Titel: | Neuerungen an selbstschliessenden Ventilen. |
Fundstelle: | Band 242, Jahrgang 1881, S. 89 |
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Neuerungen an selbstschlieſsenden
Ventilen.
Mit Abbildungen auf Tafel 9.
(Patentklasse 85. Fortsetzung des Berichtes S. 9
dieses Bandes.)
Neuerungen an selbstschlieſsenden Ventilen.
2) Schluſs durch Wasserdruck.
Der selbstthätige Schluſs von Ventilen bezieh. Hähnen durch den Wasserdruck allein
ohne Mitwirkung äuſserer mechanischer Hilfsmittel wird im Allgemeinen entweder durch
den directen Druck des Wassers gegen das meist achsial bewegliche Ventil, durch
Anwendung sogen. Ueberdruckkolben (Differentialkolben), durch Gummimembrane oder
durch eine Verbindung beider zu erzielen gesucht.
a) Directer Wasserdruck gegen das
Ventil: Bei dem selbstschlieſsenden Zapfhahn von A.
Grundmann in Berlin (Erl. * D. R. P. Nr. 2710 vom 15. März 1878) ist das
Ventil durch ein mit entsprechenden Eintrittsöffnungen für das Wasser versehenes
horizontales Rohr in der Auslauftülle geführt, welche deshalb eine gewisse Strecke
weit gerade sein muſs. Dieses Rohr hat nach oben einen durch einen Schlitz der Tülle
führenden Ansatz, gegen welchen auſsen ein Daumen sich legt, dessen Herunterdrücken
das Oeffnen des Ventiles bewirkt. Wird der Daumen losgelassen, so drückt das Wasser
das Ventil vor, was aber sehr rasch und deshalb nicht ohne Stoſs vor sich gehen
wird. Die verlockende Einfachheit dieses Principes hat folgende Constructionen zur
Vermeidung des Wasserschlages entstehen lassen.
Einen Luftbuffer benutzt P. Menzel in
Lauban (* D. R. P. Nr. 13932 vom 6.
November 1880). Beim Gebrauch des Hahnes wird der Abschluſskolben c (Fig. 1 Taf.
9), auf dessen Schaft auch der Luftbuffer a sitzt,
mittels des Daumens e vom Hebel f aus zurückgeschoben. Wird letzterer losgelassen, so preſst das Wasser
das Ventil c nach vorn, wobei sich die Luft in dem
Räume vor a zusammendrückt und ein langsames Schlieſsen
des Hahnes bedingt.
W. Knaust in Wien führt das in Fig. 2 Taf.
9 skizzirte Ventil (Construction von C. Bach, vgl. 1876
220 * 25) aus. Ein Andrücken des Knopfes a bewegt das
Schnabelrohr b und mit diesem auch den Ventilkolben cd nach innen. Der dickere Kolbentheil c tritt in Folge dessen aus dem ihn eng umschlieſsenden
Cylinder heraus und gestattet dem Wasser den Durchgang nach dem Räume rechts, von wo
aus es durch die Löcher l in das Schnabelrohr b tritt, also zum Abflüsse gelangt. Wird der Druck auf
den Kolben aufgehoben, so erfolgt eine allmähliche Vorwärtsbewegung des Kolbens und
hiermit der Abschluſs der Leitung. Dieser stoſsfreie Abschluſs wird dadurch
erreicht, daſs eine gewisse Menge Wasser aus dem Räume, welcher in achsialer Richtung von der
Kolbenventilfläche und Ventilsitzfläche begrenzt wird, zu verdrängen ist, sowie
dadurch, daſs eine gewisse Menge Wasser seitens des Ventilkolbens durch einen sehr
kleinen Ringquerschnitt angesaugt wird. – Die Ausführung des Ventiles soll eine sehr
genaue Arbeit erfordern.
In der Construction dem besprochenen sehr ähnlich ist das in Fig.
