Titel: Hydraulischer Motor für Nähmaschinen; von C. Schaltenbrand und E. Möller in Berlin.
Autor: Fr.
Fundstelle: Band 233, Jahrgang 1879, S. 186
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Hydraulischer Motor für Nähmaschinen; von C. Schaltenbrand und E. Möller in Berlin. Mit Abbildungen auf Tafel 18. Schaltenbrand und Möller's Motor für Nähmaschinen. Dieser auf Taf. 18 gezeichnete neue Motor (* D. R. P. Nr. 4635 vom 24. Juli 1878) theilt mit dem ähnlichen Zwecken dienenden Schmidt'schen Motor (*1875 215 15) den Vorzug compendiöser Anordnung und ist auſserdem speciell für die bequeme Anbringung an Singer'schen Nähmaschinen construirt, wie dies in Fig. 8 dargestellt ist. Als weiterer Vorzug verdient die hier mögliche Veränderung des Kolbenhubes erwähnt zu werden, welche zwar nicht wie bei Hastie's ingeniöser Maschine (* 1879 231 127) selbstthätig, aber doch hequem von Hand vorzunehmen ist und es somit ermöglicht, auch bei wechselnden Wasserspannungen die Maschine stets ökonomisch arbeiten zu lassen. Es können dem entsprechend die Bewohner niederer Stockwerke mit einem geringeren Wasserverbrauch auslangen als die höher wohnenden Parteien, welcher Umstand allerdings den socialen Verhältnissen grade entgegengesetzt ist, und der wohl bei Turbinen, aber bei oscillirenden Maschinen überhaupt nicht vermieden werden kann. Die Anbringung des Schaltenbrand und Möller'schen Motors an einer Singer'schen Nähmaschine, derart, daſs das Schwungrad derselben direct angetrieben wird, ist aus Fig. 8 ersichtlich, die Verbindung des kugelförmigen Kurbelzapfens mit diesem Schwungrade aus Fig. 2 und 3. Hiernach wird ein drei armiges Guſsstück gegen die Arme des Schwungrades geschraubt; dasselbe trägt eine Führung und in dieser durch eine Schraube mit gerändertem Kopf verstellbar das den Kurbelzapfen tragende Gleitstück. In Fig. 3 ist der Kurbelzapfen grade in seiner Mittelstellung gezeichnet, bei welcher der Hub gleich Null ist, während bei der äuſsersten Zapfenstellung ein Hub von 40mm erreicht wird. Zur Bewegung des Kurbelzapfens dient ein oscillirender Cylinder, dessen Kolbenstange mit Hilfe einer kleinen Druckschraube den Kurbelzapfen umfaſst. Auf der einen Seite (rechts in Fig. 3) geht der Cylinder in einen Hahnwirbel über, welcher unter dem Einflüsse der Oscillation des Cylinders die Steuerung vermittelt; auf der anderen Seite ist ein Spurlager gebildet, in welches ein kegelförmiger Zapfen eintritt, der dem Cylinder sowohl als zweiter Drehpunkt dient, wie auch das Einpressen des Wirbels in seine Schleiffläche bewirkt. Letztere, gleich dem Wirbel ein viel geschlitztes Gehäuse bildend, ist in das eigentliche Maschinenbett mittels einer geschlossenen Mutter eingepreſst. Das Maschinenbett selbst bildet zu gleicher Zeit den Wasserzulauf- und Ablaufkanal, Windkessel und endlich auch das sogen. Schlabbergefäſs, welches als ovale Muschel unterhalb des Arbeitscylinders angeordnet zur Aufnahme des durch Undichtheiten entweichenden Wassers dient und sich durch eine mit Rückschlagventil versehene Oeffnung in den Wasserablaufkanal entleert (Fig. 2 und 3). Das Bett sitzt nicht fest auf der Tischplatte der Nähmaschine, sondern schwebt frei zwischen zwei Kugelzapfen z (Fig. 2 bis 4), welch letztere mit der Tischplatte verschraubt sind, während die bewegliche Aufhängung der ganzen Maschine, verbunden mit der sphärischen Form des Kurbelzapfens, auch bei ungenauer Montirung anstandsloses Arbeiten ermöglicht. Von den Einzelheiten des netten Maschinchens ist noch die Anordnung der Steuerkanäle und des Absperrventil es zu erwähnen. Wie aus Fig. 2 ersichtlich, enthält der Hahnwirbel sechs groſse und zwei kleine Schlitze, welche, durch eine diametrale Wand getrennt, je zur Hälfte das untere und obere Cylinderende steuern. Das Hahngehäuse andererseits besitzt sieben Schlitze, von denen, durch eine verticale Wand getrennt, die drei links befindlichen die Einströmung, die vier rechts befindlichen die Ausströmung besorgen. An Stelle eines achten Schlitzes erhält das Gehäuse eine muldenförmige Aushöhlung, welche, in Verbindung mit den beiden schmalen Schlitzen