Titel: | Ueber Potaschefabrikation nach dem Leblanc'schen Verfahren; von Dr. A. Blügel. |
Autor: | A. Blügel |
Fundstelle: | Band 233, Jahrgang 1879, S. 54 |
Download: | XML |
Ueber Potaschefabrikation nach dem Leblanc'schen
Verfahren; von Dr. A.
Blügel.
Blügel, über Potaschefabrikation nach dem Leblanc'schen
Verfahren.
Die Darstellung von Potasche aus Chlorkalium nach dem Leblanc'schen Verfahren hat zumal in Deutschland in den letzten Jahren
bedeutenden Umfang angenommen. Obgleich die Fabrikationsprocesse denjenigen der
Sodadarstellung nach demselben Verfahren sehr ähnlich sind, so werden dennoch durch
mehrere Momente gewisse Verschiedenheiten in den Einzelnheiten des Verfahrens
begründet. Es dürfte deshalb eine etwas eingehendere Schilderung der
Potaschefabrikation nicht ohne Interesse sein, und zwar um so mehr, als die
bisherige Literatur über diesen Gegenstand sehr wenig enthält.
Die Umstände, welche die Potaschedarstellung etwas verschieden von der
Sodadarstellung gestalten, sind: 1) Der erheblich höhere Preis des Rohmaterials, des
Chlorkaliums. 2) Die gröſsere Flüchtigkeit der Kaliumverbindungen bei höheren
Temperaturen. 3) Die Schwerlöslichkeit des schwefelsauren Kaliums in concentrirten
Lösungen von kohlensaurem Kalium. 4) Das Nichtentstehen von Mutterlaugen im Laufe
der Fabrikation, welche
das ganze Product in Form eines hochgradigen weiſsen Salzes liefern muſs.
Als Rohmaterial wird verwendet: 1) Hochprocentiges und wegen der Verwendung zur
Seifenfabrikation möglichst Natrium freies Chlorkalium aus Staſsfurter Abraumsalzen.
Die Staſsfurter Fabriken liefern gegenwärtig ein allen Anforderungen entsprechendes
Product von 96 bis 99 Proc. Chlorkalium unter Garantie eines Maximalgehaltes an
Chlornatrium von 1,5 bis 0,5 Proc. – 2) Chlorkalium, welches als Nebenproduct bei
der Schlempekohlen-Verarbeitung gewonnen wird und bei geringem Natriumgehalt bereits
10 bis 12 Procent schwefelsaures Kalium enthält. – 3) Schwefelsaures Kalium aus
derselben Quelle, welches gewöhnlich Cyanverbindungen enthält. – 4) Schwefelsaures
Kalium, welches nach einem der vielen in Vorschlag und zur Ausführung gekommenen
Umsetzungsverfahren aus Staſsfurter Kalisalzen gewonnen wird. Daſselbe wird
voraussichtlich in Zukunft eine gröſsere Bedeutung gewinnen.
Bei Weitem das wichtigste Rohmaterial ist das unter 1 genannte hochprocentige
Staſsfurter Chlorkalium. Es wäre zunächst die Umwandlung desselben im Sulfat und
sodann die weitere Verarbeitung des Sulfates zu besprechen.
