Titel: Hartmann und Lucke's Dampfstrahl-Oellampe.
Fundstelle: Band 237, Jahrgang 1880, Nr. 57., S. 130
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57. Hartmann und Lucke's Dampfstrahl-Oellampe. Mit Abbildungen auf Tafel 12. Hartmann und Lucke's Dampfstrahl-Oellampe. Die an Kohlenstoff reichen Erd- und Theeröle, welche zufolge ihrer beschränkten Verwendbarkeit sehr billig sind und deshalb als Beleuchtungsmaterial groſse ökonomische Vortheile bieten müssen, können auf gewöhnliche Weise nicht zu Beleuchtungszwecken benutzt werden, da sie selbst bei hinreichender Luftzuführung mit ruſsender Flamme verbrennen, und eine stärkere Luftzuführung die Leuchtkraft der eben nur heiſser werdenden Flamme vermindert. Hartmann und Lucke in Mühlheim am Rhein (* D. R. P. Kl. 4 Nr. 9195 vom 9. August 1879) bringen nun solche Oele dadurch unter stärkerer Lichtentwicklung als sonst zur Verbrennung, daſs sie in die Flamme einen Dampfstrahl einblasen, welcher einerseits die zur vollständigen Verbrennung nöthige Luftmenge mechanisch mit in die Flamme reiſst, andererseits aber eine chemische Wirkung hervorruft, die darin besteht, daſs der Wasserdampf bei der hohen Verbrennungstemperatur und in Gegenwart von Kohlenwasserstoffen theilweise zersetzt und ein Gemisch von Gasen gebildet wird, welches beim Verbrennen keinen Kohlenstoff absondert und ein auſserordentlich helles Licht erzeugt. Diese Lampe, welche sich überall dort zur Anwendung eignet, wo Dampf zur Verfügung steht (also namentlich zur Beleuchtung von Fabriksräumen, Höfen, Halden u. dgl.), ist in Fig. 2 und 3 Taf. 12 abgebildet. Das in einem Behälter a untergebrachte Oel flieſst nach Regulirung eines am oberen Ende des Luftzuführungsrohres b angebrachten Schiebers c durch den geöffneten Hahn e und das Rohr g in entsprechender Menge und vollkommen gleichmäſsig auf den Teller d, wo es (am raschesten nach vorherigem Uebergieſsen mit Erdöl) entzündet wird. Hierauf deckt man den Trichter f über die Flamme und öffnet ganz allmählich das Ventil k der Dampfzuleitung, deren Mündung gegen die in der Mitte des Tellers d angebrachte Düse gerichtet ist. Durch letztere strömt der Dampf, welcher vollkommen trocken sein muſs, in die Flamme, welche sich, wenn das Dampfventil entsprechend regulirt wird, bald gleichmäſsig über den ganzen Oelspiegel auf dem Teller d verbreitet; die Lampe bedarf dann keiner weiteren Bedienung. Wurde der Hahn e zu weit geöffnet und flieſst in Folge dessen dem Teller mehr Oel zu, als verbrennen kann, so tritt das überschüssige Oel über den Tellerrand in eine Rinne und von da durch das Rohr h in den Sammelkasten i. Eine solche Oelzuführung im Ueberschuſs empfiehlt sich vor dem Entzünden der Lampe; nach völliger Entwicklung der Flamme kann dann der Luftschieber c so nachregulirt werden, daſs nur so viel Oel auf den Teller flieſst, als auf diesem wirklich verbrennen kann. Sollte sich auf dem inneren Tellerrand etwas Rufs abgelagert haben, so ist derselbe mittels eines Drahtes abzustreifen. Will man die Flamme verlöschen, so sperrt man zunächst den Oelhahn e, dann das Dampfventil k ab und stürzt endlich eine Kappe über die Flamme, welche dann sofort erstickt. Das auf dem Teller und im Rohr g zurückgebliebene Oel wird durch Oeffnen des Hahnes m in den Sammelkasten i abgelassen. Bei einem stündlichen Verbrauch von 1k Steinkohlentheeröl soll die Leuchtkraft der Flamme etwa 180 Lichtstärken entsprechen, die Beleuchtungskosten sollen etwa zwischen dem 3. Theil und der Hälfte der Kosten einer gleichwerthigen Gasbeleuchtung schwanken. Der Oelbehälter der Lampe hat entsprechend dem Verbrauch in der längsten Nacht einen Fassungsraum von 30l. Der Preis einer Lampe stellt sich auf 100 M., die Laterne hierzu wird um 80 M. geliefert.

Tafeln

Tafel Tafel 12
Tafel 12