Titel: | Facetten-Schleifmaschine für Trinkgläser; von Volpp, Schwarz und Comp. in Freiburg. |
Autor: | Friedr. Kick, Schiller |
Fundstelle: | Band 244, Jahrgang 1882, S. 116 |
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Facetten-Schleifmaschine für Trinkgläser; von
Volpp, Schwarz und Comp. in
Freiburg.
Mit Abbildungen auf Tafel 9.
Volpp und Schwarz's Facettenschleifmaschine für
Trinkgläser.
Die Schleifmaschine von Volpp, Schwarz und Comp. in
Freiburg i. B.Vgl. * D. R. P. Kl. 67 Nr. 3407 vom 29. November 1877, Nr. 5051 vom 28. April
1878, Nr. 5052 vom 9. Januar 1878, Nr. 9579 vom 6. Juli 1879 und Nr. 16056
vom 4. Juli 1880.Die Red., welche auf der Frankfurter
Ausstellung 1881 die Aufmerksamkeit aller sachverständigen Besucher erregte und auch
durch das Ehrendiplom ausgezeichnet wurde, ist als wesentlicher Fortschritt in der
maschinellen Bearbeitung des Glases zu bezeichnen. Diese Maschine schleift die
Facetten an Trinkgläser selbstthätig an, so daſs der Arbeiter nur das Aufspannen des
zu schleifenden Glases und das Abnehmen des geschliffenen sowie die Ueberwachung der
Maschine zu besorgen hat. Hierdurch kann ein gewandter
Arbeiter bis vier Maschinen bedienen und in 10
Arbeitstunden auf einer Maschine 60 Stück der ganzen Höhe nach facettirte Trinkgläser oder 120 Stück
mit Schalecken versehene Gläser schleifen, demnach auf 4 Maschinen 240 bezieh. 480
Gläser facettiren, während zwei geschickte Schleifer in der Woche nicht über 800
Stück liefern.
Die Arbeit vollzieht sich gröſstentheils selbstthätig; denn nachdem der Arbeiter das
Glas auf das Korkfutter des Supportes aufgesteckt hat, findet die Annäherung des
Glases gegen den Stein und das sachte Anlegen desselben von der Maschine aus statt
und beginnt der Schliff der ersten Facette. Ist diese vollendet, so erfolgt
gleichfalls selbstthätig jene Schaltbewegung, welche das Glas in die zum Schliff der
zweiten Facette erforderliche Stellung bringt; dasselbe wird wieder sachte gegen den
Stein bewegt und nach erfolgtem Schliffe der zweiten Facette abermals umgeschaltet
u.s.f., bis das Glas ringsum bearbeitet ist und nun die selbstthätige Ausrückung
erfolgt.
Die Maschine zerfällt in zwei Haupttheile: 1) den Schleifstein sammt zugehörigen
Theilen und 2) den das Glas tragenden und selbstthätig gegen den Stein einstellenden
Support.
Der Schleifstein, ein sehr feinkörniger, möglichst
gleichförmiger Sandstein (vorzüglich ist Vogesensandstein) ist das eigentliche
Werkzeug. Bei 1m,2 Durchmesser erhält er etwa 140
Umgänge, so daſs seine Umfangsgeschwindigkeit rund 7m beträgt. Der Antrieb des Steines erfolgt durch Bethätigung der
Vollscheibe b (Fig. 1 und
2 Taf. 9), welche neben der Leerscheibe a
auf der Achse c aufgekeilt ist; letztere ist in den
beiden Lagerstühlen e, e1 welche einen Theil des Gestelles d bilden,
gelagert und durch die Stellschraube f gegen die
conischen Lagerschalen von e1 gedrückt. Die Riemengabel r wird vom
Handrade s aus verschoben und ist die diesbezügliche
Anordnung ähnlich der bei Reitstöcken gebräuchlichen.
Dem Support obliegt die Aufgabe, das Glas in der
richtigen Lage der Wirkung des Steines auszusetzen und demselben nach Vollendung
einer Facette unter Abheben vom Steine jene Drehung (Schaltbewegung) zu geben,
welche das Glas in die für die Bildung der nächsten Facette erforderliche Stellung
bringt, endlich nach Schliff sämmtlicher Facetten die Ausrückung in der Weise
auszuführen, daſs keine weitere Einwirkung des Steines erfolgt.
Zum Zwecke der richtigen Einstellung des Glases muſs man demselben eine Bewegung
parallel zur Achse des Steines geben können. Eine hierauf senkrechte Bewegung ist
ein zweites Erforderniſs. Die allmähliche Annäherung des Glases an den Stein beim
Schleifen selbst ist durch eine Drehbewegung des Supportobertheiles um eine
horizontale Achse gelöst; dadurch neigt sich der Supportobertheil gegen den Stein.
