Titel: | Ueber die Herstellung basischer Ofenfutter zur Entphosphorung des Roheisens. (Patentklasse 18.) |
Fundstelle: | Band 244, Jahrgang 1882, S. 150 |
Download: | XML |
Ueber die Herstellung basischer Ofenfutter zur
Entphosphorung des Roheisens. (Patentklasse 18.)
Ueber die Herstellung basischer Ofenfutter.
Nach N. Junghann und H.
Uelsmann in Königshütte (D. R. P. Nr. 11539 vom 6. August 1879) kann man statt der
früher vorgeschlagenen Chloride (1880 238 423) auch
kohlensaures Natrium oder Kalium verwenden. Die Brauchbarkeit des mittels der
Chloride hergestellten Ofenfutters wird durch Zusatz von Kryolith (vgl. D. R. P.
Zusatz Nr. 11561 vom 19. Juli 1879) erhöht. Das genannte Verfahren kann ferner dahin
geändert werden, daſs die rohen oder calcinirten Kalk-, Dolomit- oder Magnesitmassen
gemahlen und mit den Bindemitteln gemischt erst zu Chamotte gebrannt und alsdann zur
Fabrikation von Ziegeln verwendet werden, wobei die betreffende Chamotte durch
Theer, welchem noch bis zu 3 Proc. Bindemittel zugesetzt werden, plastisch gemacht
wird (vgl. D. R. P. Zusätze Nr. 13593 vom 25. Juli 1880 und Nr. 13971 vom 5. October
1880). Bei der Verwendung der kohlensauren Alkalien als Bindemittel kann auch
gemahlener phosphorsaurer Kalk oder Knochenasche unter Zusatz von einigen Procent
der Alkalicarbonate zum
Ausstampfen der Oefen oder Herstellung basischer Ziegel, Muffeln u. dgl. genommen
werden (D. R. P. Zusatz Nr. 13086 vom 14. März 1880).
Nach E. Andre in
Koblenz (D. R. P. Nr. 12 250 vom 30.
Mai 1879) sollen die basischen Massen in schärfster Hitze gebrannt, dann
in passender Weise gepocht und gemahlen werden. Das erhaltene Pulver wird mit einem
frisch dargestellten, schwefelsaures Calcium enthaltenden Bindemittel zu Steinen u.
dgl. geformt. Zur Herstellung dieses Bindemittels wird gebrannter Kalk mit wenig
Wasser gelöscht und im Augenblicke der gröſsten Erhitzung die Hälfte des Gewichtes
an concentrirter Schwefelsäure hinzugefügt, so daſs sich sofort schwefelsaurer Kalk
bildet, welcher, sobald das erste heftige Aufbrausen vorüber ist, mit den gebrannten
und gemahlenen basischen Materialien vermischt wird. Die Masse wird bei einem Zusatz
von nur 2 Procent des Bindemittels derart plastisch, daſs sie unter Anwendung von
Druck und Schlag in jede beliebige Form gebracht werden kann.
A. Borsig's
Berg- und Hüttenverwaltung in Borsigwerk, Oberschlesien (D. R. P. Zusatz Nr. 12196 vom 15.
October 1879) will den dolomitischen Kalkstein roh oder gebrannt und fein
gepulvert mit 2 bis 2,5 Proc. roher Borsäure oder 3 Proc. geglühten und gepulverten
Boracit innig mengen. Das erhaltene Gemisch soll direct trocken oder feucht zur
Ausfütterung der Schmelzöfen oder zu Steinen geformt und gebrannt verwendet
werden.
Nach Berichten des Hörder Bergwerks- und
Hüttenvereines in Horde und der Rheinischen
Stahlwerke in Ruhrort (D. R. P. Zusatz Nr. 10631 vom 8. Januar 1880) kann zur
Herstellung der basischen Futter auch von Magnesia freier Kalkstein verwendet werden
(vgl. 1880 238 422), Wenn derselbe nur 1 bis höchstens 15
bis 20 Proc. Kieselsäure, Thonerde, Eisenoxyd und Manganoxyd enthalt; von Eisenoxyd
dürfen höchstens 6 Proc. vorhanden sein. Die Steine fordern ein um so schärferes
Brennen, je weniger Beimengungen sie enthalten. Die genannten Werke (D. R. P. Nr.
