Titel: Neuerungen an selbstschliessenden Ventilen.
Autor: Mittag
Fundstelle: Band 242, Jahrgang 1881, S. 166
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Neuerungen an selbstschlieſsenden Ventilen. Mit Abbildungen auf Tafel 15. (Patentklasse 85. Schluſs des Berichtes S. 89 dieses Bandes.) Neuerungen an selbstschlieſsenden Ventilen. b) Differentialkolben (Schluſs). Die folgenden beiden Constructionen haben in so fern eine Eigentümlichkeit, als ihr Oeffnen und Schlieſsen allein durch den Wasserdruck unter Vermittlung eines Zwischenhahnes geschieht. C. Dengg und Comp. in Wien (* D. R. P. Nr. 3935 vom 8. Juni 1878). Das zuflieſsende Wasser drückt von unten auf das Kegelventil B (Fig. 1 Taf. 15), von oben aber auf den mittels eines Stahlstiftes in letzterem geführten Kolben C, wohin es durch den Hahnwirbel D und einen kleinen Kanal gelangt; es muſs der gröſseren Druckfläche des Kolbens C wegen der Ausfluſs des Wassers also unterbleiben. Wird der Hahn D nun nach links herum gedreht, so daſs der obere Kanal mit dem Ausfluſs A in Verbindung gelangt, so wird das über dem Kolben G angesammelte Druckwasser ablaufen und das Ventil B geöffnet. Gelangt der Hahn D wieder in die gezeichnete Lage, so wird über dem Kolben G bald wieder genügender Ueberdruck entstehen, um das Ventil B abzuschlieſsen. Eine noch einfachere, aber ebenso vortreffliche Anordnung zeigt der Ventilhahn von Chr. Weuste in Mühlheim a. d. Ruhr (* D. R. P. Nr. 7886 vom 15. Juni 1879). Hier ist das Ventil o (Fig. 2 Taf. 15) mit dem Kolben 6 aus einem Ganzen hergestellt und beide haben eine anscheinend sicherere Führung als bei Dengg. Die Wirkungsweise ist dieselbe wie oben. Diese Art von Ventilen übertrifft sogar die Niederschraubhähne an Billigkeit und ist namentlich diesen gegenüber ein Verderben der Sitzflächen durch zu starkes Niederschrauben nicht möglich, während sie unter den selbstschlieſsenden Ventilen sich durch ihren sanften Schluſs auszeichnen. Dasselbe Princip liegt der Construction von A. Berthmann in Cassel (* D. R. P. Nr. 4329 vom 24. Mai 1878) zu Grunde; doch ist die Lösung eine bei weitem nicht so einfache wie bei den letztgenannten. In dem tief ausgedrehten Untertheile o (Fig. 3 Taf. 15) des Hahnes hat das Ventil b, welches in seiner Mitte die dichtende Gummischeibe faſst, seine Führung. Durch eine feine Oeffnung am hinteren Theil des Hahnes gelangt das Druckwasser über die dichtende Platte und preſst das Ventil b fest auf den Ventilsitz, wenn das kleine Kolbenventil c die rechte Mündung des kleinen Kanales verschlieſst. Wird jedoch das Ventil c mittels des Hebels d so weit gehoben, daſs es den Kanal frei gibt, so gelangt das über der Gummischeibe befindliche Druckwasser zum Ausfluſs, ohne durch den engen Kanal rasch genug wieder ergänzt werden zu können, um den Ueberdruck aufrecht zu erhalten. Es wird demnach das Ventil langsam geöffnet, während der langsame Schluſs nach Niederlassen des Hebels d erfolgt. c) Diaphragma. Die Verwendung des Diaphragmas bei selbstschlieſsenden Ventilen ist als eine Ausbildung der schwimmenden Kolben anzusehen; das Diaphragma ist billiger, einfacher und unter Umständen sogar bedeutend wirksamer wie jene Kolben. Sie kamen zuerst als einfache Abdichtungen in Gebrauch (vgl. Moris S. 17 d. Bd.), wurden dann mit Kolben bezieh. Ventilen verbunden (vgl. Denans S. 92, Berthmann S. 166, Faaſs S. 13 d. Bd.), bis sie endlich in neuester Zeit als ein vollkommener Ersatz der Ventile und namentlich der schwimmenden Kolben in Verwendung kamen, zuerst an den Closetventilen von Jennings in London, dessen Construction sich vielfache Anerkennung erworben hat. Die grundlegende Construction für alle übrigen Ventile ist die von A. Bengen in Berlin (1878 228 * 420) gewesen, so zunächst für die Construction von Fr. Butzke in Berlin (* D. R. P. Nr. 5563 vom 19. September 1878). Der Genannte will die Ausfluſsöffnung a (Fig. 4 Taf. 15) des Ventiles so abschrägen, daſs dieselbe mit der Fläche der Scheibe nicht in einer oder einer damit