Titel: | Ueber Neuerungen an Wassermessern. |
Autor: | C. B. |
Fundstelle: | Band 244, Jahrgang 1882, S. 287 |
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Ueber Neuerungen an Wassermessern.
Mit Abbildungen auf Tafel 22.
(Patentklasse 42. Fortsetzung des Berichtes S. 48
d. Bd.)
Ueber Neuerungen an Wassermessern.
Der Wassermesser von Karl Otto Müller in
Kassel (* D. R. P. Nr. 13245 vom 18.
März 1880) miſst nicht die Gesammtmenge des Verbrauchswassers, sondern
nur einen proportionalen Theil derselben, entzieht aber die gemessene Wassermenge
dem Gebrauche nicht, sondern führt das Wasser, nachdem es durch den Meſsapparat
gegangen ist, der Verbrauchsstelle wieder zu. Das Messen selbst geschieht durch ein
Schaufelrad z (Fig. 1 und
2 Taf. 22), welchem das Wasser durch ein offenes Gerinne g zugeführt wird, so daſs das eigentliche Meſswasser
ohne Druck in das Schaufelrad eintritt. Beim Oeffnen des Niederschraubhahnes h tritt das gesammte Wasser zunächst durch das Steigrohr s in die Vertheilungskammer v, um von hier aus durch zwei Oeffnungen a1 und b1 in der dünnen Wand von v einestheils direct durch Rohr a,
anderntheils durch Rohr b nach dem Meſsapparat und von
dessen Kasten k nach dem Ausfluſs o zu gelangen. Die Oeffnungen a1 und b1 sind in gleicher Höhe einander gegenüber
angebracht und gleich hoch, sonst aber von verschiedenem Querschnitt. Während der
Querschnitt von a1
constant gleich groſs bleibt, ändert sich der von b1 selbstthätig mit den in der Vertheilungskammer v auftretenden Druckschwankungen; denn da aus der durch
b1 gehenden und zur
Messung gelangenden Wassermenge der gesammte Durchfluſsbetrag bestimmt werden soll,
so müssen die durch beide Ausfluſsöffnungen strömenden Wassermengen relativ gleiche
sein, wie sich auch die Druckverhältnisse in v ändern
mögen. Die Aenderung des Querschnittes von b1 erfolgt durch den bei c drehbaren Schieber d, auf welchen eine
Feder f in dem Sinne wirkt, die Oeffnung b1 zu erweitern. Die
beiden äuſsersten Stellungen, welche der Schieber d
einnehmen soll, werden bestimmt durch eine Schraubenspindel bei e und eine Stellschraube n, während alle zwischenliegenden Stellungen des Schiebers durch die vom
jeweiligen Druck in der Vertheilungskammer v abhängige
Höhenstellung des Kolbens p bestimmt werden, dessen
nach unten abgekröpfte Kolbenstange t mit einer Nase
auf den Rücken des Schiebers d drückt. Der obere Theil
der Kolbenstange stützt sich gegen einen belasteten Hebel q. Je stärker nun der Druck des Wassers in v
ist, d.h. je gröſser die durch a1 abströmende Wassermenge ist, desto mehr erweitert
sich durch Heben des Kolbens p der Querschnitt von b1, so daſs das
Verhältniſs der nach beiden Seiten abströmenden Wassermengen ein constantes, also
auch der Coefficient zur Bestimmung des Gesammtdurchflusses aus den Angaben des
Meſsapparates ein fester bleibt.
H. Ducenne in Lüttich sowie Pollack und Holtschneider in Aachen haben ihren Turbinen-Wassermesser
(vgl. 1881 241 * 183 und * D. R. P. Zusatz Nr. 15142 vom
11. März 1881) dahin abgeändert, daſs sie die das Wasser zuführenden Spritzen
weglassen und an deren Stelle tangential und gegen das Turbinenrad geneigt
gerichtete Eintritt- und Austrittkanäle anordnen. Das Zählwerk ist in so fern
vereinfacht, als nur ein Zeiger vorhanden ist, welcher, mit dem einen von zwei über
einander liegenden Differentialrädern verbunden, sich über zwei concentrischen
Zifferblättern bewegt, von denen das innere drehbare mit dem anderen
Differentialrade in Verbindung steht. Der Zeiger gibt also auf dem äuſseren festen
Zifferblatt die kleineren, auf den inneren dagegen die gröſseren Maſseinheiten
(Hektoliter und Liter) an.