Endlich ist zum Zwecke der richtigen Einstellung conischer Gläser auch eine
Drehbewegung des Obertheiles um eine verticale Achse erforderlich. Indem sich hierzu
noch die selbsthätigen Schalt- und Ausrückbewegungen gesellen, resultirt ein ziemlich
complicirter Mechanismus, welcher aber durch seine glückliche Anordnung, zumeist im
Innern der Wände des Supportes, vor dem unvermeidlichen Schleifstaube möglichst
geschützt ist.
Wir sprechen nun zunächst über die Befestigung des zu schleifenden Glases am Support,
über die Arten von Beweglichkeit desselben, endlich über die Schalt- und
Abstellmechanismen.
Die Art der Befestigung des Glases am Support kann aus
Fig. 4 erkannt werden, aus welcher ersichtlich ist, daſs das Glas auf
einen Dorn 1 aufgeschoben wird, dessen conischer Zapfen
fest in dem drehbaren Futter 14 sitzt. Der Dorn 1 ist mit einem Korkmantel bekleidet, auf welchen das
Glas aufgeklemmt und durch Drehen centrirt wird. Gegen den Boden des Glases drückt
ferner der gleichfalls mit Kork bekleidete Dorn 9.
Sowohl Dorn 1 als 9 kann
verschoben werden und so läſst sich das Glas durch diese Theile parallel zur Achse des Steines verstellen, und da der
in Fig. 4 skizzirte Supportobertheil um die
verticale Achse α α1
drehbar ist, so läſst sich auch jene Kante (Erzeugende)
eines conischen Glases, welche zum Stein am nächsten steht, parallel zur Steinachse
einstellen.
Die Figur 4 zeigt, daſs die Theile 5 bis 8 dieselben Functionen erfüllen wie die ähnlichen
Bestandtheile des Reitstockes einer Drehbank und läſst sich daher der Dorn 9 nach rechts oder links durch Drehung des Handrades
6 verschieben. Die Theile 10 bis 14 wirken ähnlich und kann dadurch der
Dorn 1 gleichfalls nach rechts oder links verschoben
werden. Drückt man 14 gegen 9 fest an, so klemmt sich der conische Zapfen von 1 so fest in die conische Bohrung von 14,
daſs (selbst 9 zurückgezogen) der Dorn 1 aus freier Hand nicht abgenommen werden kann. Um den
Dorn 1 auszudrücken, dreht man das Handrad 13 und die Schraube 12
derart, daſs sich die Theile 10, 11 und 14 gegen links bewegen, der Stift 11 an die Schraube 12
stöſst und durch diese, gegen rechts gedrückt, den Dorn 1 aus 14 ausstöſst
Es ist hervorzuheben, daſs das Futter 14 mit dem in
seiner Achsenrichtung geradegeführten Theil 10 durch
einen eingedrehten Hals auf Drehung verbunden ist, sich daher unabhängig von 10 durch ein aufgekeiltes, in Fig. 3 bei
31 gezeichnetes Schaltrad, von dessen Bethäti-gung
später gesprochen werden soll, auf dem Theile 10 drehen
läſst, hingegen gezwungen ist, die Längsbewegung des letztgenannten Theiles
mitzumachen.
Aus Fig. 4 ist noch ersichtlich, daſs der Supportobertheil 2 durch die horizontale Drehachse 3 mit dem Mittelstücke 18
verbunden ist. Letzteres kann um die verticale Achse α
α1 durch Drehung des Handrades 15 (vgl. Fig. 5 und
6) gedreht werden; denn von 15 wird die
Drehbewegung auf die Theile 16 und 17 und von der Schraube 17
auf den mit 18 fest verbundenen Zahnbogen 19 vermittelt. Das Mittelstück
18 ist mit dem Supportuntertheil 20 auf Drehung verbunden. Mithin erfolgt durch das
Handrad 15 jene Verdrehung der Theile 18 und 2, welche
erforderlich ist, um Facetten an conische Gläser anschleifen zu können.
Das Supportmittelstück 18 ruht, wie erwähnt, auf dem
Supportuntertheil 20 und dieser auf dem Bette der
Maschine d (vgl. Fig. 6, 8, 9 und 11), mit welchem er durch eine gewöhnliche Supportbewegung verbunden ist
und vom Handrade 21 (Fig. 11)
gegen die Steinachse geschoben werden kann. Hierdurch erfolgt die grobe Einstellung des Glases gegen den Stein.
Der eigentliche und sanfte Andruck des Glases findet
unter Benutzung der schon erwähnten Kippbewegung des Supportobertheiles 2 um die Achse 3, welche
durch die Spitzen der gleichnamigen Schrauben gebildet ist (vgl. Fig. 4 und
11), dadurch statt, daſs das Gewicht 33
durch Vermittlung der Theile 32, 37, 34, 35 und 36 (Fig. 11)
den Supportobertheil gegen den Stein bewegt und so das Glas an denselben andrückt.