parallelen Ebene, sondern so liegt, daſs die ringförmige Sitzfläche und die Gummischeibenebene einen Winkel bilden. Dadurch soll ein viel sanfterer und dichterer Abschluſs erzielt werden, welcher sogar in manchen Fällen die Regulirungsschraube überflüssig macht, da die Scheibe sich beim Abschluſs zuerst auf den höheren Rand der Oeffnung a legt, dann erst, allmählich weiter gedrängt, den Rand der Oeffnung bis zum tiefsten Punkt herab bedeckt. Ein in die Leitung eingeschaltetes Manometer soll beim Abschluſs des Ventiles auch nicht die geringste Schwankung gezeigt haben. Die Inanspruchnahme der Gummiplatte ist aber eine sehr ungünstige und in Folge dessen die Abnutzung bedeutend. Das Oeffnen des Ventiles geschieht hier durch Ziehen am Knopfe f, wodurch das Rohr g mit dem unteren Dichtungsringe h gehoben wird, so daſs das Wasser durch i zum Abfluſs gelangen kann. Beim Loslassen des Knopfes schlieſst die Spiralfeder den kleinen Seitenkanal ab. Der Knopf f ist hohl und luftdicht mit dem Rohr g verbunden, während die untere Schraube o, welche den Gummiring h festhält, durchbohrt ist. Auf diese Weise ist im Knopfe f ein Windkessel gebildet, welcher regulirend auf die Druckzunahme im Räume d wirkt. Im Zusatzpatent * Nr. 6451 vom 5. Januar 1879 ab sind folgende m der Entlastung des Diaphragmas bestehende Eigenthümlichkeiten erwähnt. Die Kanäle b, welche ursprünglich die Verbindung mit dem Raume d herstellten und immerhin umständlich auszuführen waren, sind hier vermieden und zwar durch eine einfache, feine, mit einer Metallöse ausgefütterte Durchbohrung des Diaphragmas in seiner Mitte. Ferner ist die Zugvorrichtung, welche zur Entleerung des Raumes d dient, hier seitlich über dem Abfluſsrohr angebracht. Die Wirkung der Construction ist dieselbe geblieben; nur tritt das Wasser zur Erzeugung des Ueberdruckes hier durch die erwähnte feine Durchbohrung der Membran. Diese Ventile lassen das Wasser durchflieſsen, so lange das kleine Ventil der Kammer offen gelassen wird; der hieraus entspringenden Wasservergeudung sollen die Neuerungen des zweiten Zusatzpatentes (* D. R. P. Nr. 12299 vom 1. Mai 1880) entgegentreten, indem die neue Construction nur eine gewisse Wassermenge bei jedesmaligem Gebrauch abzugeben gestattet. Dieser Zusatz entspricht der Bestimmung dieser Ventile zur Closetspülung. Das Ventil ist hier (Fig. 5 Taf. 15) unter dem Sitzbrett des Closets angebracht, so daſs durch das Körpergewicht der Knopf des Ventiles heruntergedrückt wird. Hierbei wird das in G angesammelte Wasser durch Löcher in dem Kolben c, welcher mit einer Gummischeibe d überdeckt ist, hindurchgedrängt und sammelt sich über demselben an. Hört der Druck auf, so zieht die Spiralfeder den Kolben c nach oben und läſst das über c angesammelte Wasser zum Ausfluſs gelangen; das Diaphragma hebt sich dann und es tritt Spülung ein. Als ein Uebelstand wird bezeichnet, daſs dieses Ventil Wasser dann schon ausflieſsen läſst, wenn der Knopf desselben nicht vollständig heruntergedrückt und auf halbem Wege seiner Bahn festgehalten wird. Es soll dieser Uebelstand durch das dritte Zusatzpatent * Nr. 13530 vom 25. Juli 1880 ab beseitigt werden. Abgesehen von einigen aus der Figur 6 Taf. 15 erkennbaren Gröſsenänderungen ist der Entlastungskanal b hier höher herauf geführt in einen cylindrisch ausgebohrten Raum, in welchem sich ein am Ventilstift befestigter Kolben c bewegt. Derselbe ist aus zwei Metallplatten gebildet, zwischen welche eine Lage Filz o. dgl. eingeschlossen ist, und hat eine feine Durchbohrung d erhalten. – Wird das kleine Ventil durch Herabdrücken des Knopfes a geöffnet, so tritt hier nicht sofort Spülung ein, weil die Oeffnung im Diaphragma gröſser ist als im Röhrchen d, mithin mehr Wasser in die Kammer ein-, als austritt; das Diaphragma bleibt also in seiner abschlieſsenden Ruhestellung. Hört der Druck auf den Knopf auf, so schiebt der auf den Kolben c wirkende Wasserdruck ihn aufwärts, das Diaphragma hebt sich und die Spülung tritt ein. Eine weitere Construction