Titel: | Ueber Neuerungen an Milchschleudermaschinen. |
Autor: | J. H. |
Fundstelle: | Band 244, Jahrgang 1882, S. 373 |
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Ueber Neuerungen an
Milchschleudermaschinen.
Mit Abbildungen auf Tafel 28.
(Patentklasse 45. Fortsetzung des Berichtes Bd.
239 S. 42.)
Ueber Neuerungen an Milchschleudermaschinen.
A. Fesca in Berlin (* D. R. P. Zusatz Nr. 16493 vom 29.
April 1881, vgl. 1880 236 * 129. 1881 239 * 43) hat unter Beibehaltung des früheren
Constructionstypus solche Veränderungen an seiner Milchschleuder vorgenommen, daſs
dieselbe befähigt werden soll, gleichzeitig und ununterbrochen Rahm und Magermilch
in vorher zu bestimmendem gegenseitigem Verhältnisse ausflieſsen zu lassen.
Die in Fig. 1 und 2 Taf. 28
dargestellte Schleuder arbeitet in folgender Weise: Die Vollmilch gelangt durch ein
centrales Einlaufrohr auf einen im Trichtereinsatz g
angebrachten Zwischenboden und von hier durch einen Kranz von Oeffnungen t in den eigentlichen Schleuderraum auf einen Trichter
k. Hier steigt sie durch die Fliehkraft nach oben und scheidet sich
hierbei in Rahm und Magermilch. – Nun hat man an dieser Schleuder vier mit einander
communicirende Kammern zu unterscheiden: 1) Die Kammer zwischen dem Trommeldeckel
und dem Trichtereinsatz k; 2) die Kammer zwischen dem
Trichter k und dem unteren Theil des Trichters g; 3) die Kammer zwischen dem Trichter g und dem Trommelboden; 4) die Kammer zwischen dem
Trommelboden und einer Scheibe q. Der innere
Durchmesser der Oeffnung des Trichters k ist stets
kleiner als der Durchmesser der Rahmüberlauföffnung im Trommeldeckel. Der
Durchmesser der in der Scheibe q befindlichen Oeffnung
soll aber veränderlich sein und deshalb wird jeder Schleuder ein Satz solcher
Scheiben q (vgl. Fig. 2)
beigegeben. Wenn man sonach eine Scheibe q verwendet,
deren innerer Durchmesser gleich dem Durchmesser der Oeffnung im Trommeldeckel oder
kleiner als derselbe ist, so wird die Trommel ununterbrochen Rahm austreten lassen,
während sich die Magermilch in der Trommel ansammelt. Wählt man dagegen eine Scheibe
q von einem lichten Durchmesser, welcher
beträchtlich gröſser ist als der Durchmesser der Oeffnung im Deckel, so wird stetig
Magermilch austreten, während der Rahm sich in der Trommel ansammelt. Zwischen
diesen beiden äuſsersten Grenzen liegen dann diejenigen lichten Durchmesser von g, welche ein gleichzeitiges Austreten von Rahm und Magermilch gestatten.
Die ganze Regulirvorrichtung könnte natürlich auch statt an der untersten Kammer am
Trommeldeckel angebracht sein. In beiden Fällen aber ändert sich das gegenseitige
Verhältniſs der Rahm- und Magermilchausbeute während des Vorganges selbst; auch wird
der Abfluſs des Rahmes fortwährend durch den Zufluſs frischer Vollmilch
beeinträchtigt, weshalb dieses neueste Patent von Fesca
kaum als eine Verbesserung der früheren anzusehen sein dürfte.
Lefeldt und Lentsch in Schöningen (* D. R. P. Nr. 12728 vom 6. April 1880) haben das O. Braun'sche System der Milchausscheidung (vgl. 1880
236 * 129) in so fern aufgenommen, als über oder
unter der Trommel Röhren a (Fig. 3 und
4 Taf. 28) angeordnet sind, in welchen die Magermilch zunächst gegen die
Trommelachse und dann erst nach auſsen geleitet wird. Sonach ist die neueste
Schleuder von Lefeldt und Lentsch befähigt, den Rahm in
der Trommel zu behalten. Um auch diesen auszuschleudern bezieh. zur Spülung sind an
der Eintritt-steile für die geschiedenen Producte Hähne oder Ventile c angebracht. – Der Patentanspruch erstreckt sich auch
auf die Art der Schmierung des von dem Trommelboden verdeckten Spindelhalslagers
durch ein Tropfgefäſs h, welches über der durchbohrten
Spindel fest gelagert ist und in seiner steten Wirkung jederzeit ohne weiteres
beobachtet werden kann.
