Titel: Sparre's Verfahren zur Herstellung von Jacquardkarten bezüglich directem Weben von der Musterzeichnung.
Autor: A. L.
Fundstelle: Band 237, Jahrgang 1880, S. 30
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Sparre's Verfahren zur Herstellung von Jacquardkarten bezüglich directem Weben von der Musterzeichnung. Sparre's Verfahren zur Herstellung von Jacquardkarten. Das Bulletin de Mulhouse, 1879 S. 620 bringt eine ausführliche Beschreibung dieses höchst interessanten Verfahrens, dessen Grundzüge im Nachstehenden angeführt werden sollen. Die Musterzeichnung wird auf Papier mit autographischer Tusche angefertigt und durch Drucken auf eine ebene Zinkplatte übertragen, oder gleich auf letzterer entworfen. Behandelt man hierauf die Zinkplatte mit Säure, so werden alle nicht von Farbe getroffenen Stellen vertieft, während die Zeichnung erhaben bleibt. Nun bringt man die Platte in senkrechter Lage auf einem senkrecht verschiebbaren Rahmen an. Der Platte gegenüber steht eine Horizontalreihe dicht an einander gerückter Nadeln a, welche durch Federn immer gegen die Zinkplatte getrieben werden. Mit diesen Nadeln stehen durch Hebel die Nadeln b einer gewöhnlichen Jacquardmaschine in Verbindung, deren Platinenkorden entweder mit Fadenaugen versehen sind, oder welche Lochstempel der Kartenschlagmaschine tragen. In letzterem Falle liegt unterhalb der Lochstempel die Lochplatte, über welche die Kartenkette schrittweise wandert. Die Lochplatte erhält eine auf- und niedersteigende Bewegung, bei welcher sich das Lochen vollzieht. Treffen die Nadeln a gegen Erhöhungen der Zinkplatte, so bleiben die davon abhängigen Lochstempel in tiefster Lage und schlagen bei dem Aufgange der Lochplatte Löcher in die Karte; die in Vertiefungen der Zinkplatte eingetretenen Nadeln veranlassen dagegen das Aufheben der damit verbundenen Lochstempel und verhindern deren Berührung mit der Karte. Eine volle Karte wird mit einem Male hergestellt. Die Zinkplatte erhält nach jeder Lochung eine Senkung entsprechend dem Abstande zweier benachbarter Schuſsfäden in der Zeichnung. Die Arbeit soll sehr rasch und sicher vor sich gehen, ebenso das directe Weben vor der Zinkplatte. Es läſst sich nicht läugnen, daſs – vorausgesetzt, der Weg zeige sich nach allen Richtungen hin völlig gangbar – eine ganz wesentliche Ersparniſs eintreten müſste, da die Herstellung der Patrone bedeutend einfacher sein soll, das mühsame und zeitraubende Einlesen der Patrone durch die Maschine selbst besorgt wird und, arbeitet dieselbe ohne Fehl, das Nachlesen der gelochten Karte behufs Controle wegfällt. Es sei gestattet, die in oben angegebener Quelle enthaltene Tabelle, welche von Sparre herrührt und einen Vergleich zwischen dem bisher eingeschlagenen Verfahren und dem seinigen gibt, anzuführen. Dem Berichterstatter ist dabei weniger um die Zahlenwerthe zu thun, als vielmehr übersichtlich die nach dem neuen Verfahren vorzunehmenden Arbeiten zusammenzustellen. Die Zahlen entziehen sich vollständig der Controle. – Die Berechnung bezieht sich auf ein Muster, welches auf der Pariser Ausstellung 1878 figurirte und bei einer 900er-Maschine 36000 Karten benöthigte. Arbeiten Bisher übliches Verfahren Verfahren nach Sparre Zeit Kosten Zeit Kosten 1) Musterzeichnung2) Herstellung der Patrone3) Einlesen4) Lochen5) Nachlesen Zeit und Kosten  9 Monate  6 Tage bei12 Personen1 Mon. 6 Tag für beide11200 M.  2304 M.    288 M. Verfahren14 Tage  6 Tage die gleichen.   160 M.777,6 M. Summe 10 Mon. 12 Tg. 13792 M. 20 Tage 937,6 M. Dies ergäbe eine Ersparniſs von 85 Proc. bis 90 Proc. Zur allgemeinen Einführung erscheint das Verfahren noch nicht reif, aber es bietet einen recht bedeutenden Ausgangspunkt, von welchem aus die schon vielseitig angestrebte Verminderung der Vorbereitungsarbeiten bei Herstellung gemusterter Gewebe Erfolg verspricht. Sieht man ganz davon ab, daſs eine Kartenschlagmaschine des Spanischen Systemes bedeutend complicirter ausfällt als eine der bisher üblichen Maschinen, ja selbst als eine Kartencopirmaschine, so tritt doch ein anderes schweres Bedenken auf: Die Herstellung der Zeichnung für die oder auf der Zinkplatte erfordert, soll einer genügenden Bindung des Gewebes Rechnung getragen werden, eine ungewöhnliche Kenntnis der Weberei, groſse Erfahrung, groſses Geschick. Aber wo findet sich ein Musterzeichner, welcher zugleich so vollständige praktische Kenntnisse besitzt, wie sie das Sparre'sche Verfahren erfordert, oder wo ein Weber, der zugleich Künstler? Solche Leute dürften sehr selten sein. A. L.