Titel: | Beiträge zur Kenntniss der Mechanik weicher Körper; von Prof. Friedrich Kick und Ferdinand Polak. |
Autor: | Friedrich Kick [GND], Ferd. Polak |
Fundstelle: | Band 234, Jahrgang 1879, S. 257 |
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Beiträge zur Kenntniſs der Mechanik weicher
Körper; von Prof. Friedrich Kick
und Ferdinand Polak.
Mit Abbildungen.
Kick und Polak, zur Kenntniſs der Mechanik weicher
Körper.
Den ersten Artikel (*1877 224 463) schlossen wir mit der
Bemerkung, daſs das analoge Verhalten aller weichen Körper, trotz ihrer substanziell
so verschiedenen Natur, den Schluſs zuläſst, daſs die Deformationsgesetze bei allen jenen Körpern, bei welchen ein Verschieben
oder Flieſsen der Theilchen durch Druck erzielbar ist, die gleichen sind.
Auch weitere Versuche, welche theilweise im Folgenden besprochen werden sollen, haben
die Richtigkeit dieses Satzes dargethan, welchen in ähnlicher Weise bereits Tresca in seinen Mémoires sur
l'écoulement des corps solids (vgl. Savants
étrangers, Bd. 13 S. 756 und Bd. 20 S. 169), wie wir nachträglich lasen,
ausgesprochen hat. Aus diesen sehr umfangreichen Berichten, welche mit theoretischen
Betrachtungen versetzt sind, deren Annahmen wir nicht durchwegs für richtig halten,
ist gleichfalls zu ersehen, welche Schwierigkeiten die verwickelten Erscheinungen
der Abstraction darbieten. Das Vorschreiten auf diesem Gebiete kann nur langsam
geschehen, und so wird es sich rechtfertigen, wenn das Nachfolgende als ein fernerer
kleiner Beitrag zur Lösung der gestellten Aufgabe den Fachgenossen vorgelegt
wird.
In praktischer Beziehung am verwendbarsten dürfte wohl der nachstehende Satz, ein
Ergebniſs sehr verschiedenartiger Versuche sein: Die
Arbeitsgröſsen, welche zu gleichartiger und mit gleicher Geschwindigkeit
erfolgender Formänderung zweier geometrisch ähnlichen und materiell gleichen
Körper erfordert werden, verhalten sich wie die Volume oder Gewichte dieser
Körper.
Der Begriff der geometrischen Aehnlichkeit ist allgemein bekannt, und wird es daher
zur näheren Erklärung dieses Satzes genügen, wenn bemerkt wird, daſs unter gleichartiger Formveränderung jene verstanden ist,
wobei die beiden deformirten Körper in den einzelnen in Vergleich gezogenen Stadien
der Deformation geometrisch ähnlich bleiben. Seien die Abmessungen eines
prismatischen Körpers durch die Breite b1, Länge l1 und Höhe h1, die eines zweiten geometrisch ähnlichen
Körpers durch b2, l2, h2 gegeben, so verhält sich b1 : b2 = h1 : h2 = l1 : l2 = 1 : a. Dann ist, wenn der Cubikinhalt
(das Volum) des ersten Körpers mit V1, jener des zweiten mit V2 bezeichnet wird, V2 = a3
V1 was für geometrisch
ähnliche Körper ganz allgemein gilt. Es sei nun z.B. die Arbeitsgröſse, welche
erforderlich ist, den ersten Körper 1/n seiner Höhe zusammenzudrücken, gleich A1 und jene
Arbeitsgröſse, welche die Zusammendrückung des zweiten Körpers auf 1/n von h2 bewirkt, gleich A2, so verhält sich A1 : A2 = V1 : V2 = 1 : a3 oder, auf die
Gewichte der Körper bezogen, A1 : A2 = G1 : G2 = 1 : a3.