3 Taf. 9 dargestellte Ventil von Chameroy
Sohn in Paris. Durch den Knopf a wird das
Ventil c von dem Ventilsitze gehoben und das Wasser
strömt aus der Leitung durch die Oeffnungen o in der
Pfeilrichtung zum Auslauf. Auf der Spindel des Knopfes a sitzt ein Kolben b, der sich in dem
Cylinder g mit Spiel bewegt. Beim Oeffnen des Ventiles
c wird das Wasser, welches sich Hüter dem Kolben
b befindet, aus dem Räume g durch den Spielraum zwischen Kolben und Cylinder verdrängt und kommt zum
Ausfluſs. Hört der Druck auf den Knopf auf, so wird durch das Wasser, welches durch
die kleine Ringfläche zwischen Kolben und Cylinder in den Raum g dringt, ein Ueberdruck erzeugt, welcher das Ventil
langsam schlieſst. Eine Feder unterstützt den Schluſs.
In gleicher Weise wirkt das Ventil von Dewrance in
London (Fig. 4 Taf.
9); hier ist die Ventilabdichtung von Metall.
Das Ventil von J. Mücke in
Breslau (* D. R. P. Nr. 2789 vom 15.
November 1877) benutzt das Princip der Wasserbremsung zur Vermeidung des
Rückschlages. In dem Gehäuse ist ein Kolben befestigt, auf welchem ein
entsprechender, das Ventil bildender Cylinder dicht gleitet. Um dasselbe zu öffnen,
wird der letztere herunter gedrückt, wobei sich gleichzeitig der untere
abgeschlossene und nur mit einer kleinen seitlichen Oeffnung versehene Cylinder voll
Wasser saugt. Hört der Druck auf, so wirkt das Wasser gegen den Cylinder auf
Abschluſs des Durchflusses; es geschieht derselbe aber langsam, da das Wasser durch
die kleine Cylinderöffnung wieder herausgedrängt werden muſs.
Eine jedenfalls unwirksame Construction zur Verhinderung des plötzlichen Abschlusses
ist an J.
Kernaul in München (* D. R. P. Nr. 11694 vom 19. Mai 1880) patentirt; es
geschieht dies mittels einer losen Scheibe, welche eine Wasserbremsung unterhalb des
Ventilsitzes bewerkstelligen soll. Beim Heben des Ventiles A (Fig. 5 Taf.
9) auf ⅓ seiner Hubhöhe nimmt der Ansatz B die lose
Scheibe C bis zur Hubbegrenzung mit und gibt den
Wasserdurchfluſs frei. Beim Auslassen des Hebels soll sich die Scheibe C auf D auflegen; – es
müſste also C schneller fallen, als sich A senkt, aber Wasser genug über sich behalten, um
mittels desselben bremsend auf das Ventil zu wirken.
b) Differentialkolben: Die folgenden
Constructionen besitzen einen sogen, schwimmenden Kolben. Der bekannte Hahn von Chameroy in Paris (vgl. 1871 200 * 184) gehört zu denen, welche selbstthätig absperren, nachdem eine
gewisse Menge Wasser durchgelaufen ist. Der Hahn soll ziemlich gleiche Wassermengen
selbst bei sehr verschiedenen Wasserdrucken von 1 bis 4at liefern und zwar ohne jeden Rückschlag.
Das Wasser tritt aus dem Zuleitungsrohr durch die Oeffnung f (Fig. 6 und
7 Taf. 9) in den cylindrischen gröſseren Ausschnitt im Hahngehäuse ein,
erhebt und erhält dann das Ventil h in der oberen
Stellung und flieſst bei c ab. Das Ventil paſst nur
lose in die Hahnbohrung, weshalb auch Wasser durch den ringförmigen Zwischenraum
über das Ventil gelangen und dieses endlich auf seinen Sitz im unteren engeren
ausgebohrten Hahngehäuse sinken kann so der weitere Ausfluſs selbstthätig
unterbrochen wird. Dreht man den Hahnkegel um 180° (Fig. 7), so
wird das über dem Ventil befindliche Wasser durch die Bohrungen i und k ablaufen und das
Ventil wieder in seine frühere Stellung steigen. Nachdem aber die Durchlassöffnung
i zufolge der Drehung des Hahnkegels mit dem
Ausfluſsrohr nicht mehr in Verbindung steht, so muſs, um von Neuem Wasser zum
Abflüsse zu bringen, der Hahn wieder geöffnet werden.
