Titel: Zur Herstellung und Verwendung von Leuchtgas.
Fundstelle: Band 236, Jahrgang 1880, S. 237
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Zur Herstellung und Verwendung von Leuchtgas. (Fortsetzung des Berichtes "S. 161 dieses Bandes.) Mit Abbildungen auf Tafel 22. Zur Herstellung und Verwendung von Leuchtgas. Herstellung von Wassergas und Carburirung desselben von J. Livesey und J. Kidd in London (* D. R. P. Kl. 26 Nr. 2075 vom 1. Februar 1878 und Zusatz * Nr. 8644 vom 8. Juli 1879). Der Ofen A (Fig. 1 Taf. 22) ist von einem Behälter C umgeben; der hier entwickelte Wasserdampf geht durch eine Röhre F in den unteren Theil der im Feuer liegenden Schlange B, deren oberes Ende mittels des Rohres f und eines Kanales in den unteren Theil der Retorte D mündet, welche mittels eines durch Schraube e angepreſsten Deckels E geschlossen wird. Die Retorte wird mit Kokes angefüllt und zum Glühen erhitzt. Der in der Schlange B überhitzte Wasserdampf tritt durch die mit Löchern versehene Platte d in die glühende Kohle, bildet hier ein brennbares Gasgemisch, welches durch das Rohr H in den zur Verstärkung der Leuchtkraft dienenden Theil des Apparates geleitet wird. Dieser Apparat besteht aus einem cylindrischen Behälter J (Fig. 2 Taf. 22), welcher mit festem Naphtalin angefüllt wird. Um das Naphtalin zu erhitzen, wird in den Behälter J der obere Theil einer Metallstange oder einer geschlossenen, mit etwas Wasser gefüllten Metallröhre K eingeführt, deren unterer Theil in das Rohr L mündet, welches mit einer Klappe l zur Regelung der Temperatur versehen ist. Die von H aus einströmenden Gase mischen sich mit den Naphtalindämpfen und werden dann durch die Röhre g den Brennern n zugeführt. Der Behälter J kann auch direct von den Verbrennungsgasen der Brenner erhitzt werden, indem er, wie Fig. 3 Taf. 22 andeutet, innerhalb eines Rohres M angebracht wird, welches ebenfalls mit einer Klappe l zur Regelung der Wärme versehen ist. Um Kohlenwasserstoffdämpfe in kurzer Zeit nach Anzündung der Brenner zu erhalten, kann an der Seite des Behälters J ein mit demselben in Verbindung stehendes Rohr i angebracht werden, so daſs die kleine Menge von geschmolzenem Naphtalin, welches in dem Rohr i enthalten ist, bald erhitzt wird und somit Dämpfe abgibt, ehe dies bei der gröſseren Masse im Behälter selbst geschieht. Um die Leuchtkraft des Leuchtgases zu vermehren, wird das feste Naphtalin durch die mit einer Kapsel luftdicht verschlieſsbare Oeffnung c (Fig. 4 Taf. 22) in den kugelförmigen Behälter A eingeführt, während das Leuchtgas von i aus durch das Rohr e eintritt und mit Naphtalindämpfen beladen durch das Rohr f zum Brenner G geführt wird. Durch die Platte W wird die erforderliche Wärme dem Behälter A zugeführt. Leuchtgasersparniſs. G. Iseler in Reudnitz-Leipzig (* D. R. P. Kl. 26 Nr. 8092 vom 27. Mai 1879) will den Leuchtgasverbrauch dadurch einschränken, daſs er dem Gase vor dem Eintritt in den Brenner Gelegenheit gibt, sich mit Gasolindämpfen zu sättigen. Zu diesem Zweck leitet er das Gas durch ein Gefäſs, in welchem es durch einen spiralförmig gewundenen Einsatz gezwungen wird, längere Zeit mit dem Gasolin in