Der in Fig. 3 und
4 Taf. 22 skizzirte Wassermesser von U. Boſshard in
Zürich (* D. R. P. Nr. 13076 vom 25.
Juli 1880) gehört zur Klasse der Kapselwerke und weicht in seiner Construction
von ähnlichen Apparaten (vgl. u.a. H. Schneider 1881
241 * 185) dadurch ab, daſs die beiden Kapselräder
aus Hartgummi, deren eines mit dem Zählwerk in Verbindung steht, nicht abgerundete
Zähne, sondern solche mit einer Fläche am Scheitel haben und daſs das Gehäuse an der
Abfluſsstelle beiderseitig erweitert ist, damit das Wasser sich nicht zwischen den
Rädern fängt, sondern schneller abströmen kann.
Einige Neuerungen zeigt der Turbinen-Flüssigkeitsmesser von Wilh.
Germutz in Wien (* D. R. P. Nr. 15533 vom 29. Januar 1881). Im Inneren des
Gehäuses A (Fig. 5 und
6 Taf. 22) sind zwei Ringansätze a und b angegossen, in welche ein den Arbeitsraum
begrenzender Ring G eingelöthet ist. Durch das
Einlöthen ist eine besonders genaue Bearbeitung der Dichtungsflächen zwischen G und a, sowie eine
besondere Vorrichtung zum Niederhalten des Ringes G
vermieden. Von dem durch letzteren gebildeten Ringkanal c führen eine Anzahl schräg durch den Ring G
gebohrte Löcher nach dem Arbeitsraum, in welchem auf der Achse d das Turbinenrad H aus
Hartgummi angeordnet ist. Diese Achse d ist unten in
einer Schraube J gelagert, welche gleichzeitig die im
unteren Theil des Arbeitsraumes nöthigen Stauchflügel trägt. Nach oben hin wird der
Arbeitsraum durch eine ebenfalls mit Stauchflügeln versehene Platte K begrenzt. Das bei B
eintretende Wasser geht durch ein schief gestelltes Sieb D, tritt dann in den Ringkanal c, gelangt von
diesem durch die Löcher im Ring G zur Turbine und
verläſst den Arbeitsraum auf der entgegengesetzten Seite des Apparates, indem sich
der Strom theilt und oberhalb und unterhalb der Ringstücke a austritt. Hier ist gegenüber dem Schlammkasten C eine erweiterte Kammer E angeordnet, welche
den Zweck hat, etwa auftretende und auf den Gang der Turbine schädlich wirkende
Rückschläge zu verhüten. Bei F schlieſslich verläſst
das Wasser den Apparat, um in die weitere Leitung zu gelangen. Die Uebertragung der
Umdrehungen der Turbine auf das oberhalb angeordnete Zählwerk vermittelt die Achse
d in üblicher Weise.
Zu der Klasse der Kolbenwassermesser gehört der Apparat von J. C.
Dennert und G. G. Lind in
Altona (* D. R. P. Nr. 15285 vom 16.
December 1880), welcher mit den nöthigen Abänderungen auch als Motor
Verwendung finden kann. Derselbe zeichnet sich dadurch vortheilhaft aus, daſs bis
zum vollendeten Kolbenhub die Wassereintritt- und Austrittöffnungen zu dem Cylinder
in keiner Weise von den Steuerungsorganen beengt werden, also keine Drosselung des
Wasserstromes stattfindet. Dies wird durch die Wirkung von Federn erreicht, welche
auf die Steuermechanismen wirken. In dem Cylinder A
(Fig. 7 und 8 Taf. 22),
welcher durch die Kanäle a1, a2 mit dem
Steuerungskörper C in Verbindung steht und als Meſsraum
dient, bewegt sich lose
auf der hohlen Kolbenstange b ein Kolben B, welcher bei seinem Hin- und Hergange abwechselnd an
die Bunde n1 und n2 anstoſsend die
Kolbenslange b mitnimmt und dadurch die Umsteuerung
bewirkt. Bewegt sich der Kolben in der Richtung der Pfeile Fig. 7, so
wird zunächst die Feder c2 zusammengedrückt; dann löst die abgeschrägte Kante b2 die durch eine Feder
f2 nach unten
gedrückte Klaue K2 aus
der Nase m2 aus und die
nun frei gewordene Stange s1 schnellt unter der Wirkung der Feder c1 nach links, indem sie mittels der Arme T1 und T2 die
Ventilkolbenstange s ebenfalls nach links bewegt. Die
Ventile V1 und V2, welche bis dahin
gegen die Sitzflächen v0 und v2
anlagen und die Verbindung des links vom Kolben befindlichen Theiles des Cylinders
mit dem Kanal e3 und
dem Ausfluſsrohr W2 und
die Verbindung des rechten Theiles des Cylinders mit dem Raum e0 und dem Zufluſsrohr
W1 herstellten,
werden plötzlich gegen die Sitzflächen v1 und v3 der Ventilgehäuse e1 und e2 gedrückt und steuern den Wasserzufluſs um, so daſs
der Kolben B seine rückgängige Bewegung antreten kann.
