Titel: | Deckgrund für Arbeiten mit dem Sandgebläse; von J. B. Miller in Berlin. |
Autor: | J. B. Miller |
Fundstelle: | Band 237, Jahrgang 1880, S. 304 |
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Deckgrund für Arbeiten mit dem Sandgebläse; von
J. B. Miller in
Berlin.Vgl. auch Westphal und Ganter's Verfahren (*
D. R. P. Kl. 32 Nr. 1644 vom 27. November 1877). D. Red.
Miller's Deckgrund für Sandgeblase-Arbeiten.
Zur Herstellung eines Deckgrundes, welcher dem Sandstrahle der Sandblasmaschine (vgl.
* 1874 212 14) genügenden Widerstand leistet, den
farbigen Ueberfang der Tafelgläser zu entfernen und den weiſsen Grund derselben klar
und scharf bloszulegen, füge man zu 10 Th. gutem altem Leinöl 1 Th. französisches
Terpentinöl und 2 Th. Bernsteinfirniſs, suche es durch Schütteln in einer Flasche
innig zu vermischen und setze dann so viel fein pulverisirten Talk hinzu, bis ein
teigartiger, bildsamer Kitt entsteht. Am
geeignetsten hierzu ist eine gewöhnliche Farbenmühle; doch kann man den Kitt auch,
wie jeden anderen, durch Kneten und Schlagen herstellen. Der Deckkitt wird am besten
in gut schlieſsenden Blechbüchsen aufbewahrt und mit etwas Wasser übergössen.
Diesen Kitt streicht man mittels Hörn- oder Stahlspateln oder einem dünnen,
zugespitzten Brettchen auf die reine, trockene Glastafel über eine Schablone
auf.
Die Schablonen werden aus starkem, glattem Cartonpapier geschnitten, welche man nach
dem Ausschneiden mehrere Mal mit gutem altem Leinöl tränkt und unter einer Glastafel
stark preſst. Die Stärke des Cartonpapieres steht im Verhältniſs zur Dicke des
Kittauftrages. Die Schablonen müssen sich gerade und flach auflegen. Während des Aufstreichens dürfen sie
nicht gerückt werden; man muſs sie also gut befestigen. Sie dürfen nicht zu groſse
freie Lücken im Muster haben; auch soll die Zeichnung so eingerichtet sein, daſs
Halter möglichst vermieden werden.
Um die so sehr störenden Halter ganz zu vermeiden, gebrauche man die sogen.
Doppelschablone. Diese besteht darin, daſs das Muster sich selbst trägt, indem auf
der einen Schablone nur ein Theil der Zeichnung, auf der zweiten der andere Theil
ausgeschnitten wird; die Theile greifen aber etwas in einander, so daſs die
Zeichnung vollständig wird. Das bekannte Grecque-Muster gibt die einfachste und
faſslichste Art der Erklärung dieses Systemes; indem auf der einen Schablone die
horizontalen, auf der anderen die verticalen Streifen ausgeschnitten sind. Mittels
genau ausgeschnittener Schablonen kann man jede Zeichnung ohne Ausnahme wiedergeben.
Schriften, Blumen und Laubwerk jeder Art, selbst figurale Darstellungen in der
beliebten Strichmanier lassen sich damit herstellen; namentlich haben letztere für
Farbenüberfang einen hohen Werth.
Nachdem alle Theile des Musters vollständig überdeckt sind, wird die Schablone
behutsam abgehoben und kann zur Vergröſserung des Musters weiter angelegt werden,
wozu gewisse Anlegepunkte dienen. Der aufgetragene Kitt muſs aber vorher
angetrocknet sein. Man kann so ungehindert weiter arbeiten, wenn nur gesorgt wird,
daſs der Kitt ziemlich schnell trocknet, was durch Zusatz eines Siccatifs in
beliebiger Zeit zu erreichen ist; nur darf man des Guten nicht zu viel thun, weil
der Deckgrund sonst seine Geschmeidigkeit verliert.
Wird die Schablone auf der unteren Seite beschmutzt, weil sie entweder nicht flach
aufgelegen hat, oder der Kitt zu flüssig war, so muſs sie auf einer flachen Tafel
mittels Ueberstreichen mit Terpentin und Abreiben mit einem Leinenläppchen gereinigt
werden. Das Gleiche geschieht auch nach Beendigung der Arbeit.
Ein nur einmal auszuführendes Muster auf eine Glastafel oder Streifen werden in
starkem Papier ausgeschnitten und dieses vor dem Aufkleben, was mit gutem Kleister
geschehen muſs, einige Mal mit gut deckender Oelfarbe bestrichen. Die Pause kann auf
das Papier gezeichnet oder durch eine Schablone aufgebürstet werden, wozu man sich
eines feinen Holzkohlenstaubes bedient. Das Ausschneiden geschieht wie bei den
Schablonen mit feinen Stahlklingen, die aber nicht zu hart sein dürfen, weil sie
sonst das Glas angreifen.
Um die fertigen Glastafeln zu reinigen, werden sie in einen mit Zink gefütterten
Kasten mit Erdöl oder Theeröl gelegt, worin die Kittmasse bald erweicht; man reibt
die Gläser dann mit trockener Kleie oder sandfreien Sägespänen ab, worauf sie noch
mit verdünnter warmer Lauge oder warmem Wasser und Seife abgebürstet und
schlieſslich mit klarem Wasser abgeschweift werden.
Glänzend silberweiſs wird das Matt des Sandstrahles, wenn man die Glastafel mit
dünner Fluſsspathsäure überstreicht, darauf mit schwacher Lauge behandelt und sie
schlieſslich mit Fülle von klarem Wasser spült.