I) Sulfatdarstellung. Die Umwandlung des Chlorkaliums in
Kaliumsulfat findet fast genau in denselben Apparaten statt, wie diejenige des
Chlornatriums in Natriumsulfat. Es ist nur zu bemerken, daſs der Umsetzungsproceſs
zu seiner Vollendung eine höhere Temperatur erfordert, daſs die in Berührung mit der
Beschickung kommenden Guſseisen- und Chamottetheile des Ofens stärker angegriffen
werden und daſs wegen des höheren Preises des Chlorkaliums eine fast vollständige
Umsetzung desselben selbst auf Kosten eines Mehrverbrauches an Schwefelsäure
anzustreben ist. Es sind zur Ausführung der Umsetzung sowohl Muffelöfen, als
Flammöfen in Gebrauch. Da in der Calcinirabtheilung der letzteren sich leichter die
erforderliche hohe Temperatur erzielen läſst als in der Chamottemuffel der ersteren,
so läſst sich auch in den Flammöfen ein besser umgesetztes Product mit geringerem
Säureüberschuſs gewinnen als in den Muffelöfen. Hierzu tritt der weitere Vortheil
eines geringeren Brennmaterial Verbrauches. Diesen Vortheilen gegenüber erscheint
der Nachtheil der schwierigeren Salzsäurecondensation weniger in die Wage fallend,
als dies bei der Darstellung von Natriumsulfat der Fall ist. Thatsächlich ist man
denn auch in den meisten Fabriken, in welchen Kaliumsulfat aus Chlorkalium
dargestellt wird, zur Anwendung von Flammöfen übergegangen. In allen Fällen wird zur
Zersetzung heiſse, etwa 60-grädige Schwefelsäure angewendet. Die erste Hälfte des
Umsetzungsprocesses findet bei Flammöfen, wie bei Muffelöfen in von unten erhitzten,
guſseisernen Pfannen statt. Dieselben werden bei der Darstellung von Kaliumsulfat
erheblich stärker angegriffen als bei derjenigen von Natriumsulfat.
Der mechanische Ofen von Jones und Walsh (* 1879 231 153),
welcher in England in einer sehr groſsen Anzahl von Soda- und Potaschefabriken
eingeführt worden ist, hat in Deutschland inzwischen in einer Potaschefabrik Eingang
gefunden. Uebereinstimmend mit den englischen Berichten wird von derselben die
Condensation der Salzsäure wegen der ruhigen und gleichmäſsigen Entwicklung
derselben als leicht und günstig verlaufend bezeichnet. Die Ausbeute an starker
Salzsäure ist durchaus befriedigend (vgl. 1879 231 159).
Brennmaterial- und Säureverbrauch sind geringer als bei dem Handofen; das Product
dagegen ist gleichmäſsiger, hochprocentiger und weniger sauer. Ein Nachtheil des
Ofens sind häufige Betriebsstörungen und Reparaturen.
Vom Verfasser ist die Beobachtung gemacht worden, daſs sorgfältig aus
Chamottemauerwerk. mit Gypsmörtel hergestellte Pfannen in Form der bisher
gebräuchlichen guſseisernen Pfannen der Einwirkung des Gemisches von Chlorkalium und
heiſser Schwefelsäure sehr gut widerstehen. Auf diese Beobachtung hat derselbe
patentirte Constructionen von Handöfen und Oefen mit maschinellem Betrieb basirt
(vgl. * D. R. P. Nr. 4207 vom 24. Juli 1878). Es sollen durch dieselben sowohl
Brennmaterialersparnisse gemacht, als auch die vielen kostspieligen Reparaturen bei
den guſseisernen Pfannen und den mechanischen Oefen von Jones und Walsh vermieden werden.
In den folgenden Zahlen wird eine vergleichende Zusammenstellung der
Betriebsresultate von Muffelöfen, Flammöfen mit guſseiserner und mit
Chamotte-Pfanne, sowie von mechanischen Oefen gegeben.
Es werden verbraucht bei sorgfältiger Arbeit auf 100k Sulfat aus 96 bis 97proc. Chlorkalium mit 1,5
bis 0,5 Proc. Chlornatrium:
Steinkohle
Koke
60°-Schwefel-saure
Bei Muffelofen
50 bis 60k
–
75k
Bei Flammofen mit
guſseiserner Pfanne
15 bis 20
22 bis 25k
73
Bei Flammofen mit
gemauerter Pfanne
–
22 bis 25
73
Bei Jones und Walsh's Oefen
–
15 bis 22
71
Bei mechanischen Oefen mit gemauerter Pfanne tritt eine weitere Verminderung des
Brennmaterialbedarfes ein.
