Titel: Chemisch-technische Notizen; von Ed. Donath in Leoben.
Autor: Ed. Donath
Fundstelle: Band 233, Jahrgang 1879, S. 78
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Chemisch-technische Notizen; von Ed. Donath in Leoben. Donath, chemisch-technische Notizen. 1) Zur Verwendung des Schwerspathes in der Glasfabrikation, Unter dem Namen „Tafelglascomposition“ wurde einer hervorragenden österreichischen Glasfirma ein Product angeboten, das nach der Angabe des Lieferanten zum theilweisen Ersatz von „Kalk und Soda“ in der Glasfabrikation geeignet sei. Die mir übertragene Untersuchung dieser Substanz, die ein graulich-weiſses feines Pulver darstellte, ergab folgende Zusammensetzung derselben: Kieselsäure   3,07 Bariumsulfat 87,20 Calciumsulfat   1,73 Calciumcarbonat   3,62 Verbrennbares   4,26 –––––  99,88. Es ist daraus ersichtlich, daſs diese Substanz ein Gemisch von feingemahlenem natürlichem Schwerspath und Holzkohle ist; wurde dieselbe mit Wasser behandelt, so war in der That das an die Oberfläche aufsteigende schwarze Pulver deutlich als Holzkohle zu erkennen. Die betreffende Glasfabrik hat nun eine Reihe von Versuchen über die Verwendbarkeit dieser „Tafelglascomposition“ angestellt, aus welchen sich das nach den Angaben Benrath's (1871 202 422) und Ungerer's (1870 197 344) übrigens voraussichtliche Resultat ergab, daſs der Schwerspath in gewissem Sinne sich thatsächlich zum theilweisen Ersatz des Kalkes und der Soda bezieh. eines anderen Alkalifluſsmittels eigne. Der Baryt kann zwar nicht, wie Benrath in seinem Handbuch der Glasfabrikation, S. 273 anführt, Kali oder Natron selbst nach stöchiometrischen Verhältnissen ersetzen; allein da bekanntlich mit der Vermehrung der Anzahl der Basen im Glase die Schmelzbarkeit desselben wächst, so kann in Folge der Hinzufügung desselben zum Glassatze die Menge der anderen basischen Oxyde und deshalb auch der besonders als Fluſsmittel wirkenden Alkalisalze verringert werden. Trotzdem und obwohl auch die mit Barytverbindungen erschmolzenen Gläser gröſseres specifisches Gewicht und gröſseren Glanz besitzen, stehen einer ausgedehnteren Verwendung der ersteren, namentlich bei der Erzeugung der billigeren Glassorten, für unsere continentalen Verhältnisse die. zu hohen Preise derselben gegenüber denen des Kalkes und des Glaubersalzes entgegen. Aus diesem Grunde allein hat auch die betreffende Glashütte von einer ausgedehnteren Verwendung dieser „Tafelglascomposition“ und des billigeren Schwerspathes selbst absehen müſsen. 2) Zusammensetzung von Spiegelgläsern. Ich hatte vor längerer Zeit Gelegenheit, Analysen einiger Spiegelglassorten auszuführen, deren vergleichende Zusammenstellung hier folgen möge: Bestandtheile DeutschesSpiegelglas Fran-zösisches Rhein-landisches SogendeutscheSpiegel-masse Englisches KieselsäureEisenoxyd und ThonerdeKalkMagnesiaNatron   71,45    0,51  11,16Spuren    16,17 1   73,64    1,40  14,58    0,30    10,90 1   72,22    1,53  15,45Spuren  10,80   71,02    1,22    9,15Spuren  18,61   72,32    1,15  12,64Spuren    13,18 1   99,29 100,82 100,00 100,00   99,29 1 Direct bestimmt, sonst wurde Na2O als Rest gerechnet. Wenn man bei Beurtheilung der Qualität dieser Gläser die Principien zu Grunde legt, welche O. Schott (1875 216 346) aus seinen Untersuchungen entwickelt hat, so ergeben sich folgende Resultate. Die von Schott unter IV und V in seiner Tabelle angegebenen Gläser entsprachen den Zusammensetzungen: IV V SiO2 71,8 75,3 CaO 13,4 11,7 Na2O 14,8  13,0. Probe V konnte jedoch nicht mehr lauter verschmolzen werden, sondern zeigte schon an der Oberfläche unverschmolzene Sandkörnchen. Bei einem Verhältniſs von 75 Kieselsäure zu 25 Basen scheint demnach die Verschmelzbarkeit für gewisse Temperaturen ihre Grenze erreicht zu haben. Das analysirte französische Spiegelglas steht nun bezüglich seines Kieselsäuregehaftes zwischen IV und V der von Schott erzeugten Gläser und besitzt einen höheren Kalkgehalt als dieselben. Nach Schott würde man ferner die speciell für das Spiegelglas erwünschten Eigenschaften durch einen hohen Kieselsäure und Kalkgehalt erreichen können. Von den oben angegebenen Gläsern müſste demnach rücksichtlich seiner Zusammensetzung das französische Spiegelglas als das beste angesehen werden, welchem jedoch unmittelbar das rheinländische sich anschlieſst. 