Geradezu als Copie der O. Braun'schen Milchschleuder,
übertragen auf Trommeln mit horizontaler Achse erscheint die Centrifuge von Gust. Adolf Hagemann in Kopenhagen (vgl. 1881 242 * 276). Der betreffende Patentanspruch richtet sich
auf „Horizontal gelagerte Centrifugen zum Scheiden von Flüssigkeiten mit an
beiden Seiten offener Trommel, bei denen die Flüssigkeit an dem einen Ende des
Schleudergefäſses eingeführt wird, während die getrennten Theile am
entgegengesetzten Ende ausflieſsen.“
H. Joh.
Krebs in Nykjobing, Dänemark (* D. R. P. Nr. 12409 vom 16. November 1879) hat sich
hinsichtlich der Art der Milchscheidung die Laval'sche
Construction (1881 239 * 44) zum Vorbild genommen, weicht
aber von derselben wesentlich ab in Bezug auf die Art, wie die Trommel gespeist
wird. Hier saugt nämlich die Fliehkraft die Vollmilch aus einem untergestellten
Gefäſse u (Fig. 5 und
6 Taf. 28) durch die Röhren h in die
Schleuder, woselbst nach erfolgter Trennung der Rahm durch die Röhre i aufsteigt und durch das Rohr m ausflieſst, während die Magermilch durch die Röhren j, k und l zum Austritt
gelangt. Die Röhren l und m sind mit Gewinden versehen, um das Verhältniſs der Rahmausbeute
gegenüber der Milchausbeute reguliren zu können. Die Trommel wird durch Hebung des
Abschluſsventiles am unteren Ende der Röhre u entleert.
Um etwaigen Falles auch die Trommel von oben speisen zu können, geht die Röhre u durch die ganze Schleuder und über das Hängelager
hinaus. Dieses obere Ende muſs natürlich verschlossen sein, wenn die Maschine aus
einem unteren Gefäſse saugen soll.
Der Apparat mag für andere Substanzen, welche eine Trennung nach dem specifischen
Gewichte erfahren, vielleicht von Nutzen sein; für die Scheidung von Milch aber,
welche immer nur in verhältniſsmäſsig geringen Mengen vorhanden ist, kann der aus
dem „Saugen“ erwachsende Vortheil die Nachtheile der umständlichen Lagerung
u. dgl. nicht aufwiegen.
Die Laval'sche Schleuder selbst hat
eine wesentliche Verbesserung erfahren durch den Erfinder Gust. de
Laval in Stockholm selbst (* D. R. P. Zusatz Nr. 17423 vom 18. Juni 1881). Zunächst sind
die Ringkanäle, in welchen die getrennten Flüssigkeiten aufstiegen, in Wegfall
gekommen und dadurch wurde einerseits das Trommelinnere vollständig frei zugänglich;
andererseits wurde die Möglichkeit geschaffen, Rahm und Magermilch in der gleichen
Entfernung von der Trommelachse austreten zu lassen. Man ist also im Verhältniſs der
Rahm- zur Magermilchgewinnung unabhängig von Aenderungen in der
Rotationsgeschwindigkeit der Trommel und bestimmt dieses gegenseitige Verhältniſs je
nach der Gröſse der Einsätze, welche man bei e (Fig.
7 Taf. 28) für den Abfluſs der Magermilch anbringt, oder durch Stellung
der Schraube, welche die
Mündung e1 für den
Abfluſs des Rahmes verändert. Der Eintritt der Vollmilch geschieht unter Vermittlung
des Trichters P und der am Trennungsflügel m sitzenden Röhre g.
Dieser Trichter mit Flügel und Röhre ist mit der Trommel nicht verschraubt, sondern
wird einfach auf den abgedrehten Rand aufgesetzt und hält sich während des
Schleuderns durch das einseitige Fliehmoment des Flügels mit einer Knagge r an der Trommelwand fest.
Ein weiterer Vortheil der Construction liegt darin, daſs die Milch nicht mehr
central, sondern diametral der Abzugsstelle für die Magermilch eintritt. Auf diese
Weise werden sämmtliche Milchtheilchen gezwungen, einen gleich langen Weg behufs
ihrer Scheidung zurückzulegen.