Aus 100k Chlorkalium werden 116
bis 118k Sulfat gewonnen. Daſselbe enthält
Procent:
Chlorkalium
Freie Schwefelsaure
Bei
Muffelofen
0,8
bis
2,0
4
bis
1,5
„
Flammofen mit guſseiserner
Pfanne
0,4
„
1,5
2,5
„
1,0
„
„ „ gemauerter
„
0,4
„
1,5
2,5
„
1,0
„
Jones und Walsh's Oefen
0,2
„
1,0
1
„
0,5
Es ergibt sich hieraus, daſs bei ziemlich vollständiger
Umsetzung des Chlorkaliums bei Handöfen und insbesondere bei Muffelöfen ein
erheblicher Ueberschuſs an freier Säure nicht zu vermeiden ist.
Bei Flammöfen, seien es Handöfen oder mechanische Oefen, hat sich die Fortleitung der
mit den Verbrennungsgasen gemischten Salzsäuregase in guſseisernen Röhren (auf eine
Entfernung von 10 bis 15m) mit darauf folgenden
Thonröhren als zweckmäſsig bewährt. Um Salzsäure mit geringem Schwefelsäuregehalt zu
gewinnen, kann man vor den eigentlichen Condensationsapparat entweder einen
einfachen oder einen mit Brause versehenen Sandsteintrog (letzteren nach englischem
Vorgang), oder aber einen kleinen Kokesthurm aus Sandstein mit Wasserberieselung
einschalten. Die in dieser Vorlage niedergeschlagene, stark Schwefelsäure haltige
Salzsäure wird von der übrigen Säure getrennt gehalten und zu geeigneten Zwecken
verwendet.
II) Umwandlung des schwefelsauren Kaliums in Potasche.
Der zur Umsetzung benutzte Schmelzofen stimmt gegenwärtig fast in allen Fabriken in
seiner Construction mit dem Sodaschmelzofen vollkommen überein. In den ersten Jahren
der Potaschefabrikation nach Leblanc in Deutschland
brachte man unter dem Schmelzofenherd zwei Füchse an, durch welche die Feuergase,
nachdem sie die Schmelzladung von oben bestrichen hatten, in umgekehrter Richtung
abzogen. Man glaubte hierdurch den Schmelzproceſs wesentlich zu fördern und zu
beschleunigen. Diese Einrichtung, welche in einzelnen Fabriken noch beibehalten ist,
bringt indessen wesentliche Nachtheile mit sich. Zunächst ist eine Steigerung der
Temperatur über den durch Erhitzung von oben zu erzielenden Grad hinaus unnöthig, es
kann dadurch sogar eine Erhöhung des Verlustes durch Verflüchtigung von
Kaliumverbindungen verursacht werden; dann wird die Dauerhaftigkeit des
Schmelzofenherdes durch diese Einrichtung wesentlich herabgemindert; dieselbe hat
häufige Reparaturen und Betriebsstörungen zur Folge, endlich wird die nachherige
Ausnutzung der Abhitze zu anderen Zwecken, und zwar im Wesentlichen zur Verdampfung
von Laugen, hierdurch stark beeinträchtigt. In Deutschland sind bekanntlich zum
Sodaschmelzen zwei Arten von Oefen in Gebrauch; in der einen wird eine kleine Anzahl
groſser, in der anderen eine groſse Anzahl kleiner Posten verschmolzen. Letztere
Oefen sind in England, erstere in Frankreich vorherrschend. Bei der groſsen
Flüchtigkeit von Kaliumverbindungen bei hohen Temperaturen sind zur
Potaschedarstellung nur die Oefen für kleine Ladungen geeignet und auch wohl
allgemein im Gebrauch. Wie bekannt, besteht der Herd derselben aus einer
Schmelzabtheilung und aus einer etwas erhöhten Vorwärmabtheilung. In einem Ofen,
dessen Schmelzabtheilung 6qm, dessen
Vorwärmabtheilung 5qm Arbeitsfläche hat, lassen
sich 30 Beschickungen von je 150k Sulfat oder 34
bis 36 von je 125k Sulfat in 24 Stunden
verschmelzen. Bei guten Zugverhältnissen und geübten Arbeitskräften läſst sich sogar
diese Leistung noch wesentlich erhöhen.
