Titel: | Elektrische Hafenbeleuchtung. |
Autor: | E–e. |
Fundstelle: | Band 244, Jahrgang 1882, S. 249 |
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Elektrische Hafenbeleuchtung.
Elektrische Hafenbeleuchtung.
Die Handelskammer in Rouen wurde gegen Ende 1880 durch die Unzulänglichkeit der
städtischen Quais zu Erörterungen über die Zweckmäſsigkeit der Einrichtung einer
elektrischen Beleuchtung des Hafens veranlaſst. Dies führte zu einer Reihe von
Versuchen, welche unter Mitwirkung einer Commission aus 11 Mitgliedern angestellt
worden sind und über welche im Bulletin de la Société industrielle
de Rouen, 1881 * S. 87 sehr eingehend berichtet
worden ist. Wir entnehmen diesem Berichte nur folgende Angaben von allgemeinerem
Interesse.
In den Wettkampf traten ein: Sautter und Lemonnier, die
Compagnie Jablochkoff und Gebrüder Siemens in London. Sautter und
Lemonnier schickten eine Locomobile von Weyher und
Richemond in Pantin, worauf eine nur 0m,60 lange und etwa 180k schwere Gramme'sche
Ringmaschine angebracht war, die mit 950 Touren in der Minute lief und nur 1 Lampe
(verbesserter Regulator von Serrin) speiste. Die Compagnie Jablochkoff. benutzte die für sie besonders
construirte Wechselstrommaschine (auto-excitatrice,
vgl. 1880 237 * 128), etwa 470k schwer, welche 20 Kerzen zu 40 bis 50
Carcelbrennern speisen konnte. Zugleich wurde ein selbstthätiger Umschalter (commutateur automatique)In verwandter Weise sind bei den Crompton'schen Lampen (1881 239 * 121), welche im verflossenen Jahre in
gröſserer Zahl zur Beleuchtung der beiden Hallen und des Vorplatzes des
Bahnhofes Kings Croſs in London verwendet
worden sind, selbstthätige Umschalter angebracht worden, in denen für
gewöhnlich der Strom durch einen Elektromagnet hindurch seinen Weg nach der
Lampe B nimmt, während, wenn diese Lampe
versagt, der abfallende Ankerhebel dem Strom unmittelbar nach einer anderen
Lampe A einen Weg eröffnet. Der Strom wird hier
durch 5 von Crompton und Comp. gebaute
Bürgin'sche Maschinen geliefert, welche von der früher (1877 223 * 177) beschriebenen sich dadurch
unterscheiden, daſs die Spulen der Armatur nicht radial stehen, sondern die
Seiten eines Sechseckes bilden. 8 solche Sechsecke sitzen auf
gemeinschaftlicher Achse und laufen mit 1500 Umdrehungen in der Minute
innerhalb eines magnetischen Feldes, dessen 2 Elektromagnete durch 2 kleine
Dynamomaschinen erregt werden, die ihrerseits durch eine von Marshall in Gainsborough dazu besonders
construirte, halb tragbare Maschine getrieben werden. (Vgl. Engineer, 1881 Bd. 52 S. 147.)
verwendet, welcher jedes Verlöschen der Kerzen verhüten sollte. Letzterer enthält 2
kleine Elektromagnete; der eine derselben wird für gewöhnlich mit vom Strome
durchlaufen; wird durch irgend eine Ursache der Strom unterbrochen, so eröffnet ihm
der erste Elektromagnet einen Weg durch den zweiten und dieser schaltet eine neue
Kerze ein. Gebrüder Siemens erzeugten getheiltes Licht
mittels einer Wechselstrommaschine, deren Elektromagnete durch eine Dynamomaschine
erregt wurden; dieselbe vermag 10 Differentiallampen (1880 236 * 420) in einem Stromkreise zu speisen; sie läuft mit 760 Touren in
der Minute, wobei 1520 Stromumkehrungen in der Minute eintreten. Auſserdem wurden
zwei Punkte des Quai durch zwei groſse Lichter mittels Siemens'scher Dynamomaschinen
beleuchtet; dazu diente eine Lampe mit oscillirenden Kohlen (Pendel, vgl. 1879 233 * 458. 234 * 206) und eine
Regulatorlampe mit Uhrwerk.