des Wirbels, beim Hubwechsel eine zeitweilige Verbindung beider Cylinderenden bewirkt. Die Stellung in Fig. 2 entspricht dem todten Punkt; bei nun erfolgender Rechtsdrehung des Hahnes werden links die beiden untersten, rechts die zwei obersten Schlitze des Hahngehäuses geöffnet, das Wasser bewegt sich in der Richtung der Pfeile (Fig. 2), der Kolben geht von unten nach oben, – wenn überhaupt der Kurbelradius gröſser als Null gemacht ist. Beim Rückgange schlägt der oscillirende Cylinder nach der anderen Seite aus und es öffnen sich links die beiden oberen Kanäle des Hahngehäuses, rechts die beiden unteren. In Folge dieser hübschen Anordnung dient der mittlere Eintrittkanal des Hahngehäuses sowohl für das obere als das untere Cylinderende und ebenso functioniren die mittleren Schlitze der beiden Wirbelhälften sowohl für den Wassereintritt als Austritt, wodurch, gegenüber der gewöhnlichen Anordnung, eine compendiösere Anordnung des Steuerhahnes ermöglicht wurde. Im todten Punkte sind alle Kanäle geschlossen mit Ausnahme des oben erwähnten Ueberströmkanales; dann öffnen sich zunächst die Ausströmkanäle und erst zuletzt, in Folge ihrer gröſseren Ueberdeckung, die Einströmkanäle, nachdem der vorwärts gehende Kolben schon einen Theil des Ausströmwassers der anderen Seite durch den Ueberströmkanal angesaugt hatte. Bei der gewöhnlichen Anordnung, in Abwesenheit eines Ueberströmkanales müssen bekanntlich Einströmung und Ausströmung genau gleichzeitig absperren, wobei ein zeitweiliges, directes Ueberströmen des Druckwassers in dem Ausströmkanal kaum zu vermeiden ist. Die Construction des Absperrventiles ist aus Fig. 2 und 5 bis 7 ersichtlich. Dasselbe stellt sich zunächst als einfaches Tellerventil dar, dessen nach auſsen verlängerte Stange an einem Handhebel angreift, welcher in seinem unteren Ende in einer Gabel gelagert ist und hierin beim Oeffnen und Schlieſsen des Ventiles seinen Stützpunkt findet. Hierdurch läſst sich das Ventil rasch und bequem handhaben; doch ist auſserdem eine Einrichtung getroffen, um dasselbe noch fest auf seinen Sitz gepreſst zu erhalten. Zu diesem Zwecke hat die Ventilspindel unmittelbar hinter dem Ventilteller zwei Rippen angesetzt (in Fig. 2 in der Ansicht, in Fig. 5 die obere Rippe im Schnitt) und ist ferner in das Ventilgehäuse ein Zwischenstück p eingefügt, dessen inneres Ende, gegen welches sich im geöffneten Zustande der Ventilteller anlegt (Fig. 5), nach einer Cylinderfläche ausgestoſsen ist. Diese Endfläche des Zwischenstückes p, welches zur Aufnahme der Ventilrippen oben und unten ausgeschlitzt ist, hat demnach die in Fig. 2 punktirte Contur, so daſs, wenn bei geschlossenem Ventil eine Drehung der Ventilspindel erfolgt, die Rippen derselben gegen die nach auswärts gekrümmte Fläche von p anzuliegen kommen und dadurch bei fortgesetzter Drehung das Ventil immer fester auf seinen Sitz pressen. Damit schon eine ganz kleine Drehung genüge, läſst sich das Zwischenstück p mittels einer Ueberwurfmutter und eingelegter Bleischeiben genau einstellen; nachdem dasselbe durch einen Keil an der Drehung verhindert werden muſs, so erfolgt seine Verbindung mit der Ueberwurfmutter durch zwei tangential eingesetzte Stifte, welche in eine eingedrehte Rille des Zwischenstückes eingreifen. Eine Fortsetzung des Zwischenstückes bildet die Gabel für den Ventilhebel, welcher in Fig. 6 und 7 genauer dargestellt ist. Derselbe geht unten in einen runden Zapfen mit daran gesetztem flachem Endstücke aus, welch letzteres sich bei Drehung des Hebels im Sinne des Pfeiles Fig. 6 in die Gabel einlegt und damit ein Oeffnen des Ventiles unmöglich macht. Andererseits übergreift dieses Endstück, wenn das untere Hebelende bei geöffnetem Ventil in seiner Gabel gehoben wird, den vierkantigen Hals der Gabel und macht hierdurch in dieser Stellung die Drehung unmöglich. Durch diese hübsche Anordnung ist eine Verletzung der inneren Ventiltheile, welche durch ungeschickte Handhabung entstehen könnte, wirksam vorgebeugt. Fr.

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Tafel Tafel 18
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