Die Schmelzposten sind aus 150k Sulfat, 130 bis
160k Calciumcarbonat und 65 bis 80k Steinkohle zusammengesetzt. Die
Mischungsverhältnisse wechselnde nach der Art des Arbeitens und der Reinheit und
sonstigen Beschaffenheit der Materialien. Werden beispielsweise Kalkstein und Kohle
in fein gepulvertem Zustande angewendet, so genügt eine geringere Menge, als bei
Anwendung in mehr oder weniger groſsen Stücken. In letzterem Falle wird die Schmelze
indessen lockerer und leichter auslaugbar. Lockeres, gut zersetztes Sulfat mit
geringem Säureüberschuſs ist für den Schmelzproceſs besonders geeignet. Aus diesem
Grunde ist das vollkommen neutrale, durch wechselseitige Zersetzung von Staſsfurter
Salzen erhaltene Sulfat ein geschätztes Rohmaterial.
Das Calciumcarbonat, welches in Form von Kalkstein, Muschelkalk, Tuffkalk oder Kreide
zur Verwendung gelangt, soll möglichst rein sein, namentlich nicht viel Kieselsäure,
Thonerde und Eisenoxyd, sowie wenig Magnesia enthalten. Die in einzelnen Theilen
Deutschlands, namentlich in Pommern, benutzte Kreide gelangt meistens mit einem
Wassergehalt von 10 bis 15 Proc. zur Verschmelzung. Die zur Mischung erforderliche
Menge erhöht sich dem entsprechend. Der Kalkstein wird zweckmäſsig in Form eines
Gemisches von erbsen- bis haselnuſsgroſsen Stücken und Pulver verwendet. Zu diesem
Behufe läft man ihn einen Steinbrecher mit darauffolgenden Grobkornwalzwerk, oder
auch einen Steinbrecher allein, passiren.
Als Reductionskohle wird fast nur Steinkohle angewendet; eine sehr reine Braunkohle,
wie die böhmische, ist indessen auch geeignet. Die Kohle soll backend und leicht
schmelzbar sein, sowie einen möglichst geringen Aschengehalt haben. Die
Aschenbestandtheile geben zur Bildung von schwer löslichen und theilweise
unlöslichen Silicaten und Aluminaten Veranlassung, welche die Rohpotasche schwerer
auslaugbar machen, bei der weiteren Verarbeitung der Laugen lästig sind und direct
Alkali Verluste verursachen. Da alle diese Umstände bei Potasche schwerer wiegen als
bei Soda, so lohnt es sich, im Falle keine genügend reine Kohle zur Verfügung steht,
durch geeignete Verfahren eine Ausscheidung der an Asche reicheren Theile zu
bewirken. Man kann auf diese Weise den Aschengehalt auf ⅓ bis ¼ des ursprünglichen
herabdrücken. Im Falle der Aschengehalt unter 6 Proc. bleibt, kann man die Kohle als
direct verwendbar bezeichnen. Zur Reinigung kann man entweder Setzmaschinen
benutzen, oder man kann, wie es in einzelnen Fabriken üblich ist, die Kohle in eine
Lauge von etwa 38° B. eintragen. Die reinere, obenauf schwimmende Kohle wird nach
sorgfältigem Auswaschen zur Schmelzung verwendet. Als passende Lauge wird in
gröſseren chemischen Fabriken häufig Chlorcalciumlauge zur Verfügung stehen. Die
Kohle kommt in Form von Kohlenklein, d.h. in Form von haselnuſsgroſsen Stücken, mit
kleinern Stücken und Pulver vermischt, zur Verwendung. Dieselbe zu mahlen, ist nicht
räthlich.
