Titel: | Elektrische Beleuchtung des Savoy-Theaters in London. |
Autor: | E–e. |
Fundstelle: | Band 244, Jahrgang 1882, S. 204 |
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Elektrische Beleuchtung des Savoy-Theaters in
London.
Mit Abbildungen auf Tafel 16.
Elektrische Beleuchtung des Savoy-Theaters in London.
Fast gleichzeitig mit der Beleuchtung der Grand Opera in
Paris entschloſs sich D'Oyley Carte, der Besitzer des
kleinen Savoy Theatre in London, dasselbe mittels Swan'scher Lampen zu beleuchten. Die Einrichtung dazu
wurde von Siemens Brothers and Comp. ausgeführt. Das
Theater ist nach Engineering, 1882 Bd. 33 S.
205 mit 1158 Swan-LichternAuch zu der Erleuchtung des Mansion House sind
die neuesten Swan-Lichter zugleich mit Crompton-Bogenlichtern verwendet
worden. Hier treibt eine Crossley'sche Gaskraftmaschine von 16e die Dynamomaschinen, deren 4 vorhanden
sind, die 4. aber nur zur Aushilfe. Es sind dies verticale Bürgin-Maschinen,
gebaut von Crompton and Comp. Zwei Maschinen
speisen Crompton'sche Bogenlichter (je 3 in abwechselnder Stellung) in der
egyptischen Halle, die dritte Maschine speist die Swan-Lampen (44, in
mehrfacher Parallelschaltung, mit Vorrichtung zur leichten Ausschaltung
einzelner Lampengruppen) im Salon; erstere machen 1296, letztere 1512
Umläufe in der Minute. (Vgl. Engineer, 1882 Bd.
53 S. 153.) der neuesten, von C. H.
Gimingham bei der Swan Electric Light Company
herrührenden Form beleuchtet. Im Zuschauerraum befinden sich 114 Lampen in Gruppen
von 3 auf sehr geschmackvollen dreiarmigen Trägern angeordnet, welche von den
verschiedenen Brüstungen und Baikonen hervortreten; jede Lampe ist in eine matte
(Opal-) Glocke eingeschlossen, was das Licht mild und wohlthuend macht. Fig.
9 Taf. 16 zeigt einen dieser Lampenträger, welche von Faraday and Son in London (Bernersstreet) geliefert
worden sind. 220 Lampen erleuchten die zahlreichen Ankleidezimmer, Gänge und Wege,
824 aber die Bühne, und zwar sind 6 Reihen zu 100 Lampen und 1 Reihe zu 60 über der
Bühne, 4 Reihen zu 14 und 2 zu 18 Lichtern aufrecht angebracht und 5 Reihen zu 10
und 2 zu 11 Lichtern als Fuſsbodenlichter.
Im Maschinenräume sind 8 Lichter angebracht, welche, weil sie in denselben Stromkreis
mit einigen der Lichter im Theater gelegt sind, durch den Wechsel in ihrer
Leuchtkraft den Maschineningenieur zugleich davon unterrichten, wenn die Lichter auf
der Bühne aus- oder angedreht werden.
Die neue Form der hier verwendeten Swan-Lichter ist in Fig. 10 u.
11 Taf. 16 dargestellt; sie übertrifft die ältere Form derselben
Gesellschaft an Einfachheit und Nettigkeit; auch ist die Vorrichtung zum Ausdrehen
billiger und rascher wirkend. Das Aeuſsere der Lampe ist ganz von Glas; nur zwei mit
den Enden der Kohlenfäden leitend verbundene Platinhäkchen treten am unteren Ende
des Halses vor; die äuſserst Anfache Weise, in der dieselben mit dem Lampenträger
verbunden Werden, ist aus Fig. 11 zu
ersehen: Ein kleiner cylindrischer Ebonitknopf, welcher mittels der unten an ihm
befindlichen Schraube an den Träger oder selbst an eine gewöhnliche Gaslampe anstatt
des Brenners derselben angeschraubt werden kann, besitzt oben zwei vorstehende
Plätinhäkchen, welche mit den Klemmschrauben n in
leitender Verbindung stehen und in die Häkchen oder Augen an der Glasglocke
eingehängt werden, wobei der gute elektrische und mechanische Contact durch die
messingene Spiralfeder f hergestellt und erhalten wird,
Welche sich an die Schulter der Glasglocke anlegt.
