Titel: | Die Anwendung des Alizarins in der Kattundruckerei und Färberei; von Dr. Gottlieb Stein. |
Autor: | Gottlieb Stein |
Fundstelle: | Band 244, Jahrgang 1882, S. 311 |
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Die Anwendung des Alizarins in der
Kattundruckerei und Färberei; von Dr. Gottlieb Stein.
G. Stein, über Alizarin in der Kattundruckerei und
Färberei.
Da von Jahr zu Jahr die mit Alizarin bedruckten oder gefärbten Kattunstoffe (seien
sie in Roth, Violett, Braun, Orange oder Blau) wegen ihrer Echtheit beliebter werden
und speciell der Verbrauch der sogen. Purpurartikel in letzter Zeit stark gestiegen
ist, so interessirt es gewiſs Manchen, die heutige Verwendung des Alizarins in
deutschen Kattundruckereien und Färbereien kennen zu lernen.
Das Alizarin wird in Deutschland von verschiedenen Fabriken dargestellt: von der Badischen Anilin- und Sodafabrik, von den Farbwerken vormals Meister, Lucius und Brüning, von den
Farbenfabriken vormals Friedrich Bayer und Comp.,
von Arzberger, Schöpff und Comp., von Leverkus, Gauhe, Brönner u.a. Es
kommt als Paste von 20 Proc. in den Handel und stellt sich heute der Minimalpreis
von 1k auf 5,55 M.
Im Allgemeinen unterscheidet man gelbstichiges und blaustichiges Alizarin; ersteres
enthält mehr Flavo- oder Anthrapurpurin, letzteres hauptsächlich Alizarin; die eine
Kundschaft liebt nämlich mehr gelbes Roth, die andere wieder mehr rothes oder blaues
Roth. Sodann hat jede Alizarinfabrik gewisse Farben töne, welche in ihrer Art von
keinem Product eines anderen Werkes übertroffen werden; es sind nur feine
Unterschiede, aber sie sind da. So steht z.B. einzig da: das „GFx“ der Badischen Anilin- und Sodafabrik, ferner die „Marke
X“ von Friedr. Bayer und Comp. und als
Blaustich die „Nr. I“ von Arzberger, Schöpff und
Comp. und von Leverkus.
Das Alizarin fixirt man auf der Faser für Roth mit Thonerdemordant, für Violett mit
Eisenbeize, für Braun mittels Chromoxyd; das Nitroalizarin wird als Orange mit
Thonerdesalzen befestigt, während es mit Chrommordant Cachoufarben liefert. Das
Alizarinblau fixirt man nur mit letzterem Mordant. Sowohl zum Färben, wie zum Druck
ist es unerläſslich, daſs die zu veredelnde Waare möglichst weiſs gebleicht
vorhanden ist; andernfalls stellen sich manche Uebelstände ein.
Alizarin für Roth zum Druck Der gut gebleichte Kattun
wird durch ein Bad aus einer Auflösung oder Emulsion von Türkischrothöl
(Ricinusölsulfosäure) in destillirtem Wasser genommen, und zwar im Verhältniſs von 1
: 10 : 15 : 25 oder zu 50, je nachdem der Procentgehalt des Türkischrothöles und je
nachdem Vorversuche das günstigste Resultat ergeben. Der geklotzte Stoff wird auf
messingnen Cylindern getrocknet und mit den Dampffarben für Roth bezieh. Rosa
bedruckt. Bis vor Kurzem wurde allgemein die essigsaure bezieh. salpetersaure
Thonerde als Fixationsmittel benutzt. Sie haben jedoch beide einige Uebelstände, die
durch die bekannten Versuche von Storck beseitigt sind
(vgl. 1881 241 464), welcher an Stelle obiger Mordants
Rhodanaluminium einführte. Jedoch ist aus mancherlei Gründen das erstere Verfahren
noch in mehreren Fabriken in Anwendung. In kupfernen oder zinnernen Kesseln wird
folgende Farbe gekocht:
Alizarinroth I.