Hierbei ist 37 die Drehachse des Winkelhebels 32 und 32'. Mit 34 ist eine Verbindungsstange, mit 35 eine Schraube bezeichnet, welch letztere in 36 ihre Mutter findet. Denkt man sich die Achse 37 durch einen später zu besprechenden Bestandtheil an
der Drehung verhindert und die Mutter 36 von Hand aus
bewegt, so zwingt man dadurch gleichfalls den Supportobertheil 2 zu einer Drehung um 3,
weil die erwähnte Schraubenmutter, in einem gabelförmigen Ansatz des Theiles 2 gehalten, diesen mitnehmen, also zur Drehung um 3 zwingen muſs. Hierdurch ist aber zugleich die feine Einstellung des Glases gegen den Stein
gelöst.
Die selhstthätigen Schaltbewegungen haben nach jedem
Schliff einer Facette zu erfolgen und zerfallen in das Abheben des Glases vom
Steine, die Drehbewegung des Glases, entsprechend der Zahl der Facetten, und das
sanfte Zuführen des Glases zum Zweck der Bildung der nächsten Facette.
Das Abheben des Glases vom Steine
wird durch die Wirkung eines entsprechend justirbaren Plättchens 25 (Fig. 10 und
11) eingeleitet, welches dicht neben dem Schleifstein am Winkelhebel 25, 28, 27 sich befindet (vgl. Fig. 7) und
gegen welches bei erreichter voller Tiefe der Facette der Supportobertheil bei 14 drückt, den genannten Winkelhebel unter Ueberwindung
der Feder 30 (vgl. Fig. 10)
dreht, den Eingriff der hakenförmigen Enden von 27 und
43 aufhebt und dem Winkelhebel 43, 44, 45 gestattet, der Einwirkung des Gewichtes 47 folgend sich gegen rechts zu drehen. Durch diese
Drehung wird der Hebelarm 48 gehoben, der Winkelhebel
48, 49, 50 (Fig. 9)
macht eine kleine Drehung und rückt durch seinen kürzeren Arm 50 die Reibungskupplung 51,
52, auf welche wir zurückkommen, ein; hierdurch findet eine zeitweilige
Drehung der Welle 53 (vgl. Fig. 9), der
Kegelräder 56 und 57, der
Stirnräder 58 und 59 (vgl.
Fig. 10) und des mit 59 verbundenen
Nuthcylinders 60 statt. Der Nuthcylinder wirkt zunächst
auf den Arm 73 (vgl. Fig. 11)
hebend ein, dreht dadurch auch die Achse 37 und durch
Vermittlung der Theile 32 und 34 bis 36 erfolgt die Drehung des
Supportobertheiles vom Steine weg, mithin das selbstthätige
Abheben des Glases.
Nahezu gleichzeitig wird vom Nuthcylinder 60 aus auch der Arm 61 gehoben und dann
wieder gesenkt; hierdurch macht der Winkelhebel 61, 63,
62 eine Doppelbewegung, ebenso der mit 62
verbundene Arm 64, welcher durch 65 (vgl. Fig. 3) auf
den Sperrkegel 66 einwirkt und das auf 14 aufgekeilte Sperrrad 31
um einen Zahn weiter dreht, dem Glase also die Schaltbewegung ertheilt.
Bei dem Rückgange des Winkelhebels 61, 63,
62 sinkt auch die mit 62 verbundene Stange 72 (vgl. Fig. 10 und
11), löst am Ende ihres Weges den von der Klinke 67 gehaltenen Hebel 48 aus; derselbe sinkt
und die Reibungskupplung 51, 52 (vgl. Fig. 9)
kommt auſser Eingriff, daher die Theile 56 bis 60 zur Ruhe gelangen. Der Nuthcylinder 60 ist so construirt, daſs während des Niederganges von
61 auch der Hebel 73,
wenn auch etwas später, sinkt. Dadurch wird dem Supportobertheil gestattet, sich langsam gegen den Stein zu neigen, welche Bewegung
unmittelbar nach erfolgter Drehung des Glases beginnt, veranlaſst durch den Zug des
Gewichtes 33, welches zur Wirkung kommt, weil die
Theile 32', 34, 35 und 36
in Folge des ermöglichten Sinkens von 72 den
Supportobertheil nicht mehr halten. Durch das Auffallen des Hebels 48 auf 45 findet wieder
das Einhacken von 43 und 27 statt und die Maschine ist in jenem Zustande, in welchem das Schienen
der Facette stattfindet.