Die Eigenthümlichkeit der Construction von Tylor in
London besteht in einem stellbaren Kolbenventil C,
welches an seinem Boden mit einer Lederscheibe versehen ist und sich in einer
stellbaren Hülse E (Fig. 8 Taf.
9) auf- und niederbewegen kann. Die Hülse wird durch die Spindel A gehoben oder niedergedrückt, wie bei einem
Niederschraubhahn gebräuchlich ist. Beim Oeffnen und Schlieſsen des Ventiles hebt
die Hülse E das Kolbenventil C von seinem Sitze D auf, bezieh. drückt
dasselbe nieder. Sollte der Hahn geöffnet und in dieser Stellung gelassen werden, so
wird das Kolbenventil C, welches gehoben worden ist,
sich von selbst auf seinen Sitz niederlassen und zwar zum Theil in Folge seiner
eigenen Schwere, hauptsächlich aber durch den Druck des Wassers, welches zwischen
dem Ventilkolben und der inneren Cylinderfläche der Hülse durchzieht und den Raum in
der Hülse über dem Ventilkolben anfüllt. Die Schraube in letzterem dient zur
Einstellung der zum Ausflusse zu bringenden Wassermenge.
Das Baumgärtner'sche Selbstschluſsventil ist schon oben
S. 16 d. Bd. beschrieben worden.
Bei dem Ventil von J. Rademacher und Grüdelbach in
Berlin (* D. R. P. Nr. 4558 vom 16.
August 1878) wird der schwimmende Kolben von einem Stempel i (Fig. 9 Taf.
9) regiert, dessen unteres wulstartiges Ende D von
einer bei o abdichtenden Gummihülse umgeben ist, welche
als Ventil wirkt. Im geschlossenen Zustande ist der hohle Raum zwischen dem äuſseren Mantel a einerseits und der Glocke b andererseits mit Druckwasser angefüllt; ebenso befindet sich Druckwasser
in dem Inneren der Glocke, wohin es durch den Spielraum zwischen b und dem Schwimmerkolben c gelangt ist. In diesem Zustande wird sowohl das Ventil c, wie auch das Gummiventil geschlossen erhalten. Zieht
man nun den Knopf k in die Höhe, so wird das
Gummiventil geöffnet, das in der Glocke angesammelte Wasser flieſst ab und, da durch
den kleinen Zwischenraum zwischen Glocke und Ventil nicht so viel Wasser
nachflieſsen kann, daſs der Wasserdruck in der Glocke dem in dem Hohlraum zwischen
Ventilkörper und Mantel gleich bleibt, so wird das Ventil c gehoben und somit der Wasserdurchfluſs geöffnet.
Bei dem in Fig. 10
Taf. 9 dargestellten Ventil von Grützner und Knauth (*
D. R. P. Nr. 2680 vom 21. März 1878) wird der verticale Ventilkolben k mittels eines Zughebels gehoben. Wirkt die Zugkraft
nicht mehr, so wird der Ventilkolben durch den Wasserdruck zum Sinken gebracht und
der Zulauf bei c wird geschlossen. Das Sinken des
Ventilkolbens erfolgt allmählich, weil, wenn auch das Ventil geöffnet ist, das
Wasser nur durch die kleinen Querschnitte n zum
Abflüsse gelangt, so daſs nur der Ueberschuſs des oberen Druckes über den unteren
den Ventilkolben zum Sinken bringt. – Eine genau gleiche Construction von C. Bach ist in D. p. J.
1876 220 * 25 beschrieben.
Bei der Construction von Leopolder in Wien (Fig.
11 Taf. 9) ist auch ein schwimmender Kolben benutzt; jedoch strömt das
Druckwasser für den Raum d durch die Oeffnung e im Kolben b. Ein Druck
auf den Knopf c öffnet das Ventil; hört derselbe auf,
so bewirkt das durch die Oeffnung e in den Raum d gekommene Wasser einen Ueberdruck, welcher das Sinken
des Ventilkolbens und den allmählichen Ventilschluſs erzielt.