Man benügt sich in der Regel, das Sulfat mit einem Hammer ganz oberflächlich zu
zerkleinern. Eine Zerkleinerung bis auf Haselnuſsgröſse (mittels Schraubenmühle,
Walzwerk oder Schleudermühle) dürfte indessen räthlich sein. In den meisten Fällen
findet vor dem Eintragen der Schmelzpost in den Ofen nur eine oberflächliche
Mischung derselben statt. Eine etwas sorgfältigere Mischung erweist sich indessen,
wenn sie ohne erhebliche Mehrkosten stattlinden kann, als vortheilhaft.
Im Falle sehr stickstoffreiche Kohle als Mischkohle verwendet wird, werden im
Schmelzofen so erhebliche Mengen von Cyankalium gebildet, daſs die Abscheidung des
bei der Auslaugung aus demselben entstandenen Ferrocyankaliums lohnend wird. Bei
deutschen Kohlen, sowohl schlesischen, als westfälischen, ist dies nicht der Fall;
dagegen haben pommersche Potaschefabriken, welche gewisse Sorten englischer Kohle,
namentlich Sunderland-Kohle (Ryhope peas) als
Schmelzkohle benutzen, mit Erfolg die Gewinnung des Ferrocyankaliums durchgeführt.
Daſselbe beträgt 0,5 bis 1 Procent vom Gewicht der producirten Potasche.
Der Schmelzproceſs selbst geht ganz in derselben Weise und unter Benutzung derselben
Werkzeuge vor sich wie der Sodaschmelzproceſs. Die Arbeiten, sowie die Kennzeichen
zur Beurtheilung des Ganges und der Beendigung des Processes und der fertigen
Schmelzen stimmen in beiden Fällen vollkommen überein. Zur Bedienung eines Ofens von
der oben angeführten Leistungsfähigkeit sind zwei Mann erforderlich. Mit Bezug auf
die Abnutzung des Schmelzherdes macht sich ein Unterschied zwischen Potasche- und
Sodaschmelzofen bemerklich. Während der Herd des letzteren sich mit fortschreitender
Abnutzung allmälig vertieft, pflegt sich im Gegentheil der Herd des ersteren in
kürzerer oder längerer Zeit bis zu einem Grade zu heben, daſs eine Erneuerung
desselben nöthig wird. Der Grund dieses verschiedenen Verhaltens liegt vermuthlich
in der Eigenschaft schmelzender Potasche, den Mörtel und die Steine erheblich
leichter zu durchdringen, als dies die Sodaschmelze vermag. Wenn man zur Herdsohle
dichte und scharf gebrannte Chamottesteine erster Qualität, auf die hohe Kante
gestellt, verwendet und den Herd in der Mitte um einige Centimeter vertieft, gewinnt
derselbe eine ziemlich lange Dauer.
Während bei der Sodafabrikation das im Schmelzofen nicht umgesetzte Natriumsulfat
vollständig verloren ist, gilt dies vom Kaliumsulfat in der Potaschefabrikation
nicht, da daſselbe im weiteren Verlaufe des Processes ausgeschieden wird und aufs
Neue in den Schmelzproceſs eintritt. Es erhöht sich der Preis dieses Sulfates
allerdings um diejenigen Kosten, welche durch den Durchgang durch die folgenden
Fabrikationsprocesse und die dabei unvermeidlichen Verluste verursacht werden. Es
kann unter Umständen zweckmäſsig sein, einen kleinen Theil des Sulfates im
Schmelzofen unzersetzt zu lassen. Dies führt auf die neuerdings in der
Sodafabrikation mit Erfolg zur Anwendung gekommenen Vorschläge von Pechiney und Weldon (1879
231 337. 232 529), welche
sich aller Wahrscheinlichkeit nach auch in der Potaschefabrikation bewähren werden.