3) Nachweisung freier Mineral- und organischer Säuren, Die Thatsache, daſs Jodkalium nicht durch Kaliumbichromat, wohl aber durch die geringsten Mengen freier Chromsäure unter Abscheidung von Jod zersetzt wird, dessen Nachweisung durch Schwefelkohlenstoff bekanntlich äuſserst scharf ist, läſst sich mehrfach analytisch verwerthen. So läſst sich dadurch erkennen, ob in einer Lösung neben sauer reagirenden Salzen auch freie Mineralsäuren enthalten sind. Der geringste Gehalt an freier Schwefelsäure in der käuflichen schwefelsauren Thonerde z.B., die für viele Verwendungen derselben (nach Lunge 1879 231 459 übrigens ungerechtfertigt) als äuſserst schädlich angesehen wird, läſst sich beim Versetzen einer Lösung derselben bei gewöhnlicher Temperatur mit einigen Tropfen Jodkalium und Kaliumbichromatlösung und Ausschütteln mit Schwefelkohlenstoff an der bekannten Färbung des letzteren erkennenEinigermaſsen beträchtlichere Mengen von neutralem Eisenoxydsalz bewirken bekanntlich allein unter obwaltenden Umständen auch eine stärkere Jodausscheidung; in den meisten Sorten der schwefelsauren Thonerde des Handels sind dieselben jetzt nur in sehr geringen, durch die beschriebene Reaction fast nicht mehr erkennbaren Mengen enthalten, während die geringsten Mengen freier Schwefelsäure bei obigem Verfahren sehr deutliche Färbung des Schwefelkohlenstoffes bewirken., da normales Aluminiumsulfat allein unter gleichen Umständen diese nicht bewirkt. Da aber aus Kaliumbichromat durch die gewöhnlichsten organischen Säuren wie Essigsäure, Weinsäure, Citronensäure ebenfalls Chromsäure in Freiheit gesetzt wird, so läſst sich durch die erfolgende Jodausscheidung nach Zusatz von Jodkalium, Bichromat und Schwefelkohlenstoff die Gegen; wart freier organischer Säuren neben sauer reagirenden Salzen derselben, z.B. freier Weinsäure neben Kalium- oder Natriumbitartrat nachweisen. Zwei käufliche Proben letzterer Salze gaben nun allerdings mit oben erwähnten Reagentien auch eine grade noch bemerkbare Rosafärbung des Schwefelkohlenstoffes; diese rührte aber zweifellos nicht von der Einwirkung dieser sauer reagirenden Salze selbst, sondern von sehr geringen Mengen freier Weinsäure her; denn als den betreffenden Lösungen etwas neutrales weinsaures Kali oder Seignettesalz zugesetzt wurde, wodurch die freie Weinsäure gebunden ward, erfolgte nicht die geringste Jodausscheidung. Da nun weiters aus chromsaurem Blei, wie mir directe Versuche gezeigt haben, wohl durch stärkere Mineralsäuren selbst in groſser Verdünnung beim Erwärmen, nicht aber durch die angeführten organischen Säuren Chromsäure in Freiheit gesetzt wird, so läſst sich durch dieses Verhalten, verbunden mit der geschilderten Reaction der Chromsäure gegen Jodkalium, auch die Gegenwart gewisser Mineralsäuren neben freien organischen Säuren äuſserst scharf nachweisen. Ich habe dies speciell zur Nachweisung freier Schwefelsäure im Essig anzuwenden gesucht, welche aus bekannten Gründen durch die Reaction mit Barytsalzlösungen allein nicht zu erkennen ist (vgl. 1876 221 183). Proben von einem Sprit- und einem Weinessig, etwa 20cc von jedem, wurden mit ungefähr 0g,5 reinem Bleichromat beiläufig 1 Minute gekocht; die hierauf filtrirte und abgekühlte Flüssigkeit zeigte mit einem Körnchen Jodkalium und etwas Schwefelkohlenstoff versetzt nach dem Schütteln nicht die geringste Färbung des letzteren. Als aber je 200cc dieser beiden Essigsorten 1g englischer Schwefelsäure beigemischt wurde, gaben Proben davon nach dem Kochen mit Bleichromat, Versetzen der filtrirten und abgekühlten Lösung mit etwas Jodkalium und Schwefelkohlenstoff eine ungemein intenensive Färbung des letzteren. Der Zusatz von Schwefelsäure wurde nun auf die Hälfte (0g,5 für 200cc der Essigprobe) herabgesetzt; doch zeigten die Proben bei geschildertem Verfahren noch starke Färbung des Schwefelkohlenstoffes, und weitere Versuche ergaben, daſs ein Zusatz von 0,1 Proc. Schwefelsäure selbst direct in den nicht durch Verdampfen concentrirten Proben noch scharf nachzuweisen war. Dabei muſs noch berücksichtigt werden, daſs beim Essig und insbesonders beim Weinessig selbstverständlich nicht die ganze Menge der zugesetzten Schwefelsäure nachher im freien Zustande vorhanden ist, da ein Theil derselben durch die vorhandenen Salze organischer Säuren unter Freimachung der letzteren gebunden wird.