Titel: Ueber Linaloë-Holz; von J. Moeller.
Autor: J. Moeller
Fundstelle: Band 234, Jahrgang 1879, S. 469
Download: XML
Ueber Linaloë-Holz; von J. Moeller. Moeller, über Linalöe-Holz. Die internationale Ausstellung von Seifen und Parfümerien in Hamburg 1879 brachte an Rohstoffen fast nichts – Neues gar nicht. Nur der gütigen Vermittlung des Hrn. Gebhardt (Firma Jünger und Gebhardt) verdanke ich ein Muster des Linaloë-Holzes, dessen ätherisches Oel in neuester Zeit vielfach angewendet wird, weil das mit Hilfe desselben dargestellte Parfüm sich immer steigender Beliebtheit erfreut. Das Holz ist auſserordentlich leicht, porös, fast schwammig, hellgelb von Farbe mit Ausnahme von quantitativ sehr untergeordneten Partien, welche dichter, härter und dunkler (rothbraun) sind. Sie kommen im Holze theils als isolirte, etwa haselnuſsgroſse und kleinere, scharf abgegrenzte Complexe vor, oder sie bilden zusammenhängende, im Zickzack oder wellenförmig verlaufende, unregelmäſsige Bänder und verleihen so dem Querschnitte ein moirirtes Aussehen. Bei näherer Betrachtung erkennt man auf dem Querschnitte zahlreiche, regellos vertheilte Poren zwischen den geradläufigen, dicht gedrängten, feinen und kaum kenntlichen Markstrahlen. Jahresringe sind nicht einmal andeutungsweise vorhanden, so wenig wie eine andere concentrische Schichtung des Holzes oder eine Zeichnung, die auf eine stellenweise Häufung irgend eines elementaren Bestandtheiles bezogen werden könnte. Die mir zur Verfügung stehende Probe des Holzes hat einen sehr angenehmen, der Qualität nach kaum bestimmbaren Duft, welchem ich aber mit Rücksicht auf die Herkunft vorläufig keinen charakteristischen Werth beilegen möchte, obwohl derselbe bis heute, nach zwei Monaten, sich ungeschwächt erhalten hat. Das Holz ist vollkommen geschmacklos. Die wässerigen Extracte sind beinahe farblos und enthalten nicht einmal Spuren von Gerbstoff. Auch die alkoholischen Auszüge sind sehr schwach gelb gefärbt, und es gelang mir nicht in ihnen mit Sicherheit harzige Substanzen nachzuweisen. Die mikroskopische Untersuchung lehrt unzweifelhaft, daſs nur jene vorhin beschriebenen dichten und dunkelgefärbten Partien des Holzes das ätherische Oel enthalten, während die specifisch leichten, hellfarbigen Theile – in dem vorliegenden Muster die Hauptmasse – vollkommen inhaltslose Zellen zeigen. In jenen erweisen sich die Zellen ohne Ausnahme erfüllt von einer bernsteingelben bis dunkel rothbraunen homogenen Substanz. Die Zellwände sind gleichfalls tingirt, sonst aber unversehrt. Die in Rede stehende Substanz widersteht allen Lösungsmitteln für Harze, ätherische und fette Oele; nur in concentrirten Alkalien wird sie gelöst. Sie besteht wahrscheinlich aus einem Gemenge von Harz und ätherischem Oel, das beim Eintrocknen von dem protoplasmatischen Wandbelege der Zellen umschlossen und dadurch für die Lösungsmittel unzugänglich wurde. Das merkwürdigste und von allen mir bekannten Fällen von Verharzung abweichende ist, daſs durchaus nicht angegeben werden kann, wodurch gerade die verharzten Partien des Holzes diesem Schicksal anheim gefallen sind. Sie sind von den sie umgebenden Partien in keiner Weise verschieden. Es sind nicht bestimmte Zellformen, wie z.B. das Parenchym bei Vatica lacciferaVgl. J. Moeller: Beiträge zur vergleichenden Anatomie des Holzes in den