Titel: H. C. Hoffmeister und E. Friedrich's atmosphärischer Dampfmotor.
Autor: Whg.
Fundstelle: Band 239, Jahrgang 1881, S. 423
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H. C. Hoffmeister und E. Friedrich's atmosphärischer Dampfmotor. Mit Abbildungen auf Tafel 34. Hoffmeister und Friedrich's atmosphärischer Dampfmotor. In dem durch Fig. 5 bis 11 Taf. 34 dargestellten Dampfmotor von H. C. Hoffmeister und E. Friedrich in Meidling bei Wien (* D. R. P. Kl. 14 Nr. 11384 vom 28. März 1880) ist das in letzter Zeit mehrfach hervorgetretene Bestreben zu erkennen, der Kleinindustrie Motoren zu liefern, welche, brauchbarer als die jetzt gebräuchlichen kleinen transportabeln Dampfmaschinen, weniger Betriebskosten als die Gas- und Heiſsluftmaschinen erfordern. Dem wundesten Punkt der Dampfmaschinen, welcher ihrer Einführung in die Kleinindustrie hauptsächlich hinderlich ist, d. i. der Gefahr einer Kesselexplosion, ist hier dadurch entgegengetreten, daſs nur sehr geringe Dampfspannungen unter Zuhilfenahme des Luftdruckes (wie bei der alten Newcomen'schen Maschine) benutzt werden. Der Dampfcylinder A1 ist dementsprechend groſs, der Dampferzeuger A aber um so kleiner genommen. Beide sind mit einander, sowie mit den die Schwungradwelle tragenden Lagern und einem Steuerhahngehäuse a in einem Stück gegossen. Die Anwendung des Guſseisens für den Dampferzeuger mag der geringen Spannung wegen hier zulässig sein. In den gleichfalls guſseisernen Sockel, auf welchen A aufgeschraubt wird, sind eine Anzahl durchgehender Wasserröhren x eingezogen, d (Fig. 6) ist ein Füllpfropfen; unter demselben befindet sich ein bis zum festgesetzten Wasserspiegel reichendes Röhrchen, das beim Füllen den richtigen Wasserstand erkennen läſst. Die Feuerung kann eine beliebige sein; in der Zeichnung ist Gasfeuerung mit einem Bunsen'schen Brenner F angenommen. Der schwingende Steuerhahn B läſst beim Aufgang des Kolbens den Dampf durch b in den Cylinder treten; beim Kolbenniedergang leitet er ihn in ein Rohr C, welches in einem Wassergefäſs E ständig gekühlt wird. Es wird demnach in C nur eine sehr geringe Spannung herrschen, so daſs der den Kolben von oben belastende Luftdruck beim Niedergang zur Wirkung kommen kann. Das sich in C bildende Condensationswasser wird durch den Hahnkegel B bei seinem Hin- und Herschwingen wieder in den Dampferzeuger befördert, in ähnlicher Weise, wie das Oel durch einen einseitig ausgehöhlten Schmierhahn in einen Dampfcylinder u.s.w. eingeführt wird. Das Wasser macht also, wie bei allen Maschinen mit Oberflächencondensation einen vollständigen Kreisproceſs durch. Fig. 8 und 9 zeigen Querschnitte des Hahnes für Mitte Kolbenaufgang, Fig. 10 und 11 dieselben für Mitte Kolbenniedergang. Durch das Ventil D (Fig. 6) kann etwa vorhandene Luft entweichen. Da in dem Dampferzeuger A nur sehr wenig Wasser vorhanden ist, so würden schon bei geringen Belastungsänderungen der Maschine bedeutende Druckänderungen entstehen können. Um dies zu vermeiden, ist eine besondere Vorrichtung angebracht, welche die Feuerung nach Maſsgabe des Druckes regulirt. Der Boden des Dampferzeugers wird nämlich durch eine Platte gebildet, die nach Art der Manometerplatten gewellt ist, so daſs sie sich je nach dem Dampfdrucke in A mehr oder weniger nach unten durchbiegen kann. Hierdurch wird das Ventil, durch welche das Gas zuströmt, weniger oder mehr geöffnet, oder bei Kohlenfeuerung die Zufuhr der Luft regulirt. In einer späteren Anordnung (* D. R. P. Zusatz Nr. 13084 vom 7. September 1880) wird sowohl die Dampfzuführung zum Cylinder, wie die Rückführung des Wassers in den Dampfentwickler durch den Dampfkolben C selbst besorgt, so daſs der Steuerhahn in Wegfall kommt (vgl. Fig. 12 bis 15 Taf. 34). An den Kolben ist oben eine Coulisse a angegossen, welche über ein auf der Kurbelwelle befindliches Excenter b greift. Hierdurch wird der Kolben bei seinem Auf- und Niedergang ein wenig hin- und hergedreht, so daſs eine in denselben eingegossene Rinne d abwechselnd über die in der Cylinderwand befindlichen Ein- und Ausströmungskanäle e und f zu stehen kommt (vgl. Querschnitt Fig. 14). Die Fig. 15 zeigt die Stellung des Kolbenkanales d beim Beginn der Einströmung, Fig. 16 für die Mitte des Kolbenhubes, der Einströmungskanal ist am weitesten geöffnet. Fig. 17 entspricht dem Beginn der Expansion, Fig. 18 dem Beginn der Ausströmung und Fig. 19 der Mitte des Kolbenniederganges, der Ausströmungskanal ist voll geöffnet. Das Wasser tritt aus dem Condensator in die Kammer g (Fig. 13) ein und wird durch die in den Kolben eingegossene Vertiefung i beim Niedergang desselben dem mit A in Verbindung stehenden Kanal h zugeführt. Die Drehung des Kolbens kommt dabei nicht in Betracht. Whg.

Tafeln

Tafel Tafel 34
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