Titel: | Bearbeitung gehärteter Maschinenbestandtheile. |
Fundstelle: | Band 244, Jahrgang 1882, S. 35 |
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Bearbeitung gehärteter
Maschinenbestandtheile.
Mit Abbildungen auf Tafel 4.
K. Pfaff's Bearbeitung gehärteter
Maschinenbestandtheile.
Es ist bekannt, daſs gehärtete Büchsen, welche entweder unter starkem Druck oder warm
eingezogen werden, in Folge der meist geringen Wandstärke im Durchmesser enger und
gewöhnlich auch unrund werden, daher nachgeschliffen werden müssen. Gegenstände, wie
Steuerungstheile von Locomotiven u.s.w., lassen sich nur mit Schwierigkeit auf der
Planscheibe einer Drehbank aufspannen; es erübrigt somit nur, den Gegenstand mittels
rotirender Schmirgelhölzer und Schmirgelbolzen nachzuschleifen, ein Vorgang, welcher
in jeder Beziehung unvollkommen zu nennen ist. Bei Anwendung des nach der Wochenschrift des Oesterreichischen Ingenieur- und
Architektenvereines, 1882 S. 51 in Fig. 15 und
16 Taf. 4 skizzirten Apparates von Karl
Pfaff in Wien ist es möglich, Gegenstände nachzuschleifen, ohne dieselben
rotiren zu lassen.
Der Apparat wird auf dem Supporte einer Drehbank festgespannt und mit demselben
parallel verschoben, der zu schleifende Gegenstand dagegen an der Planscheibe oder
an Aufspannwinkeln unverrückbar befestigt. Die Schmirgelscheibe rotirt mit einer
Umfangsgeschwindigkeit von 1000 bis 1200m in der
Minute, während der Apparat selbst mit geringer Geschwindigkeit – etwa 20
Umdrehungen – sich um seine Achse dreht; dadurch und durch die excentrische
Verstellbarkeit der Schleifspindel gelangt jeder Punkt des Hohlcylinders mit dem
Schmirgelrade in Berührung. Der Apparat besteht im Wesentlichen aus der Hauptspindel
A, welche im Doppellager B, von der Scheibe R angetrieben, rotirt, aus
der Schleifspindel K, welche im excentrisch
verstellbaren Arme D befestigt ist, der Schleifspule
Q mit der Schmirgelscheibe S und den Antriebscheiben P, O und M, M1 welch letztere
sich lose auf einem am Arme C der Hauptspindel
festgeschraubten Ringe L drehen. Der Schleifspindelarm
D dreht sich im Gelenk E und in der prismatischen Führung F und kann
mittels der Schraube J während des Ganges verstellt
werden. Zum Centriren des nachzuschleifenden Gegenstandes dient eine gebogene
Reiſsnadel, welche in eine der Oeffnungen bei T an der
Schleifspindel eingesetzt wird. Hierzu wird der Arm D
in jene durch Marken bezeichnete Stellung gebracht, in welcher die Achse der
Schleifspindel mit jener der Hauptspindel zusammenfällt. Am Gegenstande selbst wird,
vom Mittelpunkte des zu schleifenden Auges aus, ein Kreis vorgezeichnet, nach
welchem der Schleifapparat einzustellen ist.
Das Schleifen geschieht mittels Schmirgelscheiben von entsprechender Gröſse und
Körnung, das Poliren mittels einer Scheibe aus weichem Holz und Schleifpulver. Die
Leistung des Apparates ist in jeder Hinsicht eine vollkommene; durch dessen Anwendung lassen
sich die wichtigsten Bestandtheile der Maschinen mit einer bisher kaum erreichbaren
Schärfe ausführen. Als ein Uebelstand, der jedoch nicht dem Schleifsysteme zur Last
fällt, wäre zu erwähnen, daſs man mit der Montirung ebenso genau und scharf zu Werke
gehen muſs.