750g
Weizenstärke
4700
Wasser
750
Alizarin 20proc. gelbstich
750
Alizarin 20proc. blaustich
400
Essigsaurer Kalk von 15° B.
1000
Essigsäure von 6° B.
580
Traganthschleim 1/9. Ist dies geschehen, so werden
800
Olivenöl hinzugerührt und das Ganze erkalten
lassen. Vor dem Druckwerden zugesetzt:
540
Essigsaure Thonerde von 12° B.
360
Salpetersaure Thonerde von 15° B.
13
oxalsaures Zinnoxyd und
––––––
auf
10000g
gestellt.
Kalt zusammengetzt werden:
Alizarinroth II.
6700g
Stärke-Traganth-Verdickung
1200
Alizarin 20proc. gelbstich
400
Essigsaurer Kalk von 15° B.
800
Olivenöl
900
Rhodanaluminium von 19° B.
–––––
10000g.
Alizarinrosa A.
7800g
Stärke-Traganth-Verdickung
430
Alizarin 20proc. blaustich
444
Wasser
156
Essigsaurer Kalk von 15° B.
263
Olivenöl
312
Essigsaure Thonerde von 12° B.
166
Oxalsaures Zinnoxyd
429
Essigsäure 6° B.
–––––
10000g.
Nach dem neueren Verfahren wendet man statt der 3 letzten Bestandtheile 312g Rhodanaluminium von 19° B. und 595g Wasser an.
Die aufgedruckten Farben werden getrocknet, jedoch nicht zu scharf, und darauf die
Gewebe durch den englischen Anilinfixirapparat 1 Minute geführt, Dann werden die
Stücke 1 Stunde gedämpft, sei es einzeln in eisernen Kästen mit Druck, sei es mit neueren Einrichtungen,
breit im Strang. Um die rothe Farbe nun zu aviviren, schlägt man, je nach den
verschiedenen Einrichtungen der Fabriken, verschiedene Verfahren ein. Man läſst die
Stücke 1 Minute durch ein 75° heiſses Kreidebad (10g im Liter) gehen, wäscht und seift sie dann einzeln oder im Strang, je
nach den Artikeln ¼ bis ½ Stunde, bis zum Kochen in einem Bad oder in mehreren,
indem man auf ein Stück von 120m Länge und 80cm Breite etwa 500g Marseillerseife rechnet. Manche Fabriken jagen die einmal geseiften
Stücke durch einen Dampfchlorapparat, um ein gutes Weiſs herzustellen, und seifen
dann hierauf nochmals, um das Roth, das vom Chlor etwas gelitten, wieder zu beleben.
Tüchtiges Auswaschen nach dem Seifen ist mit Hauptbedingung zur Erzielung eines
guten Weiſs. Auf anderen Fabriken wird nach dem Seifen und Chloren noch eine Avivage
im geschlossenen Kessel unter Druck vorgenommen, etwa im Verhältniſs von 28g Zinnsalz, 45g
krystallisirter Soda und 7l dünner Seifenlösung
auf 200l Wasser. So behandeltes Roth und Rosa
zeichnet sich durch besondere Schönheit aus.
Zuweilen beabsichtigt man, auſser den sich von selbst beim Druck ergebenden weiſsen
Partien noch besondere Figuren unter Alizarinrosa-Ueberdruck, neben Alizarinroth und
Rosa herzustellen. Zu diesen Reserven bedient man sich des Zinkvitrioles oder des
weinsauren Chromoxydes:
Reserve I.
1104g 828 70 103 7895
Zinkvitriol inWasser gelöst, hinzufügenNatronlauge von 36° B.
mitWasser verdünnt und sehlieſslichGummilösung 1/1.
–––––
10000g.
