Titel: Wässeriger Schellack-Firniss; von Dr. J. M. Eder.
Autor: Josef Maria Eder
Fundstelle: Band 237, Jahrgang 1880, S. 466
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Wässeriger Schellack-Firniſs; von Dr. J. M. Eder. Eder und Geiſsler, über wässerigen Schellack-Firniſs. Im Anschlüsse an meine in diesem Journale (1880 237 242) gemachte Mittheilung über die Herstellung eines wässerigen Firnisses für Drucke auf mattem Papier, theile ich noch einige diesbezügliche Erfahrungen mit. Es ist wohl nicht auffallend, daſs der Effect des Firnisses auf verschiedenen Papiersorten von der Natur derselben abhängig ist. Je feiner und besser geglättet und geleimt das Papier ist, desto leichter gewinnt man einen schönen Glanz und desto geringer sind die Anforderungen, welche man an den Firniſs zu stellen braucht. In diesem Falle genügt ein einfacher verdünnter Borax-Schellack-Decoct; bei rauhem Papier aber muſs die Lösung so concentrirt sein, wie ich angegeben habe und überdies noch Pflanzenschleim, Dextrin u. dgl., enthalten. Dr. E. Geiſsler hält in seinen Bemerkungen zu meiner erwähnten Mittheilung den Zusatz von Eibischwurzel und der Soda für überflüssig.E. Geiſsler bemerkt in der Pharmaceutischen Centralhalle, 1880 S. 274, daſs die Eibischwurzel in diesem Lacke ebenso überflüssig sei wie die Soda. Da 2 Theile einer gesättigten Boraxlösung nach wiederholtem Umschütteln 1 Th. Schellack lösen, so wird der Lack am besten durch Schütteln einer gesättigten Boraxlosung mit gepulvertem Schellack ohne jede Anwendung von Wärme hergestellt. Der gebleichte Schellack muſs jedoch unter Wasser aufbewahrt und sofort nach dem Pulvern verwendet werden; läſst man ihn gepulvert mehrere Tage an der Luft liegen, so löst er sich entweder gar nicht, oder beim Erwärmen nur schwer. Durch höhere Temperatur als 50 bis 60° bei der Herstellung bekommt der Lack leicht eine schwach röthliche Farbe, obgleich er fertig die Hitze gut verträgt.Der Lack eignet sich nicht nur zum Glänzendmachen von Drucksachen, Bildern, Lithographien u. dgl., sondern auch zum Glänzendmachen der Wäsche, als Appreturmittel. Hierfür ist er weit geeigneter als die im Handel vorkommenden so genannten Glanzstärken, Wäscheglanz und wie diese Präparate alle bezeichnet werden. Stärkekleister, welcher eine kleine Menge dieser Schellacklösung enthält, ertheilt, nach der üblichen Behandlung, der Wäsche hohen Glanz und macht dieselbe weit widerstandsfähiger gegen Nässe Staub u. dgl. Mehrfache Versuche mit Lichtdrucken auf verschiedenartigem Papier überzeugten mich aber neuerdings von dem Nutzen dieser Zusätze speciell, wenn grobes Druckpapier verwendet wurde. Es ist dann der Zusatz von Soda nothwendig, weil Borax allein nicht dasselbe groſse Lösungsvermögen wie das Gemisch desselben mit Soda zeigt und zu diesem Zwecke sehr concentrirte Lacklösungen nöthig sind. Bei meinen weiteren Versuchen sah ich mich nicht veranlaſst, die Eibischwurzel für nutzlos zu halten, wohl aber ersetzte ich sie durch Dextrin, welches noch mehr Glanz ertheilt. Folgendes Verhältniſs finde ich selbst unter ungünstigen Bedingungen vortrefflich: 300 Th. Wasser, 24 Th. Borax, 4 Th. Soda, 100 Th. frisch gebleichter Schellack und etwa 10 Th. Dextrin (je mehr desto mehr Glanz), welches Gemisch abgekocht und filtrirt wird. Leider zeigt der gekochte wässerige Firniſs eine gelbbraune Farbe, welche den Drucksachen einen unangenehmen gelben Farbenton ertheilt. Durch den Zusatz von etwas Cochenilleroth u. dgl. wird der Ton angenehm und warm. Die Vorschrift von Geiſsler finde ich unter Umständen vortrefflich; ich kann sie sehr empfehlen, namentlich weil sie einen fast farblosen Firniſs gibt. Der damit erhaltene Glanz ist aber nicht immer so schön als der mit dem gekochten Firniſs erhaltene, wahrscheinlich deshalb, weil ich nie jene Concentration wie bei meiner Methode erhalten konnte. Ich ziehe deshalb mein Verfahren in allen jenen Fällen vor, in welchen die gelbliche Farbe des Firnisses nicht schadet. Die Angabe Geiſsler's, der gebleichte Schellack verliere beim längeren Liegen an der Luft die Fähigkeit sich in Borax aufzulösen, kann ich bestätigen. Wenn ich auch diese Veränderung am gepulverten Schellack nicht nach einigen Tagen beobachtete, so fand ich aber dennoch, daſs gebleichter Schellack, welcher in groſsen Stücken durch mehrere Jahre in einem wohlverschlossenen Glase aufbewahrt worden war, gänzlich unlöslich geworden war. Wie weiters a. a. O. aufmerksam gemacht ist, eignet sich der wässerige Schellackfirniſs nicht nur zum Glänzendmachen von Bildern, Lithographien u. dgl., sondern auch ausgezeichnet zum Glänzendmachen der Wäsche, als Appreturmittel. Ich füge schlieſslich noch hinzu, daſs man damit auch dem Leder einen hübschen Glanz ertheilen kann.