Titel: | Zur Theorie der Schraubenventilatoren. |
Autor: | J. Einbeck |
Fundstelle: | Band 240, Jahrgang 1881, S. 331 |
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Zur Theorie der
Schraubenventilatoren.
Mit einer Abbildung.
Einbeck, zur Theorie der Schraubenventilatoren.
Da bei Ventilationsanlagen im Allgemeinen die Luft mit möglichst geringer
Geschwindigkeit in die zu lüftenden Räume eintreten soll, so sind zu einem solchen
Zwecke, da die Widerstände, welche sich der Bewegung der Luft entgegen stellen, mit
der Pressung zunehmen, unter welcher die Luft sich befindet, zweckmäſsiger Weise
solche Ventilatoren anzuwenden, welche jede unnütze Zusammenpressung der Luft
vermeiden.
Die Flügel Ventilatoren führen die zu fördernde Luftmenge durch einen
verhältniſsmäſsig sehr engen Ausströmungsquerschnitt und ist in Folge der dadurch
nöthigen bedeutenden Geschwindigkeit der ausströmenden Luft bezieh. in Folge der
Pressung, unter welche die Luft gebracht werden muſs, um eine derartige
Geschwindigkeit anzunehmen, für Flügelventilatoren eine erheblich gröſsere
Betriebskraft erforderlich als für Schraubenventilatoren, bei welchem die Pressung
der Luft hinter dem Ventilator nur der Druckhöhe entsprechen muſs, welche die
Widerstände der durch die Leitungskanäle getriebenen Luft zu überwinden im Stande
ist. In Folgendem soll der für eine bestimmte Leistung eines Schraubenventilators
erforderliche Arbeitsaufwand theoretisch berechnet werden.
Es möge die Summe aller Widerstandshöhen der in den
Leitungskanälen vor und hinter dem Ventilator sich bewegenden Luft gleich H berechnet worden sein und sei die dieser Zahl H entsprechende theoretische Geschwindigkeit
V=\sqrt{2\,g\,H}. Die in der Secunde zu fördernde Luftmenge
sei Q, die Winkelgeschwindigkeit des Ventilators = ω.
Die Flächen der Ventilatorschaufeln sind Schraubenflächen, deren
Erzeugende durch die Achse des Ventilators gelegt ist, und sind die Schaufeln so
gestellt, daſs eine jede um ihre Steighöhe in der Richtung der Ventilatorachse nach
vorwärts gerückt, die Fortsetzung der einen Nachbarschaufel bildet. Wenn man sich
daher eine Schaufel um ihre Steighöhe, die nächste, deren Fläche alsdann nicht der
Anfang der Schraubenfläche der ersten ist, um die doppelte Steighöhe, die weitere um
die dreifache Steighöhe u.s.f. nach vorwärts geschoben denkt, so bilden die Flächen
der sämmtlichen Schaufeln eine einzige fortlaufende Schraubenfläche, für welche die
Erzeugende einen Winkel = 2 π beschrieben hat. Die
dieser einen Schraubenfläche entsprechende Steigung sei gleich h.
Da eine Kraft in ihrer eigenen Richtung verlegt werden kann, ohne
daſs ihre Wirkung geändert wird, so leistet ein Schraubenventilator mit einer fortlaufenden Schaufel dasselbe als ein solcher,
bei dem diese eine Schaufel in mehrere zertheilt ist, welche, wie oben beschrieben,
in der Richtung der Ventilatorachse zurück geschoben sind.
Der weiteren Betrachtung sei ein Ventilator mit einer fortlaufenden Schaufel zu Grunde gelegt. Die
Achse desselben sei AA. Es möge die Schaufel durch eine
Cylinderfläche geschnitten werden, deren Achse mit der des Ventilators zusammenfällt
und dessen Radius gleich x ist. Die Schnittlinie dieses
Cylinders mit der Schaufelfläche ist eine Schraubenlinie, deren Steigung gleich h. Die Tangente des Steigungswinkels ist bekanntlich
tg\,\varphi=\frac{h}{2\,x\,\pi}.
