Titel: | Behandlung von Holz mit ozonisirtem Sauerstoffe; von Karl Alfred René, Pianoforte-Fabrikant in Stettin. |
Fundstelle: | Band 240, Jahrgang 1881, S. 446 |
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Behandlung von Holz mit ozonisirtem Sauerstoffe;
von Karl Alfred René, Pianoforte-Fabrikant in Stettin.
Mit einer Abbildung auf Tafel 36.
René's Behandlung von Holz mit ozonisirtem Sauerstoff.
Der Zweck der Erfindung besteht in dem Verfahren, durch Einwirkung des mäſsig
erhitzten und mittels Durchleitung elektrischer Funken ozonisirten Sauerstoffes den
zum Klavierbau zu verwendenden Hölzern ihren Gehalt an Harz und Fetttheilen zu
entziehen, hauptsächlich denselben zu zersetzen und das Holz derart zu präpariren,
daſs es befähigter ist, die Schwingungen der Saiten aufzunehmen und dadurch eine
erheblich volltönendere Resonanz hervorzubringen, ferner dadurch dem Holze die
Eigenschaften des Alters zu verleihen. Durch dieses Verfahren wird feuchtes bezieh.
junges, nicht abgelagertes Holz, welches bisher nicht zur Anfertigung von
Klavier-Resonanzböden angewendet werden konnte, so präparirt, daſs es dem Jahre lang
gelagerten und gepflegten Holze nicht nur nicht gleichkommt, sondern dasselbe bei
Weitem übertrifft.
Der Sauerstoff allein für sich, namentlich aber der erhitzte und durch Elektricität
ozonisirte, übt die eigenartigen, nachweisbaren Wirkungen auf Holz aus, daſs er die
Harz- und Fetttheile desselben vollständig zersetzt. Eine bekannte und in meinem
Fache als Klavierfabrikant erprobte Thatsache ist es, daſs solches Holz, welches
lange Zeit den Einwirkungen der atmosphärischen Luft und dadurch auch den
Einwirkungen des Sauerstoffes ausgesetzt ist, zum Bau von Instrumenten
auſserordentlich brauchbar gemacht wird; je länger also das Holz dem geringen
Einflüsse des in der Atmosphäre enthaltenen Sauerstoffes preisgegeben ist, desto
besser ist es zu verwenden; namentlich gilt dies für Resonanzbodenhölzer und haben
aus diesem Grunde die Geigenbauer stets das am längsten gelagerte Material zum Bau
der nöthigen Resonanzböden gesucht. Hieraus ist nun der Schluſs zu ziehen, daſs,
wenn der geringe Sauerstoffgehalt der Atmosphäre in langer Zeit diese wichtigen
Veränderungen bewirkt, diesen Proceſs in bedeutend wirkungsvollerer Weise und in
viel kürzerer Zeit der durch chlorsaures Kali hergestellte Sauerstoff erzeugen muſs,
und habe ich bei meinen Versuchen die Wahrnehmung gemacht und zugleich die Erfahrung
gewonnen, daſs gerade ozonisirter Sauerstoff in mäſsig erhitztem Zustande diesen
ganz besonderen Einfluſs auf Holz ungleich wirksam und schnell wirkender geltend macht, indem er die
Harz- und Fettbestandtheile desselben vollständig zersetzt, die Vorzüge des
abgelagerten Holzes verleiht und durch dieses Ergebniſs einen bisher fühlbaren
Mangel an für Klaviere nöthigem geeignetem Holzmateriale abhilft.
Um nun Holz in der angedeuteten Weise zu präpariren, ist also zunächst ein hermetisch
zu verschlieſsender Raum erforderlich, in welchen das dem Processe zu unterwerfende
Holz hineingeschafft und so aufgelagert wird, daſs der einzuleitende Sauerstoff die
Oberflächen desselben überall bestreichen und dadurch seine Wirkung möglichst
erweitern kann. In diesen Raum wird sodann der Sauerstoff – nach Entfernung der in
demselben befindlichen atmosphärischen Luft mittels einer Luftpumpe – eingeleitet
und nach luftdichter Schlieſsung des Raumes der Sauerstoff vermöge eines
elektrischen Stromes und durch das Ueberspringen von elektrischen Funken ozonisirt,
d.h. in Ozon verwandelt; dieser Proceſs geht unter mäſsiger Erhitzung des Raumes von
statten und ist nach etwa 12 bis 24 Stunden oder auch noch länger je nach seiner
Beschaffenheit beendet.