Vergleicht man mit dem ausgesprochenen Satze die bekannten und erprobten Formeln für
die Arbeitsgröſse bei Dehnung, Biegung, Torsion u. dgl., wie sie z.B. Redtenbacher in seinen Principien der Mechanik S. 66 angibt, so findet man denselben
bestätigt.Für die Dehnung ist (a. a. O. S. 66)
A=\frac{1}{2}\,\varepsilon\,\frac{q\lamda^2}{l},
wobei q die Querschnittsfläche, l die ursprüngliche Länge, λ die Dehnung ist. Für materiell gleiche
Probestücke ist ε constant und es wird
A_1:A_2=\frac{q_1{\lambda_1}^2}{l_1}:\frac{q_2{\lambda_2}^2}{l_2}
und vermöge der vorausgesetzten Proportionalität der Abmessungen
A_1:A_2=1:a^3,
Redtenbacher hat sogar selbst schon (a. a. O.
S. 67) obige Formel in der Form
A=\frac{1}{2}\,\frac{p^2}{\varepsilon}\,V
geschrieben, wobei p die auf die
Querschnittseinheit entfallende Spannung bedeutet. Nachdem nun diese bei der
vorausgesetzten proportionalen Formveränderung der beiden geometrisch
ähnlichen Körper nothwendig dieselbe sein muſs, der Coefficient ε der materiellen Gleichheit wegen auch gleich
bleibt, so folgt aus der letzten Gleichung unmittelbar
A_1:A_2=V_1:V_2=1:a^3. Für die Biegung stellt Redtenbacher (a. a. O. S. 69) folgende Formeln auf:Fürdenparallelepipedischen StabA=\frac{1}{18}\,\frac{p^2}{\varepsilon}\,V„„runden oder elliptischen StabA=\frac{1}{24}\,\frac{p^2}{\varepsilon}\,V„„im Querschnitt dreieckigen StabA=\frac{1}{12}\,\frac{p^2}{\varepsilon}\,Valso der Form nach identisch der oben angeführten. In
der allgemeinen Formel
A=\frac{1}{6}\,\frac{p^2}{\varepsilon}\,\frac{El}{z}
ist \frac{El}{z} stets eine Function von drei Dimensionen
und für geometrisch ähnliche Körper kann daher stets
\frac{E_1l_1}{z_1}:\frac{E_2l_2}{z_2}=V_1:V_2=1:a^3
abgesetzt werden. Es gilt daher unser Satz auch für die Biegung ganz
allgemein, d.h. für geometrisch ähnliche Körper gleicher Masse von
beliebigem Querschnitte.Für die Torsion finden sich in Redtenbacher's Resultaten S. 34 ganz analoge
Formeln und lieſsen sich dieselben für geometrisch ähnliche Körper auch für
Knickfestigkeit u. dgl. aufstellen.Der von Dr. Emil Winkler ausgesprochene Satz,
daſs die Senkung von Gitterträgern bei gleicher Spannweite nahe proportional
dem Volum ist (vgl. Technische Blätter, 1876 S.
185), fällt mit unserem Satze nicht zusammen.
Redtenbacher hat in seinen Resultaten (1. Auflage S. 34)
die Bemerkung gemacht, „daſs die Widerstandsfähigkeit der Körper gegen
Wirkungsgröſsen, also auch gegen die Einwirkung von lebendigen Kräften, bei
allen einfacheren Körperformen dem Volum proportional ist, daſs es also nur auf
dieses letztere und nicht auf die einzelnen Dimensionen ankommt.“ Er
sagt ferner: „Genau ist jedoch dieses Gesetz nur dann, wenn die Formänderungen
der Körper nicht zu rapid erfolgen, so daſs die Einwirkung der lebendigen Kraft
Zeit findet, sich über den ganzen Körper zu verbreiten.“ Hiernach wäre der
gegebene Satz einerseits eine Einschränkung, andererseits eine Erweiterung des
Satzes von Redtenbacher; eine Einschränkung, indem wir
ihn auf geometrisch ähnliche Körperformen, welche auch bei der Deformation
geometrisch ähnlich bleiben, beschränken; eine Ausdehnung hingegen, weil wir
einerseits die Körperform nicht einfach, sondern beliebig voraussetzen, andererseits
eine Formveränderung durch Flieſsen der Theile annehmen, eine bleibende Aenderung
der Gestalt, während Redtenbacher der Natur der ganzen
Entwickelung nach solche Formänderungen im Auge hatte, wie sie an die Dauer der
Einwirkung geknüpft, also vorübergehend in beanspruchten Maschinentheilen, Trägern
o. dgl. vorkommen.