Textabbildung Bd. 240, S. 332
Die Erzeugende des in der Schraubenlinie liegenden Punktes C der Schraubenfläche ist: CB = x
Während des Betriebes des Ventilators wirken zwei Kräfte auf den
Punkt C, die eine entsprechend der theoretischen
Geschwindigkeit V, deren Gröſse durch die zur
Ueberwindung der Leitungswiderstände nöthige Pressung der Luft bedingt ist, die
andere entsprechend der wirklichen Geschwindigkeit v =
ωx des Punktes C,
welche die Trägheit der in Bewegung zu setzenden Luft überwinden soll. V wirkt in der Richtung der Achse des Ventilators, v in der Richtung der Tangente an den durch C gelegten Normalschnittkreis des Cylinders.
Da x sowohl auf F, als auch auf v
senkrecht ist, so steht es auch senkrecht auf die durch V und v gelegte Ebene, welche die
Tangentialebene des Cylinders ist. Legt man in dieser durch den Punkt C eine Tangente DE an die
Schraubenlinie, so bildet diese mit der Richtung von v
den Winkel φ. DE ist zugleich eine Tangente an die
Schraubenfläche, eine zweite Tangente an dieselbe ist die Erzeugende CB; somit ist die durch OB
und DE gelegte Ebene eine Tangentialebene an die
Schraubenfläche im Punkte C. Die in diesem Punkte
errichtete Normale CF zur Schraubenfläche muſs sowohl
auf CB, als auf DE
senkrecht stehen; folglich fällt CF in die
Tangentialebene des Cylinders, also in eine Ebene mit V
und v. Da CF ⊥ DE, V ⊥ v und < vCE = φ, so ist auch
< VCF = φ.
Die Summe der Normalpressungen auf die Schaufel im Punkte C wird daher ausgedrückt durch:
\frac{(V\,cos\,\varphi)^2+(v\,sin\,\varphi)^2}{2\,g}\,\gamma,
wenn γ das specifische
Gewicht der Luft ist. Dieser Normaldruck wird mit der Geschwindigkeit v sin φ überwunden.
Die Länge der Schraubenlinie ist
\frac{2\,x\,\pi}{cos\,\varphi}, somit ist der Inhalt der
Flächenelemente \frac{2\,x\,\pi}{cos\,\varphi}\,d\,x. Es
berechnet sich daher das Arbeitselement zu:
d\,L
=\frac{(V\,cos\,\varphi)^2+(v\,sin\,\varphi)^2}{2\,g}\,\gamma\,\frac{2\,x\,\pi}{cos\,\varphi}\,v\,sin\,\varphi\
d\,x.
=\frac{V^2+(v\,tg\,\varphi)^2}{2\,g}\,cos^2\,\varphi\,\gamma\,2\,x\,\pi\,\omega\,x\,tg\,\varphi\
d\,x.
Nun ist 2\,x\,\pi\,tg\,\varphi=h und
cos^2\,\varphi=\frac{1}{1+tg^2\,\varphi}, somit:
d\,L=h\,\omega\,\gamma\,\frac{V^2+v^2\,tg^2\,\varphi}{2\,g\,(1+tg^2\,\varphi)}\
x\ d\,x.
Es ist ferner
v\,tg\,\varphi=\omega\,x\,tg\,\varphi=\frac{h\,\omega}{2\,\pi}=
der Geschwindigkeitscomponente in der Richtung der Ventilatorachse, somit die der zu
bewegenden Luft ertheilte Geschwindigkeit; dieselbe ist, wie obige Gleichung zeigt,
für verschiedene x constant und soll mit C bezeichnet werden.
Demnach ist: h\,\omega=2\,\pi\,C und
tg\,\varphi=\frac{C}{v}=\frac{C}{\omega\,x}, folglich:
d\,L=2\,\pi\,C\,\gamma\,\frac{V^2+C^2}{2\,g\,\left[1+\left(\frac{C}{\omega\,x}\right)^2\right]}\
x\
d\,x=\frac{\pi\,\gamma\,C}{g}\,(V^2+C^2)\,\frac{x^3}{x^2+\left(\frac{C}{\omega}\right)^2}\
d\,x.