Nach dem Druck, Ueberdruck und Dämpfen werden diese Artikel wie die gewöhnlichen
Dampfroth-Rosa-Artikel weiter behandelt.
Ehe wir uns nun zum Roth durch Färben dargestellt zuwenden, werfen wir noch einen
kurzen Blick auf die für die Dampffarben nöthigen Präparate: Essigsaure Thonerde wird dargestellt durch Doppelzersetzung von
schwefelsaurer Thonerde und essigsaurem Blei oder durch Lösen von frisch gefälltem
Thonerdehydrat in starker Essigsäure. Essigsauren Kalk
bereitet man durch Lösen von frisch gebranntem, reinem Kalk in Essigsäure von 6° B.
Salpetersaure Thonerde erhält man durch Einwirkung
von Alaun auf salpetersaures Blei. Oxalsaures Zinnoxyd
wird erzielt durch Behandeln von gefälltem Zinnoxydhydrat mit krystallisirter
Oxalsäure.
Rhodanaluminium liefert Rhodanbarium mit schwefelsaurer
Thonerde. Weinsaures Chromoxyd gewinnt man durch
Einwirkung von pulverisirter Weinsteinsäure auf saures chromsaures Kali.
Alizarin für Roth zum Färben. Unis. Wenngleich die
verschiedenen Fabriken in mancherlei Beziehung ihre einfarbigen Purpurartikel, was
Mordants, Fixiren, Ausfärben und Aviviren anlangt, verschieden darstellen, so stimmt
die Fabrikation dennoch im Princip überall überein. Die Unterschiede sind mehr
mechanischer Art, namentlich zu Anfang der Operationen, ob eine Klotzmaschine (Hot flue) zur Verfügung steht, oder ob die
Druckmaschinen benutzt werden müssen.
Beim ersteren Verfahren wird die weiſse Waare zuerst in verdünntem Türkischrothöl
vorgerichtet, im Verhältniſs von 1 : 15 : 20 oder 25, danach getrocknet und oxydirt.
Dann wäscht man die Stücke in reinem Wasser, am besten breit (erforderlichenfalls
auch unter Zusatz von etwas Wasserglas, um zuweilen vorkommende Oelflecken
wegzunehmen) und trocknet darauf. Die aufgerollte Waare wird nun je nach der Schwere
der Gewebe, bei Kattunen einmal, bei Brillantes zweimal auf dem „Hot flue“ geklotzt und zwar mit einem 3 bis 5° B. starken Mordant,
gebildet durch Doppelzersetzung von gleichen Theilen holzessigsaurem Blei und Alaun.
Man trocknet nicht zu scharf und hängt die Stücke bei feuchter Wärme zum Oxydiren
auf (Thermometer 28° und 33°), oder führt bei 43° durch eine Oxydationskammer.
Hierauf nimmt man sie breit 3 Minuten durch ein Bad aus Kuhmist und Kreide bei 63
bis 75° und wäscht sie rein. Sie sind jetzt fertig zum Ausfärben.
Nach dem anderen Verfahren werden die mit dem Türkischrothöl zugerichteten Stücke auf
der Druckmaschine mit zwei Klotzwalzen gepflascht. Der Mordant muſs jetzt Verdickung
haben und eignet sich z.B. folgende Farbe für diesen Zweck:
Klotz-Roth M.
320g
Weiſse Stärke
320
Mehl
400
Gebranntes Stärkewasser, 750g in 1l
160
Olivenöl
2730
Holzessigsaure Thonerde von 12,5° B.
5960
Wasser
dem Druck:
40
werden gekocht und kalt gerührt, hinzugefügt vorGeschmolzenes
Chlorzinn zu 66° B.
70
Fuchsinlösung, 4g in 1l.
––––––
10000g.
