Titel: Bestimmung des Silbergehaltes galvanischer Silberbäder; von Friedr. Mareck in Krems.
Autor: Friedr. Mareck
Fundstelle: Band 239, Jahrgang 1881, S. 241
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Bestimmung des Silbergehaltes galvanischer Silberbäder; von Friedr. Mareck in Krems. Mareck's Bestimmung des Silbergehaltes galvanischer Silberbäder. Da kürzlich der Vorschlag gemacht wurde, das Silber behufs seiner quantitativen Bestimmung aus galvanischen Bädern durch Schwefelammonium auszufällen, so erlaube ich mir mitzutheilen, daſs ich bereits im Jahrgange 1861 oder 1862 der Oesterreichischen Zeitschrift für Pharmacie ein gleiches Verfahren veröffentlichte. Nachdem ich dasselbe jetzt versuchsweise wiederholte, sei es mir erlaubt, es in Kürze hier wieder vorzuführen. Zu Anfang der 60er Jahre war Verf. in einer galvanoplastischen Werkstätte hauptsächlich mit der Anfertigung und Beaufsichtigung der verschiedenen Bäder betraut. Nach einem kurzen praktischen Lehrkurse, welchen der Besitzer in seinem Interesse als Arbeiter in einem gröſseren Pariser Hause durchmachte, brachte er, nebst verschiedenen theuer erkauften Recepten, welche sich alle wortgetreu in Roseleur's galvanoplastischem Lehrbuche vorfanden, unter anderem auch für mich die neue Aufgabe mit, die bereits etwas erschöpften oder besser ausgearbeiteten Silberbäder erstens auf ihren Silbergehalt zu prüfen, sie dann mit frisch bereiteter starker Blausäure aufzufrischen und den Abgang an Silber wieder zu ersetzen. Meine Aufgabe war es zugleich, wenigstens für den ersteren Zweck, das Personal so abzurichten, daſs die Silberbestimmung auch von Nichtchemikern schnell und leicht ausgeführt werden könne. Ich benutzte das Schwefelammonium zur Fällung des Silbers aus jenen Silbercyankaliumlösungen und gab folgende Anleitung zur Ausführung an: Aus einer abgemessenen, z.B. 100cc betragenden Menge des Silber haltigen Bades wird das Silber vollständig durch Schwefelammonium als schwarzer, sich bald abklärender Niederschlag ausgefällt, rasch auf einem kleinen Filter gesammelt und mit heiſsem Wasser und etwas Schwefelwasserstoffwasser ausgewaschen. Der Niederschlag wird durch die durchlöcherte Filterspitze entweder in ein hinreichend groſses Kölbchen mit der Spritzflasche gespült, oder, wenn das Filter nicht allzu groſs ist, sammt demselben in ein Porzellanschälchen gebracht und unter Erwärmung unter Zusatz einer genügenden Menge Salpetersäure gelöst, bis zum völligen Verschwinden jeder dunklen Färbung. Die Lösung erfolgt rasch und leicht unter Ausscheidung rein gelblicher Schwefelflöckchen. Für den rein praktischen Bedarf lieſs ich, ohne zu filtriren, die erhaltene Lösung – selbst mit den Papierflocken – mit Zehntelnormal-Kochsalzlösung oder Salzsäure in gewöhnlicher Weise titriren und verwies auf die einfache Methode der Resultatberechnung. Bei starkem Schütteln der Probe im enghalsigen Kölbchen erfolgte die Abscheidung des Chlorsilbers und Klärung der Lösung so schnell und scharf, daſs die Anwendung eines Indicators ganz überflüssig erschien. Nachdem ich jüngst wieder an diese Arbeit erinnert wurde, habe ich – im Zweifel, ob denn die Fällung des Silbers durch Schwefelammonium in solchen Cyankaliumlösungen eine vollständige sei, – den Versuch mit einem noch frischeren, wenig gebrauchten Silberbade wiederholt. Nach vollständigem Setzen des fast körnigen schwarzen Niederschlages, habe ich die klare gelbe Flüssigkeit abgegossen und mit Salzsäure bis zur sauren Reaction versetzt. Die Flüssigkeit nahm eine bräunliche schillernde Farbe an und es schied sich ein fast wie Spinngewebe aussehendes braunes Häutchen aus. Ich filtrirte und oxydirte dann das kleine Filter sammt dieser bräunlichen Substanz mit starker Salpetersäure, erhielt mit Wasser eine ganz klare Lösung, in welcher Salzsäure keine Spur eines Niederschlages hervorbrachte. Ich muſs also vorläufig bis auf weitere Versuche die Silberfällung durch Schwefelammonium bei starkem Ueberschusse an Cyankalium als vollständige ansehen.