Es sei: \frac{C}{\omega}=m, so ist:
L=\frac{\pi\,\gamma\,C}{g}\,(v^2+C^2)\,\int_{x=r_0}^{x=r_1}\frac{x^3}{x^2+m^2}\
d\,x,\ \int_{x=r_0}^{x=r_1}\frac{x^3\
d\,x}{x^2+m^2}=\int_{x=r_0}^{x=r_1}\,\left(x-\frac{x\,m^2}{x^2+m^2}\right)\
d\,x,
somit:
L=\frac{\pi\,\gamma\,C}{2\,g}\,(V^2+C^2)\,\left(({r_1}^2-{r_0}^2)-m^2\,l\,\frac{{r_1}^2+m^2}{{r_0}^2+m^2}\right).
Der dem äuſseren und inneren Radius entsprechende Steigungswinkel
sei φ1 bezieh. φ0; dann ist aus der
Gleichung tg\,\varphi=\frac{C}{\omega\,x} der Werth
r_0=m\ cotg\,\varphi_0. Es erscheint vortheilhaft, den
Steigungswinkel nicht gröſser als 45° zu nehmen; setzt man daher φ0 = 45°, so ist r0 = m.
Macht der Ventilator in der Minute n
Touren, so ist \omega=\frac{2\,\pi\,n}{60}, folglich
m=\frac{C}{\omega}=\frac{60\,C}{2\,\pi\,n}.
Im Allgemeinen kann angenommen werden, daſs diejenigen
Ventilatoren, welche mit gröſserer Tourenzahl arbeiten, auch der zu bewegenden Luft
eine entsprechend gröſsere Geschwindigkeit ertheilen können. Es möge daher der
Verhältniſszahl m für alle Ventilatoren ein bestimmter
Werth gegeben werden, und zwar sei derselbe zu m = 0,15
festgestellt. Demnach ergibt sich für:
n = 100
ω = 10,5
C = 1,575
n = 200
ω = 21
C = 3,15
n = 300
ω = 31,5
C = 4,725.
Wenn nun in obige Gleichung für L die Werthe eingeführt werden: m = 0,15,
r0 = 0,15, n = 3,14, γ = 1,29 und g = 9,81, so ergibt sich, wenn wir r1
= r setzen:
L=0,207\,C\,(V^2+C^2)\,\left[r^2-0,0225\,\left(1+l\,\frac{r^2+0,0225}{0,045}\right)\right]=C\,(V^2+C^2)\,f\,(r).
Folgende Tabelle gibt die verschiedenen Werthe von f(r) für r = 0,3 bis 1m,5:
r =
f (r)
r =
f (r)
r =
f (r)
0,3
0,01025
0,8
0,115
1,3
0,3284
0,4
0,022
0,9
0,149
1,4
0,3834
0,5
0,0388
1,0
0,1878
1,5
0,443
0,6
0,0599
1,1
0,230
0,7
0,0858
1,2
0,277
Wenn der Ventilator die Luft frei ansaugt und frei austreten
läſst, so ist V = 0 und L
= f(r) C3. Danach bestimmt
sich L für:
r
C
=
r
C
=
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
0,3
0,01025
0,082
0,277
0,656
1,28125
1,0
0,1878
1,5024
5,076
12,032
23,475
0,4
0,022
0,176
0,594
1,408
2,75
1,1
0,230
1,840
6,21
14,72
28,75
0,5
0,0388
0,3104
1,053
2,482
4,85
1,2
0,277
2,216
7,479
17,628
34,625
0,6
0,0599
0,48
1,62
3,84
7,5
1,3
0,3284
2,6272
8,90
20,818
41,05
0,7
0,0858
0,6864
2,322
5,504
10,752
1,4
0,3834
3,0672
10,35
24,538
47,915
0,8
0,115
0,92
3,105
7,36
14,375
1,5
0,443
3,544
11,961
28,352
55,375
0,9
0,149
1,192
4,05
19,536
18,605
Die in der Secunde geförderte Luftmenge Q berechnet sich theoretisch nach der Gleichung Q
= G (r2 –
0,152) n und ist danach folgende Tabelle für Q zusammengestellt:
r
C
=
r
C
=
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
0,3
0,213
0,425
0,638
0,851
1,063
1,0
3,072
6,144
9,216
12,288
15,360
0,4
0,433
0,865
1,297
1,730
2,163
1,1
3,731
7,462
11,193
14,924
18,655
0,5
0,715
1,431
2,146
2,862
3,577
1,2
4,454
8,908
13,362
17,816
22,270
0,6
1,061
2,122
3,183
4,244
5,305
1,3
5,239
10,678
15,717
20,956
26,195
0,7
1,469
2,938
4,467