Nach dem Trocknen und der Oxydation führt man breit durch ein Bad von Wasserglas,
Kreide und Kuhmist, wäscht und, um die Verdickung im Gewebe ganz zu brechen,
kuhmistet man die Stücke nochmals ½ Stunde im Strang und wäscht wieder. Man
schreitet hierauf zum Färben, entweder in Stücken zu 120m oder im Strang längere Zeit, oder breit in einigen Minuten.
Auf 120m Gewebe 80cm breit gebraucht man etwa 1k Alizarin
von 20 Proc. Die zum Färben benutzten Nebenbestandtheile sind verschieden, je nach
dem Ton, welcher erzielt werden soll, ob gelbes, blaues oder rothes Roth verlangt wird.
Danach schwankt auch die beim Färben einzuhaltende Temperatur von 63° bis zum
Kochen. Eine groſse Rolle spielt noch das Wasser dabei, ob man es ohne Zusatz
verwenden kann, oder ob es corrigirt werden muſs durch Hinzufügen von Schwefelsäure,
Kalk, Kreide oder essigsaurem Kalk von 15° B.
Die praktischen Ausfärbungen sind da allein maſsgebend. Ein erprobtes
Färbeverhältniſs ist folgendes:
8
Th. Alizarin, 20 Proc.
4
Th. Türkischrothöl, 60 Proc.
1
Th. pulverisirter Schmack.
Man läſst in einer Stunde bis 75° steigen und ¼ Stunde auf
dieser Temperatur verbleiben. Nach dem Waschen, Trocknen und einer Oelpräparation
wird 1 Stunde mit Druck gedämpft, dann ¼ bis ½ Stunde bei 75° geseift, für 120m 500 bis 750g
Marseillerseife. Nach dem Trocknen werden die Stücke entweder links appretirt, oder
sie erhalten als Appretur noch eine Auflösung von Oel, oder man verwendet sie für
Möbelartikel mit Schwarzdruck. Die fertige Waare kommt bei den Brillantes und Köper
meistens als Stücke von 40m in den Handel, beim
Kattun als solche von 60m.
Unis-Roth mit Anilinschwarz-Ueberdruck sind in der letzten Zeit sehr viel gebraucht
worden und werden dargestellt, indem auf die fertig gefärbte und geseifte Waare
Anilinschwarz gedruckt wird, das etwas schärfer ist wie gewöhnliches, da die fettige
Waare an manchen Stellen das Anilinschwarz schlecht annimmt. Es eignet sich hierfür
ein Schwarz, welches chlorsaures Anilin enthält und mittels Schwefelkupfer und
vanadinsaurem Ammoniak ausgeschärft ist. Nach dem Fixiren werden die Stücke entweder
nur gewaschen, oder leicht geseift.
Figuren. Sollen nur gewisse Figuren roth bezieh. rosa
gefärbt werden, so wird die Druckfarbe direct auf nicht ölpräparirte, gewöhnliche
Waare gedruckt:
Roth F.
4650g
Verdickung
100
Zinnsalz
250
Essigsäure von 6° B.
5000
Holzsaure Thonerde von 14° B.
–––––
10000g.
Rosa M. B.
8200g
Verdickung
1200
Holzessig von 4° B.
600
Holzsaure Thonerde von 14° B.
–––––
10000g.
Für Roth und Rosa empfehlen sich obige Farben; in Verbindung mit Anilinschwarz ist
folgendes Roth vorzuziehen:
Roth L.
8000g
Holzessigsaure Thonerde von 8,5° B.
1000
Weiſse Stärke
1000
Gebrannte Stärke
600
Olivenöl
10
Fuchsin
kochen und kalt auf
––––––
10000g
stellen.
Vor dem Druck werden zugesetzt: 100g Zinnsalz in
200g Essigsäure von 6° B. gelöst.
Will man dagegen Roth mit Anilinschwarz Ueberdruck darstellen, so muſs ein
reservirendes Mittel der Farbe zugesetzt werden, z.B. Rhodanbarium oder
Rhodanaluminium, Thonerdenatron, unterschweflig-saures Natron o. dgl. Eine gute
Vorschrift ist folgende:
Reserve Roth 5.
