Titel: Ueber das Brennen von Thonwaaren, Kalk, Cement und Gyps.
Fundstelle: Band 238, Jahrgang 1880, S. 415
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Ueber das Brennen von Thonwaaren, Kalk, Cement und Gyps. Mit Abbildungen auf Tafel 30 und 35. (Patentklasse 80. Fortsetzung des Berichtes S. 44 d. Bd.) Ueber das Brennen von Thonwaaren, Kalk, Cement und Gyps. Den bekannten Kanalofen (vgl. 1875 216 * 200. 1879 233 * 382) haben F. Siemens in Dresden und F. Hesse in Bohlen bei Leipzig (* D. R. P. Nr. 3084 vom 3. Juli 1877) in folgender Weise abgeändert (vgl. Fig. 1 bis 8 Taf. 30). Die äuſsere Mauer ist vom Sockel an mit vorspringenden Pfeilern und mit in Bogenform eingemauerten Feldern aufgeführt. Die Pfeiler im Verschmauch- und Abkühlungsraum sind mit Ankerplatten und Zugstangen verankert. Der stärker gehaltene Theil am Brennraum ist durch senkrecht eingesetzte, im Grunde gut vermauerte Doppel-T-Träger und oberhalb des Gewölbes mit starken Zugankern versehen, um dem seitlichen Drucke der beiden flach gehaltenen Gewölbe A und B zuwiderstehen. Von den in beiden Längsfronten vorspringenden Anbauen dient der gröſsere V zur Aufnahme der Gasgeneratoren und als Kohlenlagerplatz, während der kleinere v die Gasventile und einen Aufgang nach dem oberen Ofenraum enthält. Zum Schutz gegen Witterungseinflüsse sind ferner an beiden Enden des Kanales leichte Vorbaue aufgeführt. In den Schornstein S münden die Abzüge aus dem Verschmauchraum, sowie die des über dem Verschmauchraume liegenden Kanales r (Fig. 1 und 5), welcher durch eingesetzte Ventile (Fig. 8) mit dem Verschmauchraum verbunden werden kann, um die Wasserdämpfe direct dem Schornstein zuzuführen. In den Brennraum münden auf beiden Seiten des Kanales die Zuführungsöffnungen für Generatorgas und Luft; letztere wird dem Gase entweder direct im Kanal zugeführt, oder durch einen auf jeder Seite liegenden Luftkanal, welcher mit neben den Gasausströmungskanälen liegenden Kanälen versehen ist. Der Eintritt der Luft in diesen Kanal findet durch mehrere im ersteren Theil des Abkühlungskanales angebrachte Oeffnungen statt. In bestimmten Abständen liegen zwischen den Gas- und Luftausströmungen Oeffnungen, welche mit einem unter dem Radkanal liegenden und direct mit dem Schornstein verbundenen Kanal in Verbindung stehen. Die Brennwagen (Fig. 3 und 4) haben zwei Paar, je auf eine Achse festgekeilte Räder, welche auf entsprechend gelagerten Eisenbahnschienen laufen, denen von vorn nach hinten ein bestimmtes Gefälle gegeben ist. Auf den Achsen, welche, um eine Verschiebung aus der parallelen Lage zu verhindern, mit über Kreuz liegenden Einfach-T-Eisen senkrecht zu einander verschraubt sind, ruht mittels Achsblöcke das Untergestell des Wagens. Auf diesem liegen rechtwinklig zur Längsachse des Wagens, die Breite desselben einnehmend, in gleichen Abständen von einander 3 Stück Einfach-T-Träger. Diese sind auf den darunter liegenden Längsträgern des Gestelles angeschraubt und in der Mitte durch die Zugstangen z verbunden Die Zwischenräume zwischen je zwei Querträgern sind mit ½ Stein starker Chamottekappe flach eingewölbt, die Gewölbewinkel ausgeglichen und mit mehreren Chamotteschichten abgepflastert. Die Stirnseiten zweier Wagen stoſsen in Folge des Gleisgefälles fest an einander, werden aber auſserdem mit Haken und Oese o an einander gekuppelt, worauf man den Zwischenraum erst mit einer Schicht Steine abdeckt, dann entsprechend ausfüllt. Die seitliche Dichtung wird durch zwei Sandrinnen e und f hergestellt. Weniger empfehlenswerth erscheint der Vorschlag, den dem Brennraum zunächst liegenden Theil des Gewölbes vom Abkühlungsraum mit einer entsprechend groſsen Anzahl von Schlitzen q (Fig. 6 und 7) zu versehen, welche durch Thonschieber n abgeschlossen werden können. Ueber diesem Gewölbe sind Dampfkessel gelagert, welche den Betriebsdampf für die Maschine liefern sollen. C. W. Siemens in London (* D. R. P. Nr. 4412 vom 14. Juli 1878) hat einen ringförmigen Regenerativofen zum Brennen von Thonwaaren und Porzellan construirt. Die Sohle dieses Ofens (Fig. 9 bis 12 Taf. 30 und Fig. 1 bis 3 Taf. 35) ist im Wesentlichen eine ringförmige Tafel a mit Rädern b, welche auf Schienen im Kreise laufen und mittels eines Zahnrades d bewegt werden, welches in einen an der Tafel a befestigten Zahnkranz eingreift. Damit die beweglichen Theile nicht von der Hitze leiden, ist die Tafel mit feuerfesten Stoffen bedeckt und an beiden Seiten mit einem Sandverschluſs e versehen. Der Ofen zerfällt in 3 Abtheilungen (Fig. 10): den Vorwärmer V, einen Brennraum B und einen Kühlraum K, während die nicht mit Seitenmauern und Gewölbe versehene Stelle L zum Auf- und Abladen dient. Das Ofengewölbe ist über dem Brennraum etwas höher gehalten als über dem Vorwärm- und Kühlraum. Eine Reihe in der Ofendecke der Räume V und K fangebrachter Oeffnungen f (Fig. 12) dienen zur Wärmeregelung. Die 4 Regeneratorkammern R und R1 bilden zwei Gruppen von je einem Luft- und einem Gasgenerator, mit zwischenliegenden Wechselklappen w. Die zu brennende Waare wird bei L auf die Tafel a gesetzt, dann letztere so weit gedreht, bis diese erste Beschickung in den Vorwärmraum V eingetreten ist, worauf die Ofenthüren g geschlossen werden. Nach einiger Zeit wird eine neue Beschickung aufgesetzt und weiter gedreht, so daſs schlieſslich die fertig gebrannte Waare an der entgegengesetzten Seite des Ofens wieder herauskommt. (Schluſs folgt.)