Als Zuleitungen benutzten Sautter und Lemonnier Kabel
aus 12 Rothkupferdrähten von 1mm Dicke, mit
Guttaperchahülle und einer Baumwollüberspinnung. Die Compagnie Jablochkoff benutzte von Ratier
gelieferte Kabel, deren Leiter aus 7 galvanisirten Drähten aus Rothkupfer von je
1qmm Querschnitt bestand, 3 Lagen Kautschuk
und 2 Schutzdecken aus Band besaſs. Gebrüder Siemens
endlich nahmen theils Kabel ihres Londoner Hauses mit 7 nicht verzinnten
Kupferdrähten von 1mm,7 Durchmesser, überkleidet
mit 3 dünnen Kautschukstreifen und einer Zeughülle, theils Kabel von Menier mit 7 verzinnten Kupferdrähten von 1qmm Querschnitt mit 3 isolirenden Hüllen und zwei
Lagen von mit Kautschuk getränktem Gewebe.
Zu den Messungen der Lichtstärke wurde ein für den vorliegenden Fall besonders
angeordnetes Foucault'sches Photometer benutzt. Es wurden zwei Reihen von
Beobachtungen gemacht, die eine, während am Motor die Geschwindigkeit gemessen
wurde, die andere vorwiegend zur Beschaffung von Mittelwerthen. Unsere Quelle gibt
die Versuchsergebnisse ausführlich.
Bei den Versuchen, durch welche die von den verschiedenen elektrischen Maschinen zur
Erzeugung der photometrisch gemessenen Lichtmengen in den Lampen verbrauchte
Leistung bestimmt wurde, wurden während der photometrischen Messungen an der Kraftmaschine,
unter Notirung der Umlaufszahlen, mittels eines Watt'schen Indicators die Curven
aufgezeichnet; darauf wurden die unbekannten Widerstände der elektrischen Maschine
durch den bekannten Widerstand eines Prony'schen Zaunes ersetzt, den man belastete,
bis man mit demselben Watt'schen Indicator bei derselben Umdrehungszahl und unter
sonst den gleichen Verhältnissen die nämlichen Curven wieder erhielt. Streng
durchgeführt wurde dies jedoch nicht mit allen, sondern blos mit einigen Curven, und
mittels der aus diesen ermittelten Coefficienten wurden dann die Werthe für die
anderen bei den photometrischen Messungen erhaltenen Curven berechnet. Unsere Quelle
enthält die paarweise zu einander gehörenden Curven.
An die Versuchsergebnisse reiht unsere Quelle eine Untersuchung über die Vortheile,
welche die geeignete elektrische Beleuchtung des Hafens gewähren würde, und eine
Entscheidung über dasjenige der 3 der Prüfung unterworfenen Systeme, welches den
beabsichtigten Zweck am besten erreichen lieſse. Der Hafen von Rouen hat einen See-
und Fluſsverkehr von ungefähr 2 Millionen Tonnen; 1880 betrug der Seeverkehr allein
1340000 Tonnen, so daſs Rouen der 5. Hafen Frankreichs ist. Rouen ist Mittelpunkt
verschiedener Industrien, die bedeutende Mengen Rohstoffe verbrauchen, jährlich
400000t Steinkohlen verbrennen und mehr als
eine Milliarde Fabrikate liefern. 5 Eisenbahnen führen von Rouen fort in reiche und
bevölkerte Departements. Die Seine verbindet es mit Paris. Es hat eine groſse
Zukunft, wenn der Zugang von der See her offen gehalten wird und es mit
vollständigen und guten Ladevorrichtungen versehen wird. Zu den letzten gehören die
Beleuchtungseinrichtungen.
Die Schiffseigner müssen Werth darauf legen, rasch aus- und einladen zu können.
Selbst in Entschädigung für Verzögerung im Ladegeschäft finden sie keinen vollen
Ersatz für den aus dem Stillliegen des theueren Materials ihnen erwachsenden
Verlust. Da Rouen durch Eisenbahnen mit Havre, Fécamp, Dieppe verbunden ist, muſs es
besonders dafür sorgen, daſs die Schiffer ihm nicht benachbarte Häfen vorziehen.
Deshalb wird für gute Maschinerie, für Verlängerung der Quais u.s.w. gesorgt. Die
Beleuchtung des Flusses und der Quais ist zur Zeit ungenügend; sie muſs also bald
verbessert werden.