Berührung zu bleiben. Regenerativbeleuchtung. F. Siemens in Dresden (* D. R. P. Kl. 4 Nr. 8423 vom 25. März 1879) erzielt dadurch wesentlich höhere Leuchtkraft, daſs er Verbrennungsluft und Leuchtgas durch die abgehende Hitze der Flamme vorwärmt. Zu diesem Zweck besteht die in Fig. 5 Taf. 22 im Durchschnitt dargestellte Hängelampe aus drei in einander gesteckten Röhren, von denen das innere Rohr g das durch ein gewöhnliches Röhrchen r zugeführte Brenngas aufnimmt, während durch die ringförmigen Räume der äuſseren Röhren s die Verbrennungsproducte abgeleitet und durch l die zur Verbrennung erforderliche Luft zugeführt werden. Alle drei münden nach unten in die groſse Glaskugel k, welche mit der Oeffnung nach oben an der Bekleidung des äuſseren Rohres l luftdicht befestigt ist. Die drei concentrischen Räume g, s und l innerhalb der Röhren sind mit Drahtgeweben oder sonstigen lockeren Stoffen gefüllt. Die durch die Flammen b erzeugten Verbrennungsproducte geben beim Aufsteigen die mitgeführte Wärme an die den Raum s ausfüllenden Drahtgewebe ab und zwar vorzugsweise unten, bevor sie durch das Rohr e zu einem Hausschornstein entweichen. Die von oben zugeführte Luft und das Leuchtgas nehmen in umgekehrter Richtung einen groſsen Theil der abgegebenen Wärme wieder auf, indem die an die Drahtnetze im Rohre s abgegebene Wärme durch die Rohrwandungen hindurch mittels Leitung und Strahlung auf die übrigen Drahtnetze in den Röhren g und l übertragen werden. Die Gasflammen in der Kugel k werden also sowohl durch vorher hoch erwärmte Luft, wie auch durch vorgewärmtes Gas unterhalten, wodurch Temperatur und Lichtstärke bedeutend erhöht werden. Die stehende Lampe (Fig. 6 Taf. 22) ist in so fern etwas abweichend eingerichtet, als hier Leuchtgas und die von o aus eintretende Luft in den beiden inneren Röhren aufsteigen, während die Verbrennungsgase in dem äuſseren Rohre s herunterfallen, um durch den Kanal e nach einem Schornstein zu entweichen. Die Wandlampe (Fig. 7 Taf. 22) stellt eine Scheibe aus Eisenblech dar mit einem cylindrischen Ansatz in der Mitte, welche sich auf einer feststehenden, als Gasrohr dienenden Hohlachse g dreht. Die Scheibe s und der cylindrische Ansatz sind hohl und inwendig mit radial laufenden Rippen (vgl. Fig. 8) versehen, so daſs Durchlässe gebildet werden, welche von dem Umfang der Scheibe nach dem Mittelpunkt zu und von da durch den Ansatz in die davor angebrachte Glaskugel k führen. Die offenen, durch die Rippen gebildeten Durchlässe sind auch hier mit Drahtgeweben u. dgl. gefüllt. Wenn nun die Luft in der Pfeilrichtung an dem unteren Theil der Regeneratoren eintritt und durch die Durchlässe im Ansatz l in die Glaskugel k gelangt, um dort mit dem durch das Gasrohr g eingeführten, den Brennern entströmenden Brenngas zu verbrennen, so gehen die Verbrennungsgase nach oben und erwärmen die entsprechenden Kanäle mit den Drahtnetzfüllungen. Durch Drehung der Scheibe s mittels des Handgriffes a oder eines Uhrwerkes kommen nun die oben erwärmten Regeneratoren nach unten und vermitteln auf diese Weise die Vorwärmung der Luft, während das Gas durch die Wandungen des Rohres g erwärmt wird. Der