Denkschriften der kais. Akademie der Wissenschaften. Wien 1876. , welche verharzen; nicht eine auf pathologische Processe zurückzuführende Desorganisation oder eine in Folge der Senilirung auftretende rückschreitende Metamorphose, welchen z.B. der Dryobalanops-Campher seine Entstehung verdankt. Es ist auch nicht eine physiologische Verharzung, wie sie bei den Coniferen bekannt ist, und man kann sie auch nicht in Parallele stellen mit der Entstehungsart des Angelin-pedra-HarzesVgl. A. Vogl: Ueber den Bau des Holzes von Ferreira spectabilis in Pringsheim's Jahrbuch für wissenschaftliche Botanik, 1873 Bd. 9 S. 277., weil die begleitenden Erscheinungen wesentlich andere sind. Es ist möglich, daſs die Zweifel an besserem, besonders an gröſserem Material gelöst werden können. Ich habe mich auch brieflich an die Firma Schimmel und Comp., welche, wie ich erfuhr, allein in Deutschland das Rohmaterial verarbeitet, gewendet, zu meinem Bedauern aber keine Antwort erhalten. Vielleicht bietet diese Notiz Veranlassung, daſs ein mir unbekannter Consument des Holzes Proben desselben und Angaben über Abstammung, Herkunft, Destillationsverfahren u. dgl. mittheilt. Der anatomische Bau des Holzes bietet keine besonderen Eigenthümlichkeiten. Die Gefäſse sind meist isolirt, hier und da auch zu kurzen radialen Reihen vereinigt. Ihr Durchmesser schwankt zwischen 0,03 und 0mm,15, beträgt aber meist 0mm,1. Die wenig verdickten Wände tragen ein dichtes Netz groſser, queroval behöfter Spaltentüpfel. Die meisten sind von dünnwandigen Stopfzellen dicht erfüllt. Die Libriformfasern sind in der Regel nur 0,5 bis 0mm,6 lang, 0mm,025 breit und wenig verdickt (0mm,003). Neben gestreckten, in stumpfe Spitzen endigenden kommen auch zahlreiche gekrümmte Formen mit gezackten Rändern und kurz gabelspitzigen Enden vor. Auch die Form der gefächerten Libriform fasern wird sehr häufig angetroffen, wenn sie nicht gar quantitativ überwiegt. Diese und der Mangel von Holzparenchym können als charakteristische Kennzeichen des Holzes dienen. Das Holz scheint mir nahe verwandt oder identisch mit dem Bois de Citron de Mexique, von welchem Guibourt (Histoire naturelle des drogues simples) sagt: „Das Holz heiſst in Mexico Lignaloe oder Linalué.Lignum Aloes, Aloeholz, unter welchem Namen freilich die verschiedensten Hölzer, auch Agaven- und Palmenmark, vorkommen. Durch den Namen getäuscht, hat ein französischer Kaufmann eine gröſsere Menge nach Bordeaux gebracht und konnte sie zum Preise von 18 bis 20 Fr. für 1k nicht verkaufen. Das Holz hätte doch für die Parfümerie einen gewissen Werth. Es ist innen weiſs mit sehr unregelmäſsigen, longitudinalen Adern, die lichtbraun sind. Es ist sehr leicht, porös und riecht stark nach Citronen. Es enthält so viel ätherisches Oel, daſs man glauben würde, es sei durch Eintauchen imprägnirt; denn das Oel verdichtet sich in Tröpfchen an den Wänden des Gefäſses, in welchem das Holz eingeschlossen ist, und durchdringt vollständig die Etikette. In einem in Puebla 1832 erschienenen „Ensayo para la materia medica mexicana“ wird das Holz beschrieben und von einer Amyris-Art abgeleitet.“ Die letztere Angabe hat viel Wahrscheinlichkeit für sich. So weit mir Hölzer aus der Familie der Burseraceen bekannt sind, zeigen sie groſse Uebereinstimmung im anatomischen Baue mit diesem falschen „Aloeholz“.