Die Beleuchtung muſs das Laden, das Ausladen und das Segelfertigmachen bei Nacht
erlauben und die nächtliche Bewachung der auf den Quais niedergelegten Güter
erleichtern.Die Verluste an den Gütern durch nächtlichen Diebstahl werden auf jährlich
160000 M. beziffert. Der Charakter als Durchgangshafen bedingt in Rouen das
Liegenlassen der Güter auf den Quais. Auf Quai und Ladebrücke ist
die Hafenbeleuchtung zu erstrecken. Die Beleuchtung der inneren Räume des Schiffes
kann als Sache des Capitains angesehen werden. Beim Ausladen in Boote muſs der Fluſs
beleuchtet werden ebenso, damit die Schiffe bei Nacht sich segelfertig machen
können.
Die Versuche sprechen sehr günstig für die Durchführbarkeit der elektrischen
Beleuchtung. Das elektrische Licht entspricht allen wesentlichen Anforderungen. Das
getheilte Licht an festen Aufstellungspunkten würde aber nur die Quais beleuchten
können; die Brücke und der Fluſs müſsten im Bedürfniſsfalle durch ergänzende
bewegliche Lampen beleuchtet werden. Da die innere Schiffsbeleuchtung von der
allgemeinen Hafenbeleuchtung unabhängig zu bleiben hat, so sind Leuchtfeuer von
groſser Stärke auf hohen Thürmen vorzuziehen, da sie den Fluſs, die Schiffe und die
Quais hell beleuchten. Die wenigen dunklen Schatten könnten Verstecke für die Wachen
bilden, von wo aus dieselben groſse beleuchtete Zonen überblicken können. Einzelne
kleine Mängel würde die Praxis gewiſs bald beseitigen. Es kommen daher eigentlich
nur die groſsen Lichter von Sautter und Lemonnier und
von Siemens in Betracht.
Die Versuchsergebnisse nach den Beobachtungen an den Motoren und an den Photometern
enthält folgende Tabelle I:
Tabelle I
Unlauſszahldes Motors
VerbrauchteArbeit in effec-tiven
Pferde-kräften
Arbeit auf1 Lampe
Zahl derLampen
Leuchtkraftjeder Lampe
inCarcelbrennern
Lichtkohlen-verbrauch jederLampe in 1
St.
Wirkungsflächejeder Lampe
cm
ha
Jablochkoff
89,66
19,01
1,583
12
86
9,5
0,1962
Sautter und Lemonnier
106,01
6,75
3,375
2
472
5,1
1,2265
Siemens, Pendellampe
110,65
4,64
4,64
1
495,07
–
–
„ Starkes Licht
113,62
4,48
4,48
1
476,05
10,0
1,3266
Die jetzige Länge des Quai ist 1550m; die
Verlängerung desselben um 810m auf dem linken und
um 1180m auf dem rechten Ufer ist im Zuge; die
Gesammtlänge wird dann 3540m. Es wäre interessant,
auf diese Länge die Zahlen der vorstehenden Tabelle I anzuwenden. Dies thut die
nachfolgende Tabelle II, jedoch nur für eine Länge von 3250m, weil diese Zahl ein genaues Vielfaches der
Entfernungen ist, in denen man die Lampen jeder der 3 concurrirenden Gesellschaften
aufstellen müſste, und weil man doch eine ganze Zahl als Lampenzahl nehmen muſs:
Minimalbeleuchtung am Umfang des Wirkungskreises jeder Lampe =
Beleuchtung durch die Carcellampe aus 3m,50
Entfern. Länge der Lampenreihe = 3250m.
Tabelle II
Zahl der Lampen
Wirkungsradiusjeder Lampe
Gesammte be-leuchteteFläche
†
Leuchtkrafteiner Lampe
Gesammtzahlder
Carcel-brenner
Carcelbrennerauf 1 ha
Verbrauch anLichtkohlenin 1
Stunde
Gesammt-leistungeffectiv
Auf 1 ha Beleuch-tungsfläche
LeistungdesMototrs
Kohlen-stab-länge
m
ha
Brenner
Brenner
Brenner
m
e
e
m
Jablochkoff
65
25
16,25
86
5590
344
6,17
102,97
6,34
0,3796
Sautter und
Lemonnier
26
62,50
40,62
472
12272
302
1,33
87,75
2,16
0,0327
Siemens (Star- kes
Licht)
25
65
42,25
476,5
11912,5
281,9
2,50
112
2,65
0,0597
† Diese Fläche ist hier das Tangentenrechteck um die Wirkungskreise der Lampen.
E–e.