Titel: Ueber neue Theerfarbstoffe.
Fundstelle: Band 235, Jahrgang 1880, S. 316
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Ueber neue Theerfarbstoffe. Ueber neue Theerfarbstoffe. Herstellung von Farbstoffen aus gechlorten Chinonen mit secundären und tertiären aromatischen Monaminen. Meister, Lucius und Brüning in Höchst a. M. (D. R. P. Nr. 8251 vom 24. Juni 1879) stellen aus den secundären und tertiären Monaminen der aromatischen Verbindungen neue Farbstoffe durch Einwirkung von Tri- und Tetrachlorchinon oder von rohem Chloranil her, wie es nach Gräbe aus Phenol mit chlorsaurem Kalium und Salzsäure erhalten wird. Zur Herstellung violetter Farbstoffe wird in 2 Th. Dimethylanilin nach und nach unter Umrühren 1 Th. Chloranil eingetragen und längere Zeit auf 60 bis 70° erwärmt. Die unter Salzsäure-Entwicklung erhaltene kupferglänzende Schmelze wird zur Entfernung des überschüssigen Dimethylanilins mit Wasser ausgekocht, worauf man durch Lösen des Rückstandes in 3 Th. Spiritus und Fällen der Lösung mit Wasser den Farbstoff rein erhält. Getrocknet und zerrieben bildet er ein metallglänzendes Pulver, welches in alkoholischer Lösung Wolle und Seide violett färbt. Wasserlöslich wird der Farbstoff durch Ueberführung in Sulfosäure mittels concentrirter Schwefelsäure. Blaue Farbstoffe bilden sich bei der Einwirkung von Chloranil auf Methyldiphenylamin und deren Homologe. Man erhitzt z.B. 2 Th. Methyldiphenylamin mit 1 Th. Chloranil längere Zeit im Wasserbade, bis die Masse zähflüssig geworden ist, dann noch so lange auf 120 bis 130°, bis eine Probe nach dem Erkalten sich pulvern läſst. Die schön kupferglänzende Schmelze wird einige Male mit concentrirter Salzsäure ausgewaschen, um das nicht gebundene Methyldiphenylamin zu entfernen. Der Rückstand wird in 10 Th. Alkohol gelöst, die filtrirte Lösung mit 10 Th. Wasser gefällt. Das ausgeschiedene Blau bildet nach dem Trocknen ein violettes Pulver, welches sich in Alkohol mit rein blauer Farbe löst und Seide sowie Wolle reiner färbt wie Triphenylrosanilin. Wie aus diesem lassen sich auch aus dem neuen Farbstoff mittels Schwefelsäure Alkali-, Seiden- und Baumwollblau herstellen. Aehnliche Farbstoffe geben Aethyldiphenylamin, die entsprechenden Ditolylamine, Phenyltolylamine u.s.w. Zur Gewinnung grüner Farbstoffe läſst man Chloranil auf das benzylirte Diphenylamin und dessen Homologe, Benzyltolylphenylamin u.s.w. einwirken. Man erwärmt z.B. 3 Th. Benzyldiphenylamin auf 60°, trägt allmählich 1 Th. Chloranil ein und erwärmt so lange auf 60 bis 80°, bis sich eine erkaltete Probe brechen läſst. Die violettschwarze Schmelze wird in 50 Th. Alkohol gelöst, die filtrirte gelbgrüne Lösung mit 2,5 Th. Wasser und 1 Th. Salzsäure von 1,2 sp. G. versetzt. Der gefällte Farbstoff bildet nach dem Trocknen und Zerkleinern ein dunkelgrünes Pulver, welches nach der Behandlung mit Schwefelsäure leicht ein Alkaligrün oder wasserlösliches Grün gibt. Herstellung von Farbstoffen durch Einwirkung von Nitrobenzol auf Gemenge von Anilin und Metalldoppelchloride. Mischt man nach A. Herran in Paris und A. Chaudé in Yerres (D. R. P. Nr. 7991 vom 28. December 1878) ein Metalldoppelchlorid, z.B. Aluminiummagnesiumchlorid, Aluminiummanganchlorid, Aluminiumnatriumchlorid, mit Anilin und Nitrobenzol oder deren Homologen und erwärmt auf 140 bis 210°, so bilden sich Farbstoffe, welche durch Behandeln mit Schwefelsäure wasserlöslich werden. Mischt man z.B. 2 Th. Anilin mit 1 bis 1,5 Theil eines Doppelchlorides, z.B. Aluminiumzinkchlorid, erwärmt bis nahe zum Siedepunkt des Anilins, fügt 1 bis 1,25 Th. Nitrobenzol hinzu und erhitzt 2 Stunden lang unter Umrühren auf 150 bis 180°, so erhält man einen blauen Farbstoff, welcher nach dem Behandeln mit Schwefelsäure in Alkalien gelöst wird. Zur Herstellung rother und grauer Farbstoffe nimmt man etwa 2 Th. käufliches Toluidin auf 1 bis 1,5 Th. Doppelchlorid, erhitzt, fügt 1,25 Th. Nitrobenzol oder 1,5 Th. Nitrotoluol hinzu und erhitzt auf etwa 180°, bis eine herausgenommene Probe goldglänzend und brüchig ist. Durch Behandeln mit kochendem Wasser erhält man den krystallisirenden rothen Farbstoff, das zurückbleidende unlösliche Grau wird durch Behandlung mit concentrirter Schwefelsäure wasserlöslich gemacht. Constitution des Naphtalins. F. Reverdin und E. Nölting behandeln in einer (bei H. Georg in Genf erschienenen) Schrift sehr eingehend und mit sehr reicher Literaturangabe die Constitution des Naphtalins und seiner Abkömmlinge.