Der in Fig. 12 Taf. 9 ersichtliche Hahn von Denans und
Comp. in Paris hat eigenthümliche Kautschukverschlüsse a und B, deren ersterer im
Innern des Hahnes befestigt ist, aber doch ein Spielen des Ventiles gestattet. Die
mit vier Gängen versehene Schraube c dreht sich auf der
abgerundeten Spitze der Stange e. Dreht man den Knopf
g, so drückt die Schraube auf die Stange, die
Scheibe a biegt sich durch und das Ventil B bewegt sich nach abwärts, dem aus dem Zuleitungsrohre
durch die Oeffnungen o herströmenden Wasser den Weg
eröffnend. Bei diesem Vorgange wird das vorher in dem Raum f befindliche Wasser theils durch das Ventil s, theils an dem Umfange des nicht ganz dicht schlieſsenden Ventilkolbens
hinausgedrängt. Wird der Druck auf die Ventilstange durch Linksdrehen des Knopfes
beseitigt, so zieht die Scheibe a das Ventil B in die Höhe und bewirkt den Abschfuſs, welcher aber
nur allmählich vor sich gehen kann, da sich das Ventil s geschlossen hat und zum Einströmen des Wassers nach dem Raum f nur der schmale Ring um den Ventilkolben frei ist. Der Abschluſs wird
erst stattfinden, wenn f völlig gefüllt ist.
Das Ventil von O. Hoehns und B. Klahr in Berlin (Umgewandeltes * D. R. P. Nr. 2123
vom 5. December 1877) ist zur Closetspülung bestimmt. Wird der Knopf und das mit ihm
verbundene Ventil a (Fig. 13
Taf. 9) durch Niederdrücken geöffnet, so wird das zwischen dem Ventil a und dem durch einen Lederstulpen abgedichteten Kolben
f befindliche Wasser nach dem seitlichen Kanal g verdrängt. Ventil b und
Kolben f werden nun durch den Wasserdruck von unten
gehoben und das Wasser strömt durch das nun geöffnete Ventil b zur Spülung in das Becken. Hört der Druck auf den Knopf auf, so wird das
Ventil a geschlossen und der Kolben f, da sein Querschnitt gröſser als der des Ventiles b ist, langsam heruntergedrückt, was ein Schlieſsen des
Ventiles b zur Folge hat. Die Schraube m regulirt die Dauer des Selbstschlusses.
Neuerungen an diesem Ventil sind von R. Manch in
Wien (* D. R. P. Nr. 11659 vom 8.
Februar 1880) angegeben worden. Bei Oeffnung des Zwischenhahnes wird das
Wasser bis in die Ausweitung a (Fig. 14 und
15 Taf. 9) eintreten, um von hier durch diametral gegenüber stehende
fensterartige Oeffnungen c der Büchse b, sowie durch den sehr engen Zwischenraum der Büchse
b und des Kolbens k in
das Innere der Büchse zu gelangen. Der Kolben k wird
demnach fest auf seinen Sitz gedrückt werden. Wird nun der Druckknopf m abwärts gedrückt, bezieh. das kleine Ventil v gelüftet, so ist der Druck auf den Kolben k von oben her aufgehoben, da das über ihm stehende
Druckwasser durch das Ventil v und die Kanäle i, p, x, e und x1 in den Schnabel n
abläuft. Es kommt nun der Druck von unten her bei s auf
die ringförmige Fläche des Kolbens zur Wirkung. Der Kolben wird emporgehoben und
tritt das Wasser durch die Oeffnungen c1 in das Innere der röhrenartigen Verlängerung des
Kolbens ins Freie. Wird der Knopf m losgelassen, so
schlieſsen der Wasserdruck und eine Feder das Ventil v
und der Ueberdruck über dem Kolben wird wieder hergestellt; der Kolben wird nun von
dem langsam über ihm sich sammelnden Wasser nach abwärts getrieben, bis er völlig
abschlieſst. Die gegenseitige Anordnung der Durchgangsöffnungen c, c1 macht den
Wasserdurchfluſs immer geringer.