Hierbei wiederholt sich derselbe Vorgang in umgekehrter Weise, indem um die Theile
K1, f1, b1 und m1 zur Wirkung kommen.
Bei der getroffenen Anordnung sind die Ventile nahezu entlastet und bedarf es daher
keiner bedeutenden Kraftaufspeicherung in den Spiralfedern, um die Umsteuerung zu
vollführen, weshalb auch die vom Kolben zu leistende Arbeit eine geringe ist.
Der Wassermesser von F. de Paula Isaura y
Fargas, P. Garcia y Corbera und J. Barrufet y Veciana
in Gracia, Spanien (* D. R. P. Nr. 15390
vom 22. März 1881) hat den Zweck, auch bei wechselndem Druck in der
Leitung gleichmäſsige Messungen zu ermöglichen, und ist zu diesem Behufe mit einer
selbstthätigen Regulirvorrichtung versehen. Zwei ein Knie bildende Cylinder B und C (Fig. 10
Taf. 22) sind von dem Schiebergehäuse A durch eine
Scheidewand W getrennt, in welcher 3 Bohrungen o, o1 und o2 (Fig. 9)
angebracht sind. Erstere vermittelt die Verbindung zwischen A und B, während die beiden letzteren das
Schiebergehäuse A mit dem Zufluſsrohr x verbinden. In dem Schiebergehäuse A hängt auf dem kürzeren Arm eines bei h1 drehbaren
Doppelhebels h ein scheibenförmiger Schieber s, welcher eine Oeffnung r
hat und mit einem Anschlag v versehen ist, um ein
Herabfallen des Schiebers vom Hebel h dadurch zu
verhindern, daſs er sich an den Deckel a des
Schiebergehäuses anlegt. Das längere Ende des Hebels h
faſst in einen Schlitz der Kolbenstange S, welche in
den Deckeln des Cylinders C Führung erhält und den
Kolben K trägt. Dieser ist von etwas geringerem
Durchmesser als der Cylinder C, und zwar ist der frei
bleibende ringförmige Durchgangsquerschnitt genau derjenigen Wassermenge
entsprechend zu wählen, welche in einer bestimmten Zeit aus dem unteren in den
oberen Theil von C und von hier durch das Ausfluſsrohr y treten soll. Im Ruhezustand communicirt die Oeffnung
r des Schiebers s mit
der Bohrung o der Scheidewand W und der Kolben K hat seinen tiefsten Stand,
so daſs seine Kolbenstange S in die Führungshülse u ganz hineinragt. Tritt nun Wasser durch x ein, so strömt dasselbe durch die rechtwinkligen
Bohrungen o1 und o2 in das
Schiebergehäuse A, indem es den Schieber s etwas von der Wand W
abdrückt und strömt nun durch r und o nach B. Ist dieser
Cylinder gefüllt, so wird das Wasser theils zwischen der Cylinderwand C und dem Kolben. K
durchströmen, theils aber auch hebend auf letzteren wirken. Es bilden sich auf
beiden Seiten des Kolbens K Druckhöhen unter deren
wechselnder Wirkung derselbe auf und nieder schwankt und bei seiner auf- und
niedergehenden Bewegung durch Vermittelung des Hebels h
und des Schiebers s die Verbindung zwischen A und B abwechselnd
unterbricht und herstellt.