10472 vom 10. September 1879) haben ferner gefunden, daſs der Phosphor auch ohne
Nachblasen in die Schlacke geht, wenn so viel Fluſsspath eingeführt wird, daſs
dieser etwa 1/10
des Gewichtes des dreibasischen Kalkphosphates ausmacht, welches durch den Phosphor
im Eisen gebildet wird, wenn somit dem Eisenbad 1 Th. Fluſsspath auf ¾ Th. Phosphor
zugesetzt wird. 1t Eisen mit 1,6 Proc. Phosphor
erfordert somit 12k Fluſsspath. Nach dem
Zusatzpatent Nr. 14468 vom 27. April 1880 können an Stelle des Fluſsspathes auch
Alkalien, alkalische Erden, Abraumsalze oder Kryolith verwendet werden. Die
Entphosphorung des Eisens kann ferner auch in einem mit erdbasischem Herd versehenen
Flammofen unter Einblasen von Luft geschehen (vgl. D. R. P. Nr. 11389 vom 12. Juni
1879 und Zusatz Nr. 11390 vom 11. Juli 1879).
Nach weiterer Mittheilung der Rheinischen Stahlwerke in
Ruhrort und des Hörder Bergwerks- und Hüttenvereines in
Horde (D. R. P. Nr. 12700 vom 10. April 1879) wird,
unmittelbar bevor das Metall in die mit basischen Steinen ausgesetzte Birne
einflieſst, Kalk – namentlich Magnesia haltiger – oder ein Gemisch von ungefähr 8
Th. Kalk und 1 Th. Eisenoxyd in die Birne geworfen. Dieser erste basische Zuschlag
ist zweckmäſsiger Weise nahezu im Gewichte gleich dem doppelten Betrag von dem in
der Beschickung zusammen enthaltenen Silicium und Phosphor. Man bläst dann 6 bis 10
Minuten, um so viel Hitze zu geben, als für den Rest des Zuschlages genügt. Es ist
vortheilhaft, zum Blasen groſse Düsenöffnungen von ungefähr 25mm im Durchmesser zu verwenden. Die Birne wird
nach dem ersten Blasen rasch gekippt und dann wird etwa ⅔ derjenigen Menge Basen,
als zuerst zugefügt wurde, hineingeworfen. Dieser Zuschlag besteht zweckmäſsiger aus
einer Mischung von 2 bis 3 Th. Kalk und 1 Th. Kieselsäure freiem Eisenoxyd, wie z.B.
Rotheisenstein. Der genaue Betrag dieses zweiten basischen Zuschlages wird nach der
Dauerhaftigkeit des Birnenbodens bemessen; wenn der Boden so dauerhaft ist, daſs er
viele Hitzen aushält, so wird eine gröſsere Menge basischen Zuschlages erforderlich
sein, und umgekehrt; der Zweck ist immer der, eine Schlacke mit beträchtlich über 36
Proc. Kalk und Magnesia zu erhalten.
Es ist am zweckmäſsigsten, diese Zuschläge sehr heiſs oder selbst geschmolzen in die
Birne einzubringen. Das Zuschlagsmaterial von der richtigen Beschaffenheit kann
hergestellt werden, indem man 4 bis 6 Theile keine Kieselsäure, sondern Magnesia
haltigen oder anderen Kalkstein oder Kreide und 1 Th. Eisenoxyd zusammenmischt und
die Mischung zu rohen Ziegeln oder Kugeln formt. Diese werden dann stark geglüht
oder in einem Ofen geschmolzen und heiſs in die Birne geworfen. Wenn das zu
behandelnde Roheisen einen hohen Mangangehalt hat, welcher immer vortheilhaft ist,
so kann der Gehalt an Eisenoxyd in der Mischung beträchtlich vermindert werden. Ist
sehr viel Mangan gegenwärtig, so kann bisweilen selbst Kalk allein angewendet
werden. Nach diesem zweiten Zusatz wird die Birne rasch aufgerichtet und mit dem
Blasen fortgefahren. Das Blasen wird jedoch nicht unterbrochen, sobald (oder
innerhalb einiger Secunden nachdem) die Flamme sinkt und die sogen.