Die Widerstandsfähigkeit im Maschinenbau ist durch die gleiche specifische Spannung
und den Bruch bestimmt bezieh. begrenzt; die Formveränderungen der Körper, deren
Theilchen sich unter Einwirkung von Kräften verschieben (flieſsen), weisen eine
solche Grenze nicht auf; daher kann der Redtenbacher'sche Satz in seiner Allgemeinheit auf sie auch nicht angewendet
werden. Es bedarf keines Beweises, daſs ein und dasselbe Körpervolum ganz
verschiedene Arbeitsgröſsen bei seinen Formänderungen erheischen kann, daſs sich
also Redtenbacher's Satz auf bleibende Formänderungen,
welche ganz verschiedenen Grades sein können, nicht
bezieht.
Durch den ausgesprochenen Satz ist eine Handhabe zur Bestimmung von Arbeitsgröſsen
mittels Versuchen im Kleinen geboten. Hätte man z.B. die Maſse eines Dampfhammers
zur Bearbeitung groſser Stahlstücke zu bestimmen, so geben die bekannten Dimensionen
der Hämmer für kleine Arbeitsstücke mit Benutzung des obigen Satzes die
erforderlichen Anhaltspunkte. Wäre für das Schmieden eines Stahlstückes S1 eine bekannte
Schlagarbeit (Gewicht mal Hubhöhe) erforderlich, so würde für das Schmieden eines in
den linearen Abmessungen fünfmal gröſsern Stahlstückes gleicher Qualität eine 5 × 5
× 5= 125 mal gröſsere Schlagarbeit erforderlich sein. Wollte man den Dampfhammer in
seinen linearen Dimensionen auch fünfmal gröſser bauen, so wäre sein Fallgewicht
125mal und die Fallhöhe 5 mal gröſser, die Schlagarbeit betrüge das 625fache, wäre
also entschieden zu groſs. Würde man die erforderliche 125 mal gröſsere Schlagarbeit
nur durch ein 125 mal gröſseres Gewicht des Hammerbären bei gleicher Fallhöhe
erzielen wollen, so würde man zu wenig rationellen Cylinderdimensionen kommen. Man
muſs also die Hubhöhe auch vermehren; dadurch wächst aber die Geschwindigkeit des
Schlages und mit wachsender Geschwindigkeit wird auch ein gröſserer Arbeitsverbrauch
eintreten; man wird sich daher gezwungen sehen, die Zahl 125 nach aufwärts abzurunden, z.B. auf 160 zu
erhöhen, die Hubhöhe doppelt, das Fallgewicht 80fach zu nehmen. Ein theoretisch
genaues Vorgehen wird hier erst dann möglich sein, wenn der Einfluſs der
Geschwindigkeit auf den Arbeitsaufwand festgestellt sein wird; aber einen nicht zu
unterschätzenden Anhaltspunkt gewährt unsere Regel schon jetzt. Man läſst auch
thatsächlich die Hubhöhe langsamer wachsen als das Fallgewicht; so haben Massey's Hämmer:
bei einem Bärgewichte von
1000
1500
2000
3000
4000
5000k
eine Fallhöhe von
0,825
0,975
1,125
1,35
1,5
1m,65.
Aber in der Regel ist die auf kleine Schmiedestücke
aufgewendete Schlagarbeit verhältniſsmäſsig weit gröſser als die auf groſse
Schmiedestücke verwendete. Wenn auf ein 10k
schweres Schmiedestück ein Schlag von 200mk fällt,
so müſste einem 1000k schweren Schmiedestücke
ähnlicher Form mindestens ein 20000mk Schlag
gegeben werden, um mit derselben Intensität zu wirken, und dies geschieht meist
nicht, daher auch groſse Schmiedestücke, namentlich Bessemerachsen u. dgl., nicht
selten Hohlräume aufweisen.