Nach Weldon's Vorschlag wird gepulvertes
Calciumcarbonat erst kurz vor dem Ziehen der Beschickung zugesetzt. Dieser Zusatz
empfiehlt sich insbesondere bei Anwendung des Pechiney'schen Verfahrens. Bei sehr hoher Temperatur des Ofens tritt gegen
Ende der Schmelzoperation eine mehr oder weniger bedeutende Rückbildung von
Natriumsulfid ein. Der Zusatz von Calciumcarbonat vermindert hiernach den Gehalt der
Schmelze an Sulfid sowohl durch Erniedrigung der Temperatur, als durch Umwandlung
bereits gebildeten Sulfides in Carbonat. Es liegen bei der Neuheit dieser Vorschläge
noch keine verläſslichen Erfahrungen darüber vor, in wie weit dieselben sich für den
Potascheschmelzproceſs bewähren. Daſs dies der Fall sein wird, dürfte indessen kaum
zweifelhaft sein. Im Falle man beabsichtigt, die beim Schmelzproceſs gebildeten
Cyanverbindungen in Form von Ferrocyankalium abzuscheiden, empfiehlt sich ein dem
Pechiney'schen gewissermaſsen entgegengesetztes
Verfahren. Zu diesem Behufe wird ein Theil der Mischkohle erst gegen Ende der
Schmelzoperation zugesetzt. Da in diesem Zeitpunkt schon sehr viel Potasche gebildet
ist, geht der gröſste Theil des Stickstoffgehaltes dieser Kohle in Cyan über. Gute
Potaschschmelzen enthalten in 100 Theilen ungefähr:
K2CO3 (einschlieſslich KHO)
41
bis
45,0
Th.
K2SO4
0,5
„
1,5
K2S
0,4
„
1,0
III) Umwandlung der Rohpotasche in raffinirte Potasche.
Nachdem die Potaschschmelzen 24 bis 48 Stunden gestanden haben und erkaltet sind,
schreitet man zur Auslaugung derselben. Bei erheblich längerem Stehen, namentlich an
feuchter Luft, vermindert sich der Gehalt an Carbonat. Die Auslaugung findet fast
überall in dem bekannten Shanks'schen Auslaugeapparat
statt. Dieselbe wird in derselben Weise geleitet wie bei Rohsoda. Es ist nur zu
beachten, daſs eine stärkere Erhitzung und damit zusammenhängend eine leichtere
Rückbildung gröſserer Mengen von K2S stattfindet. Es
sind daher häufige Temperaturbeobachtungen anzustellen. Um vollständige Erschöpfung
der Rückstände zu erzielen, empfiehlt es sich, den Cubikinhalt des Auslaugeapparates
recht groſs und eher über als unter Bedarf zu nehmen. In diesem Falle ist man, auch
wenn schlechter auslaugbare Schmelzen vorkommen sollten, vor Betriebsstörungen
gesichert. Auslaugesysteme von je 6 Kästen haben sich als zweckmäſsig bewährt. Auf
je 100k in 24 Stunden auszulaugende Schmelze kann
man 0,7 bis 1cbm Auslaugeraum in Rechnung bringen.
Das zum Auslaugen dienende Wasser wird am besten im Sommer gar nicht und im Winter
auf etwa 30° erwärmt. Die
Temperatur des Kastens mit starker Lauge soll sich nicht über 40 bis 45° steigern,
wofür im Sommer erforderlichen Falles besondere Einrichtungen zu treffen sind.
