Titel: Grimmer's Apparat zur Entlastung von Dampfschiebern.
Autor: Whg.
Fundstelle: Band 244, Jahrgang 1882, S. 348
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Grimmer's Apparat zur Entlastung von Dampfschiebern. Mit Abbildungen auf Tafel 25. Grimmer's Apparat zur Entlastung von Dampfschiebern. Die Aufgabe, eine dauernd gute Entlastung bei einfachen Muschelschiebern herzustellen, soll durch den hauptsächlich für Locomotiven bestimmten Apparat von Eisenbahndirector Grimmer in Breslau (* D. R. P. Kl. 14 Nr. 15339 vom 18. Februar 1881) in folgender Weise gelöst werden: Der Schieber erhält die in Fig. 5 Taf. 25 dargestellte Form, wobei die linke Hälfte für einen gewöhnlichen Schieber, die rechte für einen Kanalschieber gilt. Es ist, wie aus der Zeichnung ersichtlich, durch Ueberdeckung oberhalb des sonst gebräuchlichen Schiebers ein Hohlraum K hergestellt, in welchen der Dampf durch den Boden des Schieberkastens bei E eingeführt wird. Herrschte im Schieberkasten Atmosphärendruck, so würde der Schieber in Folge dieser Anordnung vom Spiegel abgedrückt werden. Mit Hilfe des Apparates, welcher mit dem Schieberkasten durch Röhren m m1 und n n1 in Verbindung steht, soll nun über dem Rücken des Schiebers eine Spannung hergestellt und erhalten werden, welche eben genügt, um den Schieber anzudrücken. Sinkt die Spannung unter dieses Maſs, so wird frischer Kesseldampf zugelassen; steigt die Spannung darüber, so wird Dampf ausgelassen. Der Apparat besteht im Wesentlichen aus zwei Paar Cylindern A und B, in welchen sich die Kolben a und b, bezieh. c, d und e bewegen (Fig. 4). Durch das Rohr l steht der Apparat mit dem Dampfkessel in Verbindung, so daſs auf der linken Seite der kleinen Kolben der gleiche Druck wie im Raum K des Schiebers herrscht, Die normale Stellung der Kolben a und b beim Betriebe ist die in Fig. 4 ausgezogene und die der Kolben c, d und e die punktirte, wobei durch den Kolben c das Rohr m m1 von dem frischen Dampfe abgeschlossen ist. Zwischen den Kolben a und b bezieh. zwischen d und e herrscht wegen der vorhandenen Bohrungen p und q stets Atmosphärendruck und auf der rechten Seite der groſsen Kolben dieselbe Spannung wie im Schieberkasten über dem Schieberrücken. Der Querschnitt der groſsen Kolben verhält sich zum Querschnitt der kleinen Kolben wie die Rückenfläche des Schiebers zu der inneren Fläche, auf welche der Ueberdruck wirkt, der den Schieber abzuheben strebt. Diese letztere Fläche ist offenbar gleich der Summe der beiden Oeffnungen von K auf der Unterseite des Schiebers. Ist auch das Verhältniſs der Spannung des frischen Dampfes im Räume K zu der im Schieberkasten das gleiche, so wird der Schieber nahezu oder eigentlich wegen der geringen Pressung auf der Unterfläche mehr als entlastet sein. Ehe aber die Spannung im Schieberkasten so weit sinkt, werden die Kolben c, d, e durch ein kleines Gewicht g (Fig. 6), welches durch Winkelhebel und Stange mit ihnen verbunden ist, nach rechts geschoben; es tritt dann durch m etwas Dampf in den Schieberkasten, bis in diesem und damit auch hinter dem groſsen Kolben B die Spannung genügend gestiegen ist, um die Kolben c, d und e wieder in die punktirte Lage zu bringen. Eine Bewegung dieser Kolben wird hiernach im Allgemeinen regelmäſsig dadurch eintreten, daſs in Folge der Condensation des Dampfes im Schieberkasten die Spannung daselbst sinkt, aber auch dann, wenn die Kesselspannung steigt, also der Druck auf den Kolben c wächst. Die anderen Kolben a und b kommen im entgegengesetzten Falle zur Wirkung, also wenn etwa durch Undichtigkeit des Kolbens c die Spannung im Schieberkasten steigt, oder wenn die Kesselspannung sinkt. Sie werden dann durch den Ueberdruck von rechts in die punktirte Lage geschoben und dabei wird ein kleines Ventilchen o frei gegeben, welches durch das Gewicht f (Fig. 6) geschlossen gehalten wurde. Das Gewicht f, welches auch die Kolben a und b für gewöhnlich in der gezeichneten Lage hält, muſs etwas schwerer sein als das Gewicht g, damit zum Verschieben der Kolben a und b nach links ein gröſserer Druck erforderlich ist als zum Verschieben der Kolben c, d und e. Damit die Spannung auf der Seite der kleinen Kolben immer genau übereinstimme mit der Spannung des in den Schieber eintretenden Dampfes, ist der Apparat noch durch das Rohr r1 r mit dem Schieberkasten bei E verbunden. In dieses Rohr r1 r ist bei C ein Ventil i eingeschaltet, welches durch einen gleich groſsen Kolben h vom Dampfdruck entlastet, durch ein kleines Gewicht k aber genügend belastet ist, um es beim Stillstand der Maschine, wenn der Dampf abgesperrt ist, geschlossen zu halten. Die Kolben haben beim Stillstand die gezeichnete Lage. Der Verschluſs des bei l einmündenden Nebendampfrohres muſs so eingerichtet sein, daſs dieses beim Anlassen der Maschine immer etwas früher geöffnet wird, als das nach dem Schieberkasten führende Hauptdampfrohr, damit der Schieber nicht abgehoben werden kann. Der durch l in den Apparat eintretende Dampf strömt dann durch m m1 in den Schieberkasten, stellt hier die zum Andrücken des Schiebers nöthige Spannung her und schlieſst darauf, durch n1 n nach dem Apparat zurückgekehrt, durch Verschieben der Kolben c, d, e nach links den Dampfzutritt durch m m1 ab. Der durch das Hauptdampfrohr nach dem Schieber strömende Dampf stöſst, durch r r1 nach dem Apparat gelangend, das Ventil i auf und dieses bleibt dann während des Betriebes geöffnet. Der Apparat muſs so angebracht sein, daſs alles in demselben sich niederschlagende Wasser nach dem Schieberkasten abflieſst, von wo es durch einen selbstthätigen Condensationswasserableiter zu entfernen ist. – So lange der Apparat in gutem Zustande bleibt, erscheint es wenigstens möglich, mit demselben eine so gute Schieberentlastung zu erreichen, wie sie nur gewünscht werden kann. Whg.

Tafeln

Tafel Tafel 25
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