Handelt es sich um die Bestimmung der Pressungen in den einzelnen Stadien der
Formänderung, oder um die Bestimmung der Maximalpressung etwa zum Zwecke der Wahl
einer hydraulischen Presse, dann kann man den obigen Satz auch so aussprechen: Die Drücke, welche zur gleichartigen Formänderung zweier
geometrisch ähnlichen und materiell gleichen Körper erfordert werden, verhalten
sich wie die correspondir enden Querschnitte der gepreſsten Körper, Hier
ist P1 : P2 = 1 : a2. Es ist leicht
einzusehen, daſs dieser Satz nur eine andere Form des ersten ist; denn für zwei
correspondirende Stufen der Formänderungen beider Vergleichskörper ist die Pressung
mal dem Wegelemente (Differential des Weges) gleich der Arbeit. Die Wegelemente
stehen auch im Verhältnisse 1 : a, daher ∫ P1 ds1 : ∫ P2 ds2 = A1 : A2 = 1 : a3.
Wir gehen nun zur Darlegung einiger Versuche über, welche die Richtigkeit des
gegebenen Satzes erhärten, bemerken aber im vorhinein, daſs es schwierig ist, zwei
materiell ganz gleiche Körper zu erlangen, und daſs weiche Massen, wie Thon,
Porzellanerde u. dgl., unter hohem Drucke Wasser abgeben und hierdurch das Resultat
einigermaſsen beeinträchtigen.
Tresca's umfangreiche Versuchsreihen bieten leider für
die vorstehende Frage äuſserst wenig, weil unter den von ihm der Formänderung
unterworfenen Körpern, so weit dieselben uns aus seiner oben angezogenen
Veröffentlichung bekannt sind, sich keine solchen von genauer geometrisch ähnlicher Form bei gleicher Masse befinden, welche
wesentlich abweichende Dimensionen aufwiesen und wobei zugleich die
Druckverhältnisse angegeben wären. Immerhin wird es aber der Mühe verlohnen nachzusehen, wie
Daten, welche annähernd den zu stellenden Anforderungen nachkommen, sich zu unserem
Satze verhalten. In Bd. 20 S. 743 der Savants étrangers
findet sich eine Tabelle verschiedener Lochungsproben von Blei, aus welchen zwei für unsern Fall noch am ehesten vergleichbare
Proben herausgehoben werden sollen:
Nr. 2 Scheibe
DurchmesserDicke
60mm 24
StempeldurchmesserMaximalpressung
20mm2665k
Nr. 8 Platte
langbreitdick
124mm124 51
StempeldurchmesserMaximalpressung
50mm13 627k.
Nach den Dimensionen der gelochten Platten betrüge das
Verhältniſs nahezu 1 : 2, daher P : P' = 1 : 4 sein müſste, was die Pressung im zweiten
Falle zu 10 660k ergäbe. Nach dem Verhältniſs des
Stempeldurchmessers wäre P : P' = 4 : 25 oder die
Pressung im zweiten Falle 16 656k; es liegt also,
wie es sein muſs, die von Tresca gefundene Zahl
zwischen diesen beiden.
Auf S. 754 a. a. O. sind Lochungsproben von Zink in
einer Tabelle angegeben; auch hier sind geometrisch ähnliche Probestücke nicht
vorhanden; die gelochten Zinkplatten hatten wohl verschiedene Dicke, aber fast
gleiche Länge und Breite. Halbwegs zur Vergleichung sind geeignet:
Nr. 1
Durchmesser des LochstempelsBlockdicke
30mm35
Länge 117mmBreite 120
Widerstand bei 3mmEinpressung
25178k.
Nr. 2
Durchmesser des LochstempelsBlockdicke
40mm45
Länge 120mmBreite 120
Widerstand bei 4mmEinpressung
38645k.
Man sieht, daſs die linearen Abmessungen nahe wie 3 : 4 sich verhalten. Genau wäre
dies der Fall, wenn die Blockdicke in Nr. 2 statt 45mm 46mm,6 und die Länge und Breite
160mm betragen würde. Es muſs also die Zahl 38
645k kleiner sein als jene Zahl, welche wir
durch Anwendung unseres Satzes aus dem ersten Versuche erhalten würden, also kleiner
wie 16/9 × 25178 =
44761, und dies bestätigt sich.