5,876
7,345
1,4
6,086
12,172
18,258
24,344
30,430
0,8
1,941
3,882
5,823
7,764
9,705
1,5
6,999
13,998
20,997
27,996
34,995
0,9
2,745
4,950
7,425
9,900
12,375
Durch Division der einzelnen Werthe von L durch die entsprechenden von Q erhält man
die Anzahl Kilogramm-Meter, welche 1cbm in der
Secunde zu fördernder Luft für die verschiedenen Verhältnisse beansprucht. Diese
Werthe sind in folgender Tabelle zusammengestellt:
r
C
=
r
C
=
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
0,3
0,046
0,19
0,43
0,77
1,21
1,0
0,061
0,24
0,55
0,98
1,52
0,4
0,051
0,20
0,45
0,81
1,27
1,1
0,062
0,25
0,55
0,99
1,54
0,5
0,054
0,21
0,49
0,86
1,35
1,2
0,062
0,25
0,56
1,00
1,56
0,6
0,056
0,22
0,51
0,90
1,41
1,3
0,063
0,25
0,56
1,00
1,57
0,7
0,058
0,23
0,52
0,93
1,46
1,4
0,063
0,25
0,57
1,01
1,58
0,8
0,059
0,24
0,53
0,95
1,48
1,5
0,063
0,25
0,57
1,01
1,58
0,9
0,060
0,24
0,54
0,96
1,50
Hieraus geht in der klarsten Weise hervor, wie wichtig es ist, die
Geschwindigkeit der Luft möglichst gering anzunehmen.
Wären z.B. 7cbm in der Secunde
zu fördern, so berechnen sich für verschiedene Werthe von C die entsprechenden Radien und die theoretisch erforderliche Arbeit
für:
C =
1
2
3
4
5
r =
1,5
1,00
0,9
0,8
0,7
L =
0,441
1,75
3,78
6,65
10,22
und verhalten sich die letzteren Werthe wie 1 : 4 : 8,5
: 15 : 23.
Wird die Luft mittels des Ventilators durch Kanäle getrieben, so
daſs für die Berechnung von L die Geschwindigkeit V mit zu berücksichtigen ist, so ist zu obigen Werthen
von C3
f(r) noch das Glied G V2
f(r) zu addiren. Bei
constant bleibendem V nimmt dasselbe proportional mit
C zu; es wird sich daher bei einigermaſsen
bedeutendem V der Einfluſs eines groſsen Werthes von
C nicht in der Weise geltend machen, als wenn V = 0 ist; immerhin jedoch ist dieser Einfluſs noch
groſs genug, um den Werth C nach Möglichkeit klein
annehmen zu lassen.
Bei obigen Berechnungen sind die Zapfenreibung und die Widerstände
der Luft beim Durchgang durch den Ventilator unberücksichtigt geblieben; ebenso ist
der bei der Bestimmung der geforderten Luftmenge angenommene Nutzeffect des
Ventilators zu 100 Proc. sehr bedeutend zu hoch angenommen.
Die sonstigen praktischen Erfahrungen jedoch sprechen dafür, daſs
die Berücksichtigung dieser Factoren den für je 1cbm in der Secunde zu fördernde Luft nöthigen Arbeitsaufwand bei
zunehmender Geschwindigkeit in noch höherem Maſse wachsend erscheinen lassen werden,
als schon oben erwiesen.
Die genauere Bestimmung der Coefficienten, welche die Werthe der
oben theoretisch berechneten Leistung der Schraubenventilatoren und des hierfür
erforderlichen Arbeitsaufwandes zu den der Wirklichkeit entsprechenden umformt, möge
der Praxis vorbehalten sein.
Bevor genauere Versuche gemacht sind, von denen wir hoffen, daſs
sie uns in Bälde vorliegen werden, möchten wir nach den bis heut gemachten
Erfahrungen rathen, zu setzen:
Q=0,5\,C\,({r_1}^2-0,15^2)\,\pi und
L=1,5\,C\,(V^2+C^2)\,f\,(r).
Berlin, April 1881.
J. Einbeck.