Das in Fig. 16 Taf. 9 dargestellte Ventil von Hinkel und Trupp in
Frankfurt a. M. (* D. R. P. Nr. 4857
vom 25. Juni 1878) besitzt gleichfalls im schwimmenden Kolben ein kleines
Ventil, welches das Oeffnen und Schlieſsen bewirkt. Wird die Stange a herabgedrückt, so öffnet dieses kleine Ventil b den Durchgang des Wassers nach der oberen Seite des
Kolbens und der hier entstehende Ueberdruck wird den Kolben zum Sinken bringen, was
das Ventil d zum Oeffnen zwingen wird. Schlieſst das Ventilchen
b durch den Wasserdruck wieder ab, so geht der
Kolben in die Höhe, indem er das über ihm stehende Wasser durch eine kleine Oeffnung
i im Körper g
herausdrängt und wieder ganz abschlieſst. – Die Anordnung scheint ein Versagen der
selbstthätigen Absperrung nicht auszuschlieſsen.
Bei der Construction von Eichel und Veit in
Berlin (* D. R. P. Nr. 3337 vom 5.
März 1878) ist dem Kolben nur eine gewisse Beweglickeit gestattet, da er
an seiner oberen Fläche an einer Membran befestigt ist. Das Zufluſswasser tritt
durch a (Fig. 17
Taf. 9) ein und gelangt bei geschlossener Oeffnung h,
was durch einen Gewichtshebel bewirkt wird, durch die Regulirungsschraube c und den Kanal d über den
Kolben, hier einen Ueberdruck erzeugend und das Ventil schlieſsend. Ein Aufheben des
Gewichtshebels vom Ventilknopf i bringt das Wasser über
dem Kolben durch h zum Abfluſs und läſst ein Oeffnen
des Durchgangsventiles erfolgen.
Eine andere Benutzung des schwimmenden Kolbens zeigen nachstehende
Constructionen.
Das durch seine vielen Abdichtungen etwas umständliche Ventil von W. H. L.
Green und O. Billig in Berlin (*
D. R. P. Nr. 1755 vom 17. Januar 1878) wirkt
folgendermaſsen: Das durch b (Fig. 18
Taf. 9) eintretende Druckwasser gelangt um den Kolben K
herum und durch seine Bohrung l in das Innere von A und hält das Ventil v
geschlossen. Hebt man nun den Hebel S und hiermit das
kleine Kolbenventil g so weit in die Höhe, daſs die
Oeffnung e frei wird, so nimmt das bislang über dem
Kolben befindliche Wasser seinen Abfluſs nach c durch
r und f. Da nun diese
Kanäle einen gröſseren Querschnitt haben als die Oeffnung J, so wird der Druck unter K steigen und den
Kolben in die Höhe heben, also öffnen. Weil nun der Abfluſsstutzen c bei q noch eine gewisse
Querschnittsverengung hat, wird unter K ein gröſserer
Druck als bei c vorherrschen, welcher den Kolben K so weit heben wird, bis er an s anstöſst. Hierbei wird K den kleinen Kolben
im kleinen Cylinder a in die Höhe treiben und mit
demselben die Oeffnung e verschlieſsen, also ein
weiteres Ausflieſsen des Wassers über dem Kolben K
verhindern. Es bildet sich hier wieder Druck und das Ventil wird langsam
geschlossen.
Wie hieraus ersichtlich, läſst dieses Ventil auch nur eine gewisse Menge Wasser
durch, wie das Tylor'sche (vgl. S. 91), indem es sofort
den Abschluſs einleitet, nachdem der Kolben K weit
genug in die Höhe getrieben ist. Eine solche Beschränkung des jedesmaligen
Wasserabflusses ist für Closetspülungen von Vortheil, indem sie einer
Wasservergeudung sehr wirksam entgegentritt.
Die Veränderungen, welche das Zusatzpatent * Nr. 7057 vom 6. März 1879 ab enthält,
bestehen in der achsialen Durchbohrung des groſsen Kolbens, unter welchem die Mündung der
Zufluſsleitung sich befindet, namentlich aber in der Vereinfachung des oberen
kleinen Kolbenrohres und Ventiles; letzteres ist statt zum Heben als Küken zum
Drehen eingerichtet und statt des umständlich abzudichtenden und zu führenden
Kolbenrohres zum Abschlieſsen des kleinen Abfluſskanales ist eine einfache
Ventilplatte angebracht.