Die Lampen liegen in 6 Stromkreisen, von denen 5 je 200, der sechste 166 in
Parallelschaltung enthält. Der Strom wird für jede der 6 Gruppen durch eine
Siemens'sche Wechselstrommaschine (Modell W1)
geliefert, deren Elektromagnete wieder durch eine besondere Dynamomaschine (Modell
D7) erregt werden. Die Maschinen stehen in einem
Schuppen in der Nähe des Victoria Embankment und der
Strom wird mittels unterirdischer Kabel dem Theater zugeleitet. Die
Wechselstrommaschinen machen 70, die Dynamomaschinen 1150 Umdrehungen in der Minute;
sie werden getrieben von Dampfmaschinen und zwar einer 20e transportablen von Garrett, einer 12e transportablen von
Marshall und einer 20e halbtransportablen von Robey; die mittels
eines v. Hefner-Alteneck'schen Dynamometers (vgl. 1881 241 * 253) gemessene, zur Zeit wirklich verbrauchte Kraft beläuft sich auf
120 bis 130e; doch wird dabei zugleich noch eine
Siemens'sche Dynamomaschine (Modell D2) getrieben,
welche das mächtige Bogenlicht an der Auſsenseite des Theaters über dem Eingange
speist.
Die in den verschiedenen Räumen des Theaters brennenden Lichter können mittels eines
Regulators augenblicklich zu voller Stärke gebracht oder schrittweise bis zur
dunklen Rothglut herab geschwächt werden. In einem kleinen Räume zur Linken von der
Bühne befinden sich neben einander 6 Handgriffe, entsprechend der Zahl der Maschinen
und Stromkreise, und jeder Handgriff bildet einen 6fachen Umschalter, Mittels dessen
6 verschieden groſse Widerstände in den Stromkreis seiner Maschine eingeschaltet
werden können, aber zur Ersparung an Triebkraft nicht in den Lichtstromkreis der
Wechselstrommaschine, sondern in den Stromkreis der die Elektromagnete derselben
erregenden Dynamomaschine; die so bewirkte Schwächung des magnetischen Feldes hat
eine Verminderung des Widerstandes, also auch des Verbrauches an Triebkraft im
Gefolge. Zur Zeit ist diese Control- bezieh. Regulirvorrichtung nur für 4
Stromkreise durchgeführt; als Widerstände werden lange Eisendrahtspiralen in einem
Rahmen benutzt, um welche die Luft frei streicht, um sie abzukühlen. Bei den beiden
anderen Umschaltern sind in verwandter Weise Widerstände in Benutzung, welche aus
Zickzackbändern aus Reifeneisen gebildet sind.
Schlieſslich ist noch darauf hinzuweisen, daſs bei einer sachkundig angelegten
Glühlichtbeleuchtung eine Feuersgefahr nicht vorhanden ist und daſs ebenso wenig
Verletzungen von Personen durch elektrische Schläge zu befürchten sind. Dies gilt
besonders von den von Gebrüder Siemens angewendeten
Kabeln und ebenso von den Glühlichtern nach Swan's und nach Edison's System, weil
bei diesen kleine, leicht schmelzbare Leiter an verschiedenen Stellen eingeschaltet
sind, welche bei irgendwie drohender Ueberhitzung des Stromleiters sofort den
Stromkreis unterbrechen; es ist indessen diese Anordnung mehr zum Schutz für die
Lampen selbst gegen Zerstörung durch zu starke Ströme getroffen, als gegen jene ganz
unwahrscheinliche Feuersgefahr.
Der artistische und scenische Effect dieser Beleuchtung im Savoy Theatre ist vollkommen befriedigend; von dem oft dem elektrischen
Licht zugeschriebenen „geisterhaften Ansehen“ ist Nichts zu spüren, obgleich
das ganz ruhige Licht weit weiſser ist als Gaslicht. Dabei bleibt die Luft im
Zuschauerraum den ganzen Abend hindurch kühl und rein.
E–e.