Titel: Ueber Wassermesser.
Fundstelle: Band 236, Jahrgang 1880, S. 497
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Ueber Wassermesser. Mit Abbildungen. (Schluſs der Uebersicht S. 341 dieses Bandes.) Ueber Wassermesser. 148) J. H. Johnson patentirte einen zweicylindrigen Kolben-Wassermesser von E. E. P. Clausolles (Nr. 2613 vom 3. October 1871). Zwei Cylinder, an einem Ende geschlossen, am anderen offen, liegen mit ihren offenen Enden gegen einander gekehrt und durch einen Zwischenraum getrennt in einem wasserdichten Gehäuse. In jedem Cylinder bewegt sich ein Kolben; beide Kolben sind fest verbunden durch eine Stange, auf welcher zwei Stellringe befestigt sind. Von den geschlossenen Enden der beiden Cylinder führen zwei Kanäle bis in die Mitte des Wassermessers, wo sie neben der Ausfluſsöffnung münden. Ueber je zwei dieser Kanalmündungen greift ein Schieberventil, an welchem ein langer Hebel befestigt ist, der bis an die Verbindungsstange der beiden Kolben reicht. Beim Hin- und Hergang des Kolbens stoſsen die auf der Stange sitzenden Stellringe gegen diesen Hebel und setzen abwechselnd die Mündung des einen oder anderen Kanales mit dem Auslauf in Verbindung. Das Wasser tritt direct in das Gehäuse ein und erfüllt den ganzen Innenraum, geht dann durch die vom Schieber frei gelassene Oeffnung hinter den einen Kolben und drückt das hinter dem anderen Kolben im Meſscylinder befindliche Wasser durch den Kanal unter den Schieber und von da zum Auslauf. Das Zählwerk wird durch eine Zahnstange getrieben, welche zwischen den beiden Kolben befestigt ist. 149) Das Patent Nr. 2714 vom 13. October 1871 wurde von L. Sterne auf verschiedene, einfach- und doppeltwirkende Diaphragma – Wassermesser von Aug. Almquist aus New-York genommen. Die Besonderheiten dieser Apparate Gestehen darin, daſs bei der Füllung oder Leerung der aus elastischen Membranen gebildeten Meſsräume eine Achse in Oscillationen versetzt wird, die durch eine Kurbel den Steuerungshahn in Umdrehung versetzt. Für die plötzliche Umsteuerung und genaue Regulirung der den Apparat passirenden Flüssigkeitsmenge werden elastische Stahlbänder benutzt, welche beim Spiel des Apparates gespannt, arretirt und wieder ausgelöst werden. Die Vorrichtungen sind sehr complicirt und ohne Zeichnung nicht verständlich. 150) Der Apparat von E. T. Hughes für Th. Alden Curtis patentirt (Nr. 2815 von 21 October 1871), gehört zur Klasse derjenigen Wassermesser, bei denen der Kolbencylinder als Kippgefäſs construirt ist und um eine horizontale Achse oscillirt. Durch die Wand des Meſscylinders gehen an beiden Enden zwei Zapfen, welche nach auſsen und innen vorstehen und durch einen Rahmen mit einander verbunden sind; mit den äuſseren Vorsprüngen ruht der Cylinder abwechselnd auf der einen oder anderen Seite auf drehbaren Lagern. Im Innern des Meſscylinders bewegt sich ein mit Leder abgedichteter Kolben. Das Wasser flieſst durch einen Vierweghahn an der Oscillationsachse ein; von dort laufen Kanäle an die Enden des Cylinders. Dieser wird stets mit dem schwereren Ende, in welchem sich der Kolben befindet, schief nach unten stehen. Flieſst nun Wasser auf der unten befindlichen Seite des Cylinders ein, so wird der Kolben nach oben geschoben, während das obere Ende des Cylinders mit dem Stift auf dem Lager ruht. Gelangt der Kolben aus Ende seines Laufes, so drückt er den Stift nach auſsen, das Lager wird dadurch fortgeschoben, der Cylinder verliert seine Unterstützung und kippt um; dadurch wird der Vertheilungshahn gedreht und das gehobene Kolbenende legt sich mit dem Stift auf das andere Lager. Das Spiel des Apparates wiederholt sich sodann in ähnlicher Weise, zunächst in entgegengesetzter Richtung. 