Eine sehr einfache Construction zeigt das Ventil von J.
Mücke in Breslau (* D. R. P. Nr. 5403 vom 10. November 1878 und Zusatz * Nr. 13290 vom
31. Juli 1880). Es wird zum Zweck des Oeffnens dieses Ventiles der Kolben
a (Fig. 19
Taf. 9) so weit heruntergedrückt, daſs er in die Durchgangsöffnung p eintritt, sich auf den Kolben b setzt und diesen weit genug abwärts bewegt, daſs ein genügender
Wassernurchfluſs stattfinden kann. Ehe jedoch Wasser auszuflieſsen vermag, muſs der
Stempel losgelassen werden, wodurch derselbe vom Wasser plötzlich in die Höhe
getrieben wird und nun den Ausfluſs so lange gestattet, bis der Kolben b vom Wasser wieder in seine abschlieſsen de Stellung
gebracht ist. Dies geschieht folgendermaſsen. Das Wasser kann seinen Weg nur über
den oberen Rand des Cylinders c nehmen und drückt in
Folge dessen gegen die Schluſsfläche des Kolbens b.
Dieser ist dicht in den Cylinder c eingepaſst; doch
kann durch ein am Boden des Cylinders angebrachtes Ventilchen x, welches beim Herunterdrücken des Kolbens in den
Cylinder geöffnet wird, Wasser allmählich unter den Kolben b eintreten und diesen zum Abschlüsse bringen. – Auch dieses Ventil eignet
sich seines beschränkten Wasserdurchlasses wegen für Closets.
Einen unten offenen schwimmenden Kolben benutzt F. Gaebert in
Berlin (* D. R. P. Nr. 13410 vom 4.
August 1880). Ohne auf die aus der Fig. 20
Taf. 9 genügend erklärliche Wirkung des Ventiles weiter einzugehen, sei bemerkt,
daſs der Kolben an seinem Umfange Druckwasser in sein Inneres treten läſst und auf
diese Weise den Abschluſs erzielt. Um dieses Ventil selbst bei sehr geringem
Leitungsdrucke wirksam zu machen, ist der Ventilkolben (vgl. Fig. 21
Taf. 9) für solche Fälle mit einem kleinen Entlastungsventil v versehen, welches vom Druckstift zuerst geöffnet wird und das im
Ventilkolben angesammelte Wasser austreten läſst, um diesen zu entlasten; ein
weiteres Drücken bewirkt erst das Niedergehen des Ventilkolbens. Der Druckstift wird
entweder von einer Membran, oder einer Feder wieder in die Höhe gezogen. Bestimmt
ist das Ventil im Besonderen für Closets.
Zwei Constructionen von C. Rathcke in Halle a. S. sind
ihrer Einfachheit halber bemerkenswerth. Die erste sehr primitive Anordnung (* D. R.
P. Nr. 7306 vom 23. October 1878) zeigt Fig. 22
Taf. 9. Das Druckwasser steigt durch Oeffnungen über den Boden L und schlieſst den Abfluſs so lange ab, bis das
Entlastungsventil G gehoben wird und das oben angesammelte
Druckwasser ableitet. Das Zusatzpatent * Nr. 10106 vom 16. Januar 1880 ab beseitigt
die Mängel dieser Anordnung, wird aber bei nicht sehr reinem Wasser zu Verstopfungen
des kleinen Ventiles führen; diesen Mangel haben übrigens sämmtliche Constructionen,
welche derartige Oeffnungen und Ventilchen benutzen. Hier öffnet eine Hülse O (Fig. 23
Taf. 9) mittels seines in einem Schlitz geführten Steges M das Entlastungsventil o, wodurch ein
Steigen des Kolbens C bewirkt wird. Sinkt der Schieber,
so schlieſst sich das kleine Ventil o und der Kolben
C erhält durch seinen oben sich vergröſsernden
Druck das Bestreben, wieder abzuschlieſsen. Geschieht dieser Abschluſs zu langsam,
so hilft ein Druck auf den Knopf a nach und bringt den
Kolben sofort zum Schluſs. Dieser Stempel ist eine für Abzapfhähne empfehlenswerthe
Zugabe, wenn auch ein zu plötzlicher und früher Gebrauch die Wirksamkeit der ganzen
Construction gegen Wasserschlag nutzlos machen würde.