Sehr genaue Messungen verspricht der Apparat nicht zu geben, da die lose Aufhängung
des Schiebers auf dem Hebelende leicht eine pendelnde Bewegung desselben und hiermit
eine seitliche Verschiebung der Oeffnung r zur Folge
haben wird und die Communication zwischen r und o daher nicht immer gesichert erscheint.
C. H. Bouvier in Angers beschreibt in Oppermann's Portefeuille économique, Bd. 4 den in Fig.
11 und 12 Taf. 22
dargestellten Wassermesser System Piau. In einem
cylindrischen Gehäuse rotiren um die Welle L die beiden
rechtwinklig zu einander sitzenden Cylinder C und C1. Von jedem Deckel
der beiden Cylinder führt ein Rohr x, x1 zu dem Körper y.
Jeder derselben hat nach D hin seine eigene Ausmündung
O (Fig. 12).
D ist ein kupferner Vertheilungsschieber, welcher
durch den Gummischlauch J1 mit dem Ausgangsrohre S beweglich verbunden
ist und durch die Spiralfeder R gegen y gedrückt wird. Er nimmt an der Drehung der Achse L nicht theil. In der Stellung Fig. 11
befindet sich der Kolben P des Cylinders C im tiefsten Punkte, während der Kolben P1 in der Mitte von C1 steht. Das durch A eintretende Wasser füllt zunächst das Gehäuse E und gelangt dann durch die vor der Mündung des Rohres
x1 stehende
Oeffnung O von links her in den Cylinder C1, den Kolben P1 von links nach
rechts schiebend. Das vor P1 stehende Wasser verläſst den Cylinder durch das rechts liegende Rohr x1, die Höhlung O1 im Schieber und das
Ausgangsrohr S. Der aus der Drehungsachse verschobene
Kolben P1 bewirkt durch
sein Gewicht eine Drehung der Welle L, so daſs jetzt
die Mündung m des unteren Rohres x mit O und die
entgegengesetzte m1 mit
O1 in Verbindung
kommt. Im Cylinder C beginnt das gleiche Spiel und
setzt sich so fort. Die Welle L ist nach F zu verlängert und setzt durch eine Schraube ohne Ende
das Zählwerk in Gang.
Schlieſslich sei noch ein Apparat erwähnt, welcher den Wassermesser dabin ergänzen soll, daſs man im
Stande ist, nicht nur wie bisher die Wassermenge zu bestimmen, welche nach irgend
einer Zeit den Wassermesser durchströmt hat, sondern auch zu jeder Zeit und an einem
beliebigen, aber bestimmten Punkte zu beobachten, welche Wassermenge in der
Zeiteinheit durch denselben flieſst. Dieser Apparat, welchen der Erfinder G.
Oesten in Berlin (* D. R. P. Nr. 16666 vom 24. Februar 1881)
„Wasserverlust-Anzeiger“ nennt, soll wie schon der Name zeigt,
hauptsächlich dazu dienen, plötzlich eintretende Wasserverluste, wie sie durch
Rohrbrüche o. dgl. verursacht werden, rechtzeitig anzugeben. In das Hauptrohr ab (Fig. 13
Taf. 22) der Zuleitung eines Grundstückes ist ein glockenartiges Gehäuse A eingeschaltet, in welchem sich ein kugelventilartiger
Körper c je nach der durchströmenden Wassermenge mehr
oder weniger heben und senken kann. c wirkt durch eine
kleine Stange auf eine elastische Scheibe d, welche den
Boden einer Kammer B bildet; diese und die von ihr nach
dem Beobachtungsort führende Rohrleitung e ist mit
Luft, Wasser oder einer anderen Flüssigkeit gefüllt. Hebt sich nun der Körper c, um dem durch a nach b strömenden Wasser in der Glocke A den nöthigen Durchgangsquerschnitt zu öffnen, so wird
die Flüssigkeit aus B nach der Rohrleitung e verdrängt und diese Bewegung der Flüssigkeitssäule
wird benutzt, um entweder mittels der elastischen Wandung einer ähnlichen Kammer wie
B einen damit verbundenen Zeiger zu bewegen, oder
in einer mit Scale versehenen Glasröhre direct abgelesen zu werden. Die Scale des
Zeigers oder die Glasröhre ist so eingetheilt, daſs an derselben unmittelbar die in
der Zeiteinheit durch die Leitung ab strömende
Wassermenge zu ersehen ist.
C. B.