700g
Weiſse Stärke
700
Gebrannte Stärke
2000
Tragantschleim 1/9
900
Essigsäure von 6° B.
900
Rothholzextract von 10° B.
4000
Holzessigsaure Thonerde von 14° B.
Obiges wird gekocht und bei 50° werden
1400
Unterschwefligsaures Natron zugesetzt und das
–––––
Ganze auf
10000g
gestellt.
Das angewendete Anilinschwarz darf nicht zu scharf sein, da es andernfalls schlecht
abgeworfen wird. Nach dem verschiedenen Drucken bezieh. Ueberdrucken wird bei
feuchter Wärme oxydirt und werden die Stücke wie bei den Einfarbigrothen zweimal
gekuhmistet. Bei den obigen Artikeln muſs man nun des Weiſses wegen ganz specielle
Sorgfalt auf das Waschen verwenden und zwar bei allen
Operationen.
Das Färbeverfahren ist im Allgemeinen, wie früher
beschrieben. Bei groſsflächigen Mustern nimmt man mehr, bei kleineren weniger
Alizarin. Es schwankt zwischen 300 und 600g
Alizarin von 20 Proc. für 120m Länge bei 80cm Breite. Auſser dem Türkischrothöl setzt man dem
Bade noch Leimlösung zu, zuweilen auch Blut, Albumin oder Tannin, um besseres Weiſs
zu erhalten. Dem Weiſs schenkt man auch ferner seine besondere Aufmerksamkeit, da
das gefärbte Roth kein Chloren verträgt, indem es dabei bedeutend an seiner
Lebhaftigkeit verliert. Man wendet daher für das Weiſs noch Kleienbäder an und macht
zu der Grundirung vor dem Dämpfen verschiedene Zusätze, um im Dampf schon das Weiſs
zu reinigen, sei es durch Hinzufügen von etwas Oxalsäure, Zinnsalz o. dgl. Die
nachfolgenden Operationen sind dieselben wie früher angegeben. Nach dem Aviviren und
Trocknen schreitet man zum Appretiren auf der linken Seite, damit das Feuer des
Rothes nicht leidet. Das Roth hält man beim Färben mehr nach Gelb hin, Artikel mit
Rosa werden blauer gefärbt. Will man blaues Rosa neben gefärbtem gelblichem Roth
haben (natürlich dann unter Ausschluſs von Weiſs), so klotzt man über das gefärbte
Roth ein Dampfrosa
auf der Druckmaschine. Es eignet sich dazu folgendes:
Klotzrosa 9.
450g
Alizarin 20 proc. blaustich
450
Essigsaure Thonerde von 9° B.
225
Essigsaurer Kalk von 8° B.
8625
Verdickung
250
Oxalsaures Zinnoxyd
–––––
10000g.
Nach dem Dämpfen führt man durch ein Kreidebad bei 75°, wäscht und seift dann nach
Bedürfniſs.
Neuerdings ist noch ein schöner Artikel aufgekommen, der viel Anklang gefunden hat;
derselbe enthält gefärbtes Alizarinroth, Dampfalizarinrosa und Anilinschwarz; das
Muster ist jedoch nur zweifarbig gravirt (nämlich nur die Rosa- und Schwarzwalzen).
Die ganzen Stücke werden mordancirt und hierauf mit Beize und Anilinschwarz
bedruckt. Man oxydirt und kuhmistet, wobei der Mordant an den Stellen abfällt, wo
ihn die Beize getroffen, und es erscheint dort Weiſs. Man färbt aus, mit etwa 700g 20procentigem Alizarin für 120m lang, 80cm
breit, wäscht und trocknet. Man hat jetzt Stücke, die auf beiden Seiten roth, mit
Schwarz überdruckt sind und weiſse Figuren haben. Nachdem mit Türkischrothöl
zugerichtet ist, klotzt man ein Dampfrosa über das Ganze und dämpft. Auf den vorher
weiſsen Figuren befestigt sich das Rosa; vom Roth und Anilinschwarz wäscht und seift
sich nachher das nicht dahin gehörige Rosa genügend ab.