hinter der Flamme aufgestellte Reflector r wirft das Licht vollkommen zurück. Fig. 9 Taf. 22 stellt eine Gaslampe mit Retorte dar, welche namentlich zur Beleuchtung im Freien verwendet werden soll. Die innere der drei in einander gesteckten Röhren (A) ist mit Kohlen, die beiden ringförmigen Räume der äuſseren Röhre a und c sind mit Regeneratoren gefüllt. Das äuſserste, unten geschlossene Rohr steht auf dem Ofen und schlieſst mit demselben ab, die beiden inneren, unten offenen Rohre ragen frei in den Ofen hinein. Das innerste Rohr trägt an seinem oberen Ende einen Rohransatz n, welcher durch die Wandungen der äuſseren Rohre hindurch schräg nach oben und am oberen Ende in einen Wasserverschluſs mit Deckel ausläuft. Dieser Ansatz mit Deckel dient zur Aufnahme der Kohlen, welche durch das ganze innere Rohr hindurch frei auf den Rost des Ofens fallen. Am oberen Ende über dem Rohransatz ist das innerste Rohr mit einem dichten Boden versehen, durch welchen ein Gasrohr reicht und nach oben geführt wird. Das zweite unten offene Rohr ist oben ebenfalls verschlossen. Unter dem Verschluſs führt ein Zweigrohr durch die Wandungen des äuſsersten Rohres hindurch, welches dazu dient, die auf dem Rost gebildeten Verbrennungsproducte abzuführen. Das äuſserste Rohr, welches unten auf dem Ofen aufsitzt, ohne jedoch mit demselben in Verbindung zu stehen, dagegen mittels eines Kranzes Löcher Luft von auſsen in den ringförmigen Raum zuläſst, erhält oben eine haubenartige Verengung, welche sich um das Gasrohr derart legt, daſs beide concentrisch fast in einer horizontalen Ebene nach oben zu ausmünden. Das äuſserste Rohr und der Ofen sind noch mit einer Isolirschicht versehen, um die Wärme möglichst festzuhalten. Wenn nun das innerste Rohr durch den oberen Ansatz mit Kohle gefüllt, der Deckel auf den Wasserverschluſs gesetzt und Feuer auf den Rost gelegt ist, so muſs die so gebildete Flamme das innerste Rohr umspülend durch den ringförmigen, mit Regeneratorflächen gefüllten Raum des mittleren Rohres streichen, um bei c durch das obere Zweigrohr zu entweichen. Die Flamme wird also nicht nur den Regenerator des mittleren Rohres, sondern auch das innerste als Retorte dienende Rohr mit dessen Kohleninhalt und den Luftregenerator des äuſsersten Rohres erwärmen und endgültig die Kohlen zur Vergasung bringen. Die leuchtende Flamme entweicht in diesem Falle in die äuſsere Atmosphäre, ohne daſs die Hitze derselben weiter ausgenutzt wird, was aus dem Grunde auch überflüssig ist, weil man durch die Verbrennung der in der Retorte gebildeten Koke eine hinreichende Wärmequelle besitzt, um nicht nur die Kohlen zu vergasen, sondern auch noch die zur Verbrennung des Gases dienende Luft vorzuwärmen. Damit beim Gebrauch der Ofen nicht jedesmal neu angesteckt zu werden braucht, löscht man die Flamme durch einen luftdicht aufgesetzten Deckel und schlieſst gleichzeitig das Abzugsrohr für die Verbrennungsproducte, sowie das Schürloch unten am Ofen. Es findet dann keine weitere Verbrennung der Kohlen statt, wohl aber erhält sich auf dem Rost mehrere Tage eine Glühhitze, so daſs man nur nöthig hat, alles wieder zu öffnen und Kohlen einzuschütten, um