Titel: | Heizapparat für Heisswasserheizung von R. O. Meyer in Hamburg. |
Autor: | St. |
Fundstelle: | Band 234, Jahrgang 1879, S. 104 |
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Heizapparat für Heiſswasserheizung von R. O. Meyer in
Hamburg.
Mit Abbildungen auf Tafel 8.
R. O. Meyer's Heizapparat für Heiſswasserheizung.
Wegen der mäſsigen Anlagekosten, der bequemen Anbringung der Heizröhren, der
einfachen Wartung und der raschen Wirkung nimmt die Heiſswasserheizung unier den
Centralheizungen eine der ersten Stellen ein, weshalb sich auch ihre häufige
Anwendung selbst für die gröſsten Gebäude erklärt, trotzdem im letzteren Falle viele
Heizstellen nothwendig werden. Eine groſse Anzahl Heizöfen erschweren aber die
Bedienung, weil sie oft an den verschiedensten Stellen zerstreut liegen, weshalb man
Verbesserungen anbrachte, welche die Wartung auf das geringste Maſs herabbringen
sollen. Fast ausschlieſslich fand die Schutt- oder Füllfeuerung Anwendung, da
dieselbe nur wenige Minuten zu ihrer Bedienung erfordert und für mehrere Stunden
ohne Aufsicht bleiben darf. Eine weitere Verbesserung erreichte man bisher dadurch,
daſs man die Ofenschlange jedes Systemes in einer besonderen Heizkammer anordnet,
welche beliebig von der Beheizung ausgeschlossen werden kann. Man erzielt dadurch
den Vortheil, jedes System und damit die betreffenden Zimmer in ihren Temperaturen
regeln zu können, was besonders dann von groſser Wichtigkeit ist, wenn die Räume auf
verschiedenen Seiten des Gebäudes liegen, also stets anderen Einflüssen des Windes,
der Sonne u.a. ausgesetzt sind. Diese Verbesserungen sind in dem nachfolgend
beschriebenen, in Fig. 6 und
7 in zwei Schnitten dargestellten Heizapparate auf einfachere Weise
erreicht (vgl. auch Bacon und die Berliner Actiengesellschaft für Centralheizungs-, Gas- und
Wasseranlagen 1877 226 222).
Eine 2-, 3- oder 4fache Rohrspirale umgibt den Kipprost k so, daſs sie einen vollkommenen Füllschacht zur Aufnahme des
Feuerungsmaterials (Koke) bildet. Die Innenflächen der Schlange nehmen vorzüglich
die directe strahlende Wärme des Feuers auf, während die Auſsenflächen nur durch
Bespülung der abziehenden Rauchgase ihre Wärme durch Leitung empfangen. Das
Brennmaterial wird durch e eingeschüttet und von oben
angezündet; bei l ist die Luftregulirung, welche
zugleich den Verschluſs des Aschenraumes bildet. Um die Züge, sowie die Heizschlange
selbst, von angesetzter Asche u. dgl. gut und bequem reinigen zu können, sind die
Putzöffnungen p vorgesehen.
Wesentlich abweichend von den gebräuchlichen Constructionen wird die Regulirung jedes
einzelnen Systemes erreicht; es sind nämlich, wie auch aus den Skizzen ersichtlich,
nicht nur sämmtliche Steigröhren s, sondern auch
sämmtliche Fallröhren f unter sich verbunden und
auſserdem an jedem Fallrohr ein Abstellhahn a
angebracht, so daſs jeder Umlauf ganz oder theilweise gehemmt werden kann. Die
Verbindung der Röhren unter einander kann nun durch besondere Abzweig- oder
Sammelstücke oder auch durch eingeschaltete T-Stücke oder Kreuze erfolgen. Der
Umlauf erfolgt nun bei dieser Anordnung der Steighöhe entsprechend und müssen
natürlich auch danach die Längen der einzelnen Rohrleitungen gewählt werden. Die so
widerwärtigen Verstopfungen, welche hier und da durch Ansammeln von Zunder u. dgl.
entstehen, sind bei der gewählten Verbindungsart vollständig unschädlich, da sie sofort an
dem gehemmten Umlauf erkenntlich sind und die anderen Systeme in ihrer Bewegung
ungestört bleiben.
Diese Heizapparate erfordern nur einen sehr geringen Raum zur Aufstellung; auſserdem
ist die Ausnutzung des Brennmaterials eine vorzügliche, da trotz dem Abschlüsse
einzelner Systeme stets die ganze Ofenheizschlange in Benutzung bleibt. Die
Abstellhähne sind so construirt, daſs sich dieselben bei erreichter maximaler
Spannung von selbst öffnen, also jeder Ueberheizung vorbeugen, wenn zufällig zu
viele Systeme bei starkem Feuer abgeschlossen sein sollten.
Zur Erkennung der Wassertemperatur ist bei A (Fig.
6) ein Thermometer angebracht, welcher zur Bezeichung der höchsten
zulässigen Wärme bei 125° einen rothen Strich auf der Porzellanschale aufweist. Am
tiefsten Punkte der Leitungen befindet sich die Verschraubung m, um nötigenfalls alle Leitungen vollkommen von Wasser
entleeren zu können.
Diese Ofenconstruction wurde in den letzten 6 Jahren bei etwa 40 kleineren und
gröſseren Heizungsanlagen mit günstigem Erfolge ausgeführt, so daſs dieselben
nunmehr für alle weiteren Einrichtungen angenommen wurde.
St.