Titel: | Ueber die Herstellung von Ammoniak. |
Fundstelle: | Band 244, Jahrgang 1882, S. 229 |
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Ueber die Herstellung von Ammoniak.
Mit Abbildungen auf Tafel 18.
Ueber die Herstellung von Ammoniak.
Zur Gewinnung von Ammoniak als
Nebenproduct bei der Rübenzuckerfabrikation will G. Vibrans
in Uefingen (D. R. P. Kl. 75 Nr. 15513
vom 11. Januar 1881) die im Dünnsaftkörper der Verdampfapparate
entwickelten und sich im oberen Theile der Heizkammer des Dicksaftkörpers
ansammelnden Ammoniakdämpfe mittels entsprechender Pumpe absaugen und durch eine
Säure absorbiren lassen. Auch das bei der Scheidung der Rübensäfte in den
Saturationspfannen entwickelte Ammoniak soll in dieser Weise gewonnen werden.
Die Handelsgesellschaft Haring, Ehrenberg und
Comp. in Halle a. S. (D. R. P. Kl. 75 Nr. 15751 vom 2. April 1880) schlägt zur
Gewinnung von Ammoniak aus Melasseschlempe, Osmosewasser
u. dgl. vor, die bis zu 1,35 bis 1,39 sp. G. concentrirten Flüssigkeiten
tropfenweise in die zur Rothglut erhitzten Retorten einflieſsen zu lassen. Die
entwickelten Dämpfe werden durch eiserne, neben den Retorten liegende, mit
feuerfesten Stoffen gefüllte Röhren, dann durch einen Kühler geleitet und die hier nicht
verdichteten Gase in die Feuerung geführt. Die erhaltene Flüssigkeit wird mit Säuren
neutralisirt, der Methylalkohol abdestillirt, der Rest auf Ammoniak verarbeitet.
Zur Trennung des Ammoniakwassers von
Theer lassen die Berlin-Anhaltische
Maschinenbau-Actiengesellschaft in
Berlin und Kunath in
Danzig (* D. R. P. Kl. 75 Nr. 15255
vom 2. März 1881) das Gemisch durch das Rohr a (Fig. 1 und
2 Taf. 18) in den theilweise in den Fuſsboden n versenkten Behälter A einflieſsen, welcher
durch Einleiten von Abdampf der Dampfmaschinen durch die Röhre b in den Heiztopf c
erwärmt wird. Der warme Theer läuft durch die breite Schnauze d über nach dem Gefäſs B,
in welchem derselbe nochmals erwärmt wird durch Dampfrohr e, Heiztopf f und Rohr g, welches letztere den Abdampf der Dampftheerpumpe
nutzbar macht, oder durch Rohr o directen Dampf erhält.
Von hier läuft das Gemisch über die breite Schnauze h
nach dem Gefäſs C, so daſs der Theer sich ausbreitet
und in einer dünnen Lage überflieſst. Dabei scheidet sich das Ammoniakwasser von dem
Theer und sammelt sich in dem Gefäſse C über dem Theere
an. Von hier flieſst der Theer durch Rohr i ab, das
Ammoniakwasser durch das höher liegende Rohr k (Fig.
3), vor welchem am Deckel des Kastens die Scheidewand l angebracht ist, die bis auf den Wasserspiegel reicht
und den Theerschaum zurückhält.
Um aus Gaswasser und ähnlichen
Flüssigkeiten auf möglichst einfachem Wege Ammoniak zu gewinnen, empfiehlt die Société anonyme des produits chimiques du Sud-Ouest in
Paris (Oesterreichisches Patent Kl. 12 vom 30. October 1880), die Flüssigkeiten mit
schwefelsaurer Thonerde, Chlorcalcium und Eisenchlorür zu fällen. Letzteres
Fällungsmittel erhält man durch Behandeln eines gepulverten Eisenerzes mit Salzsäure
von 20 bis 22° B. und schlieſsliches Neutralismen der Flüssigkeit mit Kalkstein.
Durch Versetzen des Ammoniakwassers mit diesen Flüssigkeiten erhält man einen
Niederschlag von Thonerdehydrat oder von kohlensaurem Calcium und Eisenoxydhydrat,
Schwefeleisen u. dgl., welche die theerigen Stoffe mit niederreiſsen. Die Lösung
enthält schwefelsaures Ammonium oder Chlorammonium und soll in Blechkübeln
eingedampft werden. Damit diese hierbei nicht angegriffen werden, setzt man etwas
Chlorblei zur Flüssigkeit.