Unter Tresca's zahlreichen Ausfluſsproben fanden sich zu
unserem Zwecke vergleichbare nicht vor.
Erwähnenswerth ist ferner, daſs die von Prof. K. Keller
in der Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und
Architectenvereines, 1879 S. 166 abgeleitete Formel für das Lochen von
Eisen, welche lautet:
A=D^3\pi\,40\left[\left(\frac{\delta}{D}\right)^2-0,21\right],
für geometrisch ähnliche Körper zur Proportion A1 : A2 = D13 : D23 = 1 : a3 führt, also gleichfalls unseren Satz bestätigt,
nachdem diese Formel als mit den Versuchen gut stimmend gefunden wurde. (D = Stempeldurchmesser, δ
= Blechdicke.)
Von den Verfassern durchgeführte Versuche sind folgende anzugeben.
1) Druckproben. Zwei Cylinder I und II aus weicher Porzellanmasse zwischen horizontalen Platten gedrückt:
I) d1 = 51mm, h1 = 66mm;
II) d2 = 35mm und h2 = 44mm;
es verhält sich 51 : 66 = 35 : 45,3; beide Cylinder sind also sehr nahe geometrisch ähnlich.
Bei der Deformation ergaben sich die aus folgender Tabelle ersichtlichen Werthe:
Cylinder I
Cylinder II
Belastung Q1
Zusammen-drückung s1
Belastung Q2
Zusammen-drückung s2
k
mm
k
mm
0,5
0,5
0,5
1
1
2
1
2,8
2
3,3
2
5,5
3
5,5
3
10,0
4
7,8
4
14,3
5
10,0
5
18,6
6
12,8
6
21,9
7
–
7
23,0
8
18,5
8
24,0
9
22,9
9
–
10
25,0
10
27
12
31,5
15
35,5
20
39,8
Aus diesen Versuchsdaten lassen sich die Arbeitsdiagramme construiren. Wir tragen für
den ersten Versuch die Zusammendrückungen als Abscissen und zwar in doppelter
Gröſse, als Ordinaten die Pressungen für je 1k mit
4mm auf; hierdurch erhält man die Linie I in Fig. 1.
Fig. 1., Bd. 234, S. 262
Das Diagramm für den zweiten Versuch wird in der Hauptsache
ebenso construirt; nur
werden alle s2 noch mit
dem Verhältnisse 51/35 und alle Q2 mit dem Quadrate dieses Verhältnisses multiplicirt, z.B. unter
Anwendung des Proportionalwinkels. Man erhält hierdurch die Linie II in Fig. 1. Man
ersieht, daſs diese beiden Curven sich so vollkommen decken, als dies bei derlei
Versuchen nur immer erwartet werden kann; mangelnde Uebereinstimmung findet erst
gegen Schluſs des Versuches statt, wobei das Auftreten von Rissen in der Masse und
die Abnahme des Wassergehaltes in den stärker gedrückten mittleren Partien die
Ergebnisse etwas unsicher machen.
Die von der Abscissenachse und der Curve I begrenzte
Fläche entspricht der zur Formänderung des Cylinders I gebrauchten Arbeit A1 und die durch Curve
II begrenzte Fläche der Arbeit A2 × (51/35)3. Da beide namentlich bis zur Ordinate mn gleich gesetzt werden können, so erhalten wir
A1 : A2 = 1 : (35/51)3 = 1 : a3 oder P1 : P2 z= 1 : a2.