Burmeister und Wain in Kopenhagen (* D. R. P. Nr. 17541 vom 28. Juni 1881) suchen diejenigen
Milchschleudern zu verbessern, welche den Rahm durch messerartige Vorrichtungen aus
dem Trommelinnern heraus schälen (vgl. H. Petersen 1881
239 * 45). Es hat sich bei diesen Maschinen nämlich
der Uebelstand gezeigt, daſs das eindringende Messer eine Wellenbildung veranlaſst,
welche den Vorgang der Scheidung beeinträchtigt. Deshalb ist hier an der
Trennungsplatte P (Fig. 8 Taf.
28) eine Flansche r angebracht, die mit P einen schmalen Ringkanal bildet, in welchem das
röhrenförmige Messer läuft. Die Wellenbildung kann sich also nicht über das
Trommelinnere ausbreiten. Um die Stärke der abzurahmenden Schicht genau reguliren zu
können, ist das röhrenförmige Messer durch Schraube und Handrad zu verstellen.
Zwei Constructionen versuchen die Regulirung der Austrittmengen von Rahm und
Magermilch durch Schwimmer.
Bei der ersten Maschine von Eugen Langen in
Köln (* D. R. P. Nr. 13369 vom 3.
December 1878) wird als Schwimmer ein ringförmiges, um die centrale
Einlaufröhre sich leicht auf und ab bewegendes Hohlgefäſs S (Fig. 9 Taf.
28) verwendet, das so bemessen bezieh. belastet ist, daſs es im Rahm untersinkt, in
der Magermilch aber schwimmt. Denkt man sich also diesen Apparat in Gang gesetzt, so
wird der Rahm bei R überschieſsen, während die
Magermilch sich in der Trommel ansammelt. Schlieſslich wird so viel Magermilch in
der Trommel sein, daſs der Schwimmer sich hebt und hierbei an den Winkelhebel W stöſst, welche die Ventile O öffnen und die Magermilch austreten lassen. Bei ununterbrochenem Zufluſs
von Vollmilch wird sich ein den allgemeinen Verhältnissen entsprechender
Gleichgewichtszustand herstellen, so daſs durch die Oeffnungen O fortwährend Magermilch, über den Rand R fortwährend Sahne abflieſst.
O. Ch. Petersen und Gottf. Eickhoff in
Kopenhagen (* D. R. P. Nr. 13051 vom
23. December 1879) verwenden Schwimmer, welche direct mit Ventilklappen
oder Schiebern verbunden sind. Am Deckel der kugelförmigen Trommel sind rechts und links vom
Einlaufrohr zwei Röhren d und e (Fig. 10
Taf. 28) angebracht, von denen erstere den Rahm, letztere die Magermilch abführen
soll. Diese Röhren d und e
sind durch Ventile f und g
verschlossen, welche mit Schwimmern s und s1 versehen sind. Dem
Schwimmer s wird ein solches specifisches Gewicht
gegeben, daſs dasselbe gleich ist dem Maximumgewicht der Flüssigkeit, welche man für
d zu erhalten wünscht. Demzufolge wird das Ventil
f so lange durch die Fliehkraft nach auſsen
getrieben werden, als sich an dieser Stelle Flüssigkeit befindet, welche leichter
ist als das Ventil. Der Schwimmer s1 dagegen erhält ein specifisches Gewicht
entsprechend dem Minimumgewicht der an dieser Stelle abzuziehenden Flüssigkeit; er
wird sich also, da sein Gelenk dem von s
entgegengesetzt liegt, so lange offen halten, als sich an dieser Stelle Flüssigkeit
befindet, welche schwerer ist als das Ventil.
Statt der Ventile können auch Schieber angewendet werden. Wollte man für eine und
dieselbe Rohrmündung gleichzeitig ein Maximal- und ein Minimalgewicht der
auszutretenden Flüssigkeit festsetzen, so könnte man Doppelventile s2 (Fig. 11)
anwenden, von denen das eine nach auſsen, das andere nach innen schlägt. – Diese
Schleuder dürfte sich für die Milchscheidung wohl auf keinen Fall eignen, denn bei
der Consistenz des leichteren Productes, des Rahmes, wird das Ventil f nie richtig wirken. Aus dem gleichen Grunde erscheint
auch die Langen'sche Schleuder bedenklich, obwohl hier
der Schwimmer noch wesentlich günstiger gelagert ist als bei der letzt beschriebenen
Schleuder.
J. H.