Kohlenstofflinien des Spectrums, wie sie durch das Spectroskop gesehen werden,
verschwinden, sondern man fährt damit zuweilen selbst noch 6 Minuten lang fort.
Dieses Nachblasen dauert um so länger, je mehr Phosphor das Metall enthält, und zwar
so lange, bis aus dem Halse der Birne ein fortdauernder, reichlicher, brauner Rauch,
zusammen mit einem gut begrenzten Saume von weiſsem Rauch um die Flamme herum
erscheint. Die Dauer des Nachblasens soll im Allgemeinen ¼ bis 1/7 der Dauer des
bisher üblichen
Blasens (letzteres vom Anfang des Blasens an bis zum Punkte gerechnet, wo die
Kohlenstofflinien verschwinden) betragen; doch hängt diese Zeit von dem
Phosphorgehalt ab.
Nach den Zusatzpatenten Nr. 14578 vom 12. December 1879 und Nr. 13614 vom 6. Januar
1880 können die erwähnten basischen Zuschläge durch Manganerze, Kryolith,
Fluſsspath, ätzende oder kohlensaure Alkalien ganz oder theilweise ersetzt werden.
Als Ofenfutter kann man auch Phosphorit, Knochenasche oder Knochenmehl mit Thon,
Asphalt u. dgl. gemischt verwenden. Nach dem D. R. P. Nr. 13660 vom 14. December
1879 kann ferner nach oben erwähnter Entkohlung des Eisenbades die Oxydation des
noch vorhandenen Phosphors auch statt durch Nachblasen durch Einführung Sauerstoff
abgebender Stoffe, z.B. Eisen- und Manganoxyde, in das Eisen bewirkt werden.
Nach F Melaun in Königshütte (D. R.
P. Nr. 12562 vom 4. März 1880 und Nr. 12570 vom 21. Juli 1880, vgl. 1881 242 128) werden bei Herstellung basischer Steine und
Düsen aus todtgebrannten Kalksteinen, gemischt mit Blut, Theer, Syrup u. dgl., die
geformten Gegenstände in der Hitze schon nach kurzer Zeit fest, ohne zu schwinden,
während das Bindemittel vollkommen verbrennt. Um ein Verziehen der Löcher in den
Düsen oder Birnenböden zu vermeiden, werden dieselben mit entsprechenden Holzstäben
ausgefüllt, welche dann ebenfalls verbrennen. Zur Erleichterung des Auswechselns
ganzer Böden und einzelner Düsen muſs der conische Birnenboden in den zugehörigen
Theil des Birnenfutters derart hineinpassen, daſs nur ein geringer Spielraum bleibt.
Der Birnenboden wird vor dem Einsetzen mit einem gut anschlieſsenden Mantel aus
schwachem Blech umgeben, ebenso die innere Mantelfläche des zugehörigen
Birnentheiles mit Blech ausgefüttert. Es genügt auch, namentlich bei scharf
gebrannten Birnenböden, blos die innere Ausfütterung oder die des Bodens allein. Der
Birnenboden wird hierauf mit einem Brei aus rohem gepulvertem Kalk, Dolomit oder
Magnesit und Wasser bestrichen und mittels Schrauben oder hydraulischen Druckes in
die Birne gepreſst. In derselben Weise wird das Einsetzen der Düsen vorgenommen. Der
Masse zum Abdichten kann auch Graphit zugesetzt oder es kann auch ein neutrales
Material allein genommen werden. Das basische Material muſs möglichst rein sein,
damit es während des Bessemern nicht frittet.