Titel: Verfahren, Namen, Monogramme u. dgl. auf Glascylinder o. dgl. und Porzellan zu drucken und einzubrennen; von J. B. Miller, Glastechniker.
Autor: J. B. Miller
Fundstelle: Band 243, Jahrgang 1882, S. 335
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Verfahren, Namen, Monogramme u. dgl. auf Glascylinder o. dgl. und Porzellan zu drucken und einzubrennen; von J. B. Miller, Glastechniker. J. B. Miller's Verfahren, Namen auf Glas o. dgl. zu drucken. In neuerer Zeit bringen Fabrikanten von Lampencylindern ihre feineren Waaren mit ihrem Fabrikstempel oder der Marke bedeutender Abnehmer auf den Glasmarkt. Es läge nun gewiſs im Interesse des Fabrikanten, dies auf alle gemalten oder bedruckten Artikel anzuwenden, wie es mit den Erzeugnissen der Keramik fast allgemein üblich ist. Nach meiner Methode, welche sich bereits bewährt hat, lassen sich alle Glaswaaren, welche „verschmolzen“ werden, zu gleicher Zeit mit Randverzierungen verschiedener Art in Farben oder Gold oder mit Namen u. dgl. bedrucken und einbrennen. „Verschmelzen“ nennt man das Rundschmelzen des scharfen Randes an dünnwandigen Gläsern, welche, nach böhmischer Art in Holzformen geblasen, dadurch bereits ihre vollständige Form erhalten, dann abgesprengt und abgeschliffen werden. Der rund geschmolzene Rand, welcher auch den bei abgeschliffenen, scharfkantigen Gläsern so leicht vorkommenden Bruch verhindert, gibt ihnen das Ansehen von mit der Zange abgeschnittenen und aufgetriebenen Gläsern, die aber ihre glatte Wandung beibehalten. Diese Art zu arbeiten wird vorzugsweise in den französischen Hütten angewendet und ist jetzt auch in vielen deutschen und österreichischen Hütten im Gebrauche. Die Ursache, daſs so viele Versuche mit directem Bedrucken des Glases gescheitert sind, liegt in der Schwierigkeit der Herstellung einer genügend concentrirten Farbe; nur Silber, Gold und Platin und einige wenige sehr feine, aber auch theuere Farben kann man direct drucken; bei den gewöhnlich angewendeten Farben bleibt nach dem Einbrennen nur ein schwacher Reflex derselben übrig. Ein günstiges Resultat kann man nur auf Umwegen erreichen, indem man mit dem Bindekörper druckt und die Farbe als feines Pulver aufstäubt. Erwärmt man dieses ein wenig und staubt wieder Farbe auf, so kann man einen starken Auftrag erzielen. Um leicht und schnell nach dieser Weise zu drucken, verfährt man auf folgende Art: Auf einer kleinen, fein mattirten Glasplatte wird Malerdicköl oder venetianischer Terpentin und ein wenig französisches Terpentinöl mit dem Spatel tüchtig durch einander gearbeitet. Daneben steht eine kleine Schüssel oder ein tiefer Teller mit der betreffenden Farbe. Selbstverständlich muſs dieselbe ausprobirt sein, d.h. bei der Operation des Verschmelzens vollständig einbrennen. Hierzu dienen die analogen FlüsseFlüsse sind leicht schmelzbare Gemenge Alkali reicher oder Blei-Silicate, welche mit schwerflüssigen Farbenpigmenten in verschiedenen Verhältnissen zusammengerieben oder unter strengflüssige Glasfarben gemischt werden, um sie leichtflüssiger, schmelzbarer zu machen., welche in entsprechenden Verhältnissen unter die Farbe gebracht werden. Es ist durchaus nicht einerlei, welche Flüsse man zu den verschiedenen Farbentönungen nimmt, sollen diese ihren Effect entwickeln. Man bestelle also zugleich mit der Farbe den passenden Fluſs. (Als gute Bezugsquelle ist die Schmelzfarbenfabrik von August Herbst zu Arnstadt in Thüringen sehr zu empfehlen.) Die Glasfarben – die käuflichen sind zu unserem Gebrauche nicht fein genug –, auch wenn sie nicht mit Fluſs vermischt werden, müssen äuſserst fein auf einer zart mattirten starken Glasplatte mit einem Läufer von Glas abgerieben werden. Sie werden dann in gelinder Wärme getrocknet, in einem Porzellan- oder Glasmörser, um sie in feinen Staub zu verwandeln, noch einmal gerieben und in Gläsern gut verstöpselt trocken aufbewahrt. Vor dem Gebrauche müssen sie ein wenig erwärmt werden. Dies ist unbedingt nothwendig, weil sie dadurch leichter staubförmig werden und besser auf dem Drucke haften. Der Stempel aus vulkanisirtem Kautschuk – u.a. billig und gut bei Oscar Springer in Leipzig – wird so auf einem Pflöckchen befestigt, daſs die Stempelfläche nach oben steht. Druckt man Randverzierungen auf Becher, Kelche o. dgl., so spannt man diese in einen entsprechenden Apparat.Vgl. J. B. Miller: Glasätzerei (Wien 1881. A. Hartleben), S. 121. Die zu bedruckenden Gläser müssen gereinigt sein. Die Cylinder steckt man am besten auf Zapfenbretter, welche man zur Linken der Druckerin aufstellt; diese nimmt mit dem Stempel Dicköl von der Glasplatte, indem sie leicht auf die dünn gestrichene Stelle aufdrückt, steckt ihn dann in das Pflöckchen, hält den Cylinder auf den Stempel und bedruckt ihn, indem sie ihm eine kleine drehende Bewegung und einen leichten Druck gibt. Dann reicht sie ihn einer Arbeiterin, welche mit einem fein haarigen, bauschigen Pinsel Farbe aus der Schüssel nimmt und durch leichtes Abstauben und zartes Ueberstreichen auf die bedruckte Stelle bringt. Mit einem zweiten feinen Pinsel wird die überflüssige Farbe entfernt und der Cylinder auf ein anderes Brett gesteckt. Das Einbrennen geschieht in bekannter Weise am Glasofen selbst. – Das Bedrucken mit Gold u. dgl. ist von dem beschriebenen in der Weise verschieden, daſs hier das fein geriebene Gold, welches möglichst consistent sein soll, direct aufgedruckt wird. Das Einbrennen ist dem vorigen gleich. 2 bis 3 Mädchen drucken täglich 80 bis 100 Dutzend Cylinder. Ganz in derselben Weise lassen sich Porzellane u. dgl. mit Farben- oder Golddruck versehen.