selbstschlieſsender Closetventile gib dasselbe Patent an und soll dieselbe in so fern vortheilhafter sein wie die frühere, als hier nicht so leicht ein Verstopfen der Verbindungskanäle eintreten kann (vgl. Fig. 7 Taf. 15). Es ist hier noch eine zweite, am Ventilstift befestigte Dichtungsscheibe h angebracht, welche sowohl den Entlastungskanal b, als auch den Verbindungsweg l von oben abschlieſst. Bei der Construction von Schäffer und Budenberg in Buckau-Magdeburg (* D. R. P. Nr. 4370 vom 6. Juli 1878) ist der directe Wasserdruck gegen die Ventilplatte ein sehr geringer, nur in einem Ringe r (Fig. 8 Taf. 15) wirkender. Das Ventil öffnet, wenn das kleine Ventil v durch den Knopf niedergedrückt wird. Selbstschluſsventile für Hauptrohre und Brunnen. Zu den Bedingungen der Selbstschluſsventile für öffentliche Brunnen treten noch die früher (1881 239 * 435) genannten hinzu. Sonst ist ihre Construction im Allgemeinen dieselbe wie bei den oben beschriebenen Ventilen für Privathausleitungen. Im Anschluſs sei noch ein selbstthätiges Drosselventil für Hauptrohrleitungen beschrieben, welches bei der Hochquellenleitung in Wien verwendet wird. Es ist dies der Armstrong'sche Schieber, Construction Hawksley (Fig. 9 und 10 Taf. 15) dieser ist in das Hauptrohrnetz eingeschaltet und soll bei eintretenden Rohrbrüchen u.s.w. den Wasseraustritt verringern. Der Durchmesser des Hauptrohres beträgt 950mm. Die Drosselklappe m ist an einer horizontalen Spindel im Hauptzuleitungsrohre derartig angebracht, daſs auf dem äuſseren Ende dieser Spindel ein Kettenrad e sitzt, über welches ein schweres Gewicht mit dem Bestreben läuft, die Klappe zu schlieſsen, was jedoch durch den Drücker a verhindert wird, welcher eine Sperrklinke in das Rad e drückt. Im Hauptrohr liegt ferner am Ende eines langen horizontalen Hebelarmes mit der flachen Kante gegen den Strom eine Scheibe c von etwa 400mm Durchmesser. So lange die Geschwindigkeit des Wassers im Rohr ein gewisses Maſs nicht überschreitet, wird diese Scheibe durch das Gewicht d festgehalten, weil die verticale Spindel, an welcher der Hebelarm der Scheibe geführt ist, mittels Zahnbogen auf die Achse des Gewichtshebels d wirkt. Die Klappe m steht also offen. Tritt an einer Stelle unterhalb dieses Ventiles ein Rohrbruch ein, so wird sich die Geschwindigkeit des Wassers hier im Ventil vergröſsern, die Scheibe c wird infolge dessen nach vorwärts gedrückt, der Drücker a wird ausgelöst, das Gewicht mit der Kette sinkt und läſst die Drosselklappe die Rohrleitung absperren. Einen zu plötzlichen Schluſs der Klappe verhindert ein mit dem Rade e in Verbindung stehender Kolben in dem kleinen Wassercylinder k. Vom oberen Ende des Cylinders k aus führt ein Rohr zu dem kleinen Behälter b oben auf dem Hauptrohr und ein zweites Rohr vom Boden des Cylinders zu dem Boden des Behälters b. Im ersteren Rohre ist ein Absperrhahn h angebracht, welcher durch einen Hebel f bewegt wird. Dreht sich nun beim Absperren der Drosselklappe das Rad e um, so löst eine Knagge an diesem Rade den Hebel f aus und schlieſst so nach und nach den Hahn h, so daſs die Entleerung des Cylinders k nur langsam erfolgen kann. Um die Drosselklappe wieder zu öffnen, wird die kleine, mit dem Behälter b in Verbindung stehende Handpumpe l in Bewegung gesetzt, um den Kolben auf den Boden des Cylinders k niederzudrücken, was ein Zurückdrehen des Rades e, also eine Umstellung der Drosselklappe veranlaſst. Das Druckrohr der Handpumpe mündet unterhalb des Absperrhahnes h, der geschlossen ist, wenn die ganze Vorrichtung wieder in ihrer normalen Stellung sich befindet. Mit Rücksicht auf die Wirkung des Bremscylinders k und des Absperrhahnes h sind etwa 3 Minuten erforderlich, um die Drosselklappe m vollständig zu drehen. Diese selbstthätigen Drosselventile wurden von Hawksley im J. 1863 in Liverpool zum ersten Male in Anwendung gebracht. Mittag.

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Tafel Tafel 15
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