Die selbstthätige Abstellung
erstreckt sich nicht auf den Stein, welcher auch dann seine Bewegung behält, wenn
das Glas rundum facettirt ist, sondern es wird durch diese nur verhindert, daſs das
Glas sich weiter gegen den Stein bewegt. Zum Zwecke der selbstthätigen Abstellung
ist die in den Fig. 3, 10 und 11
gezeichnete Falle (oder Hebel) 69 vorhanden, deren
hakenförmiges Ende bei der letzten Schaltbewegung von 14 in eine Vertiefung dieses Theiles einfällt und dadurch dem Winkelhebel
40, 41, 39 eine kleine Linksdrehung gestattet, bis
der mit dem Arme 40 verbundene Stift u neuerlich von 69
gehalten wird. Dadurch nimmt der Hebelarm 39 eine
solche Stellung ein, daſs er die Drehung von 38, 37 nur
so weit gestattet, bis 38 mit ihm in Berührung tritt.
Es ist also dadurch die Drehbewegung von 37 und mithin
auch jene des Supportobertheiles gegen den Stein begrenzt, d.h. das Glas kann nicht
weiter an den Stein heran, als bis die letzte Facette ausgeschliffen ist und 38 auf 39 aufruht. Für das
Schleifen von Hänkelgläsern u. dgl. muſs die Schaltbewegung vor der vollen Umdrehung
von 14 (oder einige Mal) unterbrochen werden und sind
dann an 14 die Vertiefungen entsprechend
anzubringen.
Es bleiben uns nur noch einige Constructionseinzelheiten zu erwähnen, welche früher übergangen wurden,
aber bei dem Interesse, welches diese Maschine mit Recht beansprucht, Erwähnung
verdienen.
Zunächst sei bemerkt, daſs von der Schnurscheibe b1 , welche ein Stück
mit der Vollscheibe b bildet, die rotirende Bewegung
auf die Scheibe 52 übertragen wird (vgl. Fig.
1, 9 und 11). Hierbei wirkt die Rolle 54 als
Spannrolle, weil deren Arm 55 durch die Schraube t gehoben oder gesenkt (um p
Fig.
2 gedreht) werden kann. Die Schnurscheibe 52
rotirt daher beständig lose auf der Welle 53 (vgl. Fig.
9) und nimmt letztere nur bei eingerückter Reibungskupplung mit.
Verschiedenen Formen der Gläser kann nur durch entsprechende Wahl
des Schleifsteines entsprochen werden; die Auswechselung des Steines soll daher
leicht geschehen können. Zu diesem Zwecke ist in den Stein S (Fig. 2) die
mit der Scheibe i versehene Röhre h eingesetzt, welche auſsen ein Schraubengewinde trägt,
das der Mutter k gestattet, die Scheibe l fest anzuziehen. Damit dieses Anziehen noch besser
geschieht, bildet l eine Kugelschale und die Mutter k ein zupassendes Kugelsegment. Nach dem Aufschieben
der Hülse h auf die Achse ist noch auf diese die Mutter
n gesetzt, welche h
festhält. Nutzt der Stein sich ungleich ab, so ist er zu justiren. Die normale
Reduction des Durchmessers beträgt angeblich 0mm,6
täglich bei 10 Arbeitstunden.
Durch die Zahl der Facetten ist die Zahl der Zähne des Rades 31 bestimmt. Da nun der Sperrkegel 66 eine zur Theilung des Rades passende Oscillation
machen soll, so ist an 65 das radial abstehende Stück
x angebracht, mit dessen verschiedenen Löchern je
nach Bedarf der Arm 64 verbunden werden kann. In Fig. 7 ist
bei 21 jenes Handrad gezeichnet, durch dessen
Bethätigung die grobe Einstellung des Supportes erfolgt. In der verlängerten Nabe
desselben, welche auf Drehung mit dem Theile 20
verbunden ist, befindet sich das Muttergewinde eingeschnitten. Die Schraubenspindel
22 ist fest mit dem Theile 24 und dieser mit dem festen Bette d
verbunden. Die Feder 23 drückt an die Mutter und durch
diese auf den Theil 20 und beseitigt so die
nachtheilige Wirkung des todten Ganges der Schraube. Endlich sei noch bemerkt, daſs
das Gewicht des Supportobertheiles 2 durch die Feder 4
(vgl. Fig. 4) ausgeglichen ist, was zur sanften Bewegung von 2 erforderlich erschien.
Damit beim Rückgang des Sperrkegels 66 sowie durch die Wirkung des Steines keine Drehung des Theiles 14 erfolgen kann, ist ein federnder
Sicherheitssperrhaken 71 (Fig. 3)
vorhanden.
Das stetige Befeuchten des Steines erfolgt durch ein bei 68 (Fig. 10)
angedeutetes Spritzrohr, welches das Wasser durch mehrere Löchelchen gleichmäſsig am
Steine vertheilt.
Friedr. Kick und Ing. Schiller.