151) G. W. Copeland construirte zwei Wassermesser, welche von Bristow Hunt unter Nr. 3045 vom 10. November 1871 patentirt wurden. Das Princip dieses Apparates ist dem bei dem Wassermesser von Chadwick und Frost (* 1880 235 394 Nr. 76) zur Anwendung gekommenen ganz ähnlich: Umsteuerung eines Hilfsschiebers durch eine an der Kolbenstange oder dem Kolben sitzende Nase und Verstellung des Hauptschiebers durch den Wasserdruck. In dem vorliegenden Apparat liegt der Meſscylinder horizontal; der hohle Kolben ist etwas mehr als halb so lang wie der Meſscylinder und besitzt an beiden Enden Dichtungsringe. Ueber dem Meſscylinder liegt der Hauptschieber, welcher als Kolben construirt ist und die Enden des Meſscylinders abwechselnd mit Zufluſs und Abfluſs in Verbindung setzt. In der Mitte liegt der Hilfsschieber, an welchem nach unten ein Stift befestigt ist, welcher durch die Wand ins Innere des Meſscylinders hineinragt. Beim Hin- und Hergang des Kolbens stöſst am Ende jedes Laufes der Dichtungsring gegen den Stift und verstellt den Hilfsschieber; dadurch wird das Wasser so in dem Schieberkasten vertheilt, daſs der Hauptschieber verstellt wird und damit der Hauptkolben im Meſscylinder seinen Lauf in entgegengesetzter Richtung beginnt. – Der zweite in dem vorliegenden Patent beschriebene und abgebildete Apparat unterscheidet sich im Wes es entlichen nicht von dem ersten. 152) J. Bray construirte einen aus Kolben- und Diaphragma-Wassermesser combinirten Apparat (Englisches Patent Nr. 3367 vom 13. December 1871). In einem horizontalen Cylinder befindet sich ein hohler Kolben von ungefähr der halben Länge des Meſsraumes. Central durch diesen Kolben läuft ein in der Mitte durch eine Scheidewand quer getheiltes Rohr, in welchem zwei an den Cylinderenden befindliche Führungsstifte sich bei der Bewegung des Kolbens aus- und einschieben. Der Kolben ist gegen den Meſscylinder nicht durch eine feste Packung abgedichtet, sondern durch zwei elastische Rohrstücke. Das eine Ende jedes Rohrstückes ist zwischen die Endplatte und den Meſscylinder eingeklemmt, das andere an dem Kolben befestigt. Beim Spiel des Kolbens faltet sich das eine Rohrstück gewissermaſsen zusammen, während sich das andere abwickelt. Die Steuerung des Wasserlaufes wird in der Weise bewirkt, daſs durch einen Schlitz in der Mitte des Meſscylinders und des Kolbens ein Hebel geht, welcher durch den Kolben hin und her bewegt wird. Die hin und her gehende Bewegung theilt sich einer Achse mit, durch welche mittels eines umkippenden Hebelgewichtes ein Vierweghahn verstellt und das Zählwerk getrieben wird. 153) D.H. Brandon nahm ein Patent auf einen Kolben-Wassermesser von V. Fogerty aus Boston (Nr. 3483 vom 23. December 1871). Derselbe besteht aus einem horizontalen Meſscylinder, in welchem sich ein Kolben ohne weitere Verbindung hin und her bewegt, je nachdem das Wasser am einen oder anderen Ende eintritt. Zur Steuerung des Wasserlaufes liegen parallel unter dem Hauptcylinder zwei Hilfscylinder c und d, die durch eine verticale Scheidewand xx getrennt sind. Fig. 1 gibt einen Horizontalschnitt der beiden Hilfscylinder, der darüber liegende Meſscylinder ist in der Abbildung nicht sichtbar. In den Cylinder c mündet das Zufluſsrohr c1; bei d1 flieſst das durch den Meſscylinder gegangene Wasser aus d ab. Vor diesen beiden Rohrmündungen spielen zwei als Kolben construirte Schieberventile h und i, welche sich abwechselnd an die Enden der Röhren u anlegen und dadurch die eine oder andere der Hälften lm des Zufluſscylinders c oder no des Ablaufcylinders d von der entsprechenden Rohrmündung c1 beziehungsweise d1 abschlieſsen. Die durchgehenden Stangen r dieser Kolben sind an zwei Balanciers s und t