Geht man mit der Zusammendrückung zwischen parallelen Platten noch weiter als in den
vorstehenden Versuchen, so werden die Unregelmäſsigkeiten, einerseits herrührend von
den auftretenden Rissen, andererseits von der Wasserabnahme, in den zumeist
gedrückten centrischen Partien, noch gröſser. Die erste Fehlerquelle läſst sich
dadurch beseitigen, daſs zwischen zwei Metallcylindern gleichen Durchmessers ein
bildsamer Porzellan- oder Thoncylinder gepreſst wird, welcher durch öftere Abnahme
der ausgepreſsten Partien (durch Verschiebung einer Blechhülle) stets möglichst auf
demselben Durchmesser erhalten wird. Die zweite Fehlerquelle läſst sich aber bei
diesen Materialien gar nicht beseitigen. Wird z.B. der das Wasser ziemlich gut
haltende Modellirthon etwa von 25 auf 2mm Höhe in
der angedeuteten Weise zusammengedrückt, so wächst die erforderliche Pressung bei
einem Durchmesser von 50mm von etwa 7 auf 100k, und untersucht man die zwischen den
Preſscylindern verbliebene Thonschicht, so ist sie um das Centrum sehr hart, fast
trocken und nimmt gegen auſsen an Weichheit und Feuchtigkeit zu.
Wachs zeigt andere Störungen, es ist ungleich und
verändert seine Widerstandsfähigkeit mit Aenderungen der Temperatur zu sehr.
Ein innerhalb der Dauer der Versuche sehr constanter Körper ist gut geknetetes Brot. (Frisches Brot von der Rinde befreit, geknetet.)
Mit dieser Masse wurden zwei Versuche gemacht, deren Resultate in nachfolgender
Tabelle eingetragen sind. Zu den Zahlen ist zu bemerken, daſs zwar der Weg des
Preſskolbens, sowie die drückende Kraft sich an dem Apparate ziemlich genau ablesen
lieſs, indem der Fehler in den Wegablesungen unter 0mm,2 und jener der Kraft bei den höheren Pressungen in Folge der
zusätzlichen Reibung etwa 3 Proc. betragen mochte, daſs aber die Preſsplatten nicht
ganz genau parallel blieben, so daſs bei den geringen Endabständen von nur 0mm,4 die verbliebene
I) Durchmesser möglichst con-stant 50mm erhalten.Ursprüngliche Höhe 38mm,3
II) D2 = 30mm h2 = 22mm,7
Belastung Q1
Entfernung derDruckplatten h1
Q
2
h
2
Q2 × 25/9
h2 × 5/3
k
mm
k
mm
6
30,5
2
21,0
5,5
35
6
24,0
2
17,8
5,5
29,6
7
19,0
2
13,0
5,5
21,6
7
17,0
2,7
11,9
7,5
18,2
7
14,0
3
9,0
8,2
15
9,25
11,0
3,1
8,0
8,6
13,3
10
8,9
2,9
7,0
8,2
11,7
11
7,7
3,2
6,0
9,0
10,0
12,25
6,2
3,5
5,0
9,7
8,3
16
5,0
4,2
4,0
12,0
6,6
17
4,0
6,5
3,0
18,1
5,0
18
3,4
10,0
2,0
27,7
3,3
21,5
3,0
13
1,5
36,1
2,5
26,0
2,5
20
1,0
55,5
1,7
31,0
2,0
25
0,8
69,4
1,3
36
1,7
30
0,6
83,3
1
46
1,3
37
0,4
103
0,6
56
1,1
66
0,9
86
0,6
106
0,4
Materialschicht doch nicht ganz gleich dick war, wenn auch die
Differenz kaum 0mm,2 überschritten hat.
Durch graphische Darstellung erhält man die beiden Diagramme I und II in Fig.
2, welche sich wieder nahezu decken. Ein völliges Zusammenfallen ist bei
derartigen Versuchen selbst bei aller Sorgfalt unerreichbar; zudem sind beide
Versuchskörper nicht ganz genau geometrisch ähnlich; aber auch dies ist bei solchen
Massen nicht zu erzielen.
Fig. 2., Bd. 234, S. 264
Bei Versuchen über die Fortpflanzung des Druckes im
Sande, welche für eine Aufgabe der Ingenieurwissenschaft unternommen
wurden, fanden die Verfasser gleichfalls die Giltigkeit des ausgesprochenen Gesetzes
bestätigt, wenn es auch zu weit führen würde, diese Versuche hier näher zu
besprechen.
(Schluſs folgt.)