Dieselbe Gesellschaft (Oesterreichisches Patent Kl. 75 vom 15. December 1881)
empfiehlt ein Verfahren zur Verhütung der Schaumbildung bei
der Behandlung von Ammoniaksalzen mit Kalk. Diese lästige Schaumbildung
tritt namentlich ein, wenn die bei der Ammoniaksodafabrikation erhaltenen
Flüssigkeiten nach Austreibung des kohlensauren Ammoniums mit Kalk destillirt
werden, und wird verursacht durch geringe Mengen von kohlensaurem Calcium. Es wird
nun vorgeschlagen, zunächst das kohlensaure Ammonium abzudestilliren, dann zur Austreibung
der Kohlensäure die zurückbleibende Flüssigkeit anzusäuern und nun erst mit Kalk zu
destilliren (vgl. 1882 243 * 63).
H.
Grüneberg in Kalk (* D. R. P. Kl. 12 Zusatz Nr. 15446 vom 5. Februar 1881) hat
seinen ununterbrochen wirkenden Apparat zur Destillation
Ammoniak haltiger Flüssigkeiten (1879 233 * 141.
1880 237 * 48) dahin verbessert, daſs die Colonne B (Fig. 5 Taf.
18) mit einem Regulator R versehen wurde. Es ist dieses
ein aufsteigendes Rohr, welches mit einem Kühlcylinder umgeben ist und gestattet,
die in die Kühlschlange D tretenden Dämpfe so
concentrirt bezieh. so reich an Ammoniak abzuleiten, wie es gewünscht wird, durch
alleinige Regulirung der Temperatur des Kühlcylinders, welcher einen dauernden Zu-
und Abfluſs von Kühlwasser erhält. Je stärker dieser Zufluſs, also je kühler der
Cylinder R, desto reichhaltiger sind die durch Rohr k austretenden Ammoniakdämpfe.
Ferner wurde, um die schädliche Abkühlung des Kalkgefäſses, sowie der zu demselben
führenden Dampfröhren zu verhüten und auch um dem Kalkgefäſs selbst mehr Wärme
zuzuführen, als früher geschah, das Kalkgefäſs C mit
dem eigentlichen Destillirkessel A vereinigt, auch die
Dampfrohre f innerhalb der Räume A und C hinauf geführt.
Dies geschieht, um die betreffenden Theile des Apparates Möglichst heiſs zu erhalten
und hierdurch die Operation zu beschleunigen, sowie um heiſse Dämpfe in die Säure zu
leiten und dadurch jedes weitere Abdampfen der Salzlauge zu verhüten. Eine leichte
Entfernung der Ansätze von kohlensaurem Kalk, welche im Laufe der Zeit sich bilden
können, ist durch Oeffnung der das Rohr f Schlieſsenden
Scheibe y ermöglicht.
Für Anwendung der Apparate zur Darstellung von schwefelsaurem
Ammoniak (Fig. 4 Taf.
18) fällt der Regulator R fort. Man läſst hier eine
Vorwärmung des aus F durch Rohre s und l in die
Destillircolonne B flieſsenden Ammoniakwassers
eintreten, indem man dieselben durch die Schlange eines Vorwärmers E leitet, welcher durch die aus den Sättigungskästen
K während der Operation entwickelten, durch u zugeführten heiſsen Wasserdämpfe erhitzt wird.
Rübe, Engelcke und Krause in
Trotha (* D. R. P. Kl. 75 Nr. 15770
vom 4. März 1880) lassen bei ihrem ununterbrochen
wirkenden Ammoniakdestillationsapparat durch den Stutzen a in die oberste Abtheilung d (Fig. 6 und
7 Taf. 18) die Ammoniaksalzlösung und durch Stutzen c die Kalkmilch einflieſsen. Die Flüssigkeit gelangt
nun durch die Ueberfallrohre e aus einer Abtheilung d in die andere und verläſst, von Ammoniak befreit, den
Apparat durch Rohr f. Zur Austreibung des Ammoniaks
wird gespannter Dampf durch Rohr i in die unterste
Abtheilung d geleitet, welcher durch die Rohre g aufsteigt, um mit dem Ammoniak durch den obersten
Stutzen b zu entweichen. Der in den trichterartigen
Abtheilungen d gesammelte Schlamm wird durch Abziehen
von Schiebern nach unten geschafft und entfernt.