Titel: Ueber die trockne Destillation des Holzes; von F. Fischer.
Autor: F. Fischer
Fundstelle: Band 238, Jahrgang 1880, S. 55
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Ueber die trockne Destillation des Holzes; von F. Fischer. F. Fischer, über die trockne Destillation des Holzes. Die Bildung der brenzlichen Holzsäure oder des Holzessigs bei der trockenen Destillation des Holzes beschreibt schon Glauber in seinem Werke Miraculum mundi 1658. Die ersten gröſseren Holzverkohlungsöfen wurden aber erst i. J. 1819 zu Hausach in Baden in Betrieb gesetzt, jedoch wenige Jahre später wieder aufgegeben, da die wesentlich durch die Spiritussteuer bedingten Preis Verhältnisse der Essigsäure und die namentlich für Deutschland wichtige Verwendung des i. J. 1812 von Taylor im Holzessig aufgefundenen Methylalkoholes in der Theerfarbenindustrie erst in neuerer Zeit eine günstigere Verwerthung der Destillationsproducte ermöglicht haben. Während man nun einerseits nach Mittheilungen von Fischbach (1856 139 * 443), Hessel (1861 159 * 374) und Wedding (1861 161 * 430) versuchte, bei der Meilerverkohlung wenigstens einen Theil der Destillationsproducte zu gewinnen, wurden von Chabeaussière (1822 7 * 264), Wilson (1822 9 267), Autier (1861 161 * 102), Christian (1862 163 * 415) und Scheffer (1879 233 * 41) gemauerte Destillationsöfen angegeben. In Frankreich verwendete man nach Robiquet (1822 9 * 431) und Kestner (1829 32 420) mehrfach bewegliche Eisencylinder; Hessel (1861 159 * 379) führte in Rufsland stehende Retorten an, während Lunge (1866 180 142) und Halliday (1849 114 * 365), Chapman (1871 200 146) die in England verwendeten liegenden Retorten beschreiben, welche auch in Deutschland vorgezogen werden. Bei den Retortenöfen leitet man die entweichenden Gase in die Feuerung, um sie mit zur Heizung zu benutzen, oder läſst sie aus Furcht vor Explosionen zum Dach hinaus entweichen. Da diese Gase die Umgebung in keiner Weise schädigen, so wird die Entscheidung, ob sich die Verbrennung derselben lohnt, lediglich von ihrem Brennwerth abhängen. Hierbei darf man natürlich nicht etwa von der Zusammensetzung des nach dem Verfahren von Pettenkofer hergestellten Holzgases ausgehen, wie es E. Dingler (1851 121 141. 1855 135 47), Fehling (1853 127 155), Pettenkofer (1856 141 137. 1857 145 21), Stammer (1860 155 354) und Bolley (1857 144 156) beschreiben, da hier die flüssigen Destillationsproducte in glühenden Röhren groſsentheils in gasförmige Zersetzungsproducte übergeführt werden, so daſs das Holzgas einen weit höheren Brennwerth haben muſs als die Gase, welche bei der Destillation zur Gewinnung von Essig und Methylalkohol entweichen. Weekes (1829 31 473) bestimmte von diesen Gasen nur den Gehalt an Kohlensäure, aber in nur sehr mangelhafter Weise, und W. Smith (1873 207 232) gibt nur an, daſs diese Gase gegen Ende der Destillation heller brennen als am Anfang derselben, immer aber nur schwach leuchten. Reichenbach (1873 209 452) berechnet den Brennwerth der bei der Destillation von 100k Holz entweichenden Gase zu 70336c, aber nur als Rest der übrigen, willkürlich angenommenen Brennwerthe, während eine solche Berechnung lediglich auf Grund von Analysen möglich ist. Im Juni 1879 hatte ich – mit gütiger Erlaubniſs des Hrn. Director Stelling – mehrfach Gelegenheit, die bei der Destillation von Buchenholz aus liegenden Retorten der Holzessigfabrik Münder a. D. entweichenden Gase zu untersuchen. Die mit † bezeichneten Proben wurden an Ort und Stelle nur auf ihren Gehalt an Kohlensäure, Sauerstoff und Kohlenoxyd untersucht, die übrigen mit dem S. 389 Bd. 237 beschriebenen Apparate. Die Versuche ergaben folgende Resultate: Dauerder Destillation Kohlen-säure Kohlen-oxyd Methan Aethylen Wasser-stoff Stickstoff Sauerstoff               3 Stdn.   58,99   31,29 3,94 Spur 3,87 1,23 Spur †   4 61,9 30,1 Spur †   5 62,0 32,5 †   7 59,8 31,9      8   57,48   34,52 4,67 0,45 2,78 Spur †   9 58,5 33,8 † 10 57,9 35,1    11   55,60   34,38 5,12 0,32 3,99 Spur    15   64,68   30,32 2,43 0,69 1,21 Spur Eine zweite Reihe Retorten, bei welchen sich die Destillation bereits dem Ende näherte, gab folgende Zusammensetzung der entweichenden Gase: Dauer der Destillation 17 † 19 20 † 21 Stunden Kohlensäure 56,94 60,8 61,22    59,2 Kohlenoxyd 36,22 30,4    31,1 Methan   2,41    – Aethylen Spur    – Wasserstoff   3,94    – Stickstoff Spur    – 100k Buchenholz geben etwa 45k Essig (mit 4k Essigsäure und 1k,1 Holzgeist), 23k Kohle und 4k Theer, somit 28k Gase, welche mit 20 bis 25° entweichend nach obigen Analysen im Durchschnitt bestehen aus: Kohlensäure 20,0k Kohlenoxyd 7,0 Methan 0,5 Wasserstoff   0,05 Wasser   0,45 ––––– 28,00. Der theoretische Brennwerth dieser Gase beträgt nur 24000c; unter Berücksichtigung der Wärmeverluste durch die groſse Menge Kohlensäure und Wasserdampf wird der praktisch ausnutzbare Brennwerth aber so gering, daſs die Verbrennung der Gase kaum lohnend erscheint.