befestigt. Von den Abtheilungen l und n führen zwei Kanäle p und p1 ins Innere des Meſscylinders, welcher in der Zeichnung nicht sichtbar und über den beiden Cylindern liegend gedacht ist. Von den Abtheilungen m und o führen die Kanäle q und q1 zum anderen Ende des Meſscylinders. Befinden sich die einzelnen Theile des Wassermessers in der durch die Zeichnung dargestellten Lage, so wird das Wasser von c durch g eintreten, nach l gelangen und durch p ins Innere des Meſscylinders strömen, welcher durch die Oeffnung p1 mit dem Raum n communicirt. Auf die Flächen a2 und b2 der Kolbenschieber wirkt also der Einströmungsdruck gleich und entgegengesetzt, das System bleibt in Ruhe. Der im Innern des Meſscylinders befindliche Kolben wird durch den Wasserdruck gegen das Ende 2 hingeschoben und das vor demselben befindliche Wasser durch q in den Raum m eintreten, denselben erfüllen, ferner durch q1 nach o zum Ausfluſsrohr d1 gelangen. Auf die unteren Flächen der beiden Kolben Schieber c2 und d2 wirkt also der Ausgangsdruck ebenfalls gleichmäſsig. Ist der Hauptkolben am Ende seiner Bahn angelangt, so liegt er vor den Oeffnungen q und q1 und unterbricht dadurch die Verbindung der Kammern m und o mit dem Meſscylinder. Dadurch wird das Gleichgewicht in so fern gestört, als der Druck in der Kammer o sich mit dem allmählichen Abfluſs des Wassers aus d2 fortwährend vermindert; der Kolben i wird in Folge dessen gegen die Mündung der Kammer o gedrückt und der Wasserlauf umgesteuert. Fig. 1., Bd. 236, S. 499 Zum Schluſs dieser Uebersicht der älteren WassermesserVgl. * 1877 223 367. 224 254. 500. 225 137. 442. 1878 228 370. 230 356. 1880 235 394. 463. 236 77. 165. 253. 341. 497., welcher auf Grundlage der deutschen Patentschriften die Beschreibung der neueren Wassermesser folgen soll, möge noch der Hinweis auf solche Apparate gegeben werden, die in diesem Journal beschrieben, aber in der vorstehenden Reihe nicht erwähnt sind. Der Flüssigkeitsmeſsapparat von J. P. Reininghaus in Graz (1867 184 * 396) ist zunächst für Spiritusfabriken bestimmt, soll aber auch als Wassermesser beim Speisen der Dampfkessel Verwendung gefunden haben. Der von E. A. Chameroy in Paris (1869 193 * 185) patentirte Wassermesser gründet sich auf die Möglichkeit der Abschätzung eines Flüssigkeitsvolumens, welches unter constantem Druck durch eine veränderliche Ventilöffnung durchflieſst. Für Dampfkessel-Speisung haben Fischer und Stiehl in Essen (1870 196 * 1) einen Verdampfungsmesser geliefert, welcher mit der Menge auch die Temperatur des Wassers berücksichtigt. Den Haupttheil des Wassermessers von Boutelon und Piau in Angers (1870 196 * 185) bildet ein Zellenrad in Verbindung mit einem Zählwerk. Henzel's Diaphragma-Wassermesser (1870 196 * 489) ist für Dampfkessel-Speisungen in Verwendung gekommen. Bei dem Wassermesser von J. A. Müller in Amsterdam (1870 197 541. 1871 199 * 257) wird das Zählwerk durch den Luftstrom bethätigt, welchen der flieſsende Wasserstrahl hervorruft. Oesten's Heizmesser (1874 212 * 135) gibt die Zahl von Wärmeeinheiten an, welche die hindurchgehende Flüssigkeit enthält. Eine Verbesserung des Siemens'schen Wassermessers für wechselnde Druckhöhe hat Prof. Werner (1874 212 257) angegeben. Der Nicolas und Chamon'sche Apparat (1875 215 * 305) stimmt im Principe mit dem Henzel'schen Diaphragma-Wassermesser überein. Die erste Ausführung der Rosenkranz'schen Wassermesser ist in D. p. J. 1875 216 * 295 mitgetheilt. – Eine frühere Idee desselben Erfinders (1870 196 489 Anmerkungsnote) scheint mit dem J. A. Müller'schen Apparat verwandt zu sein. Von dem Erfinder der trockenen Gasuhr, William Richards, ist ein Diaphragma-Wassermesser (1876 220 * 502) angegeben worden.