Eine eigenthümliche Anordnung zeigt die Construction von W.
Maywald in Halle a. S. (* D. R. P. Nr. 4440 vom 13. Juni 1878). Es sind hier an einem
Gestänge zwei Pumpenkolben von verschieden groſsem Querschnitt in folgender Weise
benutzt (vgl. Fig. 24
Taf. 9). Drückt man zum Oeffnen des Ventiles den Kolben A mittels des Gestänges herunter, so bewegt sich der Kolben B herauf und es tritt durch die Oeffnung o Wasser unter denselben. Ueberläſst man nun das System
sich selbst, so wird der Wasserdruck den Kolben A
vermöge dessen gröſseren Querschnittes nach aufwärts bewegen, während in gleichem
Maſse der Kolben B nach unten getrieben wird. Das nur
durch eine kleine Oeffnung o zu entfernende Wasser
stellt sich dem zu plötzlichen Abschluſs hemmend entgegen.
Aehnlich wie das Maywald'sche Ventil wirkt das von F. Thompen in Flensburg (Umgewandeltes * D. R. P. Nr.
1390 vom 2. Juli 1877). Auch hier sind an einem Gestänge zwei Ventile in der
Rohrleitung angebracht, deren eines den Durchfluſs des Wassers beherrscht, während
das andere, ein dicht geführter Kolben von gröſserer Druckfläche als das
Absperrventil, jenes zum allmählichen Abschluſs bringt.
Um das in Fig. 25
Taf. 9 skizzirte Ventil von Fr. Fischer in Wernigerode am Harz (* D. R. P. Nr. 5530 vom 11. August
1878) zu öffnen, drückt man durch den Knopf c das kleine Ventil d einwärts, so daſs das
im Räume e befindliche Wasser durch die Kanäle f und g abflieſsen kann.
Dies ermöglicht dem bei a eintretenden Druckwasser den
Kolben hki zurückzuschieben und den Durchgang b frei zu machen. Läſst man den Knopf los, so schlieſst
die Feder das Ventil d und das zwischen den Wänden des
Gehäuses und dem Kolben sonst durchflieſsende Wasser wird hier zurückgehalten und
sammelt sich im Räume e an, allmählich den groſsen
Kolben gegen seine Abschluſsfläche verschiebend. – Bei sehr schwachem Drucke wird
vorgeschlagen, die Bohrung tr einzufügen, damit
das Wasser rascher hinter den Kolben hi tritt und
das Ventil sicherer schlieſst.
Kummer in Wilhelmshaven (* D. R. P. Nr. 9386 vom 30. September 1879) hat die eine sehr
genaue Ausführung verlangende Construction (Fig. 26 bis
28 Taf. 9) geschaffen. Das Oeffnen des Ventiles erfolgt durch Drehung des
Hebels g um 90°; infolge dessen wird mit Hilfe des
Stiftes r und der schraubenförmigen Durchbrechung d ein Heben des eigentlichen Ventiles bewirkt, wodurch
bei ab das Wasser austritt. Um nach Loslassen des
Hebels ein schnelles Schlieſsen des Ventiles zu vermeiden, ist an dem oberen Ende
der Ventilführungsstange f ein Kolben k angebracht; beim Aufwärtsbewegen desselben, also beim
Oeffnen des Ventiles, saugt er durch sechs kleine Oeffnungen o Wasser ein f hört die Aufwärtsbewegung auf,
so schlieſst das ringförmige Ventil die Oeffnungen o
und muſs sich das unter k eingeschlossene Wasser durch
den engen Zwischenraum an dessen Umfang einen Ausweg suchen.
In der Patentschrift ist noch ein nach demselben Princip construirtes Ventil mit
beschränktem Auslauf angegeben, welches im Besonderen für Closets bestimmt ist.
(Schluſs folgt.)