Dem Processe des Ozonisirens geht indessen zum Zwecke der Entfernung der
Feuchtigkeitsbestandtheile und des Heraustretens des Harzes aus dem Holze eine etwa
12 Stunden währende starke Erhitzung in demselben Räume vorher; der heiſsen Luft
wird indessen nach Trocknung des Holzes freier Abzug durch Oeffnung des
Sicherheitsventiles gestattet; ist das Holz einige Stunden wieder der gewöhnlichen
Atmosphäre ausgesetzt, dann wird der Raum abermals dicht verschlossen, durch eine
darunter befindliche Feuerungsanlage leicht angewärmt und durch Auspumpen der
atmosphärischen Luft bis zu einem Vacuum entleert. Dieser luftleer gemachte Raum
wird durch Zuleitung von Sauerstoff dann vollständig angefüllt, der eingeschlossene
Sauerstoff aber durch Durchleitung eines starken elektrischen Stromes zu Ozon
umgewandelt.
Der ganze Apparat setzt sich daher, wie aus der Skizze Fig. 13
Taf. 36 ersichtlich, aus zwei Haupttheilen zusammen, aus einer Retorte A zur Herstellung des Sauerstoffes und einem hermetisch
zu verschlieſsenden Raum K zur Aufnahme des zu
präparirenden Holzes und zur Herstellung des Ozons. Als Retorte dient ein eiserner
kesselartiger Behälter, welcher mit den nöthigen Sicherheitsventilen, von denen
jedoch nur eines bei D sichtbar ist, einem Manometer
E zur Angabe der Spannung und einer dicht zu
verschlieſsenden Einschüttöffnung C versehen und über
einer Feuerung B gleich einem Dampfkessel zur Hälfte im
Mauerwerk eingemauert ist; unter der Retorte ist ein Stahlsieb angebracht, um das
directe Anschlagen der Flamme zu verhindern. Der ganze Behälter ist innen mit einer
Chamottelage gegen die Einwirkungen des sich entwickelnden Sauerstoffes geschützt
und endigt die Retorte
in einem Halse bezieh. Ausfluſsrohre F, welches durch
ein Absperrventil O luftdicht zu verschlieſsen ist.
Dieser Hals führt in den zweiten Haupttheil des Apparates, einem kofferkesselförmig
construirten Eisenkessel K. Derselbe ist ähnlich wie
die Retorte eingerichtet, hat ebenfalls ein Sicherheitsventil D, ist auch zum Theil über einer Feuerung P eingemauert, und zwar gehen die Züge, um eine
ziemlich gleichmäſsige Wärmezuführung zu erzielen, beinahe ganz unter demselben hin,
theilen sich hier in zwei Kamingänge, welche zuerst vertical in die Höhe steigen,
dann aber zu beiden Seiten des Kessels rückwärts wieder nach der Richtung der
Retorte hinlaufen, beinahe am Ende der Wände angelangt wieder aufwärts steigen, um
sich in dem Schornstein oder der Esse wieder zu vereinigen. Innen ist der Kessel K wie die Retorte aus dem oben bereits angeführten
Grunde ebenfalls mit Chamottemasse ausgesetzt und sind quer zu seiner Längsachse in
verschiedener Höhe ganz schwache Winkeleisen eingefügt, welche als Unterlagen zur
Aufnahme der Holzplatten T dienen sollen und in einer
Ordnung eingelassen sind, daſs die etagenförmig über einander eingeschobenen
Holzplatten strahlenförmig nach der der Retorten! zugewendeten Wand aus einander
gehen; auf der entgegengesetzten Seite ist indessen eine gröſsere Oeffnung M angebracht, 'welche zur Einführung des zu
präparirenden Materials dienen soll und ebenfalls luftdicht verschlieſsbar ist. Um
den Kessel K jedoch nicht zu viel zu schwächen, ist die
Oeffnung M nicht auf die ganze Endfläche desselben
ausgedehnt und deshalb die Lagerung der Platten T
strahlenförmig angeordnet; auſserdem sind die Seitenwände des Kessels durch drei
Ringe n aus doppeltem Winkeleisen umspannt.
Zum Zweck der Ozonisirung des Sauerstoffes sind nun die beiden Leitungsdrähte S einer starken galvanischen Batterie oder eines
Inductionsapparates in Isolatoren – in diesem Falle in Glasröhren – eingeschmolzen,
durch die Umfassungsmauer, die eigentliche Kesselwand und die Chamottelage in den
inneren Raum K eingeführt und endigen dieselben in
Platinspitzen, welche sich gegenüber gestellt sind und zur Ozonisirung des
Sauerstoffes die elektrischen Funken während der Dauer des Processes überspringen
lassen. (* D. R. P. Anmeldung Kl. 38 Nr. 49798 vom 14. Februar 1881.)