Wenden wir uns nun zu den Mordants, welche andere
Tönnungen mit Alizarin liefern. Wie Alizarin mit essigsaurer Thonerde Roth liefert,
so gibt es mit essigsaurem Eisen Violett bezieh. Lilla. Man verwendet als Mordant je
nach dem verlangten Farbenton das käufliche holzessigsaure Eisen von 14° B. oder das
Product der Doppelzersetzung aus Eisenvitriol und essigsaurem oder holzessigsaurem
Blei, oder die Lösung von gefälltem Eisenoxyduloxydhydrat in Essigsäure von 7,5°
B.
Wenn man schon beim Dampfalizarinroth aufpassen muſs, daſs die Druckfarben nicht zu
alt werden, so ist dies doppelt nöthig beim Dampfalizarinviolett. Hiervon darf möglichst nicht mehr Farbe vorräthig
gemacht werden, wie gleich verdruckt werden kann, da Violettfarben sehr rasch heller
werden. Auch muſs groſse Aufmerksamkeit dem Seifen und Chloren zugewendet werden, da
diese Operationen leicht das Violett zu stark angreifen:
Alizarinviolett B.
1200g
Alizarin 20 proc. blaustich
1200
Wasser
800
Essigsäure von 6° B.
600
Essigsaurer Kalk von 15° B.
1000
Holzessigsaures Eisen von 11° B.
5600
Verdickung
–––––
10000g.
Es wird dieses Violett je nach dem gewünschten Ton rein
gedruckt oder im Verhältniſs von 1 Th. Farbe zu 1 Th., 2 oder 3 Th. Verdickung, aus
Weizenstärke mit Spur gebrannter Stärke und Wasser bestehend.
Violett obiger Art, die nicht sehr lebhaft sind, druckt man gewöhnlich mit
Anilinschwarz. Will man schöne feurige Violett drucken, so fügt man zur Druckfarbe
10 bis 50g Methylviolett auf 10k zu (auch etwas Glycerinarsenik), je nach dem zu
erzeugenden Ton und je nachdem der Stoff später beim Waschen bezieh. Seifen
schwächer oder stärker angefaſst werden muſs.
Alizarinviolett wird am schönsten auf nicht ölpräparirter Waare. Nach dem Druck
dämpft man 1 Stunde, führt durch ein Kreidebad bei 75° 1 Minute, wäscht, seift,
wäscht wieder und chlort schwach.
Lilla, Die Violett-Artikel, welche durch Färben erzeugt
werden, haben immer ein lebhafteres Ansehen, wie die durch Druck hergestellten.
Meistens befindet sich neben diesem Lilla noch Schwarz; letzteres ist dann entweder
Anilinschwarz, oder ein Schwarz aus Blauholz und holzsaurem Eisen:
Lilla 7.
6125g
Gebranntes Stärkewasser dunkel
372
Holzessig von 4° B.
387
Holzessigsaures Eisen von 10° B.
1634
Gebranntes Stärkewasser hell.
39
Dann wird ein Gemisch vonGebranntem Kalk
279
Arsenige Säure
243
Kupfervitriol
921
Wasser hinzugefügt, zusammen
–––––
10000g.
Schwarz 8.
2766g
Holzessigsaures Eisen von 10° B.
2766
Blauholzextract von 10° B.
645
Wasser
1344
Essigsäure von 6° B.
2904
Gebrannte Stärke. Die Masse wird gekocht und auf
––––––
10000g
gestellt.
