellt wird, indem das Xylidin durch Amidoäthylxylol ersetzt wird. – Wird anstatt Xylidin unter sonst gleichen Verhältnissen Naphtylamin verwendet, so färbt der erhaltene Farbstoff, „Bordeaux R genannt, Wolle und Seide braunroth, wie Orseille, nur echter als diese. Wird hingegen, wie für Xylidin angegeben, Anilin in die Diazoverbindung übergeführt und die Lösung der letzteren in die Lösung von 20 Th. Salz G in 200 Th. Wasser und 10 Th. Salmiakgeist gegossen, so entsteht hierbei ein gelber Farbstoff, das „Orangegelb“, welches, ähnlich dem Orleans, etwas röther färbt als Phosphin und dabei vollständig echt ist. – Ersetzt man in diesem Fall das Anilin durch Naphtylamin, so resultirt der Farbstoff „Bordeaux G, welcher ein gelbstichiges Braunroth liefert. Wird aber in demselben Fall anstatt Anilin unter sonst gleichen Verhältnissen Amidoäthylxylol verwendet, so wird der Farbstoff „Ponceau G erhalten, welcher Wolle und Seide roth, aber mit Gelbstich färbt. Kl.