Andernfalles ist die Gefahr der Bildung erheblicher Mengen von K2S vorhanden. Man erhält auf diese Weise Laugen von
22 bis 30° B. Je besser die Schmelzen sind, um so stärkere Laugen lassen sich
erzielen. Gut ausgelaugte Rückstände sollen in trockenem Zustande nicht mehr als 0,2
bis 0,4 Proc. K2CO3
enthalten. Gute Laugen enthalten annähernd in je 100cc:
K2CO3 (mit Einschluſs des KHO, welches etwa 8
bis 10g K2CO3
repräsentirt)
25
bis
30g
K2SO4
0,3
„
1,5
K2S
0,3
„
1,0
KCl
0,3
„
0,8.
Auſser diesen Hauptbestandtheilen treten in geringeren Mengen
auf Kaliumaluminat, Kaliumsilicat, Ferrocyankalium, Kaliumhyposulfit, sowie ein die
Laugen grün, gelb bis gelbbraun färbendes Sulfosalz, Schwefeleisenkalium. Die
weitere Aufgabe der Fabrikation ist, aus der Rohlauge hochprocentige, weiſse
calcinirte Potasche herzustellen. Zu diesem Behufe müssen die folgenden Processe
stattfinden. Das Kaliumhydrat ist in Carbonat, das Kaliumsulfid in Carbonat oder
Sulfat, das Kaliumhyposulfit ist in Sulfat, Kaliumaluminat und Kaliumsilicat sind
unter Ausscheidung von Thonerde und Kieselsäure möglichst in Carbonate umzuwandeln.
Das Eisen des Schwefeleisenkaliums ist entweder als Schwefeleisen oder als Eisenoxyd
abzuscheiden; und endlich ist das Ferrocyankalium entweder als solches aus den
Laugen abzuscheiden, oder durch Verbrennung unter Bildung von Eisenoxyd in
Kaliumcarbonat umzuwandeln. Die Schwerlöslichkeit des Kaliumsulfates in
concentrirten Lösungen von Kaliumcarbonat ermöglicht es, sowohl das in der Rohlauge
ursprünglich vorhandene, als das durch die eben erwähnten Processe nachträglich
gebildete Sulfat von der Carbonatlösung zu trennen und wieder nutzbar zu machen.
Dies ist bekanntlich in der Sodafabrikation mit dem Natriumsulfat nicht möglich.
Es ist den meisten Potaschefabriken bisher nicht gelungen, hochprocentiges weiſses
Product, durch directes Eindampfen und Calciniren der vorher passend behandelten
Rohlaugen zu erzielen. Es liegt dies im Wesentlichen daran, daſs eine vollständige
Ausscheidung des Ferrocyankaliums aus der Rohlauge nicht möglich ist, und daſs das
aus dem Ferrocyankalium bei der Calcination entstehende Eisenoxyd das Product je
nach seiner Menge mehr oder weniger gelblich färbt. Das oben erwähnte Pechiney'sche Verfahren dürfte allerdings zur
Beseitigung dieses Hindernisses wesentlich beitragen. Bei guter Beschaffenheit der
Rohlaugen und sorgfältiger Arbeit sind die übrigen oben angeführten Processe
sämmtlich in den Rohlaugen durchführbar, so daſs schlieſslich eine nur K2CO3, K2Cl und wenig K2SO4 (sowie etwas Ferrocyankalium)
enthaltende klare Lauge gewonnen wird. Dieselbe liefert alsdann eine für die meisten
Verwendungen vollkommen genügend reine und hochgradige Potasche, die nur einen
leichten Stich ins Gelbe hat. Die zweimalige Calcination, welche ein vollkommen
weiſses Product liefert, bildet indessen bis jetzt noch die Regel.
Die zur Verarbeitung der Rohlaugen eingeschlagenen Wege sind in den verschiedenen
Fabriken nicht ganz übereinstimmend. Als wesentliche Unterschiede sind
hervorzuheben, daſs die Rohlaugen entweder mit unterschlächtigem oder mit
oberschlächtigem Feuer, sowie entweder in carbonisirtem oder uncarbonisirtem
Zustande eingedampft werden.
(Schluſs folgt.)