Die Farben werden auf nicht zugerichtete Waare gedruckt, dann entweder in einer
feucht warmen Hänge 12 bis 24 Stunden oxydirt, oder durch einen Anilinfixirapparat
gezogen. Hierauf nimmt man die Stücke durch Kuhmist, Kreide und arsensaures Natron
bei 63 bis 75°, wäscht rein und färbt aus, indem man auf 120m Länge und 80cm
Breite etwa 70g 20procentiges Blaustich-Alizarin
gebraucht, unter Zusatz von 1l
Methylviolettlösung, welche etwa 6g Methylviolett
im Liter Wasser gelöst enthält. Das Färben dauert 1 Stunde von 20 bis 75°. Gutes
Waschen nach dem Färben ist wieder wesentlich für ein reines Weiſs. Nach dem
Trocknen wird schwach im Dampfchlorapparat gechlort und nachher links appretirt.
Da zuweilen verschiedene Lilla-Muster mit derselben Ueberdruckwalze verlangt werden,
wobei gewisse Stellen weiſs bleiben sollen, so benutzt man für sie als Reserve eine
Farbe mit Citronensäure. Man druckt dann z.B. 3farbig: Reserve C, Lilla 7, Schwarz 8 und überwalzt nachher nochmals
mit Lilla 7. An den Stellen, wo der Lilla-Ueberdruck dann auf die Reserve gefallen,
bleibt das Muster weiſs, da das citronensäure Eisen beim Degummiren später
abfällt.
Färbe-Braun. Für die Braunfärberei der Kattune spielt
das Alizarin heute noch nicht eine so groſse Rolle wie für die von Roth und Lilla,
weil man mit Hölzern billiger zurecht kommt wie mit Alizarin. Meistens werden noch
die Braunartikel mit Roth–, Blau- und Quercitronholz, Granade, Garancine, Schmack
bezieh. deren Extracten gefärbt.
Für eintönige Alizarinbraun-Artikel verfährt man etwa folgendermaſsen: Die
auszufärbenden, fleckenlosen, rein weiſsen Stücke werden auf der Klotzmaschine breit
(möglichst überall ohne Falten, um das Streifigwerden zu verhindern) durch eine
Brühe geführt aus:
2500g
Holzessigsaures Eisen von 14° B.
25000
Holzessigsaure Thonerde von 14° B.
550
Glycerin von 28° B.,
welche mit Wasser auf 6° B. gestellt ist. Man passirt 2mal,
trocknet jedoch nur nach dem zweiten Durchgang. Zum Ausquetschen empfiehlt sich am
besten eine Gummi- und eine Messingwalze und zum Trocknen ein Rahmen; doch genügt
auch ein „Hot flue“. Die Stücke werden behufs
Oxydation durch den Anilinfixirapparat geschickt und zusammengeschlagen einen Tag
sich selber überlassen, sodann breit durch Kuhmist und Kreide genommen. Nach dem
Waschen schreitet man zum Färben und nimmt auf 120m lang und 80cm breit etwa 720g 20procentiges Blaustich-Alizarin, indem man in 1
Stunde bis 68° geht und ¼ Stunde auf dieser Temperatur hält. Nach dem Waschen
verbleiben die Stücke entweder je nach Wunsch in der erhaltenen hellröthlich braunen
Farbe, oder, um ihr zwei beliebtere dunklere Tönungen zu verleihen, wird die
gefärbte Waare auf der Klotzmaschine entweder durch eine Fuchsinlösung, 7g in 1l, oder
eine Methylviolettlösung, 5g in 1l, 1 bis 2 Mal geführt, nicht getrocknet und dann
in warmem Wasser anhaltend gewaschen, getrocknet und mit dünnem Gummiwasser 1/10
appretirt.
Dampfalizarinbraun. Nicht gerade sehr echtes
Alizarinbraun stellt man dar, indem man dazu schmutzig gewordenes Dampfalizarinroth
verwendet:
Braun C.
10000g
Dampfalizarinrothfarbe
200
Kreuzbeerextract von 20° B.