nach etwa 1 bis 2 Stunden das Gas wieder anstecken zu können. Eine Regenerativ-Erdöl-Beleuchtung zeigt der Durchritt Fig. 10 Taf. 22. Sie unterscheidet sich von dem in Fig. 7 dargestellten Apparat nur dadurch, daſs die Scheibe s drehbar ist, während die Kugel k nebst cylindrischem Ansatz l auf der Hohlachse g feststehen. Von dem Erdölbehälter p führt ein Rohr zum Brenner b, dessen Schraube unterhalb der Kugel angebracht ist. Um leicht zur Flamme gelangen zu können, befindet sich oben in der Kugel eine Oeffnung, welche durch einen passenden Deckel verschlossen wird. Daſs durch eine solche Vorwärmung die Leuchtkraft bedeutend erhöht werden kann, ist wohl zweifellos. Neue Gasbrenner. Die „Rue du quatre septembre“ in Paris ist seit kurzer Zeit mit Lampen von Lacarrière und Delatour (Technologiste, 1879 S. 369) beleuchtet, welche aus 6 Schnittbrennern B (Fig. 11 und 12 Taf. 22) in einem Kreise von 15cm Durchmesser bestehen. Die beiden Glaskamine C und D unterhalten einen Luftstrom innerhalb und einen auſserhalb des Flammenkreises, deren Querschnitt so gewählt ist, daſs eine möglichst groſse Leuchtkraft erzielt wird. Die Druckschwankungen werden durch ein Giroud'sches Rheometer G (* 1874 212 458) ausgeglichen. Um Mitternacht werden durch entsprechende Drehung des Hahnes R die 6 Flammen verlöscht, während sich gleichzeitig der höher stehende Brenner E entzündet. Der kleine Brenner H wird überhaupt nicht ausgelöscht, so daſs des Abends das Oeffnen des Hahnes R genügt, die Flammen zu entzünden. Die Laterne gibt eine Leuchtkraft von 13 Carcellampen bei einem stündlichen Gasverbrauch von 1400l. Gasdruckregulator. Der von J. Sinclair in London nach dem Iron, 1879 Bd. 14 S. 773 in Fig. 13 Taf. 22 dargestellte für 1 bis 1000 Flammen gelieferte Regulator läſst das Leuchtgas von a aus eintreten, an dem Ventil o vorüber in den Raum D und in der Pfeilrichtung durch das Rohr b zum Brenner. Bei steigendem Gasdruck wird die in eine Rinne mit Quecksilber tauchende Glocke B und damit auch das Ventil gehoben, der Gaszufluſs somit entsprechend vermindert. Durch Abnehmen oder Auflegen kleiner Gewichtstücke bei A kann der Gasverbrauch genau geregelt werden (vgl. Barbary * 1868 187 40. Liebau 1875 216 * 142. 544. Teclu * 1877 223 379). Bei Schooley's Gasregulator (Engineer, 1879 Bd. 48 S. 153) geht das Gas, wie in Fig. 14 Taf. 22 zu sehen, in ähnlicher Weise von a aus an dem Kegelventil o vorüber durch das Rohr b zum Brenner. Bei steigendem Gasdruck wird von dem ringförmigen Rohre c aus die mit Wasserverschluſs versehene Glocke B gehoben und damit der Gasdurchlaſs bei o entsprechend verringert. Der Gasregulator von E. Braundbeck in Hamburg (* D. R. P. Kl. 26 Nr. 6126 vom 20. August 1878) hat eine ähnliche Einrichtung als der von Judkin (* 1872 205 30); nur bewegt sich hier die Klappe d (Fig. 15 und 16 Taf. 22) in zwei mit den Muttern h befestigten Gelenken e. Um das die Glocke y abschlieſsende Quecksilber q vor Oxydation zu schützen, wird dasselbe mit einer Schicht Glycerin g bedeckt. Aehnlich ist der Druckregulator von W. Ritter in Altona (* D. R. P. Kl. 26 Nr. 6154 vom 6. November 1878).

Tafeln

Tafel Tafel 22
Tafel 22