200
Rothes blausaures Kali.
Die bedruckte und gedämpfte Waare wird am schönsten durch
sogen. Trockenchloren, indem das Braun dadurch einen bedeutend angenehmeren
dunkleren Ton erhält. Waschen und schwaches Seifen hält jedoch dieses Braun aus. Ein
seifen echteres Braun ist dagegen ein solches mit essigsaurem Chrom (durch Zersetzen
von gleichen Theilen essigsaurem Blei und Chromalaun gebildet; läſst sich auch
darstellen aus gefälltem Chromoxydhydrat und concentrirter Essigsäure):
Braun B.
1200g
Alizarin 20proc. blaustich
1200
Essigsaures Chrom von 18° B.
300
Krystallisirter essigsaurer Baryt
1300
Wasser
6000
Verdickung
–––––
10000g.
In manchen Fällen ersetzt man auch das essigsaure durch
salpeteressigsaures Chrom.
Will man ein noch dunkleres, zum Schwarz hinneigendes Braun erzeugen, so fügt man zu
obiger Farbe nach Bedürfniſs noch Blauholzextract, Kreuzbeerextract und essigsaures
Chrom hinzu. Nach dem Druck soll man 1 Stunde dämpfen, ganz besonders gut waschen,
seifen, waschen, trocknen und stark Dampfchloren, da die Alizarinbraune leicht etwas
ins Weiſs gehen.
Gewisse Dampfbraun-Artikel werden immer noch nach der Chromirart erzeugt, da auch
hier das theuere Alizarin gegen die billigeren Catechu, Fuchsin, Blauholz- und
Rothholzextracte noch nicht genügend concurriren kann.
Zum Schlüsse verdienen noch erwähnt zu werden: das Nitroalizarin und das
Alizarinblau. Das erstere liefert mit salpetersaurer Thonerde ein schönes, seifen-
und chlorechtes Dampforange, mit salpeteressigsaurem Chrom ein brauchbares
Dampfcachou:
Alizarinorange.
7096g
Verdickung
1740
Nitroalizarin 15proc.
814
Salpetersaure Thonerde von 15° B.
350
Essigsaurer Kalk von 10° B.
–––––
10000g.
Will man das röthliche Orange nach Gelb hinüberziehen, so
bewirkt man dies durch Zusatz von salpetersaurem Blei und nachherigem Chromiren. Die
Farbe wird haltbarer durch Ersatz der salpetersauren Thonerde durch Rhodanaluminium.
Wie beim Alizarinorange, so druckt man auch beim Alizarinblau am besten die Farben
auf mit Türkischrothöl zugerichteter Waare:
Alizarinblau.
5640g
Verdickung
2820
Alizarinblau 10proc.
630
Essigsaures Chrom von 16° B.
910
Salpetersaure Magnesia von 15° B.
–––––
10000g.
Die Farbe ist seifen- und chlorecht und wird am besten nach dem Dämpfen durch dünnes
Kalkwasser geführt, um reines Weiſs zu erzielen.
In der letzten Zeit kommt von der Badischen Anilin- und
Sodafabrik ein schönes, festes, wenn auch heute noch theures Alizarinblau
in den Handel, welches wasserlöslich und gleichfalls mit essigsaurem Chrom fixirt
wird. Es eignet sich vorzüglich für Unis und für Druck. Durch Vereinigung von
Alizarinroth, Blau und Orange unter einander oder mit Cöruleïn lassen sich natürlich
noch eine ganze Menge brauchbarer Mischfarben darstellen.
Endlich mag für Manchen die Notiz noch von Interesse sein, daſs das Alizarin fast ein
specifisch nationales Product zu nennen ist, weil von allem Alizarin, welches auf
der Erde gebraucht wird, über 90 Proc. deutsches Fabrikat ist und daſs im Auslande
zur Zeit nur 3 